„Übrigens, Remus, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig."
„Was gibt es?", fragte Remus mit mulmigem Gefühl und ließ sich ins Esszimmer ziehen. Tonks blickte rätselhaft, nahezu unergründlich drein. Eine Mischung aus Verwirrung, Glück und Unbehagen lagen auf ihren Zügen.
„Ich – Remus, ich hab keine Ahnung wieso, aber ich bin schwanger!"
„Was?", fragte Remus eisern. Das konnte nicht wahr sein. Es durfte einfach nicht -
„Bist du dir sicher? Bist du dir ganz sicher?"
„Der Ring verfärbt sich grün", erklärte Tonks und hob ihre Hand hoch, um deren Zeigefinger sich ein neuer Ring wand. „Ich dachte, es sei nur ein dummes Gefühl, aber nun ... Irrtum ausgeschlossen."
Remus' Herz schien einzufrieren.
„Du wolltest keine Kinder – du hast das Kraut genommen – wie kann – du hast doch nicht etwa davor mit jemand anderem – "
„Jetzt hör aber auf!", rief Tonks wütend, „als ob ich dich betrügen würde! Ich weiß, dass es die logischste Erklärung ist, dass ich schon davor schwanger war, weil man durch das Kraut den aktuellen Zustand beibehält, aber ich schwöre, dass ich dir treu war! Dass du sowas überhaupt – du bist –!"
„Es tut mir leid, Dora, es tut mir leid – aber wie – die Wirkung des Konstantiuskrautes sollte einhundert Prozent betragen – du warst dir ganz sicher, dass du es richtig eingenommen hast – wie bei Merlin kann –" Mit einem Mal verstummte Remus und sah entsetzt in die Leere. „Das ist meine Schuld", wisperte er. „Ich hätte es bedenken müssen. VERDAMMT!" Seine Faust schnellte schmerzhaft auf den Tisch und er schmetterte den Stuhl, der neben ihm stand, zu Boden. „Verdammt, verdammt, VERDAMMT!"
„Was ist los – wie konnte –", begann Tonks erschrocken, doch Remus unterbrach sie.
„Deine Vergiftung!", erklärte er kurzangebunden. „Man hat einen Bezoar verwendet, um dich zu retten – und der muss die Wirkung des Krautes neutralisiert haben...!" Der Schock war nur zu deutlich an seinen Augen abzulesen. „Ich hätte es wissen müssen ...", wisperte er und vergrub das Gesicht in den Händen. „Ich hätte es wissen müssen ...!"
„Du meinst..."
„Sie haben einen Bezoar verwendet, weil er als Gegengift gegen so ziemlich alles wirkt. Und so hat er auch das Kraut wirkungslos gemacht." Remus sprang auf und begann, im Raum auf und ab zu laufen. „Wieso hab ich das nicht – ich hätte – verdammt!" Er fuhr sich verzweifelt durch die Haare. „Warum nur? Warum ausgerechnet – was sollen wir jetzt nur tun? Und warum bei Merlin wirkst du, als wärst du froh darüber?"
„Weil ich – es freut mich, okay?", antwortete Tonks entschieden. „In mir wächst ein neues Leben – das ist – ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, aber es passiert gerade, jetzt in diesem Moment! Ich werde Mutter, du wirst Vater! Wir werden eine richtige Familie – "
„Es geht nicht, Tonks, es geht nicht!" Remus atmete schwer, die Hände auf den Tisch gestützt, weil seine Beine nachzugeben schienen. „Wir können keine Kinder kriegen, wir können keine Familie sein, wir können nicht – wir müssen – "
„Ich werde es nicht abtreiben, Remus", entgegnete Tonks entschieden. „Unter keinen Umständen und ganz egal, was du sagst."
„Ich wollte nicht ...", begann Remus, doch brach kopfschüttelnd ab.
„Was dann?"
„Ich – keine Ahnung!" Verzweifelt fuhr sich Remus seinen schwitzigen Nacken entlang.
Eine Pause entstand. Niemand sagte ein Wort.
„Was können wir tun? Was nur?"
„Eltern werden", antwortete Tonks leise. „Mutter und Vater."
„Es wird so werden wie ich", murmelte Remus aufgewühlt und schloss die Augen. „Ich weiß es. Ich habe ein Kind die Welt gesetzt, das von Vornerein verdammt ist – es wird gemieden werden und einsam sein wird – durch endloses Leid durchmüssen! Schmerzen, physisch und psychisch und Hass, der es zerstören wird! Ich habe schon dich zu einer Ausgestoßenen gemacht, meinetwegen hätte Bellatrix dich fast getötet, meinetwegen wird sie wieder alles daran setzen und nun das! Wie konnte ich nur...!"
„Remus, beruhige dich! Es ist nicht deine Schuld! Ich hätte es auch merken können und wir – wir kriegen das hin, klar? Wir stehen das zusammen durch! Es wird nicht einfach werden, aber wir haben bisher alles gemeistert und wir werden das auch schaffen!"
„Ich muss gehen", sagte Remus plötzlich und rappelte sich auf. „Lebe wohl, Tonks." Ohne Umschweife lief er aus dem Raum und versiegelte die Tür hinter sich, damit Tonks ihm nicht folgen konnte.
„Bitte, Remus! Das kannst du mir nicht antun! Wir haben geheiratet! Wir sollten für immer –"
Es fühlte sich an, als würde jemand sein Herz mit bloßen Händen in Stücke zerreißen, jedes ihrer Worte, ihr Flehen, das Rütteln an der Tür, doch er packte still den Koffer, den sie gestern zum Haus gebracht hatten, befestigte ihn am Besen und flog davon, ohne jedwedes Ziel.______________
Im Übrigen kamen bei Chap 82, "Der Fremde" nochmal über 1000 Wörter dazu, gerade am Ende. 83 und 85 wurden auch angepasst :) Kann ich nur empfehlen, nachzulesen ^^ //Stand: 15.07.19
Ist also ne gute Entschädigung, dass das Chap so kurz ist :D
Habe btw auch meine neue Rumtreiber-Story angefangen, in der sie sich nicht nur den extrem anspruchsvollen Spielen des Feuers stellen wollen, sondern auch in den Sog der Liebe geraten...
Den Link gibts hier: https://www.fanfiktion.de/s/5d29fe140006b29b1f5e8167/1/Die-Spiele-des-Feuers
Viel Spaß ^^
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Weil du mich zum Menschen machst
Hayran KurguRemus Lupin X Nymphadora Tonks. Als Remus Lupin im Kindesalter mit Lykanthropie infiziert wurde, änderte sich sein Leben schlagartig: Er musste sich fortan damit abfinden, sein Leben als Monster, als Ausgestoßener der Gesellschaft zu fristen. Nie...