Kapitel 65

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Seufzend wälzte ich mich hin und her, ohne mich wirklich wohl zu fühlen. Ich öffnete meine Augen und befand mich in irgendeinem Wohnzimmer. Ich konnte mich nicht erinnern, wo ich war und wie ich hierher gekommen bin. Der Gedanke an letzte Nacht ist verschwommen. Zu viel Alkohol floss durch meinem Blut. Das einzige Bild, was ich in meinem Kopf vorfand, war Perrie, die mir die ganze Zeit über beistand und aufmerksam zuhörte. Was ich wohl erzählt habe?

Zögernd richtete ich mich auf. Meine Blicke huschten durch die Gegend. Das Licht strahlte durch das kleine Fenster und erhellte den Raum. Keine Gardinen hingen davor. Das Wohnzimmer wurde modern eingerichtet worden. Alles sah neu und überaus ordentlich aus, ganz anders als bei mir.

Ich entdeckte ein Bild an der Wand und rieb meine Augen, ehe ich mich aufrecht stellte und mir es genauer ansah. Perrie. Sie stand da mit einem Jungen neben sich, der vom Gesicht her Ähnlichkeiten mit ihr hatte. Seine blonden Haare und blauen Augen strahlten voller Freude, wie ihrers. Ich war also hier in ihrem Wohnzimmer. Wieso hat sie mich hergebracht?

Der Kater erstreckte sich durch meinem Körper. Kopfschmerzen plagten mich. Perrie dachte anscheinend schon im Vorraus darüber, dass ich eine Tablette und ein Glas Wasser brauchen würde und stellte es auf den Tisch. Ich griff danach und nahm die Tablette ein, um die Kopfschmerzen loszuwerden. Mein Tag war gelaufen. In so einem Zustand konnte ich wohl kaum zur Schule.

"Wenn du.. telefonieren willst, das Telefon ist hier!", Perrie stand vor der Tür in ihren chilligen Klamotten und überreichte mir das Telefon. "Danke!", ich bedankte mich zum ersten Mal bei ihr. Normalerweise würden wir uns schon längst streiten. Aber es blieb still zwischen uns.

Sie lächelte mir zu und verschwand in der Küche. Ich wählte die Nummer der Schule und wartete bis jemand abnahm. "Guten Tag, ich bin Herr Malik. Ich fühle mich nicht besonders gut Heute, aus gesundheitlichen Gründen. Ich kann leider nicht kommen!", murmelte ich ins Telefon, gespielt krank. "Ich leite es dem Schulleiter weiter. Gute Besserung!", die nette Stimme legte dann auf. Meine Klasse sprang sicher schon voller Freude in die Lüfte.

Nach dem Auflegen schlenderte ich in die Küche und sah wie Perrie Frühstück für uns zwei vorbereitet hatte. "Ich glaube ich gehe jetzt lieber. Ich will dich nicht weiter stören!", gab ich ihr zu. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, komm. Iss was!", rief sie und zwang mich zum Setzen.

Ich gab nach, warum auch immer. Irgendwie war sie doch anders, als ich gedacht habe. Viel netter auf jeden Fall. "Ich glaube, ich habe mich unterschätzt!", flüsterte mir Perrie zu. "Wieso?"
"Du bist doch nicht so fies und gemein und herzlos!", ein Lächeln entwich ihrem Mund. "Tja, kannst mal sehen!"

Sie saß sich dazu und begann zu essen. "Und? Was willst du jetzt tun? Bezüglich Belle?", die Frage irritierte mich ein wenig. Woher wusste sie davon? "Woher?"

"Du warst betrunken, schon vergessen? Hast mir echt alles erzählt!"
"Ich weiß nicht was ich tun soll", das Thema bereitete mir ein wenig schlechte Laune, die ich ihr aber nicht zeigen wollte.

"Geh mit mir aus!"

"Wie?", ich war sichtlich verwirrt. Wir kamen nie besonders gut miteinander aus und jetzt wollte sie mit mir ausgehen?

"Du meintest, dass eine Betriebsfeier Morgen Abend ist!". Ich schlug mir auf die Stirn. Das hatte ich ja vollkommen vergessen. "Das hab ich vergessen!"

"Sehe ich!", sie musste Lächeln, was wunderschön aussah. "Da ich nicht allein hin will, frag ich dich jetzt, ob du mitkommst!", auch ich musste Lächeln. Sie nickte. "Hol mich um 6 Uhr ab!"

Mit einem Nicken verließ ich ihre Wohnung.

- - -

Nervös zog ich an meinem Kragen, versuchte eine Gravatte zu binden und richtete meine Haare. Ich war nervös, weil heute eine Betriebsfeier in der Schule war, veranstaltet nur für Lehrer, um sich besser kennen zu lernen.  Perrie wartete sicher schon auf mich. Es war schon fast sechs Uhr. Mein Herz klopfte, aus Nervösität. Ich ging zum ersten Mal mit ihr aus. Ob es eine gute Idee war, wird sich herausstellen.

Ich klopfte an ihrer Tür, die sich nach einer kurzen Zeit öffnete und eine ungewohnte Perrie stand gegenüber mir. Meine Blicke huschten über ihr wundervolles, schlichtes Kleid, was elegant in einem schwarzton war. Über ihre Stirn trug sie einen Straßsteinen-verzierten Stirnband, was farblich mit ihrer Haarfarbe abgestimmt war. Ihr Lächeln erstrahlte über beide Wangen.

"Du siehst echt gut aus!", sagte ich, ohne dabei zu offensichlich zu sein. Sie grinste nun noch breiter. "Du aber auch. Der Anzug steht dir!"

Wir bewegten uns zu meinem Wagen, nachdem sie aufgab mit mir zu diskutieren. Eigentlich wollte sie, dass wir mit ihrem Wagen fahren.  "Und geht es dir wesentlich besser als gestern?"

"Ja, bin ausgeschlafen und nüchtern!"
Sie kicherte. Die Radiomusik ertönte. "Hey, das ist mein Lieblingslied!", und sie drehte es auf und sang laut mit. "Komm sing mit!", das Lied war eigentlich nicht schlecht. "Ed Sheeran - give me love". Ich sang es oft in meinen vier Wänden, um die Frust rauszulassen. Doch ich zeigte keinem die ganzen Musikaufnahmen. Aber jetzt fing ich an zu singen, im Chor mit Perrie. So laut, dass ich mich nicht dafür schämte. Nicht gegenüber ihr.

Ich parkte da, wo ich sonst immer parkte. Die meisten Parkplätze waren belegt. Es kamen wohl mehr, als ich erwartet habe. "Du singst unglaublich gut!", überrascht dreht sich Perrie zu mir, als ich aufhörte zu singen. "Ich eh..", verlegen grinste ich. "Danke, du auch!"

Wir stiegen aus dem Auto und bewegten uns in den Forum, wo alle Lehrer sich versammelt hatten. Ihre Blicke richteten sich auf mich und sie fingen an zu tuscheln. Sicher fragten sie sich, wer die Person neben mir war.

Belle stand am anderen Ende. Ihre Blicke trafen meine. Neben ihr war Harry, der ein Glas in der Hand trug und ebenfalls in meine Richtung blickte. "Ist sie das?", flüsterte mir Perrie neugierig zu. Ich nickte. "Komm, ich stell dir den Schulleiter, Mr. Jones, vor!"

"Mr. Malik. Ich habe gehört, Sie waren gestern krank. Wie ich sehe, geht es Ihnen wieder gut. Das freut mich!", Mr. Jones grinste als er auf mich zu kam. "Es geht mir wieder wohlauf. Das ist Perrie, eine Freundin von mir!", er hielt ihr die Hand hin und schüttelte diese. Sie grinste nur unschuldig. "Freut mich Sie kennen zu lernen!"

"Beruht auf meinerseits!", antwortete Perrie. Mr. Jones ging weiter zu anderen Paaren und Kollegen. "Der scheint nett zu sein!", murmelte Perrie mir zu. "Ja, das ist er"

"Also mein Schulleiter war furchtbar!"

Ich lachte leise vor mich hin. Sie erwiderte das Lachen. Ihr umwerfendes Lachen steckte förmlich an. Jeden von uns. Sie war so natürlich, anders und irgendwie witzig. "Hallo?'Erde an Zayn!", Perrie winkte einmal, um mich in die Realität zu holen.

"Wie ich sehe, hast du eine Neue!", ertönte eine Stimme. Ich drehte mich um und blickte in Harrys grünen Augen. Sein verschmitzes Lächeln saß auf seinen Lippen. "Ich kann wohl ausgehen, mit wem ich will. Das geht dich nichts an!"

Harry schien wohl keine Worte dazu finden. Er zog eine Schnute und musterte mich böse an. "Zayn!", Belles Stimme klang leise, doch hörte ich es, trotz der lauten Musik. "Hey, ich bin Perrie!", Perrie kam dazwischen. Sie wusste, ich würde keine Antwort geben. Zum Glück sprang sie für mich ein.

"Ich bin Belle. Freut mich!"

"Ich habe viel von dir gehört!", am liebsten wünschte ich, Perries Mund zu halten. Sie schien zu viel zu plappern. "Ach wirklich?", Belles Augen richteten sich auf mich. "Nein!", antwortete ich kalt.

"Komm Belle, wir gehen!", Harry zog an Belles Handgelenk. Sie schien die Blicke von mir nicht loszulassen und folgte ihm. "Sie scheint nett zu sein!", sagte Perrie zu mir.

Der Schulleiter stellte sich nach vorne und schaute in die Runde. "Liebe Kollegen, Kolleginnen. Ich bin froh, dass Sie alle hier hergekommen seit. Ich stoße auf die wundervolle Schule und unserer Teamarbeit an", alle stoßen miteiander so gut es ging und nahmen einen Schluck.

"Wollen wir nach draußen?", fragte ich Perrie.

"Na klar!", Perrie lächelte mir zu.

Another Love #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt