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Was tat ich hier? Saß frisch gewaschen in frischen Klamotten, Jeans und weißes Hemd, im Auto vor der Firma Hagler. War ich irre? Der würde mir doch eine reinhauen! Ich seufzte und stieg aus. Bei Nina hatte ich mich auch noch nicht gemeldet. Aber das konnte ich im Moment noch nicht. Das war immer noch... hart... Aber gut ich hatte jetzt was anderes vor. Ich betrat die Eingangshalle. Sie hatten umdekoriert. Früher stand hier mal ein Farn. Dort mal eine Bank. Die Bank stand da immer noch aber drum herum war deutlich mehr Grünzeug und Blümchen. Geweißt hatten sie auch. Die Bank war uralt. Ein altes Azubi-Projekt. Die stand schon vor mir hier. Die hatten damals die Reste von einem riesigen Projekt verschweißen sollen. Angeblich war auch ein Bett daraus entstanden aber das Bett war zusammen gefallen. Nun, wenn man eher auf Optik als auf Robustheit ging kam sowas dabei raus. Doch die Bank sah schön aus! Viele Streben und... „Kann ich Ihnen weiter helfen?", eine junge Frau tippte mich an. Aber am Empfang saßen immer dieselben. Immer eine kleine zierliche junge Frau mit Rehaugen. Deren Namen man vergaß, sobald sie weg war. Bei der nächsten ebenso. Irgendwie traurig, dass die so austauschbar waren... „Ja guten Tag. Ich wollte eine Bewerbung einreichen.", lächelte ich und schüttelte ihre Hand auch, wenn sie sie mir nicht gereicht hatte. Perplex sah sie mich an. „Ähm... haben Sie einen Termin?" „Nein. Der Chef würde mir keinen geben. Ich hab hier schon einmal gearbeitet. Habe allerdings ein paar Jahre Pause machen müssen und wollte mich nun wieder melden. Gerne würde ich meine alte Arbeit aufnehmen! Ich weiß schließlich auch, welchen Wert ich für die Firma hatte.", lächelte ich. „Ach? Sie haben hier schon mal gearbeitet? Wann?" „Vor sechs Jahren. Als beweis kann ich Ihnen mein Arbeitszeugnis zeigen oder meinen Schuh ausziehen und Ihnen zeigen, wo mir in meinem ersten Jahr hier ein Tropfen Stahl durch den Schuh in meine Haut gebrannt ist. Eine kleine Narbe ist bis heute.", lächelte ich. „Ähm..." „Aber so lernt man! Nicht wahr? Seit dem: Immer Sicherheitsschuhe! Einmal habe ich sie vergessen und gedacht, der Meister merkt es nicht. Hat er nicht gemerkt. Aber verdammt ich hab's gemerkt. Gebrannt wie die Hölle!", grinste ich bei der Erinnerung an diesen dummen Unfall. Zum Glück war mir das im Winter passiert. Ich hatte mir den Schuh vom Fuß gezerrt und war in den Schnee hinaus gehumpelt. Die Raucher die draußen gestanden hatten, hatten recht blöd geschaut. „Ähm... also..." „Kann ich jetzt rauf zu Herrn Hagler? Ich muss gestehen, ich bin sehr neugierig ob der Sohn nach dem Vater kommt!" „Ähm... also..." „Ich finde das Büro schon. Bleiben Sie ruhig sitzen und holen Sie sich doch einen Kaffee.", ich zwinkerte ihr zu und ging an der völlig verwirrten Frau vorbei.

So... und hier stand ich nun. Vor dem Büro meines Chefs. Einmal komplett den Weg hindurch zu dem Büro-Teil. Durch die Fenster hindurch sah ich die Halle der Metaller. Dort schwitzten die Arbeiter für das, was die Büro-Heinis hier planten! Gott wie ich meinen Job liebte! Ich hasste es das nicht tun zu können... Aber ob ich überhaupt noch so gut war? Überschätzte ich mich nicht? Ich hatte sechs Jahre lang weder Flex noch Schweißgerät in der Hand gehabt! Es hatte sich sicher einiges getan... was ich bisher so im Netz gelesen habe... von so manchen Teilen hatte ich keine Ahnung! Ich hatte eine Abkanntpresse gesehen, die war mehr Computer als Werkzeug... Verdammt! „Elena?", ich sah mich um und lächelte leicht. „Hi...", grinste ich. Verdammt wie hieß der Kerl noch gleich? So ein Büro-Typ der zur selben Zeit wie ich hier angefangen hatte. „Das du dich hier her traust! Bist du raus aus dem Knast?" „Ja. Ich habe meine Strafe, die ich zu Unrecht bekommen habe, abgesessen.", bemerkte ich. „Ach du behauptest immer noch unschuldig zu sein?" „Ich behaupte es nicht. Ich war und bin es!" „Natürlich...", er verdrehte die Augen. Dafür wollte ich ihm ins Gesicht schlagen! „Verpiss dich lieber, Knastabschaum!", knurrte er. „Du...", ich packte ihn am Kragen und zog ihn zu mir. „Freundchen, sei bloß still! Ein Mörder bin ich nicht aber ich kann verdammt hart zuschlagen und wenn du mir weiter mit diesem Dreck auf die Nerven geht der mich daran erinnert, wie ich meine besten Jahre im Knast verbringen musste, dann darfst du persönlich Zeuge von meiner Schlagkraft werden!", knurrte ich und ließ ihn los. „Dreckige Mörderin.", brummte er, richtete seine Kragen und huschte schnell davon. Wichser.

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt