„ELENA!", hörte ich und die Tür schoss auf. Sofort rannte Lina auf mich zu, sprang zum Bett und warf sich auf mich. Ich stöhnte auf vor Schmerz doch hielt ich die Kleine fest. „Vorsicht. Sonst machen wir sie noch kaputt.", lächelte Nina und kam mit Elias herein. „Na ihr drei? Wie geht's euch?", grinste ich. „Super! Schau mal!", forderte Lina und zeigte mir ein Bild. Darauf zwei Frauen, zwischen denen ein Junge und ein Mädchen standen. Darüber die Namen. Elena, Elias, Lina, Mama. „Hab ich in der Pause gemalt!", strahlte sie. „Du wirst schon noch eine Künstlerin. Das ist sehr schön.", lächelte ich und tätschelte ihr den Kopf. „Ich seh es schon kommen. In zehn Jahren besuchen wir deine Ausstellung im Museum.", lächelte ich und Lina kicherte. „Wie es uns geht? Wie geht es DIR?", wollte Elias wissen. „Gut, gut. Heilt alles und ist wirklich halb so schlimm.", beruhigte ich den Jungen. Er nickte und stellte sich neben mich. Sanft drückte er meine Hand und ich lächelte. Er war so ein lieber Junge. „Nina, ist alles in Ordnung?", wollte ich wissen als ich den nachdenklichen Blick meiner Verlobten sah. Sie sah mich an. „J... Ja... Alles in Ordnung.", brummte sie. Ich runzelte die Stirn. Es klang nicht danach, doch beließ ich es dabei. „Sag mal, hat die Polizei schon Anhaltspunkte?" „Ja. Einen Videobeweis. Man sah alles.", grinste ich. Elias grinste ebenso breit. „Gut. Wird Zeit, dass sie Gregor wegsperren." „Hey... er ist doch immer noch ein Vater.", bemerkte ich. „Dann hätte er sich so benehmen sollen! Er hätte sich wie ein Mann benehmen sollen und nicht wie eine Bestie! Er hätte Mama und uns anständig behandeln sollen! So... so wie du das machst!" „Ja... Gregor ist... ja...", bemerkte ich unwissend was ich halbwegs positives über ihn sagen könnte...
Während die Kinder mir von ihrem Tag erzählten saß Nina stumm auf dem Stuhl neben meinem Bett und sah zu Boden. Immer wieder glitt mein Blick besorgt zu ihr. „So... lasst mich mal bitte kurz mit ihr allein. Schaut doch runter zu den Süßigkeiten-Automaten.", bemerkte sie und gab ihnen ein paar Münzen mit. Die Kinder gingen und ich sah Nina gespannt an. „Was ist denn los? Du bist so in Gedanken.", bemerkte ich und streckte meine Hand nach ihr aus. Sie ergriff sie allerdings nicht und ich ließ sie kraftlos sinken. „Elena... ich... ich weiß, du warst sechs Jahre lang eingesperrt. Und ich verstehe ja... dass du... dass du von vielen Frauen umgeben warst. Wenn du eine Geliebte im Gefängnis hattest würdest du es mir doch erzählen, oder?" „DAS macht dir die ganze Zeit Sorgen? Natürlich würde ich dir sowas sagen. Ich kenne dich doch. Du bist eine wundervolle Frau und vergibst viel zu viel. Ich weiß, dass du mir einen Seitensprung im Gefängnis verziehen hättest. Aber ich hatte keinen. Seit ich dich kenne bist nur du in meinen Gedanken und nur du gefällst mir. Keine Frau sehe ich auch nur annähernd so an wie dich... wie kommst du denn darauf?", wollte ich wissen. Sie atmete tief durch. „Hannah Turner... sagt dir der Name etwas?" „Natürlich. Ich habe dir doch sogar von Hannah erzählt. Wir haben uns über die Jahre eine Zelle geteilt. Wie kommst du auf sie?", wollte ich wissen. Nina atmete tief durch. „Wart ihr nur Zellengenossen?" „Nein. Wir waren auch Freunde. Aber... naja das ist so eine Gefängnis-Sache... Wir haben uns nie zerstritten oder so aber... ich kam frei. Sie blieb. Und wenn man aus dem Gefängnis frei kommt blickt man nicht zurück. Und man verliert sich eben. Also... wir waren Freunde. Sie war mit meine einzige Freundin dort... Klar, ich verstand mich mit den Jahren eigentlich fast mit jedem... Aber wir vertrugen uns eben ganz gut. Aber sag mal, wie kommst du so plötzlich auf sie und was soll die Fragerei, ob ich dich betrogen habe?" „Du hättest mich ja nicht betrogen. Wir waren ja... irgendwie getrennt... Ich will aber diese Verlobung ehrlich antreten. Weißt du, Gregor hat mich ja immer belogen. Ich will nur, dass zwischen uns alles im reinen ist." „Es IST doch alles im reinen, Schatz. Ich habe dich nicht betrogen! Ich hatte seit ich dich kenne keine andere Frau. Nicht mal angesehen! Wie kommst du da nur drauf?" „Wirklich nicht?" „NEIN! Nur du und sonst keine! Ehrlich. Auch im Gefängnis nicht!", versicherte ich ihr. Nina nickte. „Dann weiß ich es ja.", hauchte sie und stand auf. „Hey... wenn du schon wieder gehst... bekomme ich denn keinen Abschiedskuss?" „Lieber nicht. Hab etwas Mundgeruch.", bemerkte sie und ging. Ich sah ihr nach. Was war denn passiert? Wieso wollte sie mich nicht küssen? Auf so eine billige Ausrede fiel ich nicht herein. Hannah... ich hatte lange nicht mehr an sie gedacht. Mit ihr sollte ich Nina betrogen haben... welch eine absurde Vorstellung. Sie war sieben Jahre jünger als ich und war... sie hatte nie wirklich eine Persönlichkeit gehabt. Sie band sich an andere, stärkere Personen. Im Gefängnis eben an mich. Vielleicht sollte ich Nina mal von den paar Momenten erzählen, die wir gehabt hatten... Ich seufzte tief und lehnte mich zurück. Etwas Schlaf täte mir gut.
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Sechs Jahre die ich nie zurückbekomme
RomanceMein Name ist Elena Reichau. Ich saß jetzt sechs Jahre im Gefängnis. Mir wurde vorgeworfen Wirtschaftsspionage betrieben zu haben und als mich mein damaliger Chef erwischte, soll ich ihn erschossen haben. Lächerlich. Ich bin aufbrausend und kann wüt...