„Bist du okay?", fragte Tonks mitfühlend, als sie disappariert waren.
„Es war dumm von mir, ihnen so schnell davon zu erzählen", gestand Remus und rieb sich den Nacken „aber ich danke dir, dass du mich verteidigt hast."
„War vielleicht nicht das Klügste, was du je getan hast, aber hätte ich gewusst, dass manche Werte von früher noch so in meiner Mutter verankert sind..." Tonks kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum. „Sie meint es wirklich nicht böse. Es ist nur... na ja, du weißt schon, gleiche Erziehung wie Bellatrix und Narzissa.... Sie hat sich zwar von dem ganzen schwarzmagischen Kram abgewandt, aber manche Dinge, die sie gelernt hat, waren ja auch nützlich. ‚Springe keine Klippe hinunter' ‚Trifft dich der Todesfluch, stirbst du' und so halt auch ‚Werwölfe sind gefährlich.' Das mit Greyback hat die Denkweise natürlich bestätigt... aber ich wusste nicht, dass es so... na ja." Sie verstummte und sah Remus mattem Lächeln an. „Mein Dad ist da eigentlich recht offen, aber ‚Werwolf' klingt für ihn halt auch erstmal nicht nach Schmusetier. Er war schon von der ganzen Aurorensache nicht begeistert – er ist zwar stolz auf mich, aber hat auch Angst. Du musst ihnen einfach eine Chance geben, dich als Mensch kennenzulernen – dann wird das schon, glaub mir. Okay, Schatz?"
Sie blickte ihn aufmunternd an und Remus nickte, obwohl er wusste, dass es bei Weitem nicht so einfach war. Mr. und Mrs. Tonks waren höfliche Leute und hatten es nicht zeigen wollen, aber er war dort nicht willkommen gewesen, erst recht nicht, als sie erfahren hatten, was er war. Es war nicht zu übersehen gewesen, wie sehr es sie am Ende gequält hatte, nett zu sein, aber dank Tonks würden sie ihre Abscheu so gut verstecken, wie es ihnen möglich war – und da sie ihre Gefühle nicht zu verantworten hatten, war es das Freundlichste, das sie ihm gegenüber tun konnten. Sie waren eben doch gute Menschen.
„Sag mal... das sind Wölfe, oder?", fragte Remus plötzlich und deutete auf die Zeichnungen, die Tonks am Vortag gemalt hatte.
„Wie? Was? Ach verdammt, ich dachte, ich hätte die weggeräumt – die sehen fürchterlich aus!"
„Ich schätze, das lässt sich nicht bestreiten." Remus grinste amüsiert.
„Hey!" Tonks schlug ihm spielerisch auf den Arm.
„Du bist nicht die einzige, deren Zeichenfähigkeiten – nun, verbesserungswürdig sind. Was mich aber mehr interessiert - gibt es sonst noch irgendwelche Hobbies, von denen ich nichts weiß?"
„Mhhh", überlegte Tonks, „seit meiner Auroren-Ausbildung hatte ich nie besonders viel Freizeit... und seit ich dem Orden beigetreten bin noch weniger. Meist rede ich mit Freunden oder so – und wir machen kleine Ausflüge. Wenn ich alleine bin, geh ich manchmal in Muggel-Clubs – das ist vielleicht seltsam, sag ich dir, aber fast immer lustig! Früher in Hogwarts habe ich meist Quidditch gespielt – ich fliege ja auch jetzt noch gern – oder halt die üblichen Spiele."
„Zauberschach?", hakte Remus nach und erinnerte sich an die vielen Stunden, die er mit den Rumtreibern gespielt hatte.
„Auch – ähm – meine Mutter hat das immer mit mir gespielt, als ich noch klein war. In Hogwarts wollten die meisten aber nicht gegen mich spielen, weil ich immer gewonnen hab – ich dachte, ich sei unschlagbar, nur meine Mutter hat mich in den Ferien immer wieder besiegt. Durch die ganzen Erfolge in der Schule hab ich aber wohl etwas zu viel geprahlt – und daraufhin hat meine Mutter mich so fertig gemacht, dass ich praktisch kein Schachspiel mehr angerührt hab. Bestimmt zehn Jahre her."
„Lust, das zu ändern?", fragte Remus, von einem plötzlichen Impuls übermannt.~
„Wieso hab ich nur gesagt, dass du mich nicht schonen sollst?", stöhnte Tonks und fegte frustriert die Figuren vom Brett. „Ich geb's auf!"
„Wir haben nicht einmal zwei Stunden gespielt", lachte Remus. „Wo ist nur dein Ehrgeiz hin?"
„Hat spätestens nach der dritten Niederlage einen auf fliehendes Graphorn gemacht... ach Mann, das ärgert mich jetzt!" Tonks warf ihren verängstigt dreinblickenden Figuren einen verärgerten Blick zu, als sei es allein ihre Schuld.
„Kein guter Verlierer?" „Absolut miserabel." „Ich auch."
Tonks blickte überrascht auf. „Wirklich?"
„Zumindest bei Zauberschach." Ein nostalgisches Lächeln umspielte Remus' Mundwinkel. „Es war so ziemlich das Einzige, in dem ich Sirius und James schlagen konnte."
„Und dann hast du verloren und alle Figuren aus Wut zerdeppert?", frage Tonks amüsiert. Ihr Missbehagen war mit einem Schlag verraucht.
„Nein – aber nach zwei Niederlagen in Folge habe ich meine Sachen gepackt und bin ohne ein Wort in den Schlafsaal – und da hab ich dann erstmal geschmollt."
Tonks prustete los. „Das – das kann ich mir – oh Merlin, ich stelle mir gerade vor, du würdest jetzt – hahahaha!"
Remus verstaute seine Schachfiguren grinsend in der Schachtel, als Tonks sich plötzlich daran erinnerte, dass sie noch etwas für ihre Geheimmission tun sollte.
„Du beherrschst nicht zufällig Desillusionierungszauber, oder?"
„Nun, ‚beherrschen' ist zu viel gesagt..." Remus zückte seinen Zauberstab und klopfte sich damit einmal beherzt auf den Kopf. Sofort nahm sein Körper die Farben der Wand hinter ihm und des Stuhls an, auf dem er saß. Die Farbtöne waren fast stimmig, doch die fehlende Textur auf seinem Körper unterschied ihn noch recht deutlich von seiner Umgebung.
„Hast du irgendwelche Tipps für mich?", wollte Tonks wissen und demonstrierte das mäßige Resultat des monatelangen Trainings.
Den restlichen Tag verbrachten sie fast ausschließlich mit dem Üben des Zaubers und während Remus seinen wahren Nutzen nicht kannte, ahnte Tonks nicht, dass dieses einfache Beisammensein einen bestimmten Gedanken, der ihn nicht mehr loslassen wollte, stark beeinträchtigte.
~
Remus starrte unverwandt auf den Ring in seiner Hand und fragte sich zum tausendsten Mal, ob er nicht vollkommen von Sinnen war. Ganz abgesehen davon, dass er beinahe sein komplettes Erspartes für einen Ring ausgegeben hatte, der nicht einmal besonders hochwertig war und er seinen Teil zum Haus nun die nächsten Monate garantiert nicht beisteuern können würde – wie konnte er nur glauben, dass sie schon jetzt seinen Antrag annehmen würde? Sie hatte es sicher doch leichtfertig gesagt... Und überhaupt, wieso musste er nun alles so übereilen? Fürchtete er insgeheim, sie wieder zu verlieren, wenn er sie nicht an sich band? Obwohl sie ihn trotz all der Zurückweisungen nicht hatte fallen lassen?
Eigentlich hatte ihn mehr Neugierde dazu verleitet, den Juwelier aufzusuchen, aber dann war ihm der Ring ins Auge gesprungen, bei dem sich weiße und graue Reifen umeinander wanden und dessen violetter Edelstein das dunkle Braun, das ihn umgab, zum Schimmern brachte. Und da ... war es einfach so passiert. Die Farben ihrer Felle bei Vollmond, die Tatsache, dass auch er durch sie mehr zu leuchten schien – all das hatte seinen Verstand für einige Augenblicke so sehr aussetzen lassen, wie es nur Tonks für gewöhnlich zustande brachte.
So hielt er nun den Ring in der Hand, in der Gewissheit, dass er wahnsinnig war, aber nicht wissend, was er nun tun sollte.
Für gewöhnlich hätte er sich wohl gefragt – wobei nicht auszudenken gewesen wäre, dass er sich mit solch einem Thema je ernsthaft befasste – ob der Ertrag des Gewinns unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeiten den Verlust hätte ausgleichen können, aber so aufgewirbelt, wie seine Gefühle gerade waren, brachte er kaum einen rationalen Gedanken zustande.
Was sollte er nur tun?
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Frage an EUCH: Was seht ihr als den perfektesten HP-Charakter an, im Sinne desjenigen, der am besten gelungen ist?
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Weil du mich zum Menschen machst
FanfictionRemus Lupin X Nymphadora Tonks. Als Remus Lupin im Kindesalter mit Lykanthropie infiziert wurde, änderte sich sein Leben schlagartig: Er musste sich fortan damit abfinden, sein Leben als Monster, als Ausgestoßener der Gesellschaft zu fristen. Nie...