Menschlich?

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„Immerhin." Tonks Stimme klang rau, ihr Hals war trocken.

Lupin musste wirklich so oft Schmerzen ertragen, die annähernd mit dem Cruciatus-Fluch zu vergleichen waren, ihm erging es vor und nach dem Vollmond schlecht, er hatte sich zumindest früher andauernd selbst verletzt, er musste in ständiger Angst leben, doch Menschen zu verletzten und als Dank dafür wurde er auch noch aus der Gesellschaft ausgeschlossen?

„Es ist nicht fair." Ihre Stimme klang plötzlich unfassbar traurig.
Lupin schaute sie ein wenig hilflos an.

„Dass du so viel durchmachen musst. Das hast du nicht verdient". Tonks biss sich auf die Lippe. „Und es tut mir so leid, dass ich mich vorhin darüber gefreut habe, dass du solche Schmerzen ertragen musst ... und so schlecht behandelt wirst und ..."

Entsetzt stellte Lupin fest, dass Tonks Tränen in den Augen hatte.
Sie blickte zu Boden.

Er stand auf, stellte sich vor sie und packte sie bei den Schultern.

„Tonks, sieh mich an."
Seine Stimme klang ernst und doch hatte sie ihre gewohnt beruhigende Wirkung.

Tonks tat wie geheißen und blickte in seine treuen, braunen Augen. Eine Träne kullerte lautlos über ihre Wange.

„Du weißt sehr gut, dass du nicht darüber erfreut warst, dass ich leiden muss. In diesem Moment war dir das gar nicht bewusst. Du hast dich darüber gefreut, mit einem Werwolf befreundet zu sein und mit der Person, wegen der die Peitschende Weide gepflanzt und die Heulende Hütte gebaut wurde.
Ich mache dich dafür nicht verantwortlich. Eigentlich hat es mich sogar unglaublich gefreut, dass du mich einfach so akzeptierst. Deshalb, mach dir deswegen bitte keine Vorwürfe. Hast du mich verstanden, Tonks?"

Sie nickte und Lupin ließ von ihr ab.
Dann setzte er sich erneut neben sie und klopfte ihr zwei Mal tröstend auf den Rücken.

„Ziemlich erbärmlich, oder?", lächelte Tonks gequält.
Sie hatte aufgehört zu weinen, aber in ihren Augen hing noch immer ein Tränenschleier.
„Du musstest so viel durchstehen, ringst dich dazu durch, es mir zu erzählen und am Ende bist du derjenige, der mich trösten muss. Tut mir Leid."

„Es muss dir nicht leidtun", sagte Lupin mitfühlend und besah erneut den Teppich. Er konnte sie gerade nicht ansehen.

„Es ist dir vermutlich nicht bewusst, aber indem du weinst, weil du glaubst, mich verletzt zu haben, gibst du mir das Gefühl ... ein normaler Mensch zu sein und eben kein Monster. Das tröstet mich ungemein und bedeutet mir mehr, als du glaubst."

„Du bist kein Monster!", rief Tonks entrüstet. „Es ist einfach nur bewundernswert, dass du so viel mitmachen musstest und immer noch so gutherzig und freundlich bist! Du bist viel, viel menschlicher als die meisten Menschen da draußen!"

Lupin lachte über die plötzliche Entrüstung der jungen Hexe laut auf.

„Ich als Werwolf soll menschlicher sein als die meisten Menschen?", fragte er sarkastisch.
„Ja!", rief Tonks überzeugt aus und der Blick in ihren Augen war so ehrlich, dass Lupin erneut lachen musste.
„Diese Vorstellung ist einfach zu komisch!", prustete er und Tonks fing etwas zögerlich auch an zu kichern.

Sie lachten noch immer, als es zwei Minuten später an der Tür klopfte und Sirius schließlich eintrat:
„Ich unterbreche euer trautes Zusammensein ja nur ungern, aber es gibt Essen." Ein verschmitztes Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
„Au ja!", rief Tonks, begeistert von Mollys Kochkünsten, aus und eilte an Sirius vorbei die Treppen hinunter.

„Was?", fragte Remus versucht ernst, als Sirius noch immer bis über beide Ohren grinste.
„Nichts, nichts", flötete Sirius und folgte Tonks hinunter.

~~~

Die folgenden Wochen waren gleichermaßen interessant und lustig wie anstrengend für Tonks.
Sie lernte Hermine und die anderen Weasleys kennen und vor allen Dingen mit Hermine und Ginny, die sich sehr an ihren Verwandlungskünsten amüsierten (genauer gesagt insbesondere der Änderung ihrer Nase in einen Entenschnabel oder eine Schweinenase), kam sie sehr gut zurecht.
Die Zwillinge erinnerten sie mit ihren Scherzen und Streichen ein wenig an sich selbst (nur, dass ihre ‚Streiche' zumeist ein Resultat ihrer Tollpatschigkeit waren) und auch Molly, mit der sie zwei Nachtwachen verbracht hatte, mochte sie zunehmend mehr (inzwischen hatten sie einmal das Glück – beziehungsweise laut Molly: Pech; sie hätten ja entdeckt werden können! – die patrouillierende Wache zu sehen).

Vielleicht lag es daran, dass Molly so viele Kinder hatte, aber irgendwie kam sie ihr fast wie eine Mutter für jedermann vor – sie wusste sich durchzusetzen und war sehr streng, aber fürsorglich und herzlich gleichermaßen.

Tonks freute sich immer darüber, wenn sie mit Sirius herumalbern konnte und in Remus' Gegenwart fühlte sie sich einfach nur wohl (sofern es nicht kurz vor oder nach dem Vollmond war und Tonks, die ihn in diesen Zeiten oft an seinem Bett besuchte, besorgt in sein aschfahles Gesicht sah).

Auch mit Arthur, Bill und Charlie Weasley (der zwar in Rumänien mit Drachen arbeitete, aber Teil des Ordens war und ihnen hin und wieder einen Besuch abstattete) kam sie sehr gut zurecht.
Sie stellte überrascht fest, dass sogar ihre ehemalige und äußerst strenge Lehrerin Minerva (wie ungewohnt es war, sie beim Vornamen zu nennen!) sehr nett zu ihr war und sie in ihrer Mitte willkommen zu heißen schien und auch mit fast allen anderen Ordensmitgliedern verstand sie sich alles in allem gut (wenn auch manch einer genervt dreinsah oder schnaubte, wenn ihr es wieder einmal gelungen war, beim Tischdecken einen Teller fallen zu lassen).
Abgesehen vom Hauself Kreacher, der Tonks geradezu herablassend behandelte, schien ihr nur der kleine Mundungus Fletcher ein wenig suspekt zu sein, und Snape (beziehungsweise Severus), der ihr zu Hogwarts-Zeiten wohl mehr Punkte abgezogen hatte als alle anderen Lehrer zusammen (nur, weil ihr hin und wieder mal ein Kessel explodiert war und sie sich verteidigt hatte!), mied sie einfach, so gut es eben ging.
Erfreut stellte sie fest, dass Sirius ihn ebenfalls überhaupt nicht mochte und auch Remus nicht besonders angetan von ihm zu sein schien, auch wenn er sich Mühe gab, es zu verbergen.

Die Arbeit im Ministerium verlangte oft Überstunden und Tonks, die durch die Nachtwachen beim Orden, spontane Ordenstreffen nach wichtigen Ereignissen und anderweitige Missionen noch mehr zu tun hatte (nicht zu vergessen, dass sie allen andauernd ihre Hilfe anbot, obgleich sie wegen ihrer Tollpatschigkeit oft abgelehnt wurde), war ziemlich erschöpft.

Dennoch bereute sie es keine Sekunde, dem Orden beigetreten zu sein und genoss die Zeit, die sie mit den Mitgliedern beim Abendessen verbrachte.

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Bertie Botts Bohnen gibts für twinkywinkyblinki und FHarryPotterFan!

Schokofrösche geht an PottiSo, Joan_Potter, ChristinaMona_05, Labertasche4, LauraGinny - guten! 

Bubbels Besten Blaskaugummi gibt es für LinaBlack1425, KiaraPotterhead13 und LiaGryffindor8.

Und ein imaginäres Rundum-Paket hat sich Labertasche4 verdient! Viel Spaß damit ;P

Weil du mich zum Menschen machstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt