кαpiтeℓ 19

270 10 0
                                    

Heute war es so weit. Mam's Hochzeit. Sie war schon ziemlich früh wach und lädt ihren Frisör zu uns nach Hause ein. Ich blieb die ganze Zeit über im Bett und hörte die Stimmen. Wie sie vor Freude lachten und dachten, dass heute der schönste Tag im Leben sei.

Wahrscheinlich war es so. Denn bei meiner Hochzeit würde ich auch denken, es sei der schönste Tag. Doch bei Mam war es etwas anderes. Sie heiratete einen Mann, den sie fast ein halbes Jahr kannte und sie wusste genau, dass Zayn derjenige war, der mir das Messer ins Bauch rammte. Sie wusste auch, dass er derjenige war, der mich betrogen hatte. Warum sollte der Vater also nicht das gleiche tun?

Aber noch erschreckender bei der Sache war, dass ich bemerkte, wie sehr wir uns ähnelten. Sie war genau wie ich leichtgläubig und glaubte genauso daran, dass jeder Mensch etwas Gutes in sich trug. Daher wusste ich, dass sie stur war und somit die Hochzeit stattfinden lassen wollte.

Am liebsten würde ich die Decke über meinem Kopf ziehen und nie mehr aufstehen. Denn ich konnte das alles einfach nicht mit ansehen. Trotzdem hatte ich vor, auf ihrer Hochzeit aufzukreuzen. Denn ich liebte Mam und somit tat ich es für sie.

"Belle!", Tante Lilly rief nach mir. Doch ich hörte nicht hin. Sie stieg die Treppen hoch, was man hören konnte und öffnete meine Tür. "Belle, liebes! Du musst noch deine Haare machen lassen!", ich schwieg und bewegte mich nicht. Ich würde später selbst meine Haare machen.

Tante Lilly kam näher und saß sich auf die Bettkante. "Was ist denn los, liebes?", fragte sie mich. Sie wusste von all dem nichts! Sie wusste nur, dass ich im Krankenhaus lag, weil jemand mich verletzt hatte aber das es Zayn war, wusste sie nicht. Würde sie es wissen, dann wäre sie gegen die Hochzeit. Doch sie würde mir nicht glauben, wenn ich es ihr sagen würde.

"Nichts!", sagte ich und schaute ihr in die Augen. Damit sie mir das glaubt. "Ich sehe doch, dass da was nicht stimmt", doch ich antwortete nicht darauf. "Ist es weil deine Mam neu heiratet?", immer noch schwieg ich. "Du brauchst deswegen nicht sauer zu sein, liebes. Deine Mam ist doch glücklich. Bitte sei ein wenig verständnisvoll", dabei gingen die Wörter 'Wenn du nur wüsstest' in meinem Kopf.

Um nichts dazu zu sagen, stand ich schweigend auf und Tante Lilly hielt mich an der Hüfte und wir beide gingen herunter ins Bad, wo der Frisör die Haare meiner Mutter richtete. Sie waren aber schon fertig und es sah echt gut aus.

Mam sah mich an und ich bemerkte, wie es sie zu schaffen machte, dass ich so reagierte. Das ich unmotiviert war und kein bisschen lächelte. "Du bist dann wohl Belle!", der Frisör lächelte und zeigte auf den Stuhl, worauf ich mich hingesetzt hatte. Ich nickte dabei.

Er lockte meine Haare und steckte sie auf die eine Seite. Wahrscheinlich dauerte es Stunden. Meine Mam hingegen hatte schon ihr Hochzeitskleid an, was sie neu gekauft hatte.

Tante Lilly überreichte mir das Kleid. Es war schwarz mit Glitzer drauf, was sehr elegant aussah. Ich zog es an, als der Frisör fertig mit meiner Frisur war. Alle schauten mich erstaunt an. "Oh Wow, Belle. Das sieht echt schön aus!", rief meine Mam und freute sich sehr darüber. Doch mein Gesicht lächelte immer noch nicht.

***

Wir stiegen in eine Limousine, die vermietet wurde und fuhren los. Die Musik war laut und die Fenster waren offen, so dass alle hereingucken konnten. Sie sangen laut mit und lachten durchgehend.

Wenige Minuten später, hielt das Auto beim Standesamt und wir stiegen aus. Harry stand schon vor der Tür mit seinem Anzug. Er war früher da und hatte wahrscheinlich mitgeholfen, obwohl er was gegen Zayn hatte.

"Danke, Harry, dass du hier mithilfst. Du bist ein so guter Junge!", Mam hielt seine Hand und bedankte sich bei ihm. "Vielen Dank", er lächelte verlegen und schaute zu mir rüber. "Wow, Belle. Du siehst fantastisch aus", flüsterte er mir ins Ohr. "Danke, du auch!" , ich lächelte. Ich glaube sogar, dass ich heute zum ersten Mal gelächelt hatte. Harry hatte eben diese Ausstrahlung mich zum Lächeln zu bringen. Er nahm meine Hand und wir gingen in das Gebäude.

Es war wie ein Saal und Reihen voller Stühle wurden aufgestellt und auf der Bühne war ein langer Tisch, wo die Braut und der Bräutigam später sitzen würden und der Standesamtbeamter war noch nicht da.

Harry und ich saßen uns ganz vorne in die erste Reihe und schauten zu, wie die Leute kamen und sich hin saßen. Langsam wurde es überfüllter. Dann kam auch Zayn, der sich genau in dieselbe Reihe saß drei Plätze neben mir. "Na toll, ausgerechnet hier sitzt er!", flüsterte ich zu Harry zu, der Zayn finster anschaute.

Dann als die meisten schon saßen, kam Mam rein, mit einem Strauß in der Hand und schlenderte zum Bräutigam, der vorne stand und sie bewundernd anschaute. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch und wollte einfach nur heraus stürmen, doch ich versuchte mich zusammen zu reißen.

Der Standesamtbeamter sprach und meine Mam und Yasser begannen, die Sätze, die er sagte, zu wiederholen. Danach unterschrieben sie die Unterlagen.

Jetzt gab es wirklich kein zurück mehr. Jetzt war, derjenige der da vorne die Sachen unterschrieb mein Stiefvater. Jetzt war Zayn, der paar Plätze neben mir saß und mich ansah, mein Stiefbruder.

Tränen kullerten über meine Wangen, anstatt das ich mich freue, wie ein normales anderes Mädchen. Doch ich konnte mich nicht freuen. "Belle, alles okay?", Harry bemerkte meine Tränen und widmete seine Aufmerksamkeit auf mich. "Es geht. Können wir raus gehen?", wir standen auf und er führte mich raus, um frische Luft zu schnappen.

Harry versuchte meine Tränen zu wischen und gab mir einen Kuss auf die Stirn, um mich zu beruhigen. Was auch half. "Ich fasse es nicht. Sie hat es wirklich getan. Sie hat wirklich diesen Typen geheiratet" , ich ließ mein Frust heraus und dachte daran, dass meine Mam keine Rücksicht auf mich nahm. Sondern nur an sich und ihr Glück dachte.

Harry nahm mich in seinen Armen und tröstete mich. Dann bemerkte ich wie die Leute herausstürmten und das Brautpaar folgten. Mam drehte sich so um, dass ihr Rücken auf die Menge zeigte und warf den Blumenstrauß so weit sie konnte. Dabei versuchten alle es zu fangen. Doch es fiel in meinen Armen. Ohne das ich die Mühe machte, es aufzufangen.

Harry lachte und irgendwie kam mir auch ein Lächeln, da mir das irgendwie seltsam vor kam. Die Menge applaudierten. Vor allem meine Mam, die sich darüber freute, dass ich den Blumenstrauß gefangen hatte.

Sie gingen dann weiter, wo sie in eine Burg hereingingen, was um die Ecke war. Dort würde es dann ein Fest geben bis spät in die Nacht. Ich fand es schön hier, da das wie so ein Prinzessinschloss aussah.

Mit dem Blumenstrauß in der Hand ging ich mit Harry zu seinem Auto, wo ich es auf die hinteren Bänke lag. Ich seufzte bei den Gedanken, dass ich wieder zusehen musste, wie sie feierten. Doch Gott sei Dank war Harry die ganze Zeit bei mir. Denn ohne ihn würde ich das alles nicht durchstehen.

Wir gingen rein und saßen uns auf einem der Tische, wo es etwas zu Essen gab. Bis spät in die Nacht wurde gefeiert, doch ich wollte schon früher nach Hause, da ich nicht vor hatte so lange zu bleiben. Als Harry und ich die Burg verließen, stand Zayn da.

"Bist ja doch zur Hochzeit gekommen!", rief er, als wir uns Harrys Auto näherten. Doch ich antwortete nicht darauf, sondern war fixiert darauf, in Harrys Auto zu steigen.

Harry schaute Zayn finster an, doch er sagte auch nichts, sondern versuchte es zu ignorieren.

"Schwesterherz, hast du deine Sprache verschlagen, oder was?", ich mochte es gar nicht, dass er mich Schwesterherz nannte, daher konnte ich mich nicht zurück halten. "NENN' mich NICHT so!", und stieg in das Auto. Zayn lachte nur provozierend und schaute zu, wie wir los fuhren. Dabei rief er "Bis später!", hinter uns her, was man hören konnte, da eines der Fenster offen war.

Bis später? Bitte nicht!

Another Love #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt