Freier Fall

176 7 2
                                    

Die Beerdigung war nicht lange hin, nur ein paar Stunden. "Geht das so?", Tarek hatte eine schicke, schwarze Hose, ein schönes, schwarzes Hemd und schwarze Sneaker an. Traurig umarmte ich ihn. "Du siehst super aus.", kräftig drückte er mich an sich. "Du auch, Baby.", er küsste meine Stirn. "Tua wollte auch kommen, wenn es ok ist.", ich nickte. "Gerne. Max und die 187er kommen auch.", etwas überrascht sah Tarek zu mir. "Das ist doch schön.", nickend löste ich mich. Nach dem Essen fuhren wir zur Leichenhalle, die Familie traf sich dort. Wir setzten uns Familienweise hin und warteten, bis es anfing. Wie viele Leute da waren, konnte ich nicht erkennen und eigentlich war es mir egal. Tarek hielt die ganze Zeit über meine Hand, ich hielt die meiner Mutter. Der Sarg wurde raus getragen, alle gingen hinterher. Meine Mutter wollte die Rosenblätter nicht ins Grab werfen, ich konnte mich ebenfalls nicht bewegen. "Hey, komm schon.", Tarek öffnete vorsichtig meine Hand und befreite mich aus der Trance, dann machte er das selbe bei meiner Mutter, was ich sehr zu schätzen wusste. Mein Onkel kam dann zurück, er war vor uns gewesen, nahm meine Mutter in den Arm und ging mit ihr weiter. In der Kirche starrte ich nur die Löcher in der Wand hinter dem Altar an. Es waren 214 Stück, das hatte ich mit verschiedenen Rechenwegen herausgefunden. Nach der Messe standen noch sehr viele Leute vor der Kirche, sprachen uns ihr Beileid aus und redeten über andere Dinge. "Da ist Tua.", weiste Cara mich drauf hin. Ich ließ Tareks Hand los und umarmte den Großen. "Tut mir leid.", er wusste, was ich fühlte, ich blieb erst ruhig. "Gehts?", ich schüttelte den Kopf. "Ich kiff mich heute Nacht zu.", meinte ich traurig lächelnd. "Ich werde dich nicht aufhalten.", Tarek begrüßte Tua ebenfalls, dann sah ich Max und die anderen vier. Der Vierte war jedoch nicht Saphi oder Rico, sondern LX. "Alex.", ich ging einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. "Du bist draussen.", er nickte und drückte mich an sich. "Hey, tut mir leid, das mit deinem Opa.", er löste sich und sah mich mitfühlend an. "Danke.", schluchzte ich. Maxwell, Bonez, Gzuz folgten LX. "Rico ist mega erkältet und sein WLAN ist im Arsch.", erklärte Max. "Ist okay.", ich war froh, dass die Jungs da waren. "Wo ist Lea?", fragte Gzuz. "Bei ihrem Bruder.", sie war nicht oft bei ihm, denn er lebte in Dänemark.

Vier Stunden später lagen Tarek und ich kiffend im Bett. "Du kriegst das mit dem kiffen nur von Tour zu Tour hin?", fragte ich ihn, da er ja aufhören wollte. "Schon irgendwie.", gierig sah er an meinem Körper herab. "Ich liebe dich.", ich rollte auf ihn. "Ich dich auch.", Tarek küsste mich. Schweigend schauten wir uns an und kifften, es war sehr angenehm. Es dauerte nicht lange, bis ich einfach einschlief.

Ich wurde wach geklingelt, jedoch war es mir egal, dass jemand vor der Tür stand. Kurz danach klingelte mein Handy, Tua rief an, ich nahm nicht ab. Desinteressiert ließ ich es klingeln. Gerade als es aufhörte wurde die Wohnungstür aufgestoßen. Ich machte mein Handy aus und legte mich wieder hin. "Jenn.", rief Tarek und kam ins Schlafzimmer. Gähnend sah ich zu ihm. "Du warst wach, das weiß ich.", er war genervt. "Warum machst du Tua nicht auf?", ich zuckte mit den Schultern. "Hast du ja jetzt.", mein Verhalten war scheiße, Tarek ging raus und fluchte, danach kam Tua herein. Der Große hatte Eis dabei, ich holte aber mein Gras raus und wollte kiffen. "Nicht jetzt schon.", ich nickte, während er sich auf das Bett setzte. "Doch, weil ich erwachsen bin und das selber entscheiden darf." "Ist ja gut.", er machte sich ein Eis auf. "Denk dran, dass wir heute wieder zurück fahren.", Tarek schaute ins Zimmer und stellte seine Tasche ab. "In drei Stunden, ich weiß.", sagte ich sanft. "Wieder eingekriegt?", ärgerte Tarek mich, küsste mich liebevoll und ging wieder zur Tür. "Mit Iara alles klar?", warnend schaute er zu Tua, der nur lächelnd nickte. "Gut.", mein Freund schloss die Tür hinter sich. "Was geht in dir vor?", quetschte Tua mich aus. "Ich hasse alles." "Tust du immer." "Noch mehr.", Tua legte seinen Arm um mich. "Es ist ein freier Fall, ich weiß. Jetzt darfst du das noch. Erinnere dich daran, was du mir gesagt hast.", ich nickte. "Ja, ich weiß.", gab ich nach. Während ich den Joint aufrauchte, redeten wir weiter, es tat gut. "Ich werf dich ungerne raus, aber wir müssen los.", Tarek hatte die ganze Zeit gezockt. "Ist gut.", nickte Tua, sah mich prüfend an und stand dann auf. Er verabschiedete sich und ging dann.

"Ich liebe dich. Tut mir leid.", wir saßen im Flugzeug, die anderen waren noch in Österreich und besuchten Bilderbuch.  "Weiß ich doch, ich liebe dich auch.", Tarek saß am Fenster, ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, wir blieben ruhig. "Wie ist das so, dass die beiden draußen sind?", fragte Tarek dann. "Ich bin froh, dass sie raus sind. Hoffentlich kommen sie nie wieder rein.", er küsste mich und nickte. "Es ist kacke dort.", flüsterte er. "Ausnüchterungszelle hat mir schon gereicht.", Tarek sah zu mir. "Mit ihm?", ich nickte. "Es war eine der ersten Partys, zu der wir gegangen sind. Eine Houseparty bei seinem Kumpel. Die haben alles genommen, Heroin, Kokain, Speed, LSD, MDMA und dazu Alkohol. Es war super ekelhaft.", erzählte ich. "Wie seid ihr in der Ausnüchterungszelle gelandet?", mein Sitznachbar sah abgeneigt zu uns rüber. Mit bösen Blick musterte ich ihn, Tarek drehte mein Gesicht wieder zu sich. "Wir sind bei der S-Bahn in zwei Polizisten gelaufen.", Tarek lachte. "Natürlich.", ich nickte. "Das war das zweite mal, dass ich mit Polizisten in Berührung kam. Naja und dann war ich mit den Jungs auf Tour." "Wie war des so, mit den auf Tour?" "Anstrengend, laut und besoffen. Aber ich lieb die Jungs und es war auch schön sie um mich zu haben, denn sie haben auf mich aufgepasst.", ich erinnerte mich zurück, es war eine schwere Zeit für mich gewesen. "Du hast jetzt mehr Stabilität, es wird nicht mehr wie früher.", flüsterte Tarek beruhigend, was ich simple abnickte und mich an ihn kuschelte...

Alles Endete Im BunkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt