Einzig ein Traum?

1.3K 91 44
                                    

In Tonks' Augen brannten Tränen, und für einige Sekunden starrten sie alle auf die Türen, die soeben mit einem lauten Krachen zugeflogen waren.
„Tonks", murmelte Hermine mitfühlend, „ich wusste nicht, dass..."
„Der kommt noch zur Vernunft!", sagte Molly überzeugt, „du wirst sehen!"
„Ich werde mit ihm reden", erklärte Arthur, „das kann unmöglich so weitergehen. Aber erst später... jetzt wird er zu aufgewühlt sein... immerhin ist Dumbledore..."
Tonks konnte nicht sprechen, ihr Hals schien wie zugeschnürt. Warum musste alles so weit gekommen sein? Warum mussten in den letzten Monaten so grauenvolle Dinge passieren? Warum... wurde alles immer schlimmer?


Remus lag stumm in einem alten Bett in Hogwarts. Minerva hatte ihn gebeten, zum Schutz der Schüler zu bleiben, ebenso wie Tonks und einige andere Ordensmitglieder, doch ihm behagte es nicht, im gleichen Haus schlafen zu müssen wie sie, und wenn es noch so groß war...
Vor einigen Stunden hatte ein Ordenstreffen stattgefunden und es hatte sich herausgestellt, um wie viel komplizierter alles geworden war, angefangen damit, dass der Grimmauldplatz kein Hauptquartier mehr sein konnte, da durch... den Vorfall alle, die in das Geheimnis eingeweiht waren, selbst Geheimniswahrer geworden waren. Das Risiko war somit viel zu hoch und der Fuchsbau schien weit sicherer zu sein. Was für Lupin auch bedeutete, dass er seine wichtigsten Besitztümer packen und umziehen hatte müssen. Um Sirius endgültig hinter sich zu lassen und Albus' ... Abwesenheit entgegenzusehen.
In den übrigen Stunden war er ziellos durch die Gänge und Ländereien von Hogwarts gestreift, um sich abzulenken, doch spätestens, als er an Hagrids Hütte vorbeigekommen war, die an vielen Stellen verkohlt war und nach Ruß roch, wurde ihm bewusster denn je, dass nichts mehr wie vorher sein würde und dass er auch in Bewegung nicht vor sich selbst fliehen konnte.
Der unwirkliche Gedanke an Albus, der in einigen Tagen beerdigt werden würde, raubte ihm den Atem und nahm ihm die Sicht, doch auch das, was im Krankenflügel vorgefallen war, Fleurs Reaktion auf Bills Wunde und die Ansichten aller anderen...
Hinzu kam auch noch, dass er ohne Snape keinen Zugang mehr zum Wolfsbanntrank hatte – Sirius hatte zwar einiges vorrätig für ihn gebraut, aber dieser Vorrat würde zur Neige gehen... und die Vermutung, dass sie die Schule schließen würden, kam erschwerend hinzu.
Zumindest dieses Schuljahr hatte ein jähes Ende gefunden. Sämtliche Prüfungen, die nicht bereits stattgefunden hatten, waren verschoben worden und viele Schüler befanden sich bereits Zuhause. Andere würden noch bleiben, bis Albus...
Er versuchte, in Ruhe nachzudenken, doch konnte er keinen klaren Gedanken fassen. In diesen Stunden würde er unmöglich Schlaf finden.


Am folgenden Tag ging er Tonks aus dem Weg, so gut es möglich war, und übernahm organisatorische Aufgaben für die Beerdigung, wo er nur konnte. Zumindest ein wenig wollte er Albus noch zurückgeben.
Die Verpflichtungen erfüllten auch ihren weiteren Soll; sie lenkten ihn zu einem großen Teil von allem ab, an das er um keinen Preis denken wollte. Nachdem er eine volle Nacht durchgearbeitet hatte, weigerte sich Minerva aber in ihrer neuen Position als Schulleiterin, seinem Wunsch nach weiteren Arbeiten nachzukommen.
Am Abend und nach einigen kleineren emotionalen Ausbrüchen ließ Lupin sich erschöpft auf sein Bett sinken, aber dennoch in dem Wissen, wohl einer weiteren schlaflosen Nacht ausgesetzt zu sein.
Auf dem Weg zu seinem Gästezimmer war er Tonks begegnet. Ihre mausbraunen Haare schienen noch ausgedünnter und schlaffer als üblich, ihre Wangen eingefallener, ihre Augen rot und verquollener denn je, untermalt mit tiefen Ringen. Der Gedanke, alles könne seine Schuld sein, fühlte sich an, als würde sie selbst ihm ein Messer in seine Brust rammen, oder umgekehrt, was noch furchtbarer wäre... Er wünschte sich so sehr, ihr Leid beenden zu können, aber er wusste keinen Weg. Keinen, der möglich war.
Ihr Streit im Krankenflügel drängte sich in seine Erinnerung... Tonks, die ihm sagte, seine Argumente seien nichtig... vielleicht hatte sie recht, was die Gefahren anbelangte, aber sonst... Wieso wollte niemand begreifen, dass die anderen durchaus aussagekräftig waren? Das Alter war vielleicht nicht der springende Punkt, aber durchaus ein Nebenaspekt... und da war noch die Sache mit dem Geld...
‚Ihr seid beide todunglücklich und du hältst dich an solch banalen Sachen wie Alter und Geld auf? Du hast dich bislang auch ohne ihre finanzielle Unterstützung über Wasser gehalten, und niemand zwingt dich, ihr Geld anzunehmen.'
„Schweig!", knurrte Lupin seine innere Stimme an.
‚Siehst du? Sie hatte Recht. Du hast wirklich keine tragkräftigen Argumente!'
Selbst, wenn diese drei nicht besonders stark waren, dachte Lupin, so würde er Tonks zu einer Ausgestoßenen machen, und egal, was sie sagte, sie hatte keine Vorstellung, wie –
‚Die Tonks, die du kennst, lief lange Zeit mit grellpinken oder violetten Haaren durch die Welt und hat in ihrer Arbeit tagtäglich mit üblen Leuten zu tun. Glaubst du wirklich, durch einige Meinungen fremder Menschen erginge es ihr schlechter als jetzt, obwohl sie deine Unterstützung hätte?'
„Sie wird, solange sie mit mir zusammen bleibt, niemals Kinder bekommen können..."
‚Aber ganz offensichtlich möchte sie keine Kinder... und selbst, wenn sich das ändern sollte, ihr könntet immer noch adoptieren..."
Lupin atmete hörbar aus. Da stellte sich schon alle Welt gegen ihn, und nun zweifelte er auch schon an sich selbst... wie sollte das nur weitergehen?
‚Bist du arrogant genug zu glauben, du wärst im Recht und sie alle im Unrecht, nur, weil du normalerweise ein rationaler Denker bist?', fuhr seine imaginäre Stimme fort. ‚Hast du noch irgendein wirklich gutes Argument? Irgendeines, das ein Nein wirklich rechtfertigen würde?"
‚Es geht einfach nicht!', dachte Lupin und bemerkte selbst, dass er soeben keinen Grund angeführt hatte. Konnte es wirklich sein, dass es keinen gab? War es wirklich möglich, dass eine Beziehung mit Tonks mehr Vor- als Nachteile haben könnte?
Stimmen hallten in seinem Kopf, Sirius, Molly, Arthur, Chloe, Albus - und natürlich Tonks selbst, und sie alle wollten, dass er es mir ihr versuchte... konnten so viele Menschen, von denen einige sehr intelligent waren, wirklich so falsch liegen?
Sein „Nein" war so fest in ihm verankert gewesen, als wäre es unzweifelhaftes Wissen, dem naive Menschen keinen Glauben geschenkt hatten, doch nun stellte er es selbst infrage.
Er stellte sich vor, wie er in einem der Korridore stand, und Tonks, die Haare bonbonrosa, liebevoll die Arme um ihn legte und ihn näher zu sich zog. Sein Herzschlag beschleunigte sich und eine prickelnde Gänsehaut überkam ihn.
Und endlich, endlich wurde ihm klar, dass er selbst der einzige war, der diesem Traum noch im Weg stand, dass er in dem Glauben gehandelt hatte, sie könne ihn niemals aufrichtig lieben, dass ein so unfassbares Glück zu viel für ihn sei... doch Tonks liebte ihn, das bewies schon ihr Patronus, so unerklärlich es ihm auch schien, und nichts als er selbst behinderte dieses Glück – hinderte an diesem wundervollen Traum, der in ein paar Stunden schon wahr sein könnte... der sein und ihr ewiges Leid endlich, endlich beenden konnte. Beenden würde.

___________________
Frage an EUCH: Was mögt ihr an Remus besonders?
2. Frage an EUCH: Wer versteht den ganz unten stehenden Witz?

Meine Güte, Leute, es ist vollbracht! Remus hat seine Ansicht endlich, endlich geändert und eine Entscheidung gefällt, die wir uns alle herbeigesehnt haben. Hat auch lange genug gedauert xD

Es gibt 10 Arten von Menschen. Die, die das Binärsystem verstehen und die, die es nicht tun.

Wer von euch hat den kapiert? :D

Weil du mich zum Menschen machstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt