Der verzerrte Patronus

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Dumbledore kam etwa zwanzig Minuten später leise vor sich hin summend in die Küche des Grimmauldplatzes marschiert und grüßte Sirius, Remus, Tonks, Hestia, Molly, Arthur und Dädalus, die bereits anwesend waren.

Tonks sprang augenblicklich auf und ging auf ihn zu.
„Professor – ähm – ich habe ein Problem – mein Patronus – er ist so verzerrt, er –"
Dumbledore hob seine Hand und gebot ihr damit zu schweigen.
„Hast du in irgendeiner Hinsicht einen wirklich schweren Schock erlitten, Nymphadora?"

Während Sirius sich zu ihnen gesellte, überlegte Tonks fiebrig, aber eigentlich zeigte dies schon, dass es nicht zutraf. Ein solch schwerer Schock wäre ihr besser in Erinnerung geblieben. Das Einzige, dass ihr einfiel, war Remus' Absage vorhin gewesen, aber zum einen war dieser „Schock" nicht annähernd schwer genug (sie war sich ziemlich sicher, dass Dumbledore etwas in der Schwere eines Verstorbenen meinte) und zum anderen hatte ihr Patronus davor schon nicht mehr richtig funktioniert.
„Ich verstehe", fuhr Dumbledore, der ihre Miene richtig deutete, leise fort. „In diesem Fall machst du wohl gerade einen seelischen Umbruch durch, nach dem wohl eine... bedeutsame Veränderung eingetreten sein wird." Seine tiefblauen Augen funkelten verschwörerisch hinter den Gläsern der Halbmond-Brille.
„Einen seelischen Umbruch?", hakte Tonks sofort nach, „in welcher Hinsicht?"
Doch in ihren Gedanken war sie schon bei Remus und ihren Gefühlen für ihn. Ein wenig peinlich berührt fixierte sie den Boden.
„Remus", sprach Dumbledore, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Tonks zuckte fürchterlich zusammen und sah wieder auf, doch zu ihrer Überraschung betrachtete er nicht sie, sondern blickte über ihre Schulter hinweg. „Könntest du mal kurz herkommen?"
„Natürlich, Albus", antwortete er sofort und ging zu ihnen.
„Remus, ich frage mich, ob du unserer lieben Tonks hier dabei helfen könntest, ihren Patronus wieder in den Griff zu bekommen?", fragte Dumbledore und legte Tonks eine Hand auf ihre Schulter, „sie scheint zur Zeit ein paar kleine Problemchen damit zu haben."
Remus blickte überrascht zu Tonks. „Ach wirklich?", erkundigte er sich.

Tonks' verblüffter Blick hingegen galt Dumbledore.
Wieso ausgerechnet Remus? Soweit sie wusste, beherrschte er keinen gestaltlichen Patronus – wie sollte er ihr da helfen können, wo es doch gerade darum ging, dass ihr Patronus wieder ins nicht-gestaltliche Stadium zurückfiel?

„Nun, das scheint der Fall zu sein", beantwortete Dumbledore die Frage. „Ich dachte, du wärst der Richtige, um ihr dabei ein wenig unter die Arme zu greifen."
„Sicher", erwiderte Lupin, klang dafür aber ziemlich unsicher.
Dumbledore wandte seine blauen Augen nun Tonks zu. „Remus hat schon Harry den Patronus-Zauber beigebracht und ich bin sicher, auch du wirst ihn als Lehrer zu schätzen wissen."

Ohne ein weiteres Wort, aber mit einem Lächeln auf den Lippen wandte er sich ab und schritt davon.
Lupin begriff nicht, warum er die Hinweise, die er ihm später erteilte, nicht direkt an Tonks wandte, oder zumindest in ihrer Gegenwart aussprach.
Er würde schon seine Gründe haben, so dachte er.
Und natürlich behielt er Recht.

~

Beim Essen nach der Versammlung ertappte Tonks sich dabei, wie ihr Blick verräterisch oft zu Remus hinüberglitt und sie sich nervös Strähnen ihrer violetten Haare um den Finger wickelte.
Er war noch immer so unfassbar blass und es schien ihr, als hätte er die Miene des tapferen Kriegers, die er so oft trug, nur aufgesetzt. Natürlich war er mutig und konnte viel ertragen, doch manchmal glaubte sie, dass er sich zu viel zumutete. Und jetzt würde er ihr schon wieder helfen. Wenn sie doch nur etwas für ihn tun könnte...sie würde ihn so unfassbar gern umarmen, aber es schien ihr nun so... seltsam. Eine einfache, aufbauende freundschaftliche Umarmung war schlichtweg nicht mehr möglich.

Plötzlich blickte Lupin auch zu ihr hinüber und Tonks schlang hastig einen Bissen hinunter, um wegschauen und verschleiern zu können, dass sie ihn beobachtet hatte. Vor lauter Aufregung verschluckte sie sich und Lupin musste ihr erst einige Male gründlich auf den Rücken klopfen, ehe sie wieder Luft bekam.
Irgendetwas in Tonks rief verzweifelt, dass er zu ihr geschaut hatte und deshalb bestimmt auch etwas für sie empfand, doch kurz darauf wurde ihr schmerzlichst bewusst, dass sie erstens gute Freunde waren und es nur natürlich war, sich hin und wieder einmal anzuschauen, gerade, wenn man etwas zu sagen hatte.

„Was sagt Dumbledore denn eigentlich dazu, dass dein Patronus gestaltlos wird?", wollte Lupin wissen.
„Äh – es liegt scheinbar daran – dass äh..."
Tonks stockte. Wenn sie jetzt von einem ‚seelischen Umbruch' spräche, könnte er irgendwie auf ihre Gefühle für ihn schließen und selbst wenn nicht, er würde wohl nachfragen und dann... „... dass äh, ich mich verändere. Nicht tragisch oder so. Vielleicht werde ich einfach reifer."
„Verstehe", antwortete Lupin nickend. „Und – wann möchtest du mit dem Training anfangen?"
„So schnell wie möglich!", platzte es aus Tonks heraus. Wenn Remus Harry einen gestaltlichen Patronus beigebracht hatte, spielte es vielleicht gar keine Rolle, dass er ihn selbst nicht beherrschte, überlegte sie.

„Gut", entgegnete Lupin langsam. „Dann... nach dem Essen?"
„Schon?!"
Er schmunzelte. „Wie war das noch gleich mit dem ‚So schnell wie möglich'?"
Nun musste auch Tonks grinsen. „Es war nur... irgendwie überraschend, das ist alles. Aber... gerne."
Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag ein wenig beschleunigte, als sie daran dachte, dass sie bald mit nur zu zweit sein würden...

~

„Also, Tonks, bist du bereit?", fragte Lupin geduldig, als sie eine halbe Stunde später in einem der oberen Zimmer standen.
„Ja", krächzte sie, doch ihr Herz schlug, jetzt, da sie wusste, dass sie mit dem Mann, in den sie verliebt war, alleine in einem Zimmer war, so heftig, dass sie am liebsten „Nein", geantwortet hätte.
„Ganz ruhig", gebot Lupin langsam. „Bleib ganz entspannt."
‚Wie denn?', dachte Tonks, ‚wenn du da bist...' Doch glücklicherweise sprach sie es nicht aus.
„Wir bekommen das wieder in den Griff, mach dir keine Gedanken", ermunterte Lupin sie weiter, „und Dumbledore hat mir vorhin noch einige Ratschläge erteilt. Du wirst sehen, dein Patronus wird bald wieder so gut funktionieren wie früher."
Tonks nickte und atmete tief durch.

„Deine Erinnerung hat für dich nicht an Stellenwert verloren?", erkundigte sich Lupin.
‚Nicht an Remus denken. Nicht an Remus denken.'
Tonks schüttelte stumm den Kopf. Eigentlich müsste sie nicken, um seine Aussage zu bestätigen, aber irgendwie hatte das Schütteln des Kopfes im Falle einer verneinten Frage den gleichen Effekt. Eine Logik, die sie noch nie verstanden hatte. Menschen konnten es sich auch wirklich kompliziert machen.

„Gut. Und das Gefühl ist dasselbe wie es immer war?"
‚Nicht an Remus denken.' „Ich... weiß nicht", antwortete Tonks. Das Bücherregal hinter ihm war ja faszinierend... vielleicht konnte sie sich von ihm ablenken, wenn sie es statt seiner fixierte...
„Es... nein, ich fühle irgendwie weniger Glück, aber eigentlich ist nichts passiert, weshalb die Erinnerung weniger bedeutsam sein sollte."
Es stimmte. Der Moment, in dem die Hufflepuffs in ihrem sechsten Jahr den Quidditch-Pokal in den Händen hielten, war einfach unvergleichlich gewesen. Ihr ganzes Haus war hellauf begeistert gewesen und bejubelten sie als Jägerin und Jay als Hüter, sie ließen sie hochleben, feierten eine riesige Party zu ihren Ehren - es schien ihr, als hätte sie sich nie im Leben besser gefühlt als in diesem Moment... den Quidditch-Pokal in den Händen haltend... Jay an ihrer Seite...

‚Ein seelischer Umbruch'. Konnte es wirklich damit zu tun haben, dass sie sich in Remus verliebte? Verklärten ihre Gefühle die Erinnerung auf irgendeine Weise? Die Bande zu Jay wurden durch ihre Empfindungen nicht schwächer, aber vielleicht rückten sie mehr in den Hintergrund...

Noch immer starrte sie das Bücherregal an.
„Tonks?"
„Oh, entschuldige."
„Nun – könntest du mir vielleicht einmal einen Patronus zeigen?"
„Natürlich – äh – klar". Sie bemühte sich, den Mann vor sich zu vergessen und das strömende Gefühl des Glückes zu verspüren. „Expecto Patronum!"
Das Kaninchen wirkte, als sei es wie Farbe verlaufen. Es war kaum noch als solches zu identifizieren.
„Ich verstehe", antwortete Lupin, nicht ohne eine gewisse Faszination in seiner Stimme. „Könntest du den Zauber noch einmal ausführen?"

Insgesamt musste Tonks den Zauber noch weitere sechs Male demonstrieren, ehe Lupin sich zufrieden gab. Das Kaninchen schien dabei von Mal zu Mal gestaltloser zu werden.

„Gut", ließ er schließlich verlauten. „Wenn du das Glück weniger deutlich spürst, aus welchem Grund auch immer, gibt es prinzipiell drei Möglichkeiten, wie wir vorgehen können:
Erstens: Du suchst dir eine andere, glücklichere Erinnerung, damit du es wieder mehr spürst.
Zweitens: Wir sorgen dafür, dass deine jetzige Erinnerung wieder die Empfindungen hervorruft, die es sonst getan hat.
Drittens: Wir präzisieren deine Handbewegung. Je exakter sie ist, desto weniger Glück musst du fühlen, um einen entsprechend starken Patronus hervorbringen zu können. Ich habe deine Bewegung eben ausgiebig beobachtet und auch, wenn sie schon gut ist, gibt es noch einen gewissen Spielraum, den wir zur Verbesserung nutzen können."
Tonks nickte. Was er sagte, ergab Sinn.

„Zuerst möchte ich, dass du ein wenig in dich hineinhorchst. Hast du irgendeine Idee, wieso deine Erinnerung abgeschwächte wirkt?"
Stumm fuhr sich Tonks durch ihre violetten Haare und betrachtete grüblerisch eine Strähne. „Vielleicht...", vermutete sie, „vielleicht liegt die Erinnerung mittlerweile zu weit zurück."
„Das kann der Grund sein, aber wenn du meinst, dass sie dir noch immer genau so viel bedeutet, ist das eher unwahrscheinlich", erklärte Lupin. „Meine Erinnerung ist der Moment, indem meine Schulfreunde – das heißt... Sirius und James – mich trotz meines Werwolfdaseins nicht verlassen haben. Das liegt auch schon ewig zurück und ist außerdem getrübt dadurch, dass auch Peter... Teil dieser Erinnerung ist. Nichtsdestotrotz reichen die Gedanken aus."
„Aber sie sind nicht stark genug für einen gestaltlichen Patronus, oder?", platzte es aus Tonks heraus. „Oh – äh – ich – äh – entschuldige...", murmelte sie verlegen. Es war wirklich nicht nett von ihr gewesen, Remus auf eine seiner Schwächen aufmerksam zu machen. Es wunderte sie zwar, dass er mit seinem Talent keinen gestaltlichen Patronus erzeugen konnte, aber man konnte eben nicht alles können.

Lupin starrte sie für einen Moment lang verwirrt an. Dann begann er lauthals zu lachen. „V-verzeih... das muss für dich wirklich seltsam ausgesehen haben..."
Er schwang seinen Zauberstab durch die Luft und ein silberner Wolf trat anmutig aus der Spitze hervor und tauchte den Raum in gleißendes Licht. Er war blendend hell und voll feiner, detaillierter Konturen, aus dem leuchtenden Dunst gezogen. Tonks klappte der Mund auf. Das war ein so perfekter Patronus, wie sie ihn selten gesehen hatte, wenn überhaupt –

„Wieso-?", setzte sie an, doch Lupin unterbrach sie.
„Ein Wolf", erklärte er mit gequältem Lächeln, „von allen Geschöpfen musste es ein Wolf sein."
Tonks begriff.
„Aber, es ist ein Wolf – kein Werwolf", sagte sie sanft. „Und Wölfe sind – wirklich treue Wesen. Loyal, stark, mutig. Elegant. Rein. Auf irgendeine Weise auch ruhig, behutsam und sanft, aber doch voller Kraft. Sehr intelligent, berechnend und doch manchmal für eine Überraschung gut. Es ist ein toller Patronus, wenn du mich fragst. Ich finde, du solltest ihn öfter verwenden."
Lupin lächelte noch immer gequält. Tonks konnte nicht wissen, dass die Tatsache, dass ihn der Wolf an seine Werwolfform und all die Schmerzen und Ängste die mit ihr einhergingen, erinnerte, nur ein Teil des Grundes war, aus dem er ihn nie verwendete. Die Beschreibung eines Wolfs, so wie sie Tonks gerade verkündet hatte und wie er sie selbst sah, waren einfach zu gut für ihn.
Loyalität war das Einzige, das wirklich auf ihn zutraf.
Er war nicht stark. Erst vor einigen Wochen, als er Sirius und Tonks hatte reden hören und bemerkt hatte, dass sie sich wohl liebten, hatte er das wieder feststellen müssen. Er schaffte es irgendwie, sich nichts anmerken zu lassen, doch die Schwäche schien ihn unentwegt auszufüllen.
Er war auch nicht mutig. Er war damals nicht mutig genug, ehrlich, zu seiner Meinung zu stehen und die Wahrheit zu sagen und das hatte sich bis zum heutigen Tag nicht geändert. Selbst nach all den Jahren hatte er seine Gefühle verdrängt gehabt und sich selbst belogen.
Er war garantiert nicht elegant oder rein.
Auch die Worte „ruhig, behutsam und sanft" trafen wohl nur sehr bedingt auf ihn zu – Kingsleys Ausstrahlung beispielsweise war bei Weitem ruhiger.
Wäre er wirklich intelligent, dann hätte er die Intrige um Sirius vor fast fünfzehn Jahren durchschaut. Doch das hatte er nicht.
Er mochte berechnend sein, doch was nützte es, wenn seine Berechnungen fehlschlugen?
Und überraschend... überraschend war wohl jeder Mensch irgendwann einmal.
Er war nicht annähernd so gut, wie sein Patronus es aussagte und da gleichzeitig die negativen Werwolfserinnerungen an ihm hafteten, konnte er den Patronus natürlich auch nicht ausstehen.
In irgendeiner Weise sah er seinen Patronus also als zu gut und zu schlecht gleichzeitig an.

Er ließ den beinahe makellosen Patronus verschwinden und wandte seinen Blick wieder Tonks zu.
„Gibt es vielleicht noch anderes, das die Gefühle ... überdecken könnte?"
‚Die Tatsache, dass mich meine neuen Gefühle so aufwühlen', dachte Tonks unwillkürlich. „Vielleicht der Krieg und alles?"

„Den können wir leider nicht so leicht beheben", entgegnete Lupin schmunzelnd, „aber womöglich können wir deine Einstellung dazu ein wenig verändern. Doch auf die Schnelle wird es etwas schwer... ich gebe dir später eine Liste mit Büchern, die ich dir empfehlen kann... und ansonsten möchte ich, dass du bis zur nächsten Stunde deine Erinnerungen durchforstest, um zu schauen, ob eine andere das Glückgefühl vielleicht deutlicher zutage bringen kann."
„Alles klar", antwortete Tonks artig, sich stark auf die Worte ihres Gegenübers konzentrierend.
„Bis dahin kann ich dir nur helfen, die Bewegung zu verfeinern. Sofern du das möchtest und dir die anderen Punkte nicht reichen, versteht sich."
„Nein, ich möchte!", rief Tonks sofort aus.
„Nun gut", sagte Lupin und stellte sich neben Tonks, um ihr die Bewegung besser veranschaulichen zu können.

Das Herz der jungen Hexe raste. Er war weniger als eine Armlänge entfernt... so nah... in ihrem Bauch kribbelte es, doch sie bemühte sich mit aller Kraft, das Gefühl so gut wie möglich zu ignorieren und die Feinheiten Zauberstabbewegung zu imitieren, die Remus ihr beizubringen versuchte.
‚Versuchte' war dabei wohl das Stichwort, denn nervös, wie sie war, waren die Bogen nicht rund genug, die Striche zu lang und die Winkel nicht stimmig.

„Schon besser", lobte er zaghaft, auch wenn es ihrer Meinung nach überhaupt nicht angebracht war. „Versuch, den Schwung ein wenig dynamischer zu machen, ehe du die gerade Bewegung machst – und dabei muss der Winkel ein wenig steiler sein", erklärte er und demonstrierte es abermals.

„Ich versuch's ja!", wimmerte Tonks und wedelte hoffnungslos überfordert mit ihrem Stab in der Luft herum.

„Schon okay, ich helfe dir." Sie vernahm seine Stimme wie durch eine Wand aus Nebel. Seine Hand hatte die ihre völlig unverhofft umgriffen. Augenblicklich spürte sie, wie sie eine Gänsehaut bekam und ihr Herz wohl so laut zu klopfen begann, dass er es unweigerlich hören musste. Sie fühlte sich schummrig, der Raum um sie drohte für kurze Zeit zu verschwinden, doch gleichzeitig verspürte sie das unangenehm angenehme Kribbeln im ganzen Körper, das sie in der Realität hielt.

Zaghaft führte Remus mit ihrer Hand die Bewegung gemeinsam aus und ließ sie wieder los.
„Genau so", ertönte es von irgendwoher. „Willst du es noch einmal versuchen?"
„Hm-mm", japste Tonks und ihr Gehirn schien noch immer wie leergefegt und alles, was von diesem Moment hängen geblieben war, war seine Berührung gewesen.
Die rauen und doch weichen Hände auf den ihren, seine unfassbar vorsichtige, aber doch bestimmte Führung... Es hatte keinen Zweck, von dem, was er ihr beibringen wollte, war nichts hängen geblieben.
„Äh – könntest du nochmal...?"

~

Lupin schluckte. Wie viel Selbstüberwindung hatte es ihn eben gekostet, sich nicht zu verlieren, als er ihr die Bewegung gezeigt hatte? Und nun wurde ihm das noch einmal abverlangt?
Nicht, dass es ihm nicht gefallen hätte, doch sich dabei zu konzentrieren, fiel ihm schwerer, als man glauben mochte.

„Natürlich", antwortete er etwas heiser und umschloss ihre Hand abermals mit seiner.
Sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen und es schien, als würde eine kleine Flammen ihn von innen heraus wärmen, die prasselnde Funken durch seinen Körper sandten.
„Etwa so..." murmelte er benommen und führte die Bewegung so präzise wie möglich aus, ehe er sie prüfend ansah, um erkennen zu können, ob sie es verstanden hatte.

Tonks blickte zu ihm auf.
Er sah in ihre Augen von durchdringendem Violett.
Sie blickte in die seinen, die in dem seichten Braun wie Bernsteine schimmerten und den Raum zu erhellen schienen.

Für einen winzigen Augenblick, eine Sekunde, einen Atemzug, schien die Zeit wie angehalten und sie versanken beide in den Augen des jeweils anderen.
Lupin, der von Tonks innerem Gefühlsausbruch nichts mitbekommen hatte, besann sich als erster.
„G-gut. Ich d-denke, das soll für heute genügen." Er schluckte schwer.
Tonks brachte mühsam ein Nicken und ein freundliches Lächeln zustande und ging hinaus.

~

„Heiliger Drachenschlambambel!", keuchte sie, als sie den Raum verlassen hatte und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand.
Die Berührung des graugesträhnten Braunhaarigen hatte sie nicht einfach nur ein bisschen beeinflusst, eine Kleinigkeit in ihr ausgelöst.
Es war, als hätte er sie vollkommen in seinen Bann gezogen.
Und... seine Augen... sie hatte noch nie solche Augen gesehen. So leuchtend und funkelnd...
Und sein Blick... so bestimmt und doch schüchtern und von unfassbarer Zärtlichkeit...

Jetzt war Tonks sich sicher. Sie war nicht einfach ein bisschen in Remus Lupin verliebt.
Bevor sie es bemerkte hatte, war sie ihm bedingungslos verfallen.

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Frage an EUCH: Was glaubt ihr, hatte Snape für einen Patronus, ehe er sich geändert hat? Er muss ja einen anderen gehabt haben, oder Dumbledore hätte aufgrund der Hirschkuh nicht schlussfolgern können, dass er immer noch Lily liebt :)

Weil du mich zum Menschen machstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt