Kapitel 47

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Zayn P.O.V.
Ich konnte verstehen, wieso Belle Angst hatte. Mein Onkel sah einfach viel zu unheimlich aus mit seiner Narbe im Gesicht. Doch ich hatte keine Furcht vor ihm. Schließlich lernte ich ihn einmal kurz kennen, als ich bei meinen Großeltern war über den Urlaub und ich versprach ihm meinen Eltern nicht zu sagen, dass er auch da gewesen war. Sonst hätten meine Eltern es mir unmöglich erlaubt weiterhin dort zu sein. "Aber was will er denn von uns?", fragte Belle mich und ich fand keine Antwort darauf. Schließlich wusste ich selbst nicht, was sein Problem war. "Ich weiß es nicht. Aber das finden wir schon heraus!", ich stand langsam auf und stellte mich aufrecht hin, um mich zu strecken. Ich war heute die ganze Zeit über Zuhause gewesen und merkte, wie angespannt ich war. "Bin gleich da!", flüsterte ich, ohne auf eine Antwort zu warten und ging aus der Glastür in den Garten und zog eine Zigarette heraus, um zu rauchen, doch eigentlich hatte ich schon längst damit aufgehört. Belle zuliebe, weshalb ich es in der Mitte durchbrach und nur beschloss die frische Brise einzuatmen und nicht Rauch. Es fiel mir echt schwer damit aufzuhören. Doch ich gab eben mein bestes. Die Luft war kalt, obwohl es heute tagsüber schön war draußen. Die Sterne leuchteten hell und waren so schön, sowie der Mond. Meine Blicke wanderten einmal durch den Garten entlang. Bis ich an einer Stelle mir unsicher war, ob ich es richtig gesehen hatte. Ich kam immer näher und näher und wusste. Da steht er. Mein Onkel. Ich erkannte ihn an seiner Narbe, da er keine Kapuze trug. Er lief nicht davon, sondern schaute mir direkt in die Augen. "Zayn!", flüsterte er und ich blieb erstarrt stehen, ohne wirklich zu antworten. "Hast eine nette Familie!", rief er dann und ich konnte nicht deuten wie er das meinte. Sollte es sarkastisch klingen? Oder meinte er das etwa ernst?

"Danke!", flüsterte ich leise, aber dennoch so, dass er das hören konnte. Er kam etwas näher und ich konnte eine Träne auf seiner Wange erwischen. Wieso weinte er denn ? Was hatte er denn nur? "Wieso stehst du hier tagelang?", fragte ich, ohne Rücksicht auf seine Tränen zu nehmen. Er antwortete mir nicht und atmete aus dem Mund, so dass leichte Rauchwolken aufstiegen, da es zu kalt war. "Ich habe dich vermisst!", er hauchte beim Reden. Mein Körper wurde starr. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Wieso steht er hier? Nur weil er mich vermisst hatte? Was sollte das? "Lüg mich nicht an. Du hast doch sicher was mit Yasser zu tun!", sagte ich wütend und er schaute auf den Boden. "Nein. Ich habe kein Kontakt zu ihm. Er hat sich schlecht um dich gekümmert, Zayn!", antwortete er mir und rechtfertigte sich. "Aha?", mehr konnte ich dazu nicht sagen. "GEH und komm nie mehr wieder. Du machst Belle Angst!", rief ich und er lächelte leicht. "Sie heißt Belle?", fragte er,was mir nicht gefiel. "Halt dich fern von ihr!", wütend kam ich ihm etwas näher. "Ich mache ja nichts.", er hielt seine Hände nach oben, um zu zeigen, dass er unschuldig ist. Aber ich traute ihm nicht.

Ich drehte mich einfach um und wollte gehen, da ich alles gesagt hatte, was gesagt werden sollte und er würde schon von alleine gehen. Was anderes blieb ihm ja nicht übrig. "Zayn!", rief er und ich drehte mich nicht mal um. "ZAYN!", rief er lauter und seine Stimme zitterte. "Mein Sohn!", rief er und ich hörte wie er weinte. Ich blieb nur erstarrt stehen und dachte über das nach, was er mir sagen wollte. Die 2 Wörter hallten in meinem Ohr und ich zitterte am ganzen Körper, was ganz sicher nicht an der Kälte lag. "Was?", rief ich unbewusst und drehte meinen Kopf zu ihm. Er lag auf dem Boden und hielt seine Hände vor sein Gesicht und weinte. Bis er die Hände los ließ und mir in die Augen schaute. "Du bist mein Sohn. Nicht Yassers!", als er sich wiederholte, wurde ich umso verwirrter. "LASS DAS!", schrie ich aus Wut und wollte, dass er mich in Ruhe lässt, doch es schien so, als wolle er mich nicht in Ruhe lassen, denn er stand auf mit Tränen im Gesicht und schaute mir in die Augen. Ich blickte in sein Gesicht und sah diese Augen, diese Nase und diese Wangen, diese Form und wollte nicht wahrhaben was ich da sehe. "Das kann nicht sein.", rief ich aus Verzweiflung und er blieb nur erstarrt vor mir stehen. "Du bist so gewachsen", flüsterte er. Stimmt, er hatte mich lange nicht mehr gesehen, daher war es kein Wunder. Er nahm mein Gesicht in seinen Händen und ich löste mich aus seiner Berührung und schubste ihn leicht weg, um in das Haus zu laufen. Ich konnte das nicht mehr. Was wollte er mir andrehen? Wieso wollte er so ein grausames Spiel spielen und mich verarschen? "SOHN!", schrie er nochmal, als ich hinein ging, durch den Wintergarten und der Glastür ins Wohnzimmer. Die Blicke der Anderen fielen auf mich. Elenne war wieder da von der Arbeit und Belle tat mal wieder so, als ginge es ihr gut. Harry hielt Belle in den Armen und Liam guckte mich fragend an. Ohne zu antworten, ging ich in mein Zimmer und schaute direkt aus dem Fenster. Doch er war weg. Er. Ja, mein Onkel. Eigentlich.

Was wollte er nur von mir? Was war sein Problem? Ich schmiss mich aufs Bett und dachte über seine Worte nach. Hatten mich meine Eltern etwa belogen? Wie konnten sie nur? Ich sollte aber nicht auf seine Worte hören. Ach, ich wusste einfach nicht mehr was ich glauben sollte. Als ich wieder aufstehen und Zähne putzen wollte, kam Elenne und klopfte an meiner Tür. "Ja?", rief ich und sie kam hinein mit einem Umschlag in der Hand. "Hab ein Brief für dich gefunden, als ich die Post herein geholt habe vorhin!", flüsterte sie und drückte mir den Umschlag in die Hand. "Danke!", flüsterte ich und sie ging wieder. Wobei ich den Umschlag öffnete und den Inhalt darin las.

Lieber Zayn,
Ich habe schon sehr lange darüber nach gedacht, dir einen Brief zu schreiben und die Wahrheit zu erzählen. Ich brach es nicht übers Herz, da ich dich glücklich mit Yasser und deiner Mutter sah. Deine Mutter. Ja, ich liebe sie so sehr, doch sie entschied sich für ihn. Weshalb wusste ich nicht. Sohn, ich verspreche dir in diesem Brief die Wahrheit zu erzählen. Ich konnte nie für dich da sein und ich weiß, es ist jetzt zu spät. Aber bitte lese das hier durch. Du kennst mich als deinen Onkel Malik. Ja, ich bin Yas Malik, aber nicht dein Onkel. Ich habe mich in deine Mutter, Lorella, verliebt und ich habe immer die Zeit mit ihr verbracht und sie hat mich ebenso geliebt, wie ich sie. Yasser, mein Bruder, hat sich sofort in sie verliebt, als er sie zum ersten Mal sah und fing an sie zu beeinflussen und sie gegen mich zu hetzen. Was ihm auch gelang. Er erzählte nur lügen über mich. Zum Beispiel meinte er, dass ich sie betrogen hätte, was nicht stimmt. Das würde ich nie tun. Doch sie glaubte daran und da sie schwanger wurde von mir, musste sie so schnell wie möglich heiraten und Yasser wusste davon, weshalb er ihr sagte, dass sie ihn heiraten soll. Ja, sie haben geheiratet und ich konnte nicht dabei sein. Ich konnte mir nicht ansehen, wie sehr er meine Lorella beeinflusst hatte. Ich wollte immer wissen wie du aussiehst, wie du sein wirst. Doch ich versuchte dich aus meinem Kopf zu verdrängen, bis ich dich bei meiner Mutter sah, deiner Oma. Ich war fasziniert von dir und wusste, dass du genau wie ich bist. Du bist ein reiner Junge. Ich wollte dir alles sagen, aber als ich sah, dass du glücklich bist bei ihnen, ließ ich es. Deine Mutter bestand auch darauf, dass ich mich fernhalten soll. Doch ich habe dich immer von der Ferne beobachtet. Als ich gehört habe, dass deine Mutter starb, war ich bei der Beerdigung dabei. Natürlich verkleidet und weinte schrecklich. Mehr als dein Vater geweint hat und mir war klar, dass da was nicht stimmt und ich habe auch mitbekommen, dass er viel mit anderen Frauen was unternommen hat, nach dem Lorella von uns gegangen ist. Ich konnte ihn nicht verstehen. Ich liebe sie immer noch, Sohn. Dein Namen hat deine Mutter echt gut bedacht. Zayn. Als wir noch in der Grundschule waren, meinte sie, sie wolle gerne ihren Sohn Zayn nennen und das Seltsame war, dass ich auch meinen Sohn Zayn nennen wollte. Sie dachte wohl noch an mich. Vielleicht hat sie mich ja nicht ganz vergessen. Aber wer weiß, was Yasser ihr alles erzählt hat, wie er sie behandelt hat. Bestimmt nicht so, wie ich sie behandelt hätte. Er hat neu geheiratet und ich beschloss zu gehen, was ich auch tat. Doch Wochen vergingen. Monate vergingen. Jahre vergingen und ich konnte nicht anders als zurückzukehren. Denn Sohn, du bist das Einzige was ich noch habe und du bist das Einzige, was Lorella mir hinterlassen hat. Du bist mein Sohn und ich wünschte ich könnte mehr für dich da sein.

In Liebe, dein Vater Yas.

Ich blieb erstarrt stehen mit dem Brief in der Hand und Tränen flossen über meine Wangen. Yasser, den ich als meinen Vater genannt hatte, war nicht mein Vater. Einerseits machte es mich glücklich, da ich nicht mal wollte, dass er mein Vater ist und andererseits war ich traurig darüber, dass sie mich angelogen hatten. Yas. Er war mein Vater. Mein eigentlicher Onkel. Ich hätte es wissen müssen. Diese Ähnlichkeiten und unser Essensstil, diese Blicke. Yasser wollte es mir nie sagen, weil er um mich bestimmen wollte. Weil er sich immer einen Sohn gewünscht hatte, so sagte er es mir einmal. Jetzt wird mir alles klar...

Another Love #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt