„Na, wie geht's denn so?", fragte Tonks grinsend, als sie vier Abende später gewohnt stürmisch in die Küche des Hauptquartiers platzte.
„Dir offenbar blendend." Sirius lächelte und stand auf, um sie zur Begrüßung zu umarmen.
„Jup", bestätigte Tonks. „Weißt du, ich hab' bald Geburtstag und so und seit Remus' Party bin ich wohl wieder auf den Geschmack gekommen."
„Verstehe", entgegnete Sirius, doch das Lächeln auf seinem Gesicht wirkte erzwungen. Er durfte das Hauptquartier nicht verlassen – und damit würde er Tonks' Party verpassen.
„Du darfst hier nicht weg, stimmt's?", fragte Tonks, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
Sirius schloss zur Antwort die Augen und seufzte leise.
„Wäre es okay für dich, wenn ich hier feiern würde – weil ich meine, dann könntest du dabei sein und so –"
„Das wäre großartig, Tonks!", jubelte Sirius und schien um ein Vielfaches glücklicher. „Wann genau hast du denn Geburtstag?"
„Am 9. Mai", verkündete sie strahlend. „Wo ist Remus? Ich wollte ihm auch noch Bescheid geben."
„In seinem Zimmer und liest", antwortete Sirius fröhlich.
„Alles klar, ich mach mich dann mal auf den Weg zu ihm", flötete Tonks und winkte ihm im Hinausgehen zu.
Sie stieg die Treppenstufen hinauf und klopfte vorsichtig an Remus' Zimmertür.
„Herein", ertönte es von innen.
Remus saß in einem schwarzen Sessel und las, doch hob er den Kopf, als Tonks den Raum betrat. Er sah sehr blass aus.
„Hey, Remus", begrüßte sie ihn fast schüchtern.
„Tonks!", rief er überrascht und ein wenig zerstreut aus, „bei dir weiß man echt nie, wann du so auftauchst!"
Er ging zu ihr und umarmte sie, das Buch noch immer in der Hand haltend.
„Also, reiner Freundschaftsbesuch oder hast du ein Anliegen?"
„Ich – äh... ich feiere bald Geburtstag und ich wollte fragen, ob es in Ordnung wäre, bei euch zu feiern – Sirius hat mir zwar schon zugesagt, aber ich wollte auch dein Okay – und dir so generell halt Bescheid geben."
„Verstehe", antwortete Lupin lächelnd und warf einen Blick zu seinem Kalender an der Wand. „Stimmt, es ist ja schon Mai... Verzeihung, ähm, wann hast du noch einmal Geburtstag?"
„Am neunten", erwiderte Tonks grinsend und spürte die Vorfreude buchstäblich in ihr auflodern.
Lupins Gesichtsausdruck fiel jedoch etwas in sich zusammen. „Da bin ich... leider nicht da", murmelte er mit gequältem Lächeln. „Vier-Tages-Mission für den Orden, vom achten ab."
„Oh, verstehe", antwortete Tonks und es war ihr, als hätte man all die Vorfreude auf einmal in bittere Enttäuschung verwandelt.
„Du kannst natürlich trotzdem hier feiern", entgegnete Lupin sofort, als er ihr Gesicht sah.
„Danke." Tonks bemühte sich, so natürlich wie möglich zu lächeln. „Also – ähm – bis demnächst dann!"
Lupin nickte ihr freundlich zu und Tonks verließ betrübt den Raum.
Ohne sich von Sirius zu verabschieden, hastete sie die Treppen hinunter und raus aus dem Haus und apparierte in Windeseile zu ihrer Wohnung.
Sie warf sich auf ihr Sofa und spürte, wie heiße Tränen vereinzelt ihre Wangen hinunterliefen.
„W-was?", stammelte sie, als sie realisierte, dass sie weinte. Sie wischte die Tränen mit ihrem Ärmel schnell hinfort.
„W-wieso? E-er ist doch nur einfach nicht da – er..." Sie verstummte jäh und versuchte verzweifelt eine Erklärung für ihr kindisches Verhalten zu finden.
Wenn Sirius nicht dabei gewesen wäre – es wäre zweifelsfrei schade gewesen, aber niemals hätte sie die ganze Feier einfach absagen wollen und genau danach fühlte sie sich gerade.
Hieß das, dass Remus ihr einfach noch mehr bedeutete?
Tonks presste die Lippen aufeinander, um mit dem Weinen aufzuhören, doch noch immer bahnten sich vereinzelte Tränen den Weg in ihren Schoß.
Eigentlich hatte sie nicht den Eindruck, dass sie Remus mehr mochte als Sirius. Beide waren absolut klasse und doch war es – anders. Irgendwie, auf undefinierbare Weise, verschieden. Sie war immer der Ansicht gewesen, dass es wohl daran lag, dass Sirius irgendwie zu ihrer Familie zählte und Remus ein sehr guter Freund war, aber nun wollte sie diese Antwort nicht mehr zufriedenstellen.
Doch was gab es denn überhaupt für andere Möglichkeiten?
Wenn sie Remus lieben würde, könnte sie es vielleicht noch verstehen. Womöglich hätte ihr Herz die Absage als persönlichen Angriff gewertet, so unlogisch dies auch zu sein schien, da ihr Gehirn schließlich genau wusste, dass er eine Mission zu erledigen hatte, die zweifelsfrei wichtiger war als ein Geburtstag.
Aber sie liebte ihn schließlich nicht.
Bei dem Gedanken schossen ihr wieder Szenen in den Kopf, wie schon bei der Wache vor ein paar Tagen.
Remus stand vor ihr und sah ihr unentwegt in die Augen. Sein Blick war intensiv und fesselnd, doch auf irgendeine Weise gleichermaßen zärtlich. Vorsichtig, als könne sie zerbrechen, nahm er eine Hand, hob ihr Kinn an und berührte zärtlich ihre Lippen mit den seinen.
Tonks spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam und sich ein seichtes Kribbeln in ihrem Bauch ausbreitete.
Halt. Moment. Stopp!
Wenn sie von der bloßen Vorstellung ihn zu küssen schon eine Gänsehaut bekam – hieß das – dass sie wirklichin ihn verliebt war?
Tonks schluckte und stellte sich das Szenario abermals vor.
Das Ergebnis blieb dasselbe.
Einige Sekunden starrte sie einfach nur vor sich hin, nahm kaum wahr, wie ihre Tränen versiegten.
„Oh, Merlin!", japste sie schließlich, sprang auf und begann in ihrem Wohnzimmer auf und ab zu laufen. „Merlin, Merlin, Merlin! Ich habe mich in Remus – oh Merlin!"
Sie lief immer weiter und keuchte bald, als wäre sie einmal um Hogwarts gerannt, doch waren es ihre Gedanken, die sie wirklich in Atem hielten.
Er war doch die ganze Zeit vor ihr gewesen und nie – und plötzlich – und – das ergab doch alles gar keinen Sinn – warum jetzt?! Oder war es schon länger so gewesen und Sirius hatte sie erst aufwecken müssen, ehe sie es bemerken konnte? Doch neulich Abend war er ihr nicht in den Sinn gekommen – sie hatte sogar kurz über eine Beziehung mit Mad-Eye nachgedacht – sie hatte Bill um ein Date bitten wollen – wie also...?!
Wahrscheinlich war es wirklich so gewesen, dass sie die Gedanken an ihn in dieser Hinsicht verdrängt hatte, weil sie ihre Freundschaft nicht gefährden wollte und nun – kam sie nicht mehr umhin, zu erkennen, dass ihre Freundschaft durch ihre Gefühle bereits gefährdet war – und sie nicht länger vor ihnen davon laufen konnte.
„Merlin!", keuchte Tonks abermals und lies sich wieder auf dem Sofa nieder.
Und nun?
Sollte sie es ihm sagen?
Dass sie sich ein bisschen in ihn verliebt hatte?
Sollte sie mit Sirius sprechen? Er hatte sich angeboten... und sie hatte zugestimmt, doch jetzt, da es soweit war, war ihr überhaupt nicht mehr danach, mit Sirius darüber zu sprechen... wie würde er reagieren, wenn er herausfand, dass sie Gefühle für seinen besten Freund hatte?
Und sollte sie es Remus direkt sagen? Wohl eher nicht, immerhin liebte er sie doch sicher nicht – soweit sie wusste, war er überhaupt noch nie verliebt gewesen – und ihre Freundschaft und – also – erst einmal abwarten und nichts tun? Hoffen, dass sich die Empfindungen wieder verflüchtigten?
„Ja, das ist wohl das Beste", murmelte Tonks, doch wusste sie nicht, ob sie diese besondere Bindung zu Remus nun wieder verlieren wollte oder nicht.~
Als sie sich etwa eine halbe Stunde später wieder beruhigt hatte, machte sie sich wieder auf zum Grimmauldplatz – Sirius dachte womöglich noch immer, dass sie dort sei.
„Ich dachte, ich komm' mal wieder zu dir", sagte sie lächelnd, als sie in die Küche hereingeschneit kam und sich zum Dunkelhaarigen setzte.
„Ah – ja", sagte Sirius mit verschmitztem Grinsen und leicht erhobenen Augenbrauen, „warst ja lange weg."
„Hm-mm", machte Tonks nur und wollte schnell vom Thema ablenken, um nicht preisgeben zu müssen, dass sie zwischenzeitig Zuhause geweint hatte.
„Also, äh, Remus ist übrigens vom achten ab vier Tage weg, also müssen wir wohl ohne ihn feiern." Sie war merklich erleichtert darüber, dass ihre Stimme nicht brüchig wurde.
Obwohl Tonks noch immer danach war, die Feier ganz abzusagen, würde sie Sirius das einfach nicht antun können.
„Ach stimmt, Moony hatte da was erwähnt", murmelte Sirius und sah plötzlich auch ein wenig geknickt aus. „Aber – warum verschiebst du die Feier nicht einfach?"
Daran hatte Tonks auch schon gedacht.
„Ich muss am Wochenende arbeiten", seufzte sie, „und außerdem habe ich dann unter der Woche neben der Arbeit auch noch einige kleinere Missionen für den Orden zu erledigen und kurzum, es ist dann einfach zu voll. Die zwei Wochen darauf sehen auch schlecht aus und abgesehen davon, dass der Monat dann ohnehin vorbei ist und es dann irgendwie gar keinen Sinn mehr hätte, ist am ersten auch wieder Vollmond."
„Verstehe...das ist wirklich blöd... Ach ja Tonks, was war eigentlich mit deinem Patronus los? Ich war ja bei deiner letzten Wache dafür zuständig, sie alle entgegenzunehmen und sie waren – so verzerrt irgendwie."
„Weiß auch nicht", gab Tonks nachdenklich von sich. „Vielleicht war ich einfach unkonzentriert? – Mal sehen... Expecto Patronum!"
Das silbrige Kaninchen schien noch stärker verzerrt als zuvor. „Hm... äh... Expecto Patronum! Expecto Patronum! Expecto Patronum!"
Doch es half nichts.
„Beruhige dich, Tonks", gebot Sirius mit fester Stimme.
„Aber – wie kann das sein?!", fragte sie ein wenig hysterisch. „Ich meine, ich konnte den – ich hatte danach nie Probleme – wieso – wieso jetzt?"
„Vielleicht ist die Erinnerung, auf die du zurückgreifst, nicht mehr stark genug?", überlegte der Schwarzhaarige. „Irgendwie weniger bedeutsam oder so?"
„Nein", widersprach Tonks prompt, „ich liebe diesen Tag noch immer. Aber – es – will – einfach – nicht!"
Bei jedem Wort schwang sie einmal ihren Zauberstab, doch durch die nonverbale Magie und ihre Aufgewühltheit trat nur silbriger Dunst aus der Spitze des Stabs hervor.
„Bleib ruhig, Tonks. Wir fragen beim Treffen in – einer halben Stunde einfach Dumbledore. Der wird da schon weiter wissen."
Tonks nickte stumm.
Dumbledore würde schon wissen, was zu tun war - oder?
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Frage an EUCH: Welchen Patronus habt ihr so? :)
Meiner ist ein Delfin laut Pottermore, aber ich glaube, es wäre ein Phönix (den es auf PM nicht gibt), weil mich nur mein Herz, sondern auch viele Eigenschaften (gute wie schlechte) mit diesem Wesen verbinden ^-^/
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Weil du mich zum Menschen machst
Fiksi PenggemarRemus Lupin X Nymphadora Tonks. Als Remus Lupin im Kindesalter mit Lykanthropie infiziert wurde, änderte sich sein Leben schlagartig: Er musste sich fortan damit abfinden, sein Leben als Monster, als Ausgestoßener der Gesellschaft zu fristen. Nie...