Er wollte sie zurückstoßen, ihr sagen, dass es nicht sein sollte, nicht sein durfte, aber er konnte nicht.
Endlich, nach so unermesslich langer Zeit, berührten ihre Lippen wieder die seinen und verbotenes Glück durchflutete ihn, weil er wusste, dass sie ihn nach all den Monaten immer noch liebte.
Tonks küsste ihn fordernder, vergrub die Hände in seinem Haar, und Remus verlor sich in einem Strudel des endlosen Glücks, einem Strudel der Wünsche und Sehnsüchte, einem sanften, warmen Strudel der Liebe – aus dem ihn die Vernunft so jäh hinausriss, dass für den Moment nur ein klaffendes Loch in seinem Herzen zurückblieb.
„Tonks – ich – wir –", stammelte Lupin hilflos und sah sie gequält an. Ein Flehen lag in seinem Blick, die stumme Bitte, sie würde verstehen, und Entsetzen darüber, dass sie schon wieder zu weit gegangen waren, dass er zu weit gegangen war.
„Remus", wisperte Tonks mit einem Funkeln in den Augen, „wir haben jetzt für Monate kaum oder gar nicht miteinander gesprochen und wenn doch, dann haben wir uns gestritten – ich weiß, worauf du hinaus willst, aber das, was nicht geht, ist, dass wir getrennt sind. Du – du kannst mir nicht sagen, dass du nicht gelitten hast. Ich habe gelitten. Jeden verdammten Tag. Mein Patronus hat sich deinetwegen verändert. Du weißt, was das heißt, oder?"
Remus schluckte schwer und mied ihren Blick.
„Es heißt, dass es niemals aufhören wird, weil wir füreinander bestimmt sind", fuhr Tonks fort. „Es heißt, dass du es bis an unser Lebensende verhindern müsstest, und das kannst du nicht. Weil es unmöglich ist, solange dagegen anzukämpfen... weil es dir jetzt, nach nicht mal einem Jahr, schon so schwer fällt... Du weißt es doch auch, oder? Wir können nicht Ewigkeiten getrennt sein!"
„Tonks...", bat Remus stumm und schüttelte hilflos den Kopf. „Ich kann nicht... Ich... kann nicht..."
„Du kannst", hauchte Tonks, „wir beide können. Wir beide werden."
„Bitte... geh..."
„Nein, Remus. Nein."
Und ohne, dass er es hätte verhindern können, küsste sie ihn abermals.
„Tonks, ich sagte ‚NEIN'!", rief Lupin aufgebracht und stieß sie zurück, „‚NEIN', verstehst du? NEIN! Lass es einfach gut sein! Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle, du weißt einen Dreck davon, wie schwer es ist, zu versuchen, nicht egoistisch zu sein und an dein Wohl zu denken, wenn du – und –"
„Jaaaah, natürlich, du willst nur das Beste für mich!", schrie Tonks und sprang auf, „ist dir schon ein Mal in den Sinn gekommen, dass es das Beste für mich ist, wenn wir zusammen sind?! Ich sage nicht, dass es einfach wird! Ich sage nicht, dass es lustig wird, von allen ausgelacht zu werden! Aber du bist da und es kann nicht schlimmer werden als dieses verfluchte letzte halbe Jahr, in dem ich mir jeden Tag die Augen aus dem Kopf geheult habe, deinetwegen! Nur deinetwegen!"
„Du hast KEINE AHNUNG von dem, was schlimm ist!", brüllte Lupin, „du hast es noch nie, NIE erlebt und ich will nicht, dass du es jemals – und überhaupt, würdest du ENDLICH mal aufhören, so zu tun, als sei alles meine Schuld? Denkst du auch irgendwann mal an MICH? Zu einer Beziehung gehören immer zwei dazu, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest, und ich WILL NICHT MIT DIR ZUSAMMEN SEIN! Und jetzt VERSCHWINDE!"
„Ich hab also keine Ahnung, was?!", schrie Tonks und Zornestränen funkelten in ihren Augen, „ich bin AUROR, falls dir das noch nicht aufgefallen ist! Ich habe STÄNDIG mit üblen Menschen zu tun! Du behandelst mich andauernd, als hätte ich keine Ahnung von der Welt da draußen! Ich habe es SATT! Ich habe es satt, dass du –"
„HAST DU NICHT GEHÖRT? DU sollst gefälligst VERSCHWINDEN! Und erdreiste dir BLOSS nicht noch einmal, über meine Gefühle zu urteilen!"
„Das hier ist immer noch mein Haus!", schrie Tonks wutentbrannt, „du kannst nicht einfach –!!"
„SCHÖN!", brüllte Lupin, „SCHÖN! DANN GEHE ICH HALT! Und du wirst nie, NIE WIEDER HAND AN MICH LEGEN, VERSTANDEN?!" Er rappelte sich mühsam auf, verließ das Zimmer so schnell er konnte.
„Ich HASSE DICH, Remus Lupin!", schrie Tonks ihm hinterher, „hast du gehört? ICH! HASSE! DICH!!!"
Die Worte durchstachen sein Herz wie glühende Messer, noch unerträglicher als jede Verwandlung, die er in den vergangenen Monaten, in den vergangenen Jahren je durchlebt hatte, und er wusste, wie gigantisch die Kluft war, die sich soeben zwischen ihnen aufgetan hatte, eine Schlucht, die wohl nie wieder überwunden werden konnte.
Aber es war besser so, sagte er sich immer wieder. Es war besser so.
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Weil du mich zum Menschen machst
FanfictionRemus Lupin X Nymphadora Tonks. Als Remus Lupin im Kindesalter mit Lykanthropie infiziert wurde, änderte sich sein Leben schlagartig: Er musste sich fortan damit abfinden, sein Leben als Monster, als Ausgestoßener der Gesellschaft zu fristen. Nie...