Zu Lupins Erleichterung schien Severus einverstanden, Harry wieder zu unterrichten. Der Braunhaarige war froh, dass er zumindest eine Sorge weniger hatte. Hätte er damals schon gewusst, dass der Zaubertrankmeister dies nur vorgetäuscht hatte, hätte er keinesfalls so entspannt dasitzen können. So aber, da er nichts Besseres zu tun hatte, saß er am Küchentisch und spielte mit Sirius eine Runde Zauberschach.
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Die Tage zogen von dannen und abgesehen von mehreren kleinen Flirts, die Lupin diesmal nicht einmal zu bemerken schien, hatte sich an ihrem Verhältnis nichts verändert. Tonks war es außerdem irgendwie gelungen, Remus zu erklären, dass sie ihren Patronus wieder beherrschte, ohne, dass sie ihn hatte vorführen müssen.
Es war Freitagabend und der letzte Tag des Mais. Lupin lag unruhig in seinem Bett und starrte an die Decke, dorthin, wo der Mond sein müsste. Der Mond, der nur noch einen einzigen Tag benötigen würde, ehe er die Qualen über den Werwolf hereinbrächte.
~Auch Tonks wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Auch, wenn sie nicht die Decke über sich fixierte, so glitten ihre Gedanken doch immer wieder zu der großen Kugel, die so unschuldig und blutbefleckt am Himmel schwebte. Morgen. Morgen würde es soweit sein.
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Remus saß im Wald und blickte in das leuchtende Antlitz des vollen Juni-Mondes. Sein blasses Gesicht wirkte durch das glimmende Mondlicht noch weißer. Er lächelte grimmig. Wie viele Jahre hatte er dieses Ritual nunmehr überstanden? Mehr als 30 waren vergangen und doch hatte er nie aufgegeben. Glaubte dieses silbrige Etwas denn wirklich, dass er nicht durchhalten würde? Dass er dieser Herausforderung nicht gewachsen war?
Nein, er würde diese Nacht überstehen, wie die ganzen Nächte zuvor.
Obwohl er damit gerechnet hatte, geschah der Eintritt der glühenden Hitze unfassbar plötzlich. Als er die Schmerzen gerade wahrzunehmen begann, setzte das Ziehen ein und er japste nach Luft, die nie zu seiner Kehle durchdringen würde, als sein Körper zu zerspringen schien.
Lupin krümmte sich in Todesqualen. Die Zeit schien stillzustehen. Für einen Moment befürchtete er, er müsse die Schmerzen bis ans Ende seines Lebens ertragen.
Wenn es eine Hölle gäbe, so war er sich sicher, befand er sich gerade in ihrem Zentrum, umringt von tausenden anderer Menschen, die qualvoll schrien und um ihr Leben flehten. Doch wenigstens konnten sie schreien.
Das Zuggefühl ließ nach, doch das Höllenfeuer in seinem Inneren brannte unaufhörlich weiter. Das Brennen verwandelte sich in ein alles durchdringendes Stechen, als ihm das Fell wie unzählige Schwerter durch die Haut schoss, ehe er sich in unendlicher Dunkelheit verlor, unfähig, zu sagen wo er war, was er war, wer er war. Endlich wollte ein Laut seine Lippen verlassen, ein gequältes Jaulen drang aus seinem Maul und dann, nach Sekunden, die sich wie Tage zogen, endete der Schmerz so jäh, wie er gekommen war.
Für einige Momente war Lupin unfähig, sich zu regen, blind, in den Tiefen des Waldes.
Dann klarte seine Sicht auf, schärfer als zuvor und die Gerüche der Natur überfluteten ihn.
Es bedurfte ihn noch einiger Momente, ehe er sich vollständig sicher war, dass der Trank gewirkt hatte und er noch bei Verstand war.
Erschöpft legte er sich nieder. Er war nicht müde, doch wollte er seinem Körper eine kleine Pause gönnen, bevor er sich auf die langweilige Erkundungstour im Wald machen wollte. Er wünschte, er könnte schlafen. Es würde die Zeit so viel schneller vergehen lassen und am nächsten Morgen, in den nächsten Tagen, wäre er nicht so erschöpft.
Einige Minuten später war das Gefühl der Taubheit fast verflogen. Remus überlegte gerade, ob er schon aufstehen sollte, um die Zeit besser totzuschlagen, als sich etwas in einem Gebüsch zu seiner Seite regte. Aufmerksam fixierte er es mit seinen glänzenden Wolfsaugen.
~Dort war etwas. Und nicht nur „etwas".
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, er stünde einem Wolf gegenüber, doch war dieses Wesen ein wenig hundeartiger – und von schillerndem Weiß. Das Fell wirkte ungewöhnlich gepflegt, wenn man daran dachte, dass es hier lebte, mitten in der Natur.
Sie – sein Gefühl verriet ihm, dass es ein Weibchen war – schritt mit vorsichtigen, aber anmutigen Schritten auf ihn zu und wirkte dabei auf eine unerklärliche Weise rein.
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Weil du mich zum Menschen machst
Fiksi PenggemarRemus Lupin X Nymphadora Tonks. Als Remus Lupin im Kindesalter mit Lykanthropie infiziert wurde, änderte sich sein Leben schlagartig: Er musste sich fortan damit abfinden, sein Leben als Monster, als Ausgestoßener der Gesellschaft zu fristen. Nie...