Die sieben Potters

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„Verdammt, bin ich erledigt", grummelte Tonks, „dabei haben wir heute noch 'ne Mission."
„Erst heute Abend", beschwichtigte Remus sie und biss herzhaft in ein Stück seines Kirschkuchens, „aber ja, obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, dass es zum Kampf kommt, während wir Harry zum Fuchsbau bringen, sollten wir auf jeden Fall fit sein. Vielleicht legst du dich noch ein wenig hin, Tonks – Dora."
„Ich glaube, für alle außer dich soll es einfach bei ‚Tonks' bleiben. Ist zwar offiziell nicht mehr mein Nachname – so offiziell, wie es nach einer inoffiziellen Hochzeit eben geht – aber irgendwie gehört er einfach immer noch zu mir."
„Es tut mir wirklich leid, dass es nur inoffiziell möglich war." Ein wenig Bitterkeit schwang in Remus' Stimme mit und mit einem Mal loderten die Schuldgefühle wieder in ihm auf. „Hättest du jemanden geheiratet, der kein Werwolf ist – nur, weil das Ministerium so werwolffeindlich..." Er schüttelte den Kopf und sah betrübt zu Boden. „Und dann auch noch die Sache mit Clay neulich. Es tut mir leid, Tonks."
„Jetzt hör aber auf! Der gestrige Tag war – umwerfend. Wirklich. Und das mit Clay ist Schnee von gestern. Was ist schon die Meinung anderer? Jedenfalls, wenn all das vorbei ist, bekommen wir bestimmt noch die Möglichkeit für 'ne große Party. Jetzt ist es aber, wie es ist, und ich bin wirklich, wirklich glücklich – okay?"
„In Ordnung", erwiderte Remus mit dem Anflug eines Lächelns. „Ich fand es auch wunderschön, T- Dora. Und wenn das mit Clay wirklich okay für dich ist..." Er schmunzelte.

„In Ordnung", erwiderte Remus mit dem Anflug eines Lächelns. „Ich fand es auch wunderschön, T- Dora." Er schmunzelte.
„Was gibt's jetzt zu lachen?", fragte Tonks verwirrt.
„Mir gefällt es nur, dass ‚Dora' nun irgendwie ein Privileg für mich ist. Dora. Dora. Meine schokoladenüberzogene Dora."
„Schokolade? Wo?", fragte Tonks neugierig und belustigt zugleich. „Warte –" „Im ganzen Gesicht", bestätigte Remus grinsend. „Und dafür liebe ich dich nur noch mehr."

~

„Jetzt bin ich fit", erklärte Tonks motiviert, „wobei Mad-Eye mich mit seiner ständigen Planwiederholung tatsächlich fast wieder zum Einschlafen gebracht hätte. Gut, dass Kingsley die Situation gerettet hat, indem er von unserer Hochzeit erzählt hat. Glückwünsche sind doch um einiges schöner als zum tausendsten Mal zu besprechen, dass wir zu vierzehnt nicht die ein, zwei Wachposten, die vermutlich irgendwo rumfliegen und von denen wir nicht mal wissen, ob wir ihnen begegnen, unterschätzen sollen."
„Es stimmt schon, dass er sich oft wiederholt hat, aber auch, wenn wir kampferprobt sind, Tonks, nimm es nicht auf die leichte Schulter. Wir könnten Bellatrix begegnen..."
Remus spürte, wie Tonks sich verspannte, doch sie rang sich ein Lächeln ab. „Keine Sorge, Remus, du weißt, dass ich eine super Fliegerin bin. Und durch das Quidditchspielen damals bin ich es auch gewohnt, eine Hand vom Besen loszulassen, um kämpfen zu können. Ich schaffe das schon."
„Ich schätze, ich bräuchte etwas mehr von deiner Zuversicht und du von meiner Skepsis." Remus fuhr sich langsam mit einer Hand über den Nacken.
„Ich sag doch, wir sind ein gutes Team", konterte Tonks grinsend.
„Wir gehen!", brummte Mad-Eye, „macht euch bereit!"
„Versprich mir, dass du auf dich aufpasst, Dora. Versprich es mir."
„Ich verspreche es, Remus, mach dir keine Sorgen", erwiderte Tonks mit gütigem Lächeln. „Ich verspreche dir, dass alles gut werden wird."
Die Ordensmitglieder strömten mit ernsten Gesichtern an ihnen vorbei, doch Remus beachtete sie nicht. Er packte Tonks bei den Schultern, drückte sie gegen die Wand und sah sie eindringlich, gar wütend an. „Versprich so etwas nie, niemals wieder! Niemals, hörst du?!"
„Remus... was? Du... du tust mir weh!"
Augenblicklich ließ Remus Tonks los und fasste sich an die Stirn. „Es... es tut mir leid... Tonks... Dora... ich... es ist nur... Sirius hat genau das im Hauptquartier gesagt, kurz bevor..." Remus schüttelte verzweifelt den Kopf. „Gib bitte einfach keine Versprechen, die du nicht mit Sicherheit halten kannst. Nenn mich abergläubisch... aber ich habe ein wirklich schlechtes Gefühl dabei. Bitte."
„In Ordnung", entgegnete Tonks überrumpelt, „dann geb ich dir nur mein Wort, dass ich so gut auf mich aufpasse, wie ich kann. Okay? Remus?"
Er nickte beklommen. Tonks sah ihn mitfühlend an und strich vorsichtig über seine Wange. „Lass uns gehen, Schatz, damit wir bald alle wieder hier sind. Je früher wir es überstanden haben, desto besser."
Während die anderen Ordensmitglieder sich mit Ron, den Zwillingen und Hermine versammelten, nahm Mad-Eye Tonks beiseite. Remus stand ein Stück entfernt und konnte die Unterhaltung im Wesentlichen verstehen.
„...will, dass du vorbereitet bist. Lestrange könnte Wache halten. Könnte dann hinter dir her sein, wenn sie Wind von der Hochzeit bekommen hat. Stammbaum bereinigen. Remus wird auch in größerer Gefahr sein – sag ihm das. Immer wachsam!"
„Mir passiert – ich pass auf mich und Ron auf, so gut ich kann, ja? Würde dir ja dasselbe sagen, aber würde darauf tippen, dass du das mit deiner ganzen Berufserfahrung und deinem Menschenverstand unter Umständen selbst weißt."
Moody grummelte zustimmend und humpelte schließlich davon.
„Du hast es mitbekommen, oder?", fragte Tonks an Remus gewandt.
Er lächelte matt. „Allerdings... und auch, wenn mir bei dieser Sache ganz und gar nicht wohl ist... ich glaube an dich." Den bei weitem lauter schreienden Teil, dass sie seinen Schutz nötig hatte, ließ er dabei völlig außer Acht.
„Alle desillusioniert?", ertönte Moodys Stimme eine Weile später. „Also, auf mein Zeichen! Drei, zwei, eins – los!"
Die Gruppe erhob sich in die Lüfte, auf Besen, zwei Thestralen und Hagrids großem Motorrad, an dem ein Beiwagen befestigt worden war. Einige Zeit später, die sich wie Stunden zog, landeten sie endlich im Garten des Ligusterwegs Nummer 4.

~
Als das ohrenbetäubende Dröhnen des Motorrads erstarb und alle Beteiligten wieder sichtbar wurden, kam Harry aus der Hintertür gestürmt und stürzte unter allgemeinem Begrüßungsgeschrei, das Moody wohl nicht gutheißen würde, mitten in die Menge.
„Alles kla', Harry? Fertig zum Abflug?", erkundigte sich Hagrid. „Sicher", erwiderte Harry mit breitem Grinsen. „Aber so viele von euch hätt ich nicht erwartet!"
„Plan geändert", erklärte Mad-Eye knurrend und Tonks stöhnte innerlich bei dem Gedanken auf, dass nun alles noch einmal durchgekaut werden musste.
Obwohl die einbrechende Dunkelheit ihnen Deckung spendete, beschlossen sie, ins sichere Haus zu gehen und machen sich in der Küche breit.
Nachdem Harry erfahren hatte, dass ihm und nicht dem Premierminister Kingsleys Priorität galt, konnte Tonks nicht länger an sich halten: „Harry, weißt du was?" Mit einem strahlenden Lächeln winkte sie ihm mit ihrer linken Hand zu, an der ihr Ehering funkelte.
Mad-Eye jedoch unterbrach Harrys japsende Gratulation, um ein weiteres Mal den Plan zu erklären: Da Pius Thicknesse übergelaufen war, konnte das Flohnetzwerk nicht verwendet werden und ebenso waren Portschlüssel und das Apparieren und Disapparieren in und aus dem Ligusterweg – angeblich zu Harrys Schutz – verboten worden. Durch die Spur, die Harry als minderjähriger Zauberer noch auf sich hatte, konnte er außerdem über jegliches Zaubern aufgespürt werden, sodass man den Fängen des Hauses auch auf anderem Wege nicht zu entkommen vermochte. Moody erklärte, dass der größte Trumpf der unbekannte Zeitpunkt war, dass eine falsche Fährte bezüglich des Datums ein wenig Sicherheit gebracht hätte und dass sie Transportmittel benutzen würden, die die Spur nicht erfassen konnte: Eben Besen, Thestrale und das Motorrad. Mit Vielsafttrank würden sich einige der Anwesenden in Harry verwandeln und je einem Beschützer zugeteilt werden, mit dem gemeinsam sie in ein unterschiedliches der gesicherten Ordenshäuser fliegen würden. So würden selbst im Fall der Fälle, dass einige Todesser patrouillierten, vermutlich falsche Harrys verfolgt werden. Mit einem Portschlüssel würden anschließend alle ihren Weg in den Fuchsbau finden.
Wie Hermine vorhergesagt hatte, war Harry von dem Plan alles andere als begeistert, doch dass er gegen eine Übermacht zauberfähiger Zauberer nicht die allergrößten Chancen hatte, war auch ihm klar.
Der Vielsafttrank begann zu schäumen, als mit den Haaren die letzte Zutat hinzukam. Die Zwillinge, Hermine, Ron und Fleur stellten sich auf, bereit, den klar goldenen Trank einzunehmen, als Remus bemerkte, dass Mundungus fehlte. Tonks, der das im Eifer des Gefechts völlig entgangen war, konnte nicht umhin, ihn für seine analytischen Fähigkeiten erneut zu bewundern. Dass Mundungus sich aber so gegen den Plan sträubte, behagte Tonks ganz und gar nicht. Eines der ersten Dinge, die sie in der Aurorenausbildung gelernt hatte, war, dass Missionen mindestens doppelt so oft scheiterten, wenn jemand nicht völlig bei der Sache war.
Kaum, dass der Trank die Lippen der zukünftigen Potters benetzte, begannen sie angewidert die Gesichter zu verziehen und Tonks war dankbar, dass sie ein Beschützer sein konnte, obwohl diese in weitaus größerer Gefahr schwebten. Schließlich wollte Er, dessen Name nicht genannt werden darf Harry persönlich umbringen, sodass die falschen Potters vor den Todessern weitestgehend sicher waren – im Gegensatz zu den Beschützern. Dass sie sich den Trank aber so oder so mit einiger Übung und ihren Metamorphfähigkeiten ersparen könnte, entlockte Tonks ein Grinsen.
Die Stimmung wurde sofort weiter aufgelockert, als Fred und George sich einander zuwandten und wie aus einem Mund zu sprechen begannen: „Wow, wir sehen absolut gleich aus!" Fleur war von ihrem neuen Aussehen allerdings weitaus weniger angetan, was Tonks insgeheim sehr zufrieden stimmte.
Die sieben Potters zogen passende Kleidung an, ehe Mad-Eye die Gruppenkonstellationen verkündete: Mundungus würde er sich persönlich vorknöpfen, um dessen Dummheiten zu vermeiden; Arthur würde mit Fred gehen, Remus mit George und Hagrid im Motorrad mit Harry, während Bill mit Fleur und Kingsley mit Hermine sich einen Thestral nehmen würde.
„Dann bleiben du und ich übrig, Ron!", rief Tonks strahlend und stieß beim Winken einen Becherbaum um. Dass Ron weniger erfreut schien, störte Tonks nicht im Geringsten.
Kurze Zeit später waren alle draußen versammelt und machten sich zum Start bereit. Harry nahm im tiefen Beiwagen Platz, George stieg mit Remus und Ron hinter Tonks auf den Besen. Als er auf ihr Geheiß die Hände an ihre Taille legte, wünschte Tonks sich einen Augenblick, Remus würde hinter ihr sitzen und ihr Sicherheit geben, doch sie schüttelte den lästigen, kindischen Gedanken ab, um sich auf die Mission zu konzentrieren.
Ihr Blick fand ihren Ehemann, der ihr ein nervöses Lächeln schenkte. Kaum, dass sie es erwidert hatte, begann Moody schon mit dem Startsignal: „Viel Glück, allesamt! Wir sehen uns in etwa einer Stunde im Fuchsbau. Ich zähle bis drei. Eins ... zwei ... DREI."
Schon glitt Tonks' Blick von Mad-Eye in den Himmel.

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Frage an EUCH: Was hat euch bisher davon abgehalten, dieser Geschichte Sterne/einen Eintrag in eine Leseliste etc. zu geben, wenn ihr es nicht getan habt? Das sind wichtige Hinweise, durch die ich die Story vllt verbessern kann :)
Frage an EUCH2: Was glaubt ihr, wird Remus und Tonks während der Schlacht widerfahren, das, was man schon weiß, ausgenommen?

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