Lupin wandte seinen Blick zu Tonks und beobachtete ihr friedlich schlafendes Gesicht mit einem leichten Lächeln. Sie sah so verletzlich aus, so gebrechlich.
Er verspürte das Bedürfnis, schützend einen Arm um sie zu legen, natürlich bedingt durch den Wolf in ihm, und kam sich fast schlecht vor, als er sich entschied, sie zu wecken, damit sie in ihr Haus zurückkehren könnte und nicht auf dem harten Sofa schlafen müsste.
„Tonks", wisperte Lupin und schüttelte sie vorsichtig. Sie gab keine Antwort, sondern atmete nur langsam und gleichmäßig weiter. Sie schien wirklich erschöpft zu sein.
Er verließ schmunzelnd den Raum und ging zu Sirius, um ihn zu fragen, ob sie in einem Gästebett schlafen könnte. Dieser saß gerade lachend am Küchentisch und unterhielt sich mit Kingsley.
„Und?", fragte Sirius erwartungsvoll, als Lupin den Raum betrat.
„Sie hat die Verwandlung äußerst zufriedenstellend gemeistert. Ihr könnt morgen das Resultat sehen, für heute ist sie eingeschlafen. Ich wollte sie wecken, damit sie in ihr Haus apparieren kann, aber sie hat ziemlich tief geschlafen, also ist es vielleicht besser, wenn sie in einem Gästebett übernachtet", erklärte Lupin.
„Mmmmh", machte Sirius nachdenklich. „Ich denke, es ist besser, wenn du sie nach Hause bringst. Wir haben derzeit keine freien Betten mehr."
Lupin zog die Augenbrauen nach oben. „Nun, es ist nicht so, als könnten wir kein Bett aus dem Nichts heraufbeschwören", entgegnete er ehrlich verwirrt.
„Aber vielleicht wacht sie mitten in der Nacht auf, wirft etwas um und weckt das ganze Haus und wir brauchen alle unseren Schlaf", erwiderte Sirius. „Ich denke, du solltest mit ihr einfach zu ihrem Haus apparieren – hier ist ein Foto, damit du sie per Seit-an-Seit-Apparieren hinbringen kannst, warte..."
Er reichte Remus ein Bild, welcher es kritisch begutachtete. Es zeigte ein kleines Gebäude, das in einem einladenden, hellvioletten Ton angestrichen worden war.
Anschließend klärte Sirius ihn über alle Schutzzauber auf, die darüber lagen und nannte ihm eine kleine Seitengasse in unmittelbarer Nähe, von der er ebenfalls ein Foto hatte und die sich für das Apparieren eignete.
Remus begutachtete seinen Freund stirnrunzelnd. Er kannte ihn gut genug, um sich sicher zu sein, dass die Gründe, die er genannt hatte, nicht die wahren Gründe waren, aus denen er wollte, dass Tonks Zuhause schlief. Dennoch fragte er nicht weiter, sondern lief zurück zum Sofa, auf dem Tonks (inzwischen in einer äußerst unbequem aussehenden Haltung) schlief.
„Tonks?", fragte er und schüttelte sie zaghaft. „Tonks?"
Sie reagierte nur mit einem verschlafenen Brummen und rührte sich nicht. Lupin seufzte.
Dann fuhr er mit seiner linken Hand vorsichtig hinter ihre Schulterblätter und griff mit seiner anderen in ihre Kniekehlen. So behutsam, wie er konnte, hob er sie an, sodass sein Arm ihren Kopf stützte.
Sie erschien ihm sehr leicht, doch das überraschte ihn nicht. Obwohl er immer sehr schlank gewesen war, hatte er seit dem Werwolfsbiss deutlich mehr Kraft, als man ihm ansah und Tonks war eben auch dünn.
Sie wachte nicht auf, als er sie anhob. Langsam schritt er an der Küchentür vorbei und bat Sirius im Flüsterton, ihm die Haustüre aufzumachen.
Sirius grinste übers ganze Gesicht. Wahrscheinlich amüsierte es ihn, dass Remus Tonks jetzt herumtragen musste. Oder aber, dass sie trotz allem nicht aufwachte. In jedem Fall öffnete er gut gelaunt die Tür und schloss sie dann hinter ihnen.
Obwohl es schon spät war, war es draußen immer noch sehr warm, vor allen im Vergleich zum Inneren des Hauses, das durch diverse Zauber auf eine annehmbare Temperatur abgekühlt worden war. Wenn es so weiter ginge, wären es in den nächsten Tagen bald 40°C.
Lupin konzentrierte sich auf die Seitengasse auf dem Foto und deren Adresse, doch es fiel ihm schwerer als üblich, weil ihm Tonks' Duft unentwegt in der Nase lag. Mit einem leisen Plopp disapparierte er schließlich und erschien in besagter Straße.
„Hmmm...was?", fragte Tonks schläfrig und öffnete leicht die Augen. „Alles in Ordnung, schlaf weiter", antwortete Lupin beruhigend. „Ach du bist's, Remus...", murmelte Tonks und drückte ihren Kopf näher an seinen Arm. Lupin spürte, wie sein Körper von einer wohligen Wärme durchströmt wurde und er genoss das Gefühl, das trotz des warmen Sommerwindes sehr angenehm war. Das heißt, das eigentlich gerade durch den warmen Sommerwind ausgelöst worden war.
Mit Tonks in den Armen ging er weiter zu ihrem Haus, das kaum eine Minute von der Gasse entfernt war, bis er vor einem kleinen Gartentor stehen blieb.
Behutsam setzte er Tonks' Beine auf den Boden und hielt sie in seinem linken Arm, während er mit der rechten Hand seinen Zauberstab zog und sich seinen Weg durch die Schutzzauber bahnte.
Tonks legte derweil ihren Kopf auf seine Schulter und hielt die Augen geschlossen. Erneut breitete sich die entspannende Wärme in seinem Körper aus. Ja, dieser Wind war wirklich angenehm.
Lupin trat schließlich durch das kleine Törchen und folgte dem kurzen, gepflasterten Weg bis zur Haustür, während Tonks im Halbschlaf neben ihm entlangging.
Zu beiden Seiten befanden sich Blumenbeete und obwohl die bunten Blumen verschiedenster Art dort wild durcheinander und scheinbar ohne jede Ordnung wuchsen, wirkten die Beete nicht ungepflegt.
Schließlich standen die beiden vor der weißen Haustür, die Lupin mit einem „Alohomora" öffnete, um Tonks das Herausholen ihres Schlüssels zu ersparen.
Mit einem Wink seines Zauberstabs schloss er sie hinter sich und wandte „Homenum revelio" an, um sicherzugehen, dass niemand versuchen würde, Tonks im Schlaf anzugreifen. Wenn ihr in so einem Fall etwas passieren sollte, könnte er sich das nie verzeihen.
Glücklicherweise waren keine anderen Menschen anwesend und Lupin atmete auf.
Er schaltete das Licht an und stellte fest, dass er sich in einem Treppenhaus befand, dass in den Farben hellgrün und weiß eingerichtet worden war.
„Tonks, wo ist dein Schlafzimmer?", fragte er sie.
„Mmmm..." machte Tonks abwesend und ohne die Augen zu öffnen. Lupin lachte kurz auf.
Es war einfach sehr amüsant, als wie wortkarg sie sich entpuppte, wenn sie müde war, vor allen Dingen verglichen damit, wie viel sie in wachem Zustand für gewöhnlich sprach und insbesondere dann, wenn sie aufgeregt war.
Vorsichtig hob er sie hoch, setzte sie auf die unterste Treppenstufe und lehnte sie gegen die Wand. „Ich komme gleich wieder", informierte er Tonks, ehe er durch eine Tür den wohl größten Raum des kleinen Hauses betrat, da er, abgesehen vom Treppenhaus, die ganze Fläche des Stockwerks einnahm.
Er aktivierte den Lichtschalter und sah sich um. Das Wohnzimmer, in dem er stand, machte einen äußerst freundlichen Eindruck. Auf dem hellbraunen Parkett-Boden lagen einige gelb-schwarze Teppiche und die weißen Wände wurden über dem gelben Sofa von einem Hufflepuff-Wappen geziert.
Neben dem Sofa standen einige interessant aussehende gelbe Pflanzen in schwarzen Töpfen und etwas entfernt stand ein schwarzer, steinerner Tisch, der mit einer gelben Tischdecke überzogen und von vier schwarzen Stühlen umgeben war.
An der Wand über dem Tisch ragte das Auroren-Logo empor und auf der anderen Seite ging der Raum offen in eine kleine Küche über. An den Teilen der Wand, die nicht mit den Zeichen bedeckt waren, hingen Fotos in schwarzen Rahmen.
Remus ging ein paar Schritte in den Raum und beobachtete, wie er selbst und Tonks ihm aus einem der Bilder entgegenlachten. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht.
Er betrachtete das Bild, das diesem am nächsten war. Tonks, einige Jahre jünger und mit langen, roten Haaren, hatte einen Arm um einen Jungen mit dunklen, wuscheligen Haaren und blauen Augen gelegt und grinste frech aus dem Foto heraus, während der Junge ein freundliches Lächeln aufgesetzt hatte.
Auch auf einigen anderen Bildern war der junge Mann zu sehen. Auf einem der Bilder hielten Tonks und der Schwarzhaarige glücklich ein gelbes Banner, auf dem mit schwarzer Schrift „~Best Friends 4ever~" stand.
Ein trauriger Ausdruck zeichnete sich auf Lupins Gesicht ab. Er war sich sicher, dass es sich bei dem Jungen um Jayson handeln musste... ihren damaligen Freund, der so früh hatte gehen müssen. Zeitgleich verspürte er Mitgefühl für Tonks, die noch früher als er mit dem Verlust konfrontiert worden war und auch ein wenig Wut auf Greyback loderte in ihm auf, ehe zurück zu der schlafenden, jungen Frau schritt und sie erneut in seine Arme nahm.
Sie hielt die Augen weiterhin geschlossen, als er die Treppen mit ihr hinauflief, wobei die Wand sich nach oben hin über einen schönen Türkiston hin in ein hübsches Hellblau verfärbte. Er betrat nun einen kleinen, lilafarbenen Flur, ehe er dessen weiße Tür auf der linken Seite öffnete. Für einen kurzen Moment betrachtete er das Badezimmer, dessen weiß geflieste Wände perfekt zu den blauen Schränken passten.
Nun schritt er durch die Tür auf der anderen Seite und war keinesfalls überrascht, als er das Schlafzimmer in leuchtenden Rottönen vorfand: Die weißen Schränke standen an feuerroten Wänden und auch die Bettwäsche war von einem dunklem Rot überzogen. Selbst auf dem Nachttisch lag ein kleines, rotes Deckchen.
Das ganze kleine Haus hatte einen Farbübergang dargestellt und irgendwie gefiel ihm dieser Stil. Er hatte etwas Fröhliches, etwas... Buntes an sich, das sich mit dem Charakter von Tonks perfekt zusammenfügte.
„Willst du dich erst noch umziehen?", wollte er nun wissen, als er sie sachte auf ihre Füße stellte. Als Antwort ließ sie sich aufs Bett fallen, was Lupin erneut ein Lächeln entlockte.
„Du könntest wenigstens deine Schuhe ausziehen", lachte er und entfernte sie mit einem Wink seines Zauberstabs, um sie neben dem Bett wieder erscheinen zu lassen.
„Wann musst du morgen aufstehen?" „Mmm-hmmm...", murrte Tonks.
„Tonks? Wann musst du morgen aufstehen?", wiederholte Lupin grinsend.
„Sechs...", murmelte die Aurorin.
Schmunzelnd ging der Braunhaarige in die Knie und stellte ihren Wecker ein.
Kopfschüttelnd, aber noch immer grinsend, stellte er fest, dass Tonks nach wie vor auf und nicht unter den Decken lag und zog diese deshalb kurzerhand unter ihr weg.
„Heeey!", beschwerte sie sich undeutlich grummelnd.
„Nicht so undankbar, die Dame", lachte er und deckte sie sorgfältig zu. Er zog sie bis zu ihrem Hals nach oben und musterte ihr schlafendes Gesicht, in welches einige Strähnen hingen.
Plötzlich verspürte er den Drang, ihr die Strähnen mit seiner Hand hinter ihr Ohr zu streichen, aber er unterdrückte den Impuls und wandte sich zum Gehen ab. Erneut schüttelte er den Kopf, diesmal über sich selbst.
Was war nur mit ihm los?
Wahrscheinlich wusste er einfach, wie nervig es sein konnte, wenn Strähnen im Gesicht kitzelten, weshalb er sie davon befreien wollte.
„Gute Nacht, Tonks", rief er über die Schulter und dann, kaum hörbar, murmelte die junge Frau: „Träum süß, Remus".
Erneut musste Lupin lächeln. Das Bild, das Tonks gerade abgab, war so vollkommen anders zu dem, das sie als toughe, energiegeladene Aurorin zumeist am Tage darstellte.
Schmunzelnd wandte er sich ab und trat den Rückweg zum Grimmauldplatz an. Auch, als er dort angekommen war, war das leise Lächeln auf seinem Gesicht noch immer nicht verschwunden._____________
Ich hatte euch ja schon einmal gefragt und da euch scheinbar nicht viel an den Namenserwähnungen liegt, während ich jedes Mal bestimmt 15 Minuten Aufwand da reinstecke - und das summiert sich ganz schön - lasse ich das jetzt mal.
Meine Bitte um Kritik, egal ob positiv oder negativ, wurde leider auch nicht beachtet, was ich ziemlich schade finde, da doch einiges an Aufwand hinter dieser Geschichte steckt.
Dennoch danke ich euch für die Sternchen, die ihr mir regelmäßig gebt und hoffe, dass ihr weiterhin Spaß beim Lesen habt :)
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Weil du mich zum Menschen machst
FanfictionRemus Lupin X Nymphadora Tonks. Als Remus Lupin im Kindesalter mit Lykanthropie infiziert wurde, änderte sich sein Leben schlagartig: Er musste sich fortan damit abfinden, sein Leben als Monster, als Ausgestoßener der Gesellschaft zu fristen. Nie...