Nina sah mich mit großen Augen an. „Am Ende hat mich dann meine Zimmergenossin Hannah gefunden... eine von Denise kleine Spielfiguren hatte ihr Bescheid gegeben. Sie war panisch. Hat mich in unser Zimmer gebracht. Ich bin nebenher getaumelt. Gott sei Dank hat uns kein Wärter gesehen. Ich kam an dem Tag noch ohne Brüche davon. Duzende Prellungen und einer Menge blauer Flecken. Ich konnte an dem Tag nicht mehr schlafen. Hannah hat mir ein Glas Wasser gegeben, mir grob das Gesicht gewaschen und mir das untere Bett für die Nacht gegeben. Die Hürde der Leiter war mir in der Nacht nicht mehr möglich...", erzählte ich. Nina sah mich schockiert an. „W... Was?" „Naja... ging so... halb so schlimmer Tag.", Nina klammerte sich eng an mich. „Oh Gott... und nie war ich da...", hauchte sie. „Schon gut. Vergangenes Zeug. Vergiss es.", lächelte ich und zog sie eng an mich. Auch, wenn ich mich in so vielen Nächten eingerollt hatte und geträumt hatte, dass ein Wärter am Morgen herein käme und ich Besuch hätte... und nie kam jemand. Ich war dort ganz allein. Und fühlte mich so vergessen. „Aber..." „Nein. Es ist spät. Schlafen wir zwei. Komm her.", sanft küsste ich sie. „Du bist jetzt bei mir. Aus der Hölle bin ich raus. Jetzt bin ich hier im Himmel bei dir. Und wir werden heiraten. Und das entschädigt mich tausendfach für alles.", hauchte ich und zog sie so an mich, dass ich Küsse in ihrem Nacken verteilen konnte. Das beruhigte sie immer. Als sie sich entspannt hatte drehte sie sich um und kuschelte sich in meine Arme. Ihr Gesicht verbarg sie an meiner Schulter. Das alles war doch vergangen. Ich wollte nur noch in meine Zukunft sehen, zu Nina.
Der Wecker schrillte kurz auf, bevor ich ihn blitzschnell ausschaltete. Nina murrte und kuschelte sich wieder in die Federn. Lächelnd stand ich auf und zog mich an. So sehr ich es ja liebte bei Nina zu liegen... ich musste die Kinder abholen. Ich packte mir eine dunkle Jeans, ein schwarzes Hemd und räumte noch etwas die Kleidung im Raum auf. Sanft zog ich die Vorhänge zu, damit kein Licht Nina wecken würde. Sie sollte sich ruhig ausruhen. Dann huschte ich runter in die Küche. Ich hatte Hunger und unten lag Ninas Terminbuch.
Ein Hoch auf Ninas Organisation. Familie Brucker, Marlons Familie. Dort musste ich Elias abholen und das um zehn. Eine viertel Stunde später Lina bei Familie Grünbauer... das sollte ich hinkriegen.
Pünktlich stand ich dann vor der Tür der Familie Brucker und klingelte. Kurze Zeit später öffnete mir eine junge Frau. „Guten Morgen?" „Guten Morgen. Ich bin hier um Elias abzuholen." „Ähm... das wollte seine Mutter erledigen." „Ja. Aber ich übernehme das heute mal für Nina. Ähm... ich bin Elena Reichau.", stellte ich mich vor und reichte ihr die Hand. Sie nickte und runzelte die Stirn. „Ach... ja von einer Elena meine ich gehört zu haben... wo ist Gregor?", wollte sie wissen als sie mir die Hand gab. „Bestenfalls wo der Pfeffer wächst. Aber... Elias?" „Natürlich... die Jungs sind noch im Bad. Wollen Sie einen Kaffee?" „Gerne.", lächelte ich und trat ein. Die junge Frau führte mich in die Küche und füllte mir eine Tasse ein, welche ich dankend annahm. „Elias erzählte von einer Elena... sind Sie die Tante?" „Nein, nein." „Mmh... gut. Ich hab auch gehört, dass es mit Nina und Gregor kriselt! Aber... will sich Nina wirklich von Gregor trennen? Er ist doch so ein Lieber!" „DAS soll sie Ihnen selber sagen. Ich will da gar nichts groß sagen.", ich nippte an meinem Kaffee. „Ich muss dann später noch seine Schwester abholen. Ist auf einem Geburtstag." „Ach! Ein Abend ohne Kinder. Himmlisch aber man vermisst sie dann doch.", lächelte sie. „Aber... wie genau stehen Sie jetzt zu Nina? Ich meine... ich kenne sie ja ein bisschen und habe von einer Elena gehört... sind Sie eine Freundin von ihr?", wollte sie wissen. „Ähm... so ähnlich.", lächelte ich. Das war lächerlich, was ich hier tat! Wir würden heiraten! Die Zeiten hatten sich geändert... Aber ich wollte Nina hier nicht outen... Das war ihre Sache. „Elena!", hörte ich und Elias stand vor mir. „Hey. Na du? Wie war's?", lächelte ich. „Cool! Marlon hat ne Playstation!", grinste er und ein verschlafener Junge mit rotem Haar trat hinter ihm ein. Ich nickte ihm zum Gruße zu und er murmelte nur ein: „Guten Morgen." „Elias, beeil dich. Wir müssen gleich weiter deine Schwester abholen.", erklärte ich. Er nickte und packte sich eine Semmel. „Gehen wir.", lachte er. „Hey! Krümel mir nicht das Auto voll.", bemerkte ich und trank meine Tasse leer. „Ist doch eh alles dreckig.", bemerkte er. „Nein. Hab geputzt.", verkündete ich und Elias sah mich erstaunt an. „Also wenn du das Auto geputzt hast... wie war dein Abend gestern?", grinste er. Ich grinste zurück. „Mmh... sagen wir ich habe die Chance genutzt.", lächelte ich. Elias riss die Augen auf und sprang mir in die Arme. Marlon saß nur müde da, seine Mutter runzelte die Stirn. „Du adoptierst mich! Dass wir uns verstehen!", lachte Elias. Ich nickte. „Jetzt komm. Deine Schwester wird es auch schon fast vor Neugier zerreißen. Auf geht's!", forderte ich. Der Junge nickte und schulterte seinen Rucksack. „Entschuldigung... ich... wer sind Sie denn?", wollte die junge Frau jetzt wissen und bevor ich irgendetwas sagen konnte kam von Elias nur: „Die Verlobte meiner Mutter.", grinste er breit. Die junge Frau sah mich an. „Nina? Mit... mit einer Frau? Und Gregor?" „DER soll sie nie mehr anfassen! Mama hat wegen ihm genug geweint." „Pscht!", brummte ich und Elias schwieg. „Gregor ist... kein guter Mann...", bemerkte ich und rieb mir verlegen den Nacken. „ICH WUSSTE ES! Ich wusste, dass sie nicht die Treppe runtergefallen ist! Der Mistkerl! Na dann Glückwunsch!", grinste die Frau. Ich nickte. „Danke...", lächelte ich und wand mich dann ab. „Jetzt komm schon! Lina muss auch abgeholt werden!", forderte ich. Elias nickte. „Vielen Dank für den Kaffee, Frau Brucker. Wiedersehen." „Auf wiedersehen.", lächelte die Frau und ich floh schon beinahe aus dem Haus.
Das Haus der Familie Grünbauer war dann schon deutlich leichter zu finden. Ballone hingen an der Tür und so ging ich hin. Elias blieb sitzen. Bereits als ich den Weg von der Gartentür bis zur Haustür betrat sah ich Gesichter an den Fenstern. Lina hatte mich also wohl entdeckt. „Elena!", begrüßte sie mich kurz darauf an der Tür und sprang mir in die Arme. Lächelnd legte ich einen Arm um die Kleine. „Na du? Gut geschlafen?", lächelte ich. „Ja. Und DU?", sie sah mich erwartend an. „Mmh... nicht viel. Hab mit deiner Mama noch bis in die Nacht gefeiert.", lächelte ich. Sie riss die Augen auf. „Also hast du..." „Also hab ich...", lächelte ich verlegen. Lina kreischte auf und sprang an mir hoch. Ich hob sie gehorsam hoch und sie klammerte sich an mich. „Dann adoptierst du mich doch, oder? Ich will keinen Papa mehr!", erklärte sie. Ich lächelte. „Jetzt lass mich doch erst mal verlobt sein.", grinste ich und ließ sie wieder runter. „Gib Bescheid, dass du abgeholt wirst und hol deine Sachen. Los! Deine Mama ist sicher auch schon wach.", lächelte ich und scheuchte die Kleine wieder rein.
Kein Wort kam über meine Lippen, als ich zurück nach Hause fuhr. Oder eher zu unserer temporäre Bleibe. Wie erwartet sausten die Kinder also wie zwei hyperaktive Hunde zur Haustür. Ich ließ mir Zeit. Sperrte ruhig das Auto ab und tat jeden Schritt ganz langsam, was die Kinder nur noch aufgeregter machte. „Komm, Elena! Sperr auf!", forderte Elias. Ich grinste. „Ja, ja.", lächelte ich und sperrte die Haustür auf. Sofort stürmten sie rein. Ich trottete ganz ruhig hinterher. „Mama!", riefen sie. „Ah! Seid ihr wieder da. Wie war's denn?", lächelte Nina als sie aus dem Wohnzimmer kam. Sie sah... mal wieder wunderschön aus obwohl sie ganz normal gekleidet war. Lina bekam sofort Schnappatmung und kreischte los. Auch Elias ergriff ihre Hand. „Das ist er? Du hast ja gesagt?" „Auf was?", wollte Nina gespielt unwissend wissen. „Auf Elenas Antrag! Hast du ja gesagt?" „Natürlich habe ich ja gesagt.", lächelte Nina und die Kinder waren ganz aufgeregt. Nina kam zu mir und gab mir einen sanften Begrüßungskuss. Ich lächelte und legte meine Hände an ihre Taille. „Wie hätte ich nein sagen können?", lächelte sie. „Zeig mal, Mama! Elena wollte uns den Ring nicht zeigen!" „Ach ihr wusstet es also? Also wirklich...", lächelte sie obwohl ich ihr ja gesagt hatte, dass die Kinder es wusste... viel eher mich genötigt hatten! Ansonsten hätte ich es wohl nicht gewagt. „Mama! Du musst dich ganz schnell von Pa... ihm trennen. Gregor soll nie mehr in deine Nähe!", erklärte Elias und überrascht sah ich ihn an. „Gregor? Dein Papa?" „Ich will ihn nicht mehr Papa nennen. Er ist Gregor. Er ist der Mann, der meine Mama geschlagen hat. Elena, du sollst Mama heiraten und sie glücklich machen!" „Zu Befehl, kleiner Mann. Hey, dann bist du hier der Mann im Haus.", grinste ich und Elias sah mich etwas erstaunt an, bevor er grinste. Er lachte auf und warf sich an mich. Lina gleich mit. „Elena, du wirst Stiefmutter. Das solltest du dir auch ins Gedächtnis rufen.", grinste Nina. „Oh Gott...", lachte ich und versuchte mich irgendwie in der Mutterrolle zu sehen... Das würde schon werden. Ich liebte ja die kleinen Quälgeister allein schon, weil jeder einen Teil ihrer Mutter wiederspiegelten. „Mama? Ist Elena vor dir nieder gekniet?", wollte Nina wissen und war ganz gespannt auf die Geschichte der Verlobung. Nina lachte auf. „Natürlich! Sie hat sich von ihrer besten Seite gezeigt.", lächelte Nina und ging mit den Kindern ins Wohnzimmer. Ich würde Stiefmutter werden... aber wenn ich die Kinder adoptiert hätte... das Stief könnte ich dann wohl weg lassen.
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Sechs Jahre die ich nie zurückbekomme
RomanceMein Name ist Elena Reichau. Ich saß jetzt sechs Jahre im Gefängnis. Mir wurde vorgeworfen Wirtschaftsspionage betrieben zu haben und als mich mein damaliger Chef erwischte, soll ich ihn erschossen haben. Lächerlich. Ich bin aufbrausend und kann wüt...