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Endlich. Der Wachmann gab mir alles, was ich bei meiner Festnahme dabei hatte. Ein Geldbeutel mit all meinen Personalien und 150 Euro. Meinen Autoschlüssel, das Auto hatte ein Polizist her gefahren. Und meine zerschlissene dunkelbraune Lederjacke. Dann meine dunkelblaue Jeans und mein weißes Hemd. Und meine Turnschuhe. Umgezogen ging ich dann zur Tür. „Viel Glück Frau Reichau.", verabschiedete sich ein Wachmann. „Danke.", lächelte ich und trat weiter. „Viel Glück da draußen, Elena. Wenn was ist hast du meine Visitenkarte." „Ja. Danke für alles, Herr Meier.", lächelte ich und reichte ihm die Hand. Er schüttelte sie und die Tür ging auf. Mein Herz schlug schneller als ich hinaus trat. Freiheit! Meine Schritte wurden immer schneller als ich zu meinem Auto ging, einstieg und es startete. Dank dem Polizisten, der es hergefahren hatte. Ich atmete tief durch und schaltete den Radio ein. Nachrichten! Gott... NACHRICHTEN! Von der Außenwelt! Ich hatte noch nichts von außen gehört! Zeitungen konnte man zwar kaufen aber... ich hatte ja niemanden der mir Geld brachte. Und beliebt war ich auch nicht... niemand, der eine Zeitung hatte, hatte mir was gesagt. Und ich wollte auch keine Freunde. Diese Frauen waren Mörderinnen! Diebinnen! Und Betrügerinnen. Sie meinten ich sei nicht besser doch das war ich. Ich war unschuldig! Ich kannte nur eine hier. Und ob ich die meine Freudin nennen konnte wusste ich nicht. „US Präsident Trump hat heute mit dem russischen Abgeordneten...", Moment... Trump? Donald Trump? Donald J. Trump, brutaler, vulgärer Geschäftsmann, war Präsident der vereinigten Staaten? Was um Himmels Willen... Da war man mal sechs Jahre weg und schon geriet alles aus den Fugen... Mein Handy lag im Handschuhfach. Selbstverständlich ohne Akku. Wäre schon lustig gewesen, wenn der Akku sechs Jahre hielt... Aber gut. Wohin jetzt? Nach Hause. Einfach mal nach Hause, ein Bier aufmachen, den Fernseher anschalten und die Freiheit genießen. Freiheit... war ich frei ohne Nina? Halb. Ich war frei aber meine zweite Hälfte war noch eingesperrt. Aber bald würde ich meine Nina wieder zu mir holen.

Es war später Nachmittag als ich den dünnen Weg in den Wald entlang fuhr. Den Wald kannte ich wie meine Westentasche. Meine Kindheit hatte ich hier verbracht. Und endlich kam mein Haus in Sicht. Die zwei Meter hohe Mauer mit dem kurzen Zaun darauf. Ich hielt vor dem Gusseisernen Tor an und schloss es auf. Ich stieß die Tore beiseite und fuhr weiter. Ja... das hatte ich befürchtet. Mein Haus war heruntergekommen. Sechs Jahre war hart für ein Haus vor allem im Wald. Ich fuhr zur Garage und ließ mein Auto davor stehen. Ob ich noch Strom hatte? Wahrscheinlich. Ich betätigte die Fernbedienung in meinem Auto und das Tor ging auf, riss dabei ein paar Pflanzen aus, die sich dort festgesetzt hatten. Ein Fuchs, der sich wohl durch ein Loch rein gekämpft hatte ergriff die Flucht als ich in die Garage fuhr. Ich stellte den Wagen ab und stieg aus. Ich seufzte als ich mein Haus sah. Die Außenwand war beschmiert und die Fenster eingeschmissen. „Willkommen zuhause Elena...", begrüßte ich mich selbst und trat ein.

Langsam trat ich durch die Eingangstür. Die dunkelgrüne Farbe an der Haustür blätterte bereits ab und die wunderschöne Scheibe, die einen Kreis aus verschiedenen Ornamenten bildete, war zum Teil zerbrochen. Verdammt... Aber zum Glück war das Schloss heil und somit war wohl niemand in meiner Abwesenheit hier gewesen. Ich schloss die Tür auf und trat ein. Ich taumelte wie in Trance durch die Tür den Gang entlang. Jedes Zimmer löste Erinnerungen in mir aus... von meiner Geliebten... von meiner Familie! Von dem was ich hatte... Ich sah ins Wohnzimmer. Das muffige Sofa aus denen die Mäuse in den letzten Jahren die Füllung herausgerissen hatten.


23.02.2012

„Baby?", lächelte ich und sah zur Tür. „Bin schon da.", Nina trat herein und ließ sich neben mir aufs Sofa fallen. Sie reichte mir eine Flasche Wein und stellte die Gläser auf den Tisch. Ich füllte sie. „Die Kinder schlafen tief und fest. Der Abend gehört uns.", lächelte sie und legte ihre Arme um meinen Nacken. „Das klingt himmlisch.", hauchte ich und legte meine Lippen auf ihre. Ich drückte sie ungeduldig unter mir in die Sofakissen und legte meine Hand an ihre Seite während ich mich mit der anderen abstützte. Ich ließ meine Hand unter ihr Hemd gleiten über ihre zarte Haut. „Du bist so ungeduldig.", hauchte sie grinsend stöhnte dann allerdings auf, als ich mich an ihrem Hals festsaugte. Doch Schritte auf der Treppe ließen uns auseinander fahren. „Mama?", Elias kam um die Ecke getreten und rieb sich müde die verschlafenen Äuglein. „Elias, Schatz, was ist denn los?", wollte Nina wissen und sah ihren Sohn lächelnd an, wie er in seinem hellblauen Pyjama mit kleinen roten Wasserbällen drauf da stand. „Ich kann nicht schlafen... kannst du mir eine Geschichte vorlesen?", gähnte er. „Ähm...", sie sah wehleidig auf den guten Wein. „Macht es dir was aus, wenn ich lese?", lächelte ich und stand auf. Der Kleiner schüttelte den Kopf. „Na komm, Großer. Geh voraus.", lächelte ich. Er grinste, nickte heftig und sprang die Treppe hoch. „Ich mach das schon. Und wir zwei verlegen die Party am besten direkt ins Schlafzimmer. Wenn der Kleine schläft komm ich zu dir. Und dann nutzen wir den restlichen Abend.", hauchte ich in ihr Ohr, gab ihr einen kurzen Kuss und folgte dem Kleinen um ihm vorzulesen.

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt