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„Elena? Kommst du heute noch zum Einkaufen?", hörte ich und trat in die Küche zu meiner Verlobten. „Eigentlich nicht. Aber was brauchst du denn?", wollte ich wissen. „Etwas Öl und Eier." „Kann ich noch schnell besorgen. Sonst noch was?" „Mmh... wenn du schon fährst mache ich dir eine Liste.", lächelte sie und ich setzte mich geduldig. „Besondere Wünsche zum Abendessen?", wollte sie wissen. „Nein. Ich esse alles.", lächelte ich. „Alles?", lächelte sie. „Wenn du mir mit Fleischersatz kommst überlege ich mir das mit der Verlobung neu.", bemerkte ich. Nina lachte auf. „Keine Angst. Bitte.", sie reichte mir einen Zettel und ich nickte. „Gut. Dann bis später.", verabschiedete ich mich und ging.

Da die Läden bald schließen würden war die Hölle los. Geparkt hatte ich hinter dem Supermarkt. Da war weniger los. Ebenso hatte ich es mal wieder geschafft den lautesten Einkaufswagen von allen zu erwischen. Ich öffnete das Auto und begann die Einkäufe hineinzuladen. Einkaufen... Autofahren. Einfach solche Kleinigkeiten. Das hatte ich sehr vermisst. Einfach die Freiheit zu schnuppern. „Gut... du hast gewonnen. Nimm mir die Frau...", hörte ich jemanden hinter mir und erstarrte. „Gregor.", bemerkte ich und sah mich im Kofferraum um, ob ich etwas fand. Ich hörte seine Schritte. Er kam mir näher. „Aber die Kinder... das sind meine. Die gäb es gar nicht ohne mich.", knurrte er. „Meine Kinder...", knurrte Gregor und ich entdeckte das Warndreieck, dass noch verpackt hinten im Kofferraum lag. Ich griff ihn und fuhr herum. Ich starrte Gregor an, als er den Schlag abfing und mir das Ding aus der Hand riss. Und schon hatte ich seine Faust im Magen. Ich keuchte auf. Er packte meinen Schädel und stieß mich zurück. Kurz wurde mir schwarz vor Augen, als er meinen Hinterkopf gegen mein Auto schlug. „Ist sie das?", hörte ich eine Stimme und ich rappelte mich auf. Vier weitere Männer traten zu uns. Bis auf Gregor hatten sie sich alle etwas über Mund und Nase gezogen. Einer den Rollkragen seines Pullovers. Die anderen Tücher. „Ja. Das ist die Schlampe." Ich musterte die Männer während ich irgendwie nach Fluchtmöglichkeiten suchte. Doch sie kreisten mich ein. Der eine hatte braune Augen und recht dunkle Haut. Vielleicht türkische Wurzeln. Der andere hatte blaue Augen und war blass. Der andere blass und braune Augen. Alle hatten sie noch Kapuzenjacken über und die Kapuze natürlich auf. Einer hatte blaugrüne Augen und war gebräunt. Der nächste hatte wieder braune Augen und leicht gebräunte Haut. Alle waren sie größer als ich. „Sollen wir die Kleine festhalten?" „Nein. Zwei können sie halten. Und wir anderen...", Gregor griff in seine Tasche und zog zwei Schlagringe heraus. Verdammter Dreck. „HILFE!", rief ich und rannte los. Ich hörte schnelle Schritte hinter mir. Sofort hatte mich einer eingeholt. Der Mistkerl war schneller gewesen als ich. Er zog mich am Arm und ein anderer holte mich noch ein. „HILFE!", brüllte ich und wehrte mich gegen die Griffe der beiden Männer. „Schnauze.", knurrte einer und schlug mir ins Gesicht. Ich keuchte auf und spuckte ihm ins Gesicht. Sofort traf mich ein weiterer Schlag. Gregor trat zu mir. Die beiden Männer hielten mich zu fest. Doch einen Schlag könnte ich noch setzen. „Nimm Nina ruhig. Die dreckige Hure habe ich nie gewollt. Zum ficken nicht schlecht aber sonst... nimm sie. Aber meine Kinder, die kommen zu mir." „Vergiss es! Zu einem dreckigen Schläger wie dir lasse ich die beiden nicht! Sie wollen bei mir und Nina bleiben! Wir haben uns verlobt! Sobald die Scheidung mit dir durch ist heirate ich sie. Sie gehört mir und an dem Wissen sollst du ersticken!", brüllte ich ihm ins Gesicht. „Heiraten? Dich? Ach ja... den Mist hat man ja erlaubt. Mach ruhig. Aber die Kinder brauchen einen Vater. Bei Weibern lass ich sie nicht! Das sind MEINE Kinder! Und eher bringe ich sie um als bei dir und der Hure zu lassen!", brüllte er und ich trat ihm mit aller Kraft in den Schritt. Georg keuchte auf und sank vor mir auf die Knie, bevor ich ihm noch direkt in sein Gesicht trat. Keuchend wich er von mir. „Lasst mich los!", forderte ich und versuchte mich loszureißen. Ihre Griffe wurden stärker. „Na warte dir...", knurrte er, während er sich die blutige Nase hielt und einer der Männer reichte ihm eine Stange. „Trau dich!", knurrte ich. Er holte aus. „Oh glaub mir, du kleine Schlampe. Das werde ich.", grinste Gregor und schlug zu.

„Hallo? Hey!", hörte ich und spürte leichte Schläge an meiner Wange. „Soll ich den Notarzt rufen?", hörte ich ein Mädchen. „Ja. Besser ist es." „Nein...", brummte ich und öffnete ein Auge. Das andere ging nicht. „Wie geht es Ihnen?", wollte der Junge vor mir wissen und seine Freundin trat zu uns. Ihr Handy mit der Notrufnummer hielt sie bereits in der Hand. „Gut...", log ich und kroch in Richtung meines Autos. Ich wollte nur noch heim und ins Bett. Mir tat alles weh. „Sie sehen gar nicht gut aus! Bitte! Wir rufen den Notarzt und..." „Nicht nötig...", brummte ich. „Warten Sie! Ihr Handy!", das Mädchen griff mein blinkendes Handy, dass ich wohl verloren hatte und sah darauf. „Eine Nina hat Sie immer wieder angerufen.", bemerkte sie. Ich lehnte mich an mein Auto. „Scheiße... ich... ich muss sie zurückrufen...", brummte ich und sah das Mädchen an. Sie reichte mir das Handy doch meine Finger konnte es nicht so recht greifen. „Soll ich?", wollte sie wissen. Ich nickte. Sie wählte Ninas Kontakt und schaltete auf Lautsprecher. „Hallo? Elena! Wo bist du? Es ist schon nach Mitternacht!" „Hey, Schatz... bin aufgehalten worden... gib mir noch eine halbe Stunde...", presste ich hervor. „Wie wollen Sie denn heim kommen?", wollte das Mädchen wissen. „Hallo? Wer ist da noch?", wollte Nina wissen. „Mmh... die sind nur grade vorbei... ich erkläre es dir morgen...", brummte ich und versuchte mich aufzurichten, stolperte aber direkt ins Gebüsch. „Verdammt...", brummte der Junge und zog mich vorsichtig heraus. Ich keuchte auf als ich mein Bein belastete. „Ich glaube Sie haben sich was gebrochen.", bemerkte er. „So schnell breche ich mir nichts...", brummte ich. „Hallo?" „Ja, hallo... Elena heißt die Frau?", sprach nun das Mädchen mit Nina. „Ja! Elena Reichau, meine Verlobte! Was ist denn los?" „Ich weiß nicht. Ich war hier mit meinem Freund unterwegs und da lag sie. Wir fanden sie hier. Sie ist zusammengeschlagen worden. Hier ist auch Blut!" „Was?" „Ja... sieht nicht gut aus. Soll ich einen Krankenwagen rufen?" „Der braucht zu lange. Ich laufe rüber. Ich bin in zehn Minuten da! Könnten Sie bitte noch etwas auf sie aufpassen?", bat Nina während schon wieder Sterne vor meinen Augen tanzten. „Ja ich glaube... sie wird gerade eh wieder ohnmächtig."

Ich spürte eine Hand in meiner Hosentasche und dann, wie ich hochgehievt wurde. Dann wie man mich auf etwas legte. „Danke! Vielen, vielen Dank! Kann ich mich irgendwie erkenntlich zei..." „Nein, nein. Schon in Ordnung. Können wir noch irgendwie helfen?", wollte der Junge wissen. „Nein. Aber vielen, vielen Danke!", bedankte sich Nina und ich hörte, wie die Autotür zu ging. Dann wie der Motor gestartet wurde. „Ich bringe dich ins Krankenhaus!", hörte ich Nina. „Nein...", brummte ich. „Doch!" „Bitte... ich will nur noch heim...", brummte ich. Nina seufzte. „Aber wenn es morgen nicht besser ist, fahren wir zum Arzt! Wir müssen eh fahren, hat der Anwalt gesagt. Beweise und so.", erklärte sie und ich nickte, trotz meiner Kopfschmerzen.

Halb in Ohnmacht taumelte ich in Ninas Armen rauf ins Schlafzimmer. Dort blieb ich einfach liegen, während Nina mich auszog und mir einen Eisbeutel aufs Auge drückte. „Wer war das?", hauchte sie und besah sich meinen nackten Oberkörper. Ich war im Augenblick absolut nicht in der Lage mir anzusehen, wie ich aussah. Da mein Körper ein einziger Schmerz war konnte ich es mir vorstellen. Ich gab mir einfach mühe mich nicht zu rühren. „Gregor... und noch vier andere... hab sie nicht erkannt...", brummte ich. „Dieser Mistkerl... du bist grün und blau geprügelt..." „Hatte ne Stange dabei... so wie die klang, als er meinen Schädel erwischt hat... wohl ein Rohr aus Eisen." „Oh Gott...", hauchte sie und strich sanft über meinen geschundenen Körper. So sanft, dass sie mir keine weiteren Schmerzen zufügte. Langsam dämmerte ich weg. „Schlaf. Ruh dich aus", bat Nina und deckte mich zu. Sie hauchte mir einen Kuss auf die Wange und griff mein Handy. Doch da war ich schon wieder zur Hälfte eingeschlafen. Mir tat alles weh.

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt