Die Ansprache

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Sie drehte ihren Kopf leicht und sah aus dem Augenwinkel, dass Remus bereits langsam den Felsen hinaufschritt.

Nur noch ein bisschen.
Nur noch ein bisschen, und die Mission könnte sogar noch besser gelingen, als sie es für möglich gehalten hätten.

„Doch es gibt eine weitere Person, der mein Dank gebührt", fuhr Rorian fort. „Es ist jene Person, die mir die alles verändernde Information hat zukommen lassen. Jene Person, die mir ermöglicht, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen, nachdem ich mich ihr gestellt habe. Jene Person, die es mir ermöglicht, voranzuschreiten.
Doch ich stehe noch viel tiefer in seiner Schuld. Als ich nach ... dem fürchterlichen Angriff schwer verletzt war, durch die Wälder geirrt bin, nicht mehr fähig war, weiterzugehen und schließlich zusammengebrochen bin, hat er mich gerettet.
Er hat mich nicht nur in Sicherheit gebracht – er war es, der mir Nahrung besorgt hat. Der meinen Durst gestillt hat. Der meine Wunden gepflegt hat.
Er war der Erste, der mir half, über mein schreckliches Leid hinwegzukommen. Er war mein erster Halt.
Ich weiß, er ist ein Mensch, aber er hat mir gezeigt, dass auch die Menschen sich unterscheiden, so wie auch wir es tun! Er ist nicht der Ansicht, dass er über uns stehen würde! Er respektiert uns!
Deswegen bitte ich euch: Nicht nur um meinet-, sondern auch um euretwillen – versucht, eure Vorurteile abzulegen! Macht Gebrauch von eurem klugen Verstand und hört euch an, was dieser unglaublich gutherzige Mann, mein Retter, Remus Lupin, zu sagen hat!"

~
Nervös biss Lupin auf seine Unterlippe. Dass Tonks ihren Teil so gut gemacht hatte, sollte ihn eigentlich freuen, doch erhöhte es den Druck nur umso mehr.
Würde die Mission scheitern, so wäre es seine Schuld und je nachdem, wie sich alles entwickeln würde, wäre möglicherweise sogar der Niedergang der Menschheit ihm verschuldet. Vielleicht mochte er all dem eine zu große Bedeutung zuschreiben, doch konnten vermeintliche Kleinigkeiten der Auslöser für große Dinge sein. Und wäre es genau die Zentaurenkraft, die ihnen am Ende fehlen würde, würde Lupin sich das nie verzeihen können. Das Mindeste, was er erreichen musste, war die Feindseligkeit gegenüber Voldemort noch zu vergrößern und den Glauben zu verdeutlichen, dass er zurückgekehrt war.

Als Tonks ihre letzten Sätze beendete, erschien er sichtbar neben ihr auf der Spitze des Felsen und betrachtete die überwältigende Flut an Zuhörern.

Wie er solche Situationen hasste.
Wie er es verabscheute, so enorm im Mittelpunkt zu stehen.
Doch in ein paar Minuten würde es vorbei sein. Er stellte sich noch einmal kurz vor, wie Sirius und James diese Situation meistern würden, ehe er das Wort ergriff:

„Ich grüße Sie alle, werte Zentauri", rief er mit einer kleinen Verbeugung aus, „und bedanke mich bei Rorian recht herzlich für diese lobenden Worte. Es hat mich mit unfassbar großer Freude erfüllt, zu sehen, dass es tatsächlich Zentauren gibt, die trotz der ungerechten Behandlungen, die so viele Menschen ihnen entgegenbringen, dazu in der Lage sind, jene von uns zu unterscheiden. Uns, die wir die Auffassung vertreten, dass das Leben von Zentauren wie Menschen gleichermaßen bedeutsam ist. Für mich ist die Ansicht jener Zauberer einfach vollkommen unverständlich.

Was gibt uns das Recht, einfach zu behaupten, dass wir etwas Besseres seien?
Was sollte uns denn zu etwas Besserem machen? In der Tat gibt es Zauberer, die großartige Dinge geleistet haben, doch ebenso existieren die dunklen Seiten unserer Gesellschaft.
Wir haben kein Recht dazu, nur die positiven Aspekte zu beleuchten und die negativen schlichtweg zu untergraben.
Menschen – Zauberer – haben keinesfalls einen größeren Wert als Zentauren. Doch zu meinem großen Bedauern sind es nicht alle Zauberer, die diese Meinung teilen.
Meine Freunde, meine Kameraden teilen diese Ansicht, doch gerade die dunklen Magier sind unfassbar arrogant. Ihre Rasse, ihre Abstammung bedeutet ihnen viel mehr als die Werte des Individuums, die Charaktereigenschaften, die Beziehungen, die ganze emotionale Ebene.
Nein, dies ist für sie nicht von Belang. Sie interessieren sich nur für ihre Macht, für ihr Ansehen und für die Unterdrückung: Die Unterdrückung der gesamten Zaubererschaft und aller magischen Wesen. In gewisser Hinsicht ersehenen sie sich die Kontrolle über diese Welt.
Jedoch wird dies verleugnet. Alle Gefahren werden verleugnet, von so unglaublich vielen Menschen.
Weil es viel einfacher, viel bequemer ist, an das zu glauben, was angenehm scheint.
Weil sie nicht bereit sind, sich der harten Realität zu stellen, solange sie nicht dazu gezwungen werden.
Doch dass Er, dessen Name nicht genannt werden darf zurückgekehrt ist, ist eine unanfechtbare Tatsache. Es ist nicht nur Rorian, die dies auf schmerzlichste Weise erfahren musste. Es gibt weit mehr Anzeichen und Beweise für die Rückkehr des Unnennbaren:
Während des gesamten Trimagischen Turniers, das im vergangenen Jahr in Hogwarts stattgefunden hat, hatte sich ein Todesser mithilfe von Vielsafttrank im Schloss einquartieren können. Hogwarts, das als wirklich sicherer Ort empfunden wird.
Wie konnte so etwas möglich sein?
Die Antwort ist simpel: Niemand anderes als Er, dessen Name nicht genannt werden darf, steckt dahinter. Nur er war in der Lage, alles so gut zu planen und zu organisieren.
Und selbst, wenn dies noch andere zu tun vermocht hätten: Welchen Grund hätten sie haben sollen? Wer wäre nach all dieser Zeit noch loyal genug, solche Risiken auf sich zu nehmen, solche Pläne zu schmieden, ohne ersichtlichen Vorteil?
Und warum sollte diese Person erst so viele Jahre später handeln? Die einzig logische Erklärung ist, dass Sie-wissen-schon-wer dahinter steckt.
Doch selbst das war noch nicht alles. Der Todesser, der sich in Hogwarts eingeschleust hat, war in der Lage ein unfassbar kraftvolles magisches Artefakt, den Feuerkelch, der die Entscheidungen der Teilnehmer des Turniers fällt, auszutricksen.
Ein Artefakt, welches unglaublich gut gegen Manipulationen geschützt war.
Nur jemand wie Er, dessen Name nicht genannt werden darf, hätte ein ausreichend umfangreiches Wissen in der schwarzen Magie und genügend Talent, um einen Weg zu finden, wie der Kelch zu manipulieren war – so, dass Harry Potter unfreiwillig zum Teilnehmer des Turniers wurde.
Selbst dies jedoch ist noch nicht alles! Gegen Ende des Turniers wurde der Trimagische Pokal trotz unzähliger Schutzzauber zu einem Portschlüssel. Wieder gibt es nur eine Person, die ausreichend Wissen und Einfluss besitzt, um einen solchen Plan in die Wege zu leiten.
Der Portschlüssel führte zu einem Friedhof, auf dem ein spezielles Wiederbelebungselixier verwendet wurde, dass schwer beschaffbare Zutaten erfordert und äußerst schwarzmagisch ist. Darunter befinden sich Knochen des Vaters desjenigen, der wiederbelebt werden soll, Blut eines Feindes und willentlich geopfertes Fleisch eines Dieners – es ist in der Tat unvergleichlich grausam und widerwärtig.
Und erneut geht es um Wissen, über das nur die Schwärzesten aller Magier verfügen. Dieses Elixier hat dem Unnennbaren aus einer geisterähnlichen Gestalt heraus dazu verholfen, wieder einen fleischlichen Körper zu erhalten und Harry Potter selbst ist Zeuge davon.
Ich bitte um euer Vertrauen, wenn ich Ihnen sage, dass Harry ein wirklich ehrlicher Junge ist, der gerade bei solchen Angelegenheiten niemals lügen würde. Er hätte gar keinen Grund dazu. Sein Ruhm für den Sieg des Turniers geriet in den Hintergrund, er wurde der Lüge bezichtigt.
Alles war nur zu seinem Nachteil, doch um der Wahrheit willen, um unser aller Sicherheit willen, hat Harry diese Nachteile in Kauf genommen.
Er ist bereit, für unser Wohl als Ausgestoßener der Zaubererwelt zu leben.

Und fragen Sie sich: Wie, würden Sie sich fühlen, würden Sie von unzähligen anderen als Lügner bezeichnet, obwohl Sie nur die Wahrheit gesagt haben? Warum hätte Harry seinen Ruhm schmälern, sich selbst Verletzungen zufügen sollen?
Harry ist niemand, der verzweifelt auf der Suche nach Aufmerksamkeit ist. Er wollte dieses Turnier nicht bestreiten.
Was er sich herbei sehnt, ist ein friedliches Leben in der magischen Welt zu führen.
Des Weiteren ist er nicht so dumm zu glauben, dass ihm eine solche Lüge wirklich Vorteile einbrächte. Es wäre absolut nicht sein Stil und vollkommen kontraproduktiv.
Ist dies nicht schon Beweis genug dafür, dass Er, dessen Name nicht genannt werden darf, zurück ist?
Doch es gibt noch weitere, noch unanfechtbarere Indizien. Ein weiterer Teilnehmer des Turniers, Cedric Diggory, wurde bei dem Vorfall getötet. Er war ein unglaublich toleranter Zauberer, der sich auf seine Herkunft nichts einbildete und immer für seine Freunde da war. Auch in schweren Zeiten war er sofort zur Stelle, wenn er benötigt wurde. Er war ein herzensguter Mensch und da er gleichzeitig mit Harry den Trimagischen Pokal, den Portschlüssel berührte, gelangte er zu demselben Ort und wurde dort schließlich getötet.
So tragisch dies auch ist – welchen besseren Beweis gäbe es für die Rückkehr des schwarzen Magiers?
Der Tod wird in der Öffentlichkeit als Unfall betitelt – ein Unfall, ohne jegliche äußere Spuren?
Ein Unfall, der genau in das Muster des Todesfluchs passt?
Ein Unfall, obwohl sämtliche Indizien sich mit Harrys Variante der Geschichte decken?

Diese Geschichte, Rorians Geschichte – sie zeigen uns ganz klar und gnadenlos die Fakten: Er, dessen Name nicht genannt werden darf – ist zurück.
Doch solange es geleugnet wird, zieht er einen Nutzen daraus.
Er infiltriert leise, still und heimlich das Ministerium, rekrutiert die Leute, die ihm am nützlichsten sein können und übernimmt die Macht, ohne, dass dieser unfähige Minister es zur Kenntnis nimmt, ohne, dass er es zu verhindern versucht.
Was wird uns erwarten, wenn wir uns nicht wehren oder wenn wir zu schwach sind? Wir Zauberer müssten uns seinem System fügen, in Angst und Schrecken leben und Sie – Ihre Gebiete wären auf ein Minimum eingeschränkt.
Womöglich würde es sogar zum Sport, Sie zu jagen, einen nach dem anderen auszurotten, zur Belustigung ihrer kranken Köpfe. Sie wissen den Wert des Lebens nicht zu schätzen!
Es wäre eine Zeit, in der Sie jede Sekunde um Ihr Leben fürchten müssten, um das Ihrer Freunde, Ihrer Familie!
Wenn Sie schon einmal einen Verlust erlitten haben, dann führen Sie sich vor Augen, wie schmerzhaft dies war. Und so etwas könnte immer und immer und immer wieder folgen. Jeder Tag könnte ein solches Unheil mit sich bringen. Es ist etwas, woran man unweigerlich zerbricht. Nicht zu vergessen, dass kontinuierliche Angst bestünde; ruhige Zeiten wären nicht mehr vorhanden.
Es wäre nicht mehr möglich, des Nachts die Sterne zu beobachten, sie zu deuten, Ihren Leidenschaften nachzugehen. Das, was Sie hätten, das, was Ihnen bliebe, wäre kein Leben mehr! Deshalb müssen wir, die wir vernünftig sind, handeln!

Wenn es soweit ist, lassen Sie uns kämpfen, nicht untereinander, sondern miteinander, Seite an Seite, gegen denselben Feind!
Zeigen Sie, dass Sie für das Wohl Ihrer Herde, ihrer Familie, bereit sind, in den Kampf zu ziehen!
Zeigen Sie, wie vernünftig Sie sind, dass Sie in der Lage sind, falsche Vorurteile gegen uns Menschen fallen zu lassen!
Zeigen Sie, dass Sie uns Menschen vom Widerstand in nichts nachstehen!
Und wenn alles gut geht, wird nicht nur Ihr Leben gesichert sein – Sie werden auch Ansehen von der Zaubererschaft gewonnen haben, und wir werden uns dafür einsetzen, dass Ihr Lebensraum gesichert ist, sogar vergrößert wird und nach dem, was Sie erreicht haben könnten, werden Sie im Ansehen vieler unsagbar gestiegen sein, sodass die Wahrscheinlichkeit für bessere Bedingungen danach extrem hoch wären!
Geplant wäre die Kooperation folgendermaßen: Mit denjenigen, die sich bereiterklären, mit uns gegen denselben Feind zu arbeiten, werden wir Informationen austauschen und gelegentlich Pläne vorbereiten. Wir sehen es auch nicht als tragisch an, wenn Sie nur wenige Informationen für uns haben, da Sie hier im Wald schließlich nicht im Mittelpunkt des Geschehens sind. Wenn dann der finale Kampf ausstünde, werden wir Ihnen mittels Seit-an-Seit-Apparieren direkt die Möglichkeit verschaffen, schnell zum Schauplatz zu gelangen und Ihre wahre Stärke zu demonstrieren.

Deshalb bitte Ich Sie: Lassen Sie uns gemeinsam gegen die Bedrohung kämpfen, die sich die restliche Zaubererwelt wahrzunehmen weigert!
Zeigen Sie, dass Sie in der Lage sind, denselben Mut aufzubringen, wie es wir Menschen tun, die wir uns gegen ihn verschworen haben!
Lassen Sie uns alte, unsinnige Feindschaften begraben!
Lassen Sie uns kämpfen – kämpfen für unsere Freiheit, für Frieden, für unser aller Wohl – gegen Lord Voldemort!"

Geschafft. Erschöpft beobachtete Lupin, wie beinahe die gesamte Zentaurenherde beim Klang von Voldemorts Namen zusammenzuckte.
Das Ende hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
Doch es hatte auch etwas Beängstigendes, dass Voldemort so einflussreich war, dass sogar die Zentauren nicht einmal seinen Namen problemlos ertragen konnte.
Dennoch, es war ein wichtiger Teil der Strategie gewesen: Wenn Menschen den Mut beweisen zu kämpfen, sogar den Namen auszusprechen, sollte es gegen den Stolz der Zentauren gehen, sich zu weigern.
Natürlich konnte Lupin noch nicht genau sagen, inwieweit ihre Mission nun erfolgreich war, doch er war eigentlich zufrieden damit, wie er die Rede präsentiert hatte und den Gesichtern der Zentauren während der Ansprache nach, die sich von skeptisch immer mehr zur Überzeugung hin gewandelt hatten, schien es außerordentlich gut gelaufen zu sein.

„Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit", fügte Lupin noch mit einer kleinen Verbeugung und inzwischen etwas heiserer Stimme hinzu.

Kurze Zeit später war Soran wieder auf der Spitze erschienen:
„Habt herzlichen Dank für diese Ansprache", rief er aus, „wir werden noch kurz beratschlagen, wie wir vorgehen werden, ehe wir uns dazu äußern. Ich bitte hierbei um Ihr Verständnis."

Obwohl Lupin direkt neben Soran stand, hatte er die Worte sehr laut gerufen, um die Menge daran teilhaben zu lassen.

„Natürlich", bestätigte Lupin und verbeugte sich abermals.
Endlich war der schlimmste Teil vorbei.


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Hinterlasst gerne Kommis und Sterne, wenn ihr findet, dass diese FF es verdient hat :3 <3

Hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen :)

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