"Belle! Wow, das Bild ist unglaublich!", meine Lehrerin beugte sich vor dem Kunstbild, den ich gemalt hatte, und nahm die Leinwand in die Hände. Die anderen Schülerinnen und Schüler in meiner Klasse schauten neugierig zu. Die meisten kamen auf meinem Platz, um das Bild zu begutachten. "Das ist ein Kunstwerk!", riefen sie zu, was mich verlegen machte.
Wir hatten Kunst und die Lehrerin forderte uns auf, ein Bild nach unserer Wahl mit Acrylfarben, zu malen. Ich malte einen Sonnenuntergang, der sich über die Leinwand zog und in der Mitte des Bildes war ein Schwan abgebildet. "Unglaublich!", meine beste Freundin, die einen hoffnungslosen Kampf mit ihrem Bild hatte, schaute total überwältigt von der Ecke. "Siehst du! Du kannst das einfach. Schau mal mein Bild an. Das ist gegen dein Bild nichts!" Sie schaute etwas enttäuscht auf. "Ach, Layla. Mach dir doch keinen Kopf. Dein Bild ist zumindest besser als Tracys Bild". Sie lachte und schielte zu Tracy rüber. Sie hatte blonde Haare und schminkte sich sehr extravagant. Das Einzige, für was sie sich interessierte, waren Ihre Fingernägel, weshalb sie nicht wirklich mit den Farben hantieren wollte. Sondern auf ihre schönen Fingernägel schaute und Angst hatte, dass sie mit Farbe verschmiert werden könnten. Daher war das Einzige was auf ihrem Bild sichtbar war, nur ein gelber Punkt, was wahrscheinlich die Sonne abbilden sollte. Layla lachte also drauf los und malte dann anschließend weiter. Bis die Klingel uns erlöste.
"Ich finde ihr habt heute so schöne Bilder gemalt. Ich freue mich auf das Endresultat. Ihr könnt nun in die Pause". Mrs Jefferson widmete sich nun ihren Unterlagen und packte sie ein. Wir alle packten die Farbpaletten und Leinwände weg und hasteten in die Pause. Harry kam angelaufen und umarmte mich ganz fest, als ich die Klassentür verließ und er hier auf mich gewartet hatte. Layla schielte zu mir hinüber, um mir deutlich zu machen, dass sie Harry nicht besonders mochte.
"Und wie war die Stunde?", fragte mich Harry, während er sein Griff lockerte und anschließend losließ. Wir schlenderten in gleichen Schritten in die Pausenhalle. "Es war ganz gut. Du weißt, ich liebe Kunst..", sagte ich. Wobei Layla mich unterbrach und "Ich hasse Kunst" rief. Harry und ich lachten im selben Rhythmus, während wir weitergingen, ohne nach vorne zu schauen. Ich spürte plötzlich, wie mich jemand rammte. Meine Bücher, die ich in den Händen hielt, fielen auf den Boden. Harry würdigte dem Jungen einen wütenden Blick. Ich war fixiert darauf meine Unterlagen aufzuheben und beachtete ihn dadurch nicht wirklich. Als er seinen Kopf hob und ich ihm direkt ins Gesicht blickte, fiel mir auf, dass ich ihn noch nie auf dieser Schule gesehen hatte. Seine dunkelbraunen Haare lagen gegelt nach hinten, seine braunen Augen schimmerten im Tageslicht, was aus dem Fenster in den Saal schien. Seine Lippen bewegten sich zu einem „Es tut mir leid!"
Er streckte seine Hand und hielt meine Bücher hin, die er aufgehoben hatte. Aber ich zögerte etwas, als ich anfing meine Hand auszustrecken und die Bücher aus seiner Hand zu reißen. Er lächelte kurz und ging dann an mir vorbei, als wäre nichts gewesen. Während ich immer noch angewurzelt dastand und diesmal Layla anstarrte. »Wow«», rief sie. Ein Lachen entwich meinem Mund. Ich wusste genau, was sie jetzt dachte. Harry schaute verwirrt durch die Gegend und wusste nicht mehr was mit uns los war. »Was ist daran Wow? Der Trottel hat sie geschubst!«, rief er wütend mit geballten Fäusten. Dabei betonte er das Wort »Trottel», damit der Neue es hören konnte. Ich drehte mich um und schaute, ob er da war und das gehört hatte, fand aber eine Leere vor.
»Weißt du, ich wollte dir doch vom Wochenende erzählen!"«, fuhr Harry fort. »Was ist denn passiert?«, Layla schien neugieriger als ich zu sein und beugte sich so vor, so dass er ihn anschauen konnte. »Geht dich nichts an. Ich rede mit Belle!«, fauchte Harry sie an. »Sie ist meine beste Freundin, also darf ich mithören.«
Harry seufzte kurz und begann zu erzählen, dass seine Eltern sich das Wochenende über gestritten hatten und er ihnen die Meinung vorgegaukelt hatte.
»Das verdienen die mal«, Layla band ihre Haare zu einem Zopf. »Ja, ich musste ihnen einfach sagen, dass das so nicht weitergeht!«
»Belle?«, Harry winkte mit seiner Hand, so dass ich aufschreckte. Meine Gedanken waren an dem Jungen fixiert, der mich eben angerempelt hatte. Er stand jetzt etwas weiter weg von uns und lehnte sich an der Wand, als er mit James sprach, der ein Klassenkamerad von uns war.
»Ja, ich finde es gut, dass du deinen Eltern, die Meinung gesagt hast!«, ich versuchte nicht dabei enttarnt zu werden, ihm nicht zugehört zu haben. »Ich glaube eher nicht, dass sie darauf hören werden!«, Harry schien nicht bemerkt zu haben, dass ich abwesend mit den Gedanken war. Er gab mir eine Umarmung, als die Klingel ertönte und uns aus diesem Gespräch erlöste. Layla zog an meinem Arm und deutete auf den Neuen, als wir zurück in unsere Klasse wollten. Wir bemerkten, dass James uns mit dem Neuen folgten und sich genau vorne hinstellten, um auf die Lehrerin zu warten, während alle sich auf die Plätze saßen. Die Lehrerin eilte voller Freude in den Raum und begrüßte uns herzlich, als sie ihre Sachen auf den Lehrerstuhl lag und ihren Blick auf den Neuen richtete. James hatte sich mittlerweile hingesetzt und der Neue stand allein mit der Lehrerin vorne. »Wie ihr seht, habt ihr einen neuen Schüler. Wie heißt du denn?«, fragte sie ihn.
»Zayn«, er grinste und seine Blicke hafteten an mir, als er mit seinen Augen durch die Klasse streifte. Mit der einen Hand fuhr er über seinen dunklen Haare und seine braunen Augen sahen mich an, während er lächelte, was mich dahin schmelzen ließ und mein Herz in Flammen setzte. »Was ist der Anlass, dass du jetzt hier zur Schule kommst?«, fragte Mrs Donovan wie üblich neugierig. Sie steckte ihre Nase immer in die Angelegenheiten der anderen. »Ich komme aus Irland und bin seit kurzem hier nach London gezogen«, antwortete er, wobei er dann wieder durch die Runde schaute und versuchte jedes der Gesichter sich zu prägen. »Es freut mich sehr, dass du hier bist und ich wünsche dir viel Erfolg in der Klasse. Such dir einen Platz aus«, die Lehrerin zeigte mit ihrem Finger auf ein paar der freien Plätze. Ein freier Platz war genau hinter meinem Tisch und ausgerechnet dort saß er sich hin. Er lag seine Schultasche auf den Boden und rückte seinen Stuhl an seinem Tisch, was ein komisches quiekendes Geräusch machte. Er räusperte sich und eine Duftwolke überkam mich, als Linda eines der Fenster im Raum öffnete und ein leichter Wind hinein wehte.
Die Mädchen, die vorne saßen, drehten sich die ganze Zeit um und schauten immer wieder zu Zayn. Die Mädchen, die hinter ihm saßen, kicherten wie wild, so dass man das durch die Klasse hören konnte und die Lehrerin sie immer wieder ermahnte. Die Mädchen die seitlich saßen, schielten immer in seine Richtung. Nur ich war die Einzige, die sich nicht umdrehte. »Zayn. Hattet ihr dieses Thema schon an eurer Schule?«, fragte Mrs Donovan, als sie ein neues Thema an der Tafel vorstellte. Wir hatten Politik, was ich nicht sonderlich spannend fand, genauso wie die meisten. »Ja«, sagte er und kaute seinen Kaugummi, so als würde es ihn nicht interessieren.
Die Stunden vergingen wie im Flug und die Pausen waren wie immer zu kurz. Zayn stand mit den Typen in der Raucherecke. Layla ließ mich in der zweiten Pause mit Harry alleine. »Zayn heißt der? Der ist total schräg. Ich mein, so eingebildet« Harry kritisierte ihn, wie er üblich jeden anderen Jungen kritisierte. Ich hatte sogar das Gefühl, dass er immer gegen denen war, die ich als nett eingestuft hatte. Ich konnte ihn gar nicht verstehen. Harry war komischerweise diesmal ziemlich ruhig. Er sprach nicht mehr so viel und nickte einfach unbegeistert. Dieses Mal sprachen wir also irgendwie nicht mehr wie sonst. Es herrschte Stille zwischen uns. Es war aber nicht unangenehm, nur ungewohnt.
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Another Love #Wattys2016
FanficBelle ist zufrieden mit ihrem Leben. Denn sie hat alles, was sie glücklich macht. Einen besten Freund: Harry, der heimlich in sie verliebt ist, eine liebenswürdige Mutter, die nur das beste für sie will und ihre Freundinnen, die für sie da sind. Doc...