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Am nächsten Morgen regnete es in Strömen. Trotzdem ging die Arbeit an meinem Haus fleißig weiter. „Wie lange wird es ungefähr noch dauern, bis der Bau fertig ist?", wollte ich wissen. „Nun... einziehen können Sie bereits Weihnachten in Ihrem neuen Haus feiern.", lächelte er. Ich grinste. „Sehr gut! Freut mich. Wie sieht die Lage eigentlich aus." „Das Fundament ist in Ordnung. Die meisten Wände auch. Leider hat sich in die oberen Wände Schimmel geschlichen, die müssen weg. Der Dachstuhl ist noch gut in Schuss und die paar Löcher im Dach zu flicken naja... wir decken es neu. Ist saubererer.", erklärte er. Ich nickte. „Gut. Gut. Das freut mich sehr.", lächelte ich. „Es könnte auch früher sein. Je nachdem. Wenn es so runter brennt wie letztes Jahr, dann wird es natürlich mit dem Dachdecken schwierig. Und wenn es weiter so schüttete können wir nicht mauern.", erklärte er. Ich nickte. „Dann hoffen wir auf ein mildes Wetter." „Wenn es wirklich sehr gute Bedingungen werden wage ich zu behaupten, Sie können bereits Ende Herbst einziehen aber das ist Wetter bedingt.", erklärte er. „Großartig.", lächelte ich und sah das Haus an. Ja... es nahm Gestalt an.

Kaum betrat ich das Haus zuckte ich zusammen, da Nina direkt dahinter Staub wischte und ich sie dort nicht erwartet hatte. „Erschreck mich doch nicht so.", grinste ich und zog Nina, die von meiner Reaktion bereits einen Lachanfall hatte, in meine Arme. „Ich hab die Kinder auf die andere Schule geschickt.", hauchte sie an meine Schulter. Ich lächelte. „Sehr gut." „Und Elena...", sie drückte mich weg und sah mich an. „Ich habe die Scheidung eingereicht.", grinste sie. Ich riss die Augen auf. „Das ist großartig! Das müssen wir feiern!", jubelte ich und zog sie zur Küche. „Haben wir irgendwo was da? Champagner? Sekt?", wollte ich wissen und öffnete den Kühlschrank. Nina lachte nur und beobachtete mich vergnügt bei meiner aussichtslosen Suche. „Wo sind eigentlich die Kinder?", wollte ich wissen. „Elias bei seinem Freund Marlon, da wird er wohl übernachten. Und Lina ist auf einem Geburtstag. Auch über Nacht.", lächelte Nina. Ich grinste breit. Von Lina wusste ich, dass sie auf einen Geburtstag ging. Aber Elias... der Junge war klug! Er bot mir eine Gelegenheit. „Dann gehen wir Essen!", forderte ich. „Was?" „Ja! Warum nicht? Es ist Freitag, du frisch geschieden und... ich will meine Liebste ausführen! Also komm! Ich reserviere!", lächelte ich. „Aber Elena..." „Keine Widerrede!", grinste ich und gab ihr einen Kuss. „Ich reserviere sofort!", versprach ich.

Ein Tisch für zwei in einem schicken Restaurant. Angrenzend einige Felder nahe eines Waldes, ein wunderschöner Platz für einen Spaziergang, nahe eines Sees. Und heute war Vollmond. Ausreden gab es heute Abend wohl nicht mehr.

Ich stand gerade mit meinem Auto in der Waschanlage, musste doch alles gut aussehen, als mein Handy klingelte. „Ja?", meldete ich mich. „Ähm... schlechte Nachrichten.", hörte ich meinen Therapeuten. „Heute gibt es für mich nur eine schlechte Antwort. Aber nenn mir ruhig die Nachricht.", forderte ich und beobachtete die Bürsten an meiner Frontscheibe. „Ein gewisser Gregor Bauer hat gerade wutentbrannt hier geklingelt. Ich habe ihm durchs offene Fenster zugebrüllt, dass ich keine Elena kenne und er abhauen soll. Er ist gegangen, als ich die Polizei rufen sollte aber... er hat wohl mitbekommen, dass die Scheidungspapiere vorliegen. Er ist wütend. Sehr, sehr wütend.", erklärte Frank. „Nun... soll er ruhig wüten! Mich findet er nicht und Nina auch nicht! Die Kinder erst recht nicht, denn die sind auf einer anderen Schule! Und der Mistkerl soll noch eine Anzeige hinterher bekommen! Noch sieht man die letzten Blutergüsse! Ich habe sie sogar fotografiert. Nina war zwar zuerst dagegen aber... sicher ist sicher. Jetzt zumindest kann Gregor mich am Arsch lecken, denn ich führe Nina heute schick aus und habe zufällig einen sündhaft teuren Ring, den ich ihr anzustecken gedenke!", erklärte ich. „WAS?" „Ja." „Denkst du nicht, dass es noch etwas früh dafür ist? Ich meine... sie ist noch nicht einmal geschieden.", bemerkte er. „Ja. Aber ich war so lange weg... in meiner Abwesenheit wurde es verdammt noch mal erlaubt, dass Lesben heiraten!" „Und Schwule." „Ja, ABER ich war nicht da! Ich war in einem Gottverdammten Knast und hab mein Bestes gegeben weder Drogen untergejubelt zu bekommen, noch ein Messer in die Rippen zu kriegen!", erklärte ich. „Gut... aber sei nicht zu wütend oder traurig, wenn sie ablehnt.", bemerkte er und legte auf. Charmant... aber ich würde das schon hinkriegen. Irgendwie... wenn ich eine Irre im Essenssaal eines Knasts abwehren konnte, dann ja wohl auch das. Verdammt... eines Tages sollte ich Nina vielleicht ein paar Geschichten aus dem Knast erzählen. Sie wünschte sich das. Aber ich hatte sie nicht belasten wollen... sie verdiente es. Und mir würde es gut tun... hoffte ich.

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt