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„Elena! Und wie war's?", grinste mein Anwalt der da war, kaum hatte ich die Wohnung betreten. Hatte Sakko und Krawatte ausgezogen und stand nun locker mit einem Kaffe in der Hand in der Küche bei seiner Schwester und seinem zukünftigen Schwager. Ich funkelte ihn wütend an. „Beschissen! Ich habe einen erwachsenen Mann zum heulen gebracht! Wie konnte ich das auch nur tun? Ich bin offiziell die Mörderin seines Vaters! Ich habe ihn zum Halbweisen gemacht glaubt er! Und jetzt wage ich es ihm unter die Augen zu treten...", brummte ich. „Ja. Aber glaub mir. Jetzt kann ich da hingehen und einiges verlangen und werde es bekommen.", grinste er. „Sie? Wenn Sie hingehen und dem Chef sage in wessen Auftrag Sie kommen bekommen Sie höchstens einen anständigen Arschtritt!", knurrte ich. „Vertrauen Sie mir. Denkst du das nicht auch, Frank?", er sah meinen Therapeuten an. „Ähm... naja... ich sagte vielleicht kann er so reagieren wie du hoffst... ich kenne diesen Mann nicht und kann keine genauen Progno..." „Er ist sich sicher.", grinste mein Anwalt. Ich seufzte. „Kann es sein, dass ich irgendwie eine Probe für Sie bin?", brummte ich. „In wie fern?", grinste Herr Reber. Der grinste auch noch! „Ich sagte dir doch bereits, dass ich deinen Fall so interessant finde eben weil ich erst seit kurzem Anwalt bin.", erklärte er. „Na großartig. Bin ich dann die Mutprobe? Oder was?" „So würde ich es nicht ausdrücken aber irgendwie ein bisschen. Wenn ich dich aus dem Dreck raushaue, bin ich ein gemachter Mann.", grinste er. Ich seufzte und warf die Arme in die Luft. „Na großartig!", seufzte ich und verzog mich auf das Sofa.

Müde knabberte ich an einem Apfel während mein werter Herr Anwalt ins Wohnzimmer schritt. „Mit dem Geld können wir im Übrigen bald rechnen. Es wird wohl in der kommenden Woche überwiesen. Ich habe eine Firma ausfindig gemacht die dir alles abnimmt. Ich wage zu behaupten, dass du in einem halben Jahr einziehen kannst.", grinste er. Ich sah auf. „Wow... in einem halben Jahr? Das ist großartig!", lächelte ich. „Dachte mir, dass dir das gefällt. Aber das schwere kommt jetzt noch. Das mit deinem Haus ist geregelt aber mit deiner Polizeiakte... Also müssen wir den wahren Täter finden!" „Ich dachte wir müssen meine Unschuld beweisen." „Und das geht am beste wenn wir den wahren Täter finden. So einfach ist das." „So einfach ist das... Pff...", äffte ich ihn nach. „Natürlich ist es schwierig aber gut. Wie geht's in der Liebe?", wollte er wissen. „Hab Nina noch nicht kontaktiert. Ich... ich wüsste nicht was ich sagen soll." „Taten sind oft besser als Worte.", trat nun auch noch Frank herein. „Küss sie. Halt sie im Arm. Tu was du dir während den letzten Jahren erträumt hast." „Da wusste ich auch noch nicht, dass sie mir so in den Rücken gefallen ist!" „Sie hatte Angst!", na großartig jetzt kam auch noch Martina Reber, die Verlobte meines Therapeuten, hinzu. „Sie hatte Angst. Um ihre Kinder und auch etwas um sich selbst.", bemerkte sie. „Ja aber... wir waren doch ein Team! Sie hätte doch mit mir reden können..." „Und was hättest du dann tolles gemacht? Jungs, geht doch mal in die Küche.", meinte sie und schickte ihren Bruder und Verlobten weg. Sie setzte sich zu mir. „Also... Elena du bist ja so hin und her gerissen. Versetz dich doch in Ninas Lage! Würdest du das Risiko eingehen? Deine Geliebte retten oder versuchen zu retten. Es ist ja nur ein Versuch. Aber dafür die Kinder in die Hölle schicken und sich selbst wenn der Versuch missglückt? Dazu wird dir dann gesagt, dass der Prozess für deine Geliebte eh gelaufen ist und es vorbei ist. Welche Entscheidung würdest du treffen?", wollte sie wissen. Ich starrte sie an. Eine ganze Weile. Bis ich eine Entscheidung getroffen hatte. Eigentlich war es nur eine Möglichkeit. „Ich hätte dasselbe getan. Glaube ich.", brummte ich. „Ich verstehe es." „Na siehst du?", grinste sie. „Mmh... ich schreib ihr mal.", brummte ich und zog mein Handy.

Hi Elias! Alles zuhause?

Das konnte ja auch ein Freund schreiben. Nun musste ich warten. Aber Elias war ein zwölf Jähriger Junge. Natürlich schrieb er mir sofort zurück. Der hatte sein Handy sicher immer bei sich.

Bin beim Fußball. Mein Vater ist unterwegs und kommt heute glaube ich nicht wieder. Frag meine Mutter wieso. Und Lina übernachtet bei einer Freundin.

Ein guter Junge. Wirklich.

Gib deiner Mutter Bescheid. Ich habe neue Infos und muss SOFORT mit ihr reden!

Von Elias kam nur ein kurzes ok mehr nicht. Ich sprang auf. „Und jetzt?", wollte Martina wissen. „Jetzt dusche ich und mach mich fertig. Nina ist allein.", grinste ich.

Elias hatte mir geschrieben, dass Nina die Terrassentür offen lassen würde. Also reinkommen war einfach. Die Tür war wohl offen. Aber irgendwie in den Garten zu kommen war problematisch... Schließlich lebte Nina mitten im Wohngebiet. Also gut... ich hatte ja schon immer ein Talent dafür in die Betten der Damen zu schleichen. Schon als Jugendliche war ich zu den Damen geschlichen. Vorbei am großen Fenster hinter dem der Vater Fußball schaute und Bier trank. Vorbei an dem Schoßhund der Mutter der bei jedem kleinen Igel der Geräusche machte bellte wie ein Pitbull. Daran hatte ich mich bereits vorbeigeschlichen. Am Rosengitter hoch auf die Garage durchs Fenster ins Zimmer und dann ins Bett meiner Geliebten. Wobei Geliebte bei den meisten Mädchen viel zu viel gesagt war! Aber hier ging es ja um Nina! Und Nina war alles! Das würde ich schon hinkriegen! So viel ich wusste gab es einen kleinen Weg hinter ihrer Nachbarin. Alte Schabracke... hatte mich immer mit gerümpfter Nase angesehen. Als würde ich, die böse Lesbe, jetzt kommen und das Familienglück des lieben Herrn Bauer kaputt machen. Pah! Aber gut. Solange die mich nicht sah war alles gut. Sie hörte schlecht und sah schlecht wenn man mit ihr sprach. Doch wollte man etwas vor ihr verheimlichen sah sie wie ein Adler und hörte alles! Also musste ich vorbei am Wachhund. Der kleine Weg führte zu einem Schrebergarten. Und dahin zu gehen war absolut kein Problem! Mein Auto konnte ich in der Nähe abstellen. Der Weg durch die Schrebergärten war kein Problem. Dann musste ich über den Zaun der Nachbarin klettern, so schnell wie möglich durch ihren Garten huschen, damit die Schabracke mich nicht sah und dann nochmal über ihren Zaun an der anderen Seite in den Garten von Nina! Dann durch die Terrassentür zu Nina! Im Endeffekt konnte ich planen wie ich wollte. Am Ende war es Glück ob die Schnalle da war oder nicht.

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt