"Hi Mutter.", umarmte ich sie. "Na.", sie lächelte. Tarek wurde auch herzlich begrüßt. Wir setzten uns in das Wohnzimmer. "Wie war der Urlaub?" "Sehr gut. Es wurde mal Zeit, dass wir uns richtig aussprechen.", Tarek nickte. "Ja, das ist sehr wichtig. Ehm, hast du nochmal was von deinen Vater gehört." "Nein, zum Glück nicht." "Ja zum Glück.", bestätigte Tarek. "Ach stimmt, du hast ihn ja auch kennengelernt.", erinnerte meine Mutter sich. "Ja er war ein Arschloch. Wenn ich da jetzt noch dran denke, werde ich aggressiv.", ich legte beruhigend meine Hand auf sein Bein. "Ist er wirklich. Es hat so gut angefangen. Mit seinen blöden anderen Kollegen ist er dann nur noch trinken gewesen, viel unterwegs. Midlife-Crisis." "Ich will gar nicht wissen, wie er zu dir war.", sagte ich vorsichtig. "Oh nein, süße. Er hat mich nicht geschlagen, es war mental, dominant sein. Er war wirklich ein schöner Mann, meine Güte.", ich lachte wegen ihrer letzten Aussage. "Er war wirklich sehr schön.", ich hatte einige Bilder von ihm gesehen. Mein Vater war 1,90m groß, ein markantes Gesicht und gut gebaut. Damals sah er wirklich gut aus. "Dir hat er nie was getan, oder?", ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein. Was ich nicht leiden konnte damals war, dass er so herablassend gegenüber Max war. Vorurteile ihn und Rico gegenüber.", meine Mutter nickte. "Ja das war schrecklich. Ich mag Max sehr. Er war am Anfang kein guter Einfluss, aber er hat sich geändert und parallel bist du abgerutscht wegen Fabian." "Das war allein meine Schuld. Fabian ist ein Spasti gewesen, aber es war meine eigene Entscheidung, ich hab's ja auch ohne ihn genommen. Es kam am Anfang von Max und seinen Jungs.", sie zuckte mit den Schultern. "Trotzdem hat er dich darin immer bestärkt. Max und die anderen hätten dich irgendwann aufgehalten, bevor es so weit gekommen wäre." "Naja, das weiß man nicht genau. Es ist nunmal so gelaufen, wie es gelaufen ist.", Tarek bemerkte, dass es mir unangenehm war. "Wie ist es bei dir und Kretzsche? Alles fit?", fragte er meine Mutter dann, sie lächelte. "Ja. Wir wollen beide eine Erwachsene Beziehung führen. Wir reden viel, wenn uns etwas stört und versuchen den anderen zu verstehen. Ich kann gut schnell ausrasten, genau wie er, deswegen ist das ganz gut. Wir bekommen das hin.", ich freute mich wirklich für beide. "Kretzsche ist ein Schätzchen. Ich hab ihn echt gern.", meine Mutter nickte. "Wie ist das eigentlich mit deinem Entzug abgelaufen? Das hast du mir nie richtig erzählt.", fragte Tarek vorsichtig. "Naja. Ich nahm Drogen seit ich 16 war glaube ich. Also da fing das an mit Gras. Mit 17/18 hab ich Max und Fabian später auch kennengelernt, bei dem ich dann Speed, Koks, Tilidin, Ecstasy gesehen habe. Mit Skinny und Skippo hab ich dann Speed probiert und auch mal Ecstasy genommen. Max und die Jungs haben vertickt für ne Zeit. Ich war immer öfter auf Speed und hab auch mal andere Sachen ausprobiert. Teilweise im Unterricht auf Klo gegangen und Speed gezogen um klar zu kommen.", meine Mutter legte ihre Hand auf meine und lächelte mich sanft an. "Weißt du, vieles ist einfach nur ein Schleier in meinem Kopf, da ich so zugedröhnt war und gar nicht mehr weiß, was wirklich passiert ist. Auf jeden Fall war ich dann in der Ausbildung als Elektroniker bei meinem Onkel in der Firma. Natürlich war ich auch da oft auf Speed und gleichzeitig high oderso, es war krass. Mein Onkel hat meiner Mutter bescheid gesagt und mich immer wieder nach Hause geschickt, fand ich ja super. Im letzten Ausbildungsjahr, da war ich 21 glaube ich, haben Lea und meine Mutter mich zum Arzt geschleppt.", fing ich weiter an zu erzählen. "Wir haben den Arzt gebeten, eine Überweisung zu schreiben, dass wir sie in die Entzugsklinik bringen können. Sie wollte erst nicht, hat es aber auch nicht wirklich verstanden, weil sie so drauf war.", erzählte dann meine Mutter. "Die haben da erst versucht mit mir zu sprechen, aber da das nicht funktionierte, wurde ich in mein Zimmer gesteckt. Sogar ohne Zimmergenossen am Anfang, weil ich relativ aggressiv war. Der kalte Entzug traf mich wie ein Zug, fuck, das war hart. Es kam überraschend, ich dachte ich muss sterben.", erinnerte ich mich genau an den Moment der Realisation. "War das so schlimm?", fragte Tarek, was ich mit einem Nicken bestätigte. "Ich kann das mit nichts vergleichen, so dass du es vielleicht nachvollziehen kannst gerade. Man muss es wirklich selbst erlebt haben um darüber urteilen zu können. Mein ganzer Körper tat weh. Ich hab nichts gegessen, nur geschlafen. Dann kam das Erbrechen und Zittern und dieser Drang irgendwas zu konsumieren war so unglaublich groß. Sie haben mich nach Medikamenten gefragt, damit meine Symptome abklingen, aber ich wollte nicht. Ich wusste was ich tat, jedesmal wenn ich diese Line zog. Es war wirklich hart dort. Sie dachten, sie müssten mich wieder entlassen, weil die mich ja nicht einfach dort festhalten können. Doch als der Entzug dann da war, wurde mir klar, was alles passiert war. Ich brauchte definitiv Hilfe und hab denen dann unterschrieben, dass ich die Therapie bzw den Entzug durchziehen will. Drei Wochen war ich da stationär, die haben Alkohol, Gras und alles andere entwöhnen wollen. Als ich raus kam hab ich auch erst nichts getrunken, Gras hab ich geraucht um mich zu beruhigen.", Tarek nickte. "Als wir uns kennengelernt haben, hast du jeden Tag mindestens ein Bier getrunken." "Ja, das wir Stressabbau. Unizeit war scheiße.", lachte ich kurz. "Das ist ja aber auch vorbei, zum Glück.", meinte Tarek und küsste meine Stirn. "Ja, so viel trinke ich ja nicht mehr."
Mein Handy klingelte, es war Bonez. "Was gibt's, großer?" "Euer Maklertyp damals war der nice?" "Ja, warum? Holst du dir eine Wohnung in Berlin?", fragte ich hoffnungsvoll. "Ja, will ich. Kannst mir gleich mal die Nummer rüber schicken?" "John, alles okay?", meine Mutter und auch Tarek sahen mich neugierig an. "Ne, hab Stress mit meiner Frau. Ich wollte aber eh schon länger eine Wohnung bei dir, Max und Raf in der Nähe.", spielte er es herunter. "Okay, bau keinen scheiß und sag bescheid, wenn du was brauchst. Ich schick dir gleich die Nummer rüber." "Danke, kleine. Hab dich lieb." "Ich dich auch, du Idiot.", lachte ich und legte dann auf. "Was hat John?", fragte meine Mutter als erste. "Er sucht eine Wohnung in Berlin.", sagte ich simple und schickte Bonez schnell die Nummer rüber. "Sonst alles okay bei ihm?", ich nickte. "Er ist gestresst, aber das ist nichts neues.", daraufhin nickte meine Mutter. "Wie geht's jetzt weiter mit Gzuz?", fragte sie vorsichtig, ich seufzte leicht. "Er ist einfach ein Dummkopf. Die Jungs müssen endlich mal anfangen zu verstehen, was es für Konsequenzen gibt im Leben und dass sie nicht mit allem einfach so durchkommen. Gzuz ist der übelste von ihnen. Ich gehe stark davon aus, dass er für 1-2 Jahre in den Knast muss. Wahrscheinlich ohne Bewährung, da er einige Sachen gemacht hat, während er auf Bewährung war.", erzählte ich ihr. "Ich werde mich da jetzt aber raus halten, weil die Jungs das so wollten. Dann sollen sie zusehen, wie sie zurechtkommen.", sie nickte grinsend. "Das ist gut. Lade dir das nicht immer auf, nicht alles musst du kontrollieren.", tadelte meine Mutter mich, was Tarek zum Lachen brachte. Etwas verwirrt musterte meine Mutter ihn, während ich ihn haute. "Ich sag ihr das auch und Iara sage ich es auch immer wieder.", lächelte mein Freund.
Es war schön mit Tarek bei meiner Mutter zu sein und einfach zu reden, meine Familie fehlte mir. Ich fand kaum Zeit mich bei irgendwem zu melden, selbst Cara hatte ich einige Zeit nicht mehr gesehen.
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Alles Endete Im Bunker
FanfictionFortsetzung von 'Alles begann im Club' Das Drama um Jenn geht weiter. Sie versucht irgendwie weiter zu kommen im Leben, während alles drunter und drüber geht. Das Leben von ihr und Tarek nimmt dennoch eine große Wendung.