POV Elena
Im Fernsehen lief absolut nichts... mein Kater klang bereits ab. Nina hatte nur „Ich dachte es mir schon fast..." geantwortet. Mehr nicht. Mein Handy klingelte und ich sah hin. Eine unbekannte Festnetznummer aus der Stadt. „Reichau.", meldete ich mich. „Guten Tag Frau Reichau. Hier ist Maik Hagel.", sofort richtete ich mich auf. „Herr Hagel... ich... ich hätte mit keinem Anruf von Ihnen gerechnet..." „Ja... ich hätte auch niemals nach Ihrer Nummer gesucht... allerdings wurde ich informiert, dass Sie den Fall neu aufrollen wollen." „Ähm... Sie wird es nicht weiter belasten. Mit Absicht habe ich Sie nicht mit einbezogen..." „Das ist ja sehr zuvorkommend von Ihnen aber... ich habe mittlerweile die Aussage eines Herrn Gabriel Nowak gelesen... Natürlich legte ihn mir die Polizei vor. Er war der Mörder meines Vaters... nicht Sie." „Ja...", hauchte ich. Eine Weile blieb es still. „Hätten Sie heute Zeit?" „Ähm... ja?" „Heute um 17 Uhr in meinem Büro. Ich bitte Sie... ich... ich muss das alles noch verarbeiten... aber ich denke, mein Vater hätte gewollt, dass ich mich da mit Ihnen ausspreche...", erklärte er. „Gut... ich werde da sein.", bestätigte ich und legte auf. Verdammt... mein letztes Treffen mit ihm war furchtbar verlaufen... hoffentlich stand er mir nun besser gegenüber nun, wo klar war, dass ich seinen Vater nicht auf dem Gewissen hatte.
Draußen pfiff der Wind als ich in Pullover und Jacke in das Gebäude trat. Höflich nahm ich meine schwarze Wollmütze ab und drehte sie nervös in meinen Händen. „Verzeihung...", trat ein junger Mann zu mir. Der Titel Praktikant zierte sein Namensschildchen. „Sind Sie Elena Reichau?" „Ja..." „Ähm... Herr Hagel wäre soweit...", erklärte er. Ich nickte und stand auf. Ich zitterte leicht. Ich war nervös.
Ich musste nicht klopfen. Der Praktikant öffnete mir die angelehnte Tür und ließ mich hinein. Unsicher trat ich ein und sah auf Herrn Maik Hagel. Der Sohn meines ehemaligen Chefs Robert Hagel. „Herr Hagel..." „Frau Reichau... setzen Sie sich bitte.", bat er. Ich nickte und setzte mich. Er schnaufte tief durch. „Wasser?", fragte er nach und schob mir ein Glas hin. „Danke...", murmelte ich. „Also... wo fange ich an? Es tut mir sehr..." „Nein! Lassen Sie das bitte. Es war bei Weitem nicht Ihre Schuld. Sie und Ihr Vater waren das Opfer einer grausamen Intrige gegen mich. Ein... ein Opfer das der wahre Täter in Kauf nahm um mir Schaden zuzufügen." „Der wahre Täter... meinen Sie Gabriel Nowak?" „Nein. Gabriel Nowak ist ein Auftragsmörder und der wahre Täter ist der, der ihn in Auftrag gab. Wissen Sie wer der Hauptverdächtige ist? Und der Täter, wenn ich das so fest schon sagen kann. „N... Nein... aber... inoffiziell weiß ich es. Pah... Ich habe ihn beurlaubt... raus schmeißen kann ich ihn nicht ohne ein Urteil... aber ich muss ihn hier nicht ertragen!", knurrte er. Ich nickte. „Gregor Bauer hat den Mord an Ihrem Vater in Auftrag gegeben.", sprach ich es aus. Herr Hagel saß da wie ein Häufchen Elend. „Ihr Vater war ein sehr freundlicher Mann, wenn ich das sagen darf. Er hat mich immer gut behandelt. Seit ich meine Ausbildung hier gemacht habe. Regelmäßig gab er mir die Möglichkeit zur Fortbildung. Ich könnte mir keinen besseren Chef als ihn vorstellen. Wenn ich an einen guten Arbeitgeber denke, denke ich immer noch an ihn.", erklärte ich. „Auch menschlich war er wirklich sehr freundlich. Ich wüsste nicht, was ich schlechtes über Ihren Vater sage könnte." „Danke... mein Vater hat mir auch einmal von Ihnen erzählt. Ich fragte ihn einmal, wieso Sie so viel Geld bekommen. Da sie, verzeihen Sie bitte sollte es Sie beleidigen, nur eine normale Metallarbeiterin sind. Sie haben weder Abitur noch studiert. Erst recht keinen Ingenieurstitel." „Das ist wahr. Habe ich nicht. Kurz vor dem Tod Ihres Vaters sprachen wir sogar einmal kurz davon, ob er mich nicht nochmal zum Lernen schickt und mich meinen Ingenieur machen lässt...", bemerkte ich. „Ja... zumindest hatte er sehr gut von Ihnen gesprochen... auch... ich habe neulich Ihre Akte durchgesehen... nicht ein unentschuldigter Fehltag... Sie haben Überstunden übernommen... nie auf der faulen Haut gesessen... immer fleißig... zuvorkommend zu den Mitarbeitern... Sie haben Praktikanten und Neulinge eingelernt und unter Ihre Fittiche genommen... Kurz: Jeder Betrieb könnte sich glücklich schätzen mit einer Mitarbeiterin wie Sie es sind." „Ich danke Ihnen..." „Haben Sie im Augenblick eine Arbeit?" „Nein." „Dann...", er leckte sich nervös über die Lippen und sah mich an. „Würden Sie wieder hier arbeiten wollen? Hier, in diesem Betrieb? Im Augenblick habe ich einen Abteilungsleiter in der großen Werkstatt... er ist dumm, inkompetent und ich hätte ihn schon lange rausschmeißen sollen. Aber hat er Frau und Kinder, drum tat ich es nicht. Aber ich denke, ich werde ihn bald rauswerfen. Ich würde mich freuen, wenn Sie dieses Amt übernehmen würden." „ICH?" „Ja... Ich bitte Sie, Frau Reichau... geben Sie mir vielleicht noch ein oder zwei Wochen. Dann ist der Platz frei. Ich werde ihn bald rausschmeißen können und müssen! Dann möchte ich, dass Sie den Platz bekommen. Ich bin mir eh sicher, dass Sie ihn schon längst hätten, wäre dieses furchtbare... dieser furchtbare Irrtum nicht geschehen.", erklärte er. Ich nickte. „Das... das wäre... unglaublich! Vielen Dank, Herr Hagel! Aber... darf ich vielleicht erfahren, wer es denn ist, den Sie hinauswerfen?" „Natürlich. Ich denke nicht, dass Sie etwas dagegen haben werden, wenn ich ihn hinauswerfe. Gregor Bauer. Die Beweislast gegen ihn ist erdrückend. Er hat den Killer auf meinen Vater angesetzt nicht wahr? Ja... und ihm habe ich sein Leben finanziert... Er betritt diese Werkstatt NIE wieder. Aber Sie, Frau Reichau. Ich denke Sie sind eh die tausendmal bessere Wahl.", erklärte er. Ich nickte und lächelte breit. „Vielen Dank, Herr Hagel! Natürlich nehme ich Ihr Angebot an! Tausendmal danke!", strahlte ich und stand auf. Er ebenso und ich schüttelte seine Hand. Auch er lächelte leicht. „Wenn dieser Mistkerl im Knast sitzt, sitzen Sie im Bürostuhl, Frau Reichau! Und ich gedenke, Ihr Gehalt von damals beizubehalten... vielleicht ein bisschen mehr, für den erhöhten Arbeitsplatz.", erklärte er. Ich nickte dankbar. Ich hatte wieder Arbeit!
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Sechs Jahre die ich nie zurückbekomme
RomanceMein Name ist Elena Reichau. Ich saß jetzt sechs Jahre im Gefängnis. Mir wurde vorgeworfen Wirtschaftsspionage betrieben zu haben und als mich mein damaliger Chef erwischte, soll ich ihn erschossen haben. Lächerlich. Ich bin aufbrausend und kann wüt...