Ein neues Mitglied

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„Sirius, ich muss mit dir reden." Sirius blickte unverzüglich vom Tagespropheten auf, den er mit abschätzigem Interesse verfolgt hatte und sah seinen besten Freund besorgt an. Für gewöhnlich nannte er ihn „Tatze", wenn die beiden alleine waren und er wusste aus Erfahrung, dass die Verwendung seines richtigen Namens nur eines bedeuten konnte: Remus musste wirklich ernste Sorgen haben.

Das letzte Mal, als er ihn so genannt hatte, war noch zu Hogwarts-Zeiten gewesen – erneut in Selbstzweifel versunken, wollte Remus damals die Schule für immer verlassen, um seine Mitschüler nicht weiterhin der Gefahr auszusetzen, die er als Werwolf für sie darstellte.

Glücklicherweise war es Sirius mit tatkräftiger Unterstützung von James damals geglückt, ihn davon zu überzeugen, dass er in der Heulenden Hütte keine Gefahr für seine Mitschüler darstellen würde und Dumbledore ihn zweifelsfrei aufhalten könnte, sollte er wirklich auf irgendwelchem Wege ins Schloss gelangen.

„Wir... sind allein, oder?" fragte Remus etwas zögerlich und riss Sirius damit aus seinen Gedanken. Das unbehagliche Gefühl in seiner Magengegend, das sich aufgetan hatte, als er seinen Namen aus Moonys Mund vernommen hatte, nahm abermals zu.

Remus wirkte unsicher und da er eine durchaus ruhige Person war, die nur selten die Fassung verlor, musste es sich um etwas wirklich Wichtiges handeln. Sirius nickte stumm, legte den Tagespropheten aus der Hand und setzte sich auf dem Stuhl, auf dem er saß, aufrecht hin. Lupin schloss zeitgleich die Tür, belegte sie mit dem Imperturbatio-Zauber, damit niemand lauschen konnte und begann in der Küche auf und ab zu laufen. Sirius verfolgte ihn mit angespanntem Blick, bis Remus schließlich stehen blieb, tief durchatmete und die erdrückende Stille durchbrach:

„Ich habe mein größtes Tabu gebrochen und ..." Er schluckte schwer. Man konnte ihm ansehen, dass es ihn all seine Selbstüberwindung kostete, um weiterzusprechen. „...und mich in Tonks verliebt", würgte er angestrengt hervor.


Einige Monate zuvor

Als Lupin an diesem Tag den Grimmauldplatz Nummer 12 betrat, merkte er sofort, dass etwas anders war. Die bereits anwesenden Ordensmitglieder tuschelten aufgeregt miteinander und die angespannte Stimmung schien fast greifbar. Er stand mittlerweile im Türrahmen der Küche und beobachtete die dort versammelten Leute, von denen ihn keiner bemerkt zu haben schien.

„Was ist los?" fragte er laut in die Runde und konnte dabei den besorgten Unterton, der in seiner Stimme mitschwang, nicht verbergen. Das Flüstern erstarb augenblicklich und sämtliche Augen richteten sich auf ihn. Er fühlte sich etwas unbehaglich, nun der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geworden zu sein und richtete seine Worte nun direkt an die kleine, runde Frau mit den leicht lockigen, roten Haaren: „Molly?"

„Oh Remus, schön, dass du da bist! Mad-Eye hat uns vorhin seinen Patronus gesendet und verkündet, dass sein Schützling sofort zugesagt hätte und fortan ein Ordensmitglied sein wird", strahlte Molly. „Sie wird schon heute kommen! Verstärkung, gerade, wenn wir sie am meisten gebrauchen können!"

„Nur...", meldete sich der kleine Dädalus Diggel zu Wort, „...soll sie ziemlich tollpatschig sein und einige befürchten, dass sie dem Orden wohl ... nun ... mehr Schaden-"

„Iwo!", winkte Molly schnell ab. „Mad-Eye hat versichert, dass sie sich sehr geschickt verhalten kann, wenn's denn drauf ankommt..." „...und wir alle wissen, dass Mad-Eye niemals jemanden in den Orden holen würde, von dem er nicht überzeugt ist, dass er vertrauenswürdig ist und hilfreich sein wird", sprang Arthur Weasley seiner Frau bei.

„Er ist jedenfalls vorsichtiger als wir alle", warf Sirius nun ein. „Als du auf jeden Fall, Sirius!" sagte Molly und der vorwurfsvolle Unterton war nicht zu überhören.

Weil du mich zum Menschen machstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt