Jetzt (02.05.2018)
Ich schnaufte tief durch und rieb mir die Schläfen. „Das war das erste Mal, dass ich auf Nina traf und wenn ich gewusst hätte was daraus resultieren würde dann... nein... selbst dann hätte ich mich weiter mit ihr getroffen. Wir trafen und oft. Hinter dem Rücken von Gregor. Sie gestand mir, dass sie bisexuell sei. Ich fragte sie, ob ihr Ehemann das weiß. Sie sagte nein. Sie meinte, ich kenne doch Gregor. Ich nickte nur. Sie sprach das aus, was wir beide dachten. Er würde irgendeine Hure anschleppen und einen Dreier verlangen. Wir lernten uns im Hochsommer kennen. Trotzdem trug sie immer lange Ärmel. Einmal trug sie eine Sonnenbrille. Wir gingen in ein Lokal und sie nahm die Brille nicht ab. Wir saßen recht abseits und ich fragte nach dem Grund. Nach langem Zureden nahm sie die Brille ab. Ich war erstarrt. Sie hatte ein blaues Auge. Ich redete mit ihr und fragte sie ruhig, ob er es war. Und sie sagte ja. Gregor trank viel. Betrog sie oft. Schlug sie oft. Schlug sehr oft und sehr hart zu. Sie zeigte mir ihre Arme. Unter den blauen Flecken und Blutergüssen war auch eine lange Narbe. Sie sagte, nach der Geburt ihres ersten Kindes wollte sie mit dem Kind in ein Frauenhaus fliehen. Er wollte das nicht. Er packte ein Messer und... stach zu. Nach einer Stunde tat es ihm leid und er gab ihr einen Verband. Verbinden musste sie sich selbst. Ich hörte zu. Bewegen tat ich mich nicht. Ich stand unter Schock. An dem Tag brach sie ihr Schweigen und erzählte mir alles. Sie liebte Gregor nicht. Sie war 19 als sie Gregor kennen lernte. Es sollte nur ein One-Night-Stand werden. Er war ein Raufbold und ein Nichtsnutz. Ihre Eltern waren sehr Konservativ und sie wollte rebellieren. Sie kannte Gregor flüchtig. Er war der beste Freund, des Exfreundes ihrer besten Freundin. Jedenfalls... nach der Nacht sah sie ihn nicht mehr. Sie meinte, die Genugtuung, ihre Eltern so fassungslos zu sehen, als Gregor am Morgen aus ihrem Schlafzimmer schlich, habe ihr gereicht. Sie sah ihn nicht mehr. Nach zwei Wochen wurde sie krank, dachte sie. Erbrach sich oft. Ging zum Arzt und der... der erklärte ihr, sie sei schwanger. Ihre Eltern sagten, würde sie abtreiben, wäre Nina für sie gestorben. So ging sie in ihrer Not zu Gregor. Er brüllte herum. Erklärte, es könne nicht sein Kind sein doch nach der ersten Panik schien er sich auf das Kind zu freuen und sprach mit ihren Eltern. Man einigte sich darauf, dass er schnell Nina heiraten müsse. Um die Familienehre nicht zu beschmutzen. Gesagt getan. Kurz darauf kam ihr Sohn Elias zur Welt. Ein aufgeweckter kleiner Junge. Ich mochte noch nie Kinder. Nur ihre waren in Ordnung. Das Paar bekam dann ein paar Jahre später ihr zweites Kind. Die kleine Lina. Gregor und Nina heirateten Ende 2005. Elias kam Mitte 2006 zur Welt und Lina wurde 2008 geboren. Dann... nun... eine Scheidung könnte sie sich niemals leisten. Gregor hat es so eingerichtet, dass Nina eine Scheidung niemals überstehen würde. Finanziell wäre sie am Ende. Und die Kinder... wer würde sie zu einer mittellosen Mutter schicken? Doch die Kinder waren ihm eh egal. Er wollte Nina besitzen! Sie war seine persönliche Hure die nur ihm gehören durfte. An der er seinen Frust herauslassen konnte.", ich leckte mir über die Lippen und trank noch einen Schluck. Herr Müller hing gebannt an meinen Lippen und schrieb hin und wieder etwas auf. „Und... und wie kam es zu deiner Inhaftierung?", wollte er wissen. Ich schluckte. „Nun... ich und Nina trafen uns öfter. Im geheimen wo sie mir immer wieder mehr von sich anvertraute. Über mich gab es da wenig zu erzählen. Ich arbeitete bei derselben Firma in derselben Branche in der ihr Mann tätig war. Meine Eltern waren ein Jahr zuvor bei einem Zugunglück umgekommen. Hatte mir ein Erbe von 50.000 Euro hinterlassen, was für mich verdammt viel Geld war, und ein heruntergewirtschaftetes Haus im Wald. Das war das Haus in dem ich aufgewachsen war also renovierte ich es und dann hatte ich nur noch knapp 1000 Euro übrig. Die legte ich beiseite und es befindet sich heute noch auf meinem Sparkonto. Für schlechte Zeiten... eigentlich wollte ich damit zwei Kinderzimm... dazu später... nun... wo waren wir? Ach ja... Also... es ging so schnell... erst fand ich sie sympathisch und sie mich. Dann dachte ich wir würden Freund werden und dann... Sie müssen wissen, ich war nie ein Unschuldslamm. Ich komme aus... naja aus einer bürgerlichen Familie. Nichts Besonderes. Mein Vater war ein Bauarbeiter. Meine Mutter Zahnarzthelferin. Aber sehr sparsam. Ich habe mit 15 angefangen mit dem Biertrinken. Hab gerade so die Realschule geschafft. Hab dann eben eine Ausbildung zum Metallbauer gemacht. Aber... so privat war ich immer wild. War in den Clubs. Hatte jedes Wochenende eine andere Frau. Mit den Jahren wurde es ruhiger. Irgendwann nur noch jede zweite Woche. Dann jeden Monat. Dann zog ich einen ruhigen Fernsehabend dem Club vor. Zuletzt ging ich nicht mal mehr ins Bett und schlief direkt vor dem Fernseher ein. Ich fühlte mich oft ausgebrannt und so, als wär's das gewesen. Verstehen Sie? Ich hatte meine Schule, meine Ausbildung, meine Arbeit, meine Wohnung und dann? Dann warten bis zur Rente? Naja... viel Aufstiegsmöglichkeiten hatte ich nicht a... aber das gehört hier nicht her. Jedenfalls war ich ein Weiberheld. In den Clubs hieß ich mal so, mal so. Mal war ich die Medizinstudentin Franziska, mal die Architektin Sophia oder der Feuerwehrfrau Hannah. Wenigen nannte ich meinen Namen. Wenn sie eine besonders schöne Stimme hatten und ich wollte, dass sie meinen Namen aussprechen nannte ich ihnen meinen Namen. Doch war ich nie Metaller. Immer was Größeres. Ein Ingenieur mindestens. Oft auch ein Bachelor. Hauptsache, die Frauen haben mich dann in ihr Bett oder in die nächste Toilettenkabine gezogen. Aber als ich Nina kennenlernte klang das schon wieder ab. Aber gut... das nur zur Info wie ich war. Ich und Nina begannen... ja... es begann ganz schleichend. Und plötzlich waren wir eben mehr als Freunde.
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Sechs Jahre die ich nie zurückbekomme
RomanceMein Name ist Elena Reichau. Ich saß jetzt sechs Jahre im Gefängnis. Mir wurde vorgeworfen Wirtschaftsspionage betrieben zu haben und als mich mein damaliger Chef erwischte, soll ich ihn erschossen haben. Lächerlich. Ich bin aufbrausend und kann wüt...