Kapitel 52

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Mein Körper wurde immer schwerer und schwerer, so dass ich dachte, ich sinke. Meine Augen öffneten sich langsam. Nach mehreren Blinzeln schaute ich mich kurz um. Ich sah mein vertrautes Zimmer, was nicht mehr meins sein wird. Das zarte rosa an den Wänden, die verschiedensten Bilder an meiner Wand, die kindlichen Dekorationen. Nun werde ich erwachsen. Ich brauche diese Sachen nicht mehr.

Meine Blicke fielen auf die Uhr, die an der Wand hing. 06:00 Uhr. Heute ist es soweit. Die Hochzeit steht an und tausend Gedanken gingen durch meinen Kopf. Die Angst machte mich verrückt. Was wenn alles schief läuft? Wenn Harrys Mutter versucht alles drunter und drüber zu stellen?

„Belle!", meine Mutter stürmte in das Zimmer und unterbrach meine verzweifelten Gedanken. „Heute ist dein großer Tag. Wir müssen noch so viel erledigen!"

Seufzend stand ich endgültig auf, rief ihr ein „Bin ja schon wach!", und schlüpfte in die Dusche, nachdem ich meine Klamotten genommen hatte. Mit nassen Haaren lief ich die Treppen hinunter. „Da kommt sie ja", voller Überraschung standen da unzählige von Personen. Den einen hatte ich wieder erkannt. Er war der Frisör bei meiner Mams Hochzeit. Sein Talent hatte er ja bewiesen, daher wusste ich, dass ich bei ihm in guten Händen bin. Neben ihm stand eine blonde Frau. Sie stellte sich als Lia vor. Sie macht mir das Make-up. Ich hatte sie zuvor noch nie gesehen, freute mich aber auf das Endresultat.

Sie saßen schon an dem Tisch und aßen gemeinsam. Ich sättigte mich ebenso, da ich ein riesen Hunger hatte. Wir lachten, sprachen und fragten uns, wie wohl alles ablaufen wird. Als wir auch schon fertig mit dem Essen waren, fing Danny an.

„Lass uns loslegen!", fest entschlossen zeigte er auf den freien Stuhl. Er fummelte an meinen Haaren herum, versuchte eine tolle Hochsteckfrisur hinzubekommen. Ob Harry wohl auch so aufgeregt ist wie ich?

Lia versuchte mich zu schminken. Sie konnte das so gut, so dass ich nicht mal hinterherkam.

„Fertig!", meine Mutter, nahm das Tuch, womit sie den Spiegel bedeckt hatte. Ich sah in ein Gesicht, dass wie meins gleicht, aber doch ein wenig anders war. Ich hatte mich noch nie so gut geschminkt. Die Haare veränderten mein Aussehen ausschlaggebend. Bin ich das etwa?

„Wow. Du bist einfach wundervoll!", meine Mutter musste ihre Tränen zurückhalten. Während ich nur über das Gesicht lächeln musste. Ob Harry das schön finden wird?

Meine Mutter überreichte mir das weiße Kleid, was wir gemeinsam ausgesucht hatten. Es sah wunderschön aus und genau nach meinem Geschmack.

Ich zwang mich darein, dachte mir, ich solle eine gute Figur abgeben, lachte über diesen Gedanken und ging wieder zurück zu den Leuten, die neugierig da saßen und auf mich gewartet hatten.

„Das ist es !" , Mam weinte jetzt wirklich. „Sie ist wunderschön"!", rief Danny ganz laut, so dass alle mit den Köpfen nickten.

Mein Kleid hatte oberhalb Straßsteine und unterhalb ging es wie ein Ballkleid. Das Tüll fühlte sich weich an, verlieh mir ein Gefühl von Gemütlichkeit. Ich fühlte mich wohl darin.

„Wir müssen!", meine Mutter schaute auf ihre Armbanduhr. Sie hatte sich schon umgezogen, während ich mein Kleid anzog. Danny hatte ihre Haare gelockt und Lia versuchte sie ein wenig dezent zu schminken.

Wir zogen unsere Schuhe an und stürmten durch die Tür hinaus. Ich blieb überrascht stehen. „Was...", ich blickte auf eine wunderschöne Kutsche, mit weißen Pferden. Ein weißgekleideter Mann nahm meine Hand und half mir dabei, einzusteigen. Meine Mutter saß sich hinter uns auf die Kutsche. Danny und Lia winkten uns nur zu. „Sie fahren mit dem Auto!", meinte meine Mutter.

Unglaublich. „Harry hat gedacht, dass du vielleicht eine Kutsche viel lieber magst!", flüsterte mir meine Mutter zu. Ja, ich liebte diese Kutsche.

Wir kamen an demselben Gebäude an, wo meine Mutter geheiratet hatte. Damals war es eines der schrecklichsten Tage für mich. Heute aber ist es eines der schönsten Tage.

„Belle. Hier lang!", wir gingen aus dem Hintereingang hinein, in einen Raum, wo ich auch in den Spiegel gucken konnte, um nochmal zu gucken, ob auch wirklich alles gut sitzt.

„Belle", mein Atem stockte. Es war Harry der vor der Tür stand und mich musterte. „Du siehst wunderschön aus", er schaute überrascht, näherte sich, nahm meine Hand und drehte mich einmal. „Danke. Du auch!", meine Blicke fielen auf seinen unglaublich charmant aussehenden Anzug.

Sein Grinsen war breit, Grübchen kamen hervor, seine Haare standen perfekt. Er war einfach perfekt.

„Ihr könnt jetzt in den Saal.", rief meine Mutter, die in das Zimmer hineinstürmte. Ich hakte mich an Harrys Arm und wir stiegen ein paar Stufen hinunter. Die Blicke der Leute waren an uns gerichtet. Sie lächelten, schluchzten, weinten voller Freude, insbesondere meine Mutter und jubelten. Die schöne Klaviermusik klang sanft und hallte im ganzen Raum.

Meine Hand hielt Harrys Arm nur noch fester. Ich mochte eigentlich sonst nie so viel Aufmerksamkeit.

An der letzten Stufe angekommen, bewegten wir uns auf die Bühne, wo ein paar Stühle standen, an einem langen Tisch. Der Standesamtbeamter saß da mit einem Mikrofon und erwartete uns.

Harry zog meinen Stuhl so, so dass ich mich hinsetzen konnte. Er saß sich genau neben mich.

Another Love #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt