„Elena?", sanft rüttelte Nina an mir und ich stöhnte auf vom Schmerz. Sofort nahm sie die Hände von mir. „Wir fahren ins Krankenhaus.", erklärte sie. „Nein... es geht schon...", brummte ich. „Ach? Steh auf.", forderte sie. Oh verdammt... Ich versuchte aufzustehen und schaffte es zumindest mich aufzusetzen. Nina half mir und zog mich zum Spiegel. „Sieh dich an und sag mir, du sollst nicht ins Krankenhaus.", hauchte sie. Ich erkannte mich selbst im Spiegel nicht. Ich war grün und blau geprügelt. Mein Gesicht sah furchtbar aus. „Das geht...", brummte ich obwohl es mich schon wieder schwindelte. Ebenso tat es mir verflucht weh mein Bein zu belasten. „Oh nein. Ich bin deine Verlobte. Also kann ich da ein Machtwort sprechen. Und das tue ich jetzt. Ich fahre dich zum Arzt. Die Kinder sind in der Schule. Also Ruhe jetzt. Komm.", erklärte Nina und reichte mir ein T-Shirt und eine Jogginghose.
Der Arzt hatte mich angesehen. Zum Röntgen und zum MRT geschickt. Am Ende musste ich da bleiben, wenn auch nur für eine Nacht. Nina saß neben mir im Bett und strich den Gips an meinem Bein entlang. „Ich verstehe das Problem nicht. Es ist doch nur verstaucht!" „Das ist mir im Augenblick egal! Nur weil es nicht gebrochen ist kannst du nicht einfach so durch die Gegend laufen. Elena... er hätte dich gestern umbringen können!", hauchte sie und legte sich neben mich. Ich rutschte rüber. Das Schmerzmittel, dass über eine Infusion in meinen Arm lief, tat mir gerade recht gut. Prellungen, Blutergüsse, eine angebrochene Rippe. Eine ausgekugelte Schulter und ein angebrochenes Bein. Alles in allem besser als erwartet. Dafür, dass er mich mit einer Eisenstange verprügelt hatte. Natürlich zusätzlich noch eine Gehirnerschütterung und einige Platz wunden. Eine hatte genäht werden müssen. Die anderen wurden verbunden. „Es geht mir wirklich soweit gut.", versicherte ich. „Ja, weil das eine Menge an Schmerzmitteln sind, die da in deinen Körper kommen.", bemerkte sie. Ich grinste und beobachtete die milchige Flüssigkeit. „Ja... daran könnte es auch liegen. Aber... was jetzt?", wollte ich wissen. „Jetzt zeigen wir ihn an! Was sonst?", erklärte sie. „Ist das so eine gute Id..." „Ja! Und mir reicht es jetzt mit deinen ständigen Bedenken! Ich weiß, du bist es aus dem Gefängnis gewöhnt zusammengeschlagen zu werden aber das lasse ich nicht länger zu! Auch hast du das Vertrauen in das Rechtssystem verloren aber weißt du, wie selten Fälle wie deiner sind? Wir machen das jetzt so wie ich es sage! Punkt.", erklärte sie. „Aber..." „Ssh...", sanft strich sie mir durchs Haar. „Du ruhst dich jetzt aus. Schlaf. Ich muss später eh die Kinder abholen. Sie werden dich besuchen wollen. Und ich rufe den Anwalt an. Wir zeigen das an. Punkt. Dann regeln wir das auf dem rechtlichen Weg. Keine Widerrede!", erklärte sie und ich nickte. Ich wollte eh nicht widersprechen...
Der nächste Krankenbesuch bildete Daniel Reber. Er besprach mit mir alle Einzelheiten über den vergangenen Fall und wie es sich bisher verhielt. Ebenso hatte er die Anzeige aufgegeben. „Und Elena... geht es dir soweit gut oder... du bist so blass...", bemerkte er. „Ja, ja. Mir geht es blendend.", grinste ich und tippte auf den Schlauch mit der Infusion. „Gut... Also, was ich dir sagen wollte... als du verprügelt wurdest, da hinter dem Supermarkt... sieh dir das einmal an.", lächelte er und setzte sich neben mich um mir sein Handy zu zeigen. Gespannt sah ich darauf. Zu sehen, wenn auch ohne Ton und in schwarz weiß, war ich. Ich, die mein Auto belud. Dann Gregor der auftrat mit seinen Schlägern. Allerdings sah man sein Gesicht nicht. Und ich durfte alles noch einmal mit ansehen. Es hatte allerdings schon etwas, da ich eben durch meine Gehirnerschütterung kaum die Hälfte vom Angriff mehr wusste. Ich hatte mich gut gewehrt, so wie es aussah. Gregor schlug mich nieder und ab dem Punkt endete meine Erinnerung. Doch wie es aussah war ich wieder aufgestanden, hatte Platz gesucht und hatte einem sogar ins Gesicht geschlagen. Dem anderen in die Eier getreten. Dann hatte mir einer mit einem Schlagring in die Magengrube geschlagen und noch einer hatte mir die Metallstange über den Schädel gezogen. Ab dem Punkt lag ich auf dem Boden zusammengekrümmt um das Schlimmste zu verhindern. Sie schlugen noch eine Weile auf mich ein. Prügelten, traten, spuckten mich an. Bis Gregor irgendwann zurückwich und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Noch einmal spuckte er auf meinen ohnmächtigen Körper. Er sagte etwas zu den anderen und erst jetzt fiel mir auf, was genau er da tat. Er wand mir den Rücken zu. Und zeigte der Kamera sein Gesicht. Ich grinste breit. Da war er. Schön zu erkennen. Der andere, dem ich ins Gesicht geschlagen hatte, zog sich das Tuch vom Gesicht und hielt sich die dunkel verschmierte Nase. War wohl Blut. Er brüllte irgendetwas. Der andere, dem ich in die Eier getreten hatte antwortete ihm. Auch die anderen zogen sich die Tücher von Mund und Nase. Und sie alle zeigten mindestens einmal der Kamera ihr Gesicht. Dann sahen sie auf und rannten davon. Keine Minute später kam das Paar bei mir an und der Junge rüttelte an mir, während das Mädchen mein Handy fand. Den Rest kannte ich ja. „DAS ist die beste Nachricht seit Tagen.", grinste ich und richtete mich leicht im Bett auf. „Und jetzt?" „Naja... rate doch mal von wem ich das, wenn auch nicht offiziell, habe.", grinste er. „Von wem?" „Einem Polizisten. Der Name ist erst einmal egal." „Die Polizei hat das Video?" „Ja. UND sie werden Gregor wohl heute schon drauf ansprechen. Ansprechen, mitnehmen, verhören, verhaften. Und dann... naja dann wird das Jugendamt eindeutig Nina das alleinige Sorgerecht zusprechen. Schließlich ist Nina nicht vorbestraft." „Aber sie hat keine Arbeit." „DAS ist in dem Fall egal, Elena. Oder was ist besser? Ein reicher, prügelnder Vater, oder eine liebende Mutter, die nur wenig Geld hat? Nebenbei ist sie mittlerweile mit dir Verlobt. Wenn alles gut läuft, wirst du wieder eine Arbeit finden und Geld hast du eh vorerst. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass du nach deiner Hochzeit die Kinder adoptieren darfst.", erklärte er. Ich starrte ihn an. „Das ist... wow... das ist großartig! Und jetzt?" „Jetzt werden wir wohl bald vor Gericht treten können und das Urteil von damals anfechten. Und das Beste ist, wäre Gregor die ganze Zeit seit deiner Entlassung still und ruhig geblieben, dann hätten wir wohl schlechte Karten gehabt. Jetzt allerdings sieht die Sache ganz anders aus. Vor allem mit diesem Auftragsmörder haben wir eine gute Grundlage!" „Ach ja! Wann machte er seine Aussage?" „Es ist Dienstag. Die Aussage machte er gestern. Ich wollte dich gestern Abend noch anrufen aber... du hattest ja mit Gregor zu tun. Langer Rede kurzer Sinn: Ihm wurden Fotos gezeigt. Der werte Gregor war nicht anwesend aber ein Foto von ihm. Und Herr Nowak bestätigte, es handle sich genau um diesen Mann, er ihn einst angeheuert hat um deinen alten Chef zu töten. Er hat den Fall genau schildern können. Im Endeffekt... hat Gregor absolut keine Grundlage mehr dich eine Mörderin zu nennen. Ebenso hat der Staatsanwalt keine dich weiterhin als gerechtfertigt eingesperrt abzustempeln. Wir haben sehr, sehr gute Karten, Elena. Eigentlich... und ich würde dir niemals falsche Hoffnungen machen! Eigentlich ist der Gerichtstermin eine reine Formalität. Du wirst freigesprochen. Du wirst Recht bekommen und Gregor wird dringend einen guten Anwalt brauchen. Er wird sich verantworten müssen. Herr Nowak wird als Kronzeuge aussagen und..." „Er ist doch tot krank! Was, wenn er vorher stirbt?" „Es mag grausam gesagt sein aber... das wäre egal. Die Aussage die er machte ist polizeilich bereits registriert und aufgenommen worden. Gregor hat verloren. Schach matt.", lächelte er. Ich grinste breit. „DAS ist doch mal eine Nachricht!", lächelte ich. „Ja. Freu dich. Der Termin ist übernächsten Donnerstag. Bis dahin wirst du schon wieder auf den Beinen sein.", lächelte er. Ich grinste breit und nickte. Ja... Gregor würde sein Lachen schon noch vergehen!
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Sechs Jahre die ich nie zurückbekomme
RomanceMein Name ist Elena Reichau. Ich saß jetzt sechs Jahre im Gefängnis. Mir wurde vorgeworfen Wirtschaftsspionage betrieben zu haben und als mich mein damaliger Chef erwischte, soll ich ihn erschossen haben. Lächerlich. Ich bin aufbrausend und kann wüt...