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„Hier.", meinte er und legte mir Decke und Kissen auf sein Sofa. „Vielen Dank nochmal. Herr Meier. Aber was sagt Ihre Verlobte dazu, dass ich hier schlafe?", wollte ich wissen. „Nun... die Tatsache dass du lesbisch bist wird sie beruhigen. Und wenn ich ihr versichere, dass du absolut harmlos bist und niemandem etwas tun wirst, dann ist alles gut.", meinte er. „Gut... wenn Sie meinen.", brummte ich und richtete mir mein Nachtlager her, bevor ich mich setzte. „Du kannst auch duschen, wenn du willst. Wenn du willst gehe ich und besorge ein paar frische Klamotten, wenn du mir deine Größe gibst.", schlug er vor. „Nein, nein. Ich gehe morgen einkaufen.", brummte ich. „Okay... Vielleicht würde dir was von meiner Verlobten pa..." „Wollen Sie verlobt bleiben?" „Ja..." „Dann lassen Sie das. Ich glaube nicht, dass Ihre Verlobte das möchte.", meinte ich. „Was wirst du jetzt eigentlich tun. Elena?", wollte er wissen. „Ich... nichts. Mein Haus herrichten.", log ich. Meine Nina zurückholen! Davon träumte ich seit sechs Jahren! „In Ordnung." „Wie spät ist es eigentlich?", wollte ich wissen. „Ähm... halb eins. Wieso?" „Ach, nur so. Ich glaube ich fahr mal etwas durch die Gegend. Sehen, was sich so verändert hat.", log ich. „In Ordnung. Warte... Hier. Nimm den Ersatzschlüssel.", er drückte mir einen Schlüssel in die Hand. „Vielen Dank. Bis später.", verabschiedete ich mich und ging.

Elias war ein kluger Junge. War er schon immer. Auch seine Noten waren immer großartig gewesen... soweit man das in der ersten Klasse beurteilen konnte... also schätzte ich, er würde aufs Gymnasium gehen. Wenn nicht würde ich eben morgen vor der Realschule stehen. Doch erst mal wartete ich. Ich setzte mich auf eine Bank davor. Vielleicht hatte er auch erst später aus? Verdammt... es gongte und ich sah auf. Viele Jugendliche und Kinder strömten heraus. Nervös strich ich mir durchs kurze Haar. Ich vermisste manchmal meine schulterlangen... ich vermisste es mir einen Zopf zu machen. Aufmerksam sah ich jeden Jungen an. Einige waren zu alt. Andere sahen anders aus. „Tschüss! Bis morgen!", eine knabenhafte Stimme, mit schon leichten Anzeichen eines künftigen Stimmbruches. Ich sah ihn an. Das dunkelblonde Haar trug er kurz. Strahlend blaue Augen, wie die seiner Mutter, sahen vor sich. Ich stand auf und folgte dem Jungen. Er schlenderte in die Gasse vor sich und ich folgte ihm weiter in gebührendem Abstand. Ich wartete. Folgte ihm ruhig bis wir allein in einer Gasse standen.

„Hallo, Elias.", begann ich und er blieb stehen. Er rührte sich nicht und ich trat langsam näher. „Keine Angst." „Ich hab keine Angst. Nicht vor dir.", er drehte sich um und sah mich an. Sein Blick war eine Mischung aus Verwirrnung und Schmerz. „Deine Haare sind kurz.", bemerkte er. Ich lächelte. Dieser Junge... „Ja." „Mir gefielen sie lang besser. Da warst du hübscher. Mama mochte das auch.", meinte er. „Du weißt also wer ich bin." „Natürlich, Elena. Ich habe dich nicht vergessen." „Das ist gut. Wie geht es deiner Mutter?", wollte ich wissen. „Sie ist wieder mit Papa zusammen. Ist ein paar Wochen nach deiner Inhaftierung zurück zu ihm. Mit uns.", erklärte er. „Wieso?" „Elena, dachtest du alles wartet auf dich? Dachtest du, wenn du raus kommst wird alles wie vorher? Wir brauchten Geld! Papa hatte welches. Und seien wir ehrlich, wir zwei kannten uns kaum ein halbes Jahr. Vielleicht warst du ja nur eine kurze Affäre meiner Mutter, die ausgeartet ist.", brummte er. „Nein! Wir liebten uns verdammt...", knurrte ich. „Wenn mein Vater mich so sieht... er bringt mich um.", bemerkte er und wollte gehen. „Ich weiß. Ich weiß wie dein Vater ist... Ich bin hier um alles wieder gut zu machen! Um..." „Gut zu machen?", nun schien er wütend zu werden. Elena, alles war gut! Bis du diesen gottverdammten... war das Geld so knapp?", wollte er wissen. Ich starrte ihn an. „Elias, denkst du ich habe meinen Chef ermordet? Das Geld hat gepasst! Alles war perfekt! Ich denke dein Vater hat mir dieses Verbrechen untergejubelt!", erklärte ich. „Nein... wie sollte er das tun?", wollte der Junge wissen. „Was weiß ich! Das will ich ja herausfinden. Damit ich eine Entschädigung erhalte und rehabilitiert werden! Verstehst du... Elias... ich... ich will deine Mutter zurück. Mehr als alles andere auf der Welt!", erklärte ich. Er schnaubte. „Du warst jetzt wie lange weg?" „Sechs Jahre." „Sechs Jahre. Es hat sich zu viel verändert. Meine Mutter... Mama... ich glaube sie ist bereits gestorben als man dich weg brachte. Sie sitzt nur noch in der Gegend rum. Lässt sich von Papa schlagen und bekocht ihn. Sie wehrt sich nicht mehr. Sie will nicht mehr. Ich glaube, sie will gar nichts mehr ich glaube, sie lebt nur unseretwegen. Wegen mir und Lina.", erklärte er. „Was? Nina...", hauchte ich. „Ja. Entschuldige, Elena, aber die Zeit, in der du noch etwas tun konntest ist vorbei.", meinte er und wand sich zum gehen. „Ich glaube nicht! Ich... ich... kann ich wenigstens deine Nummer haben, Elias? Du bist bisher meine einzige Verbindung zu Nina. Sie war alles was ich in den letzten Jahren hatte.", erklärte ich. „Vergiss es, dreckige Schlampe! Verpiss dich!", knurrte er doch war es diesmal anderes. Dann rannte er weg. Ich sah mich um. Ein Mann huschte schnell weiter. Wenn ich mich nicht irrte war es ein Bekannter von Gregor gewesen. Ich ging ein paar Schritte in die Richtung, in die Elias verschwunden war und entdeckte einen Zettel am Boden. Darauf stand eine Nummer. Wohl seine Handynummer. Ich grinste. Den Trick hatte er von seiner Mutter.

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt