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Nina schlief noch als ich rauf ging und die Kinder weckte. Elias war absolut nicht begeistert, dass er nun aufstehen musste doch ging ich unterdessen runter und machte Frühstück. Backed Beans aus der Dose warm gemacht, dazu angeröstetes Brot. Ja... nicht das gesündeste aber der Geruch würde die Kinder schon aus den Federn locken.

Ich las etwas Zeitung und nippte an meinem Kaffee. „Elena... wir sollten als Hausaufgabe was machen...", gestand Elias. Ich seufzte. „Ihr hattet doch einige Tage Zeit! Aber gut...", seufzte ich und rieb mir die Schläfe. „Also was brauchst du?", wollte ich wissen. „Das.", er schob mir sein Matheheft hin. Ich runzelte die Stirn. „Ernsthaft?" „Ja... tut mir leid.", der Junge zog den Kopf ein. Ich seufzte und schob es wieder rüber zu ihm. „24,76. Ein halb. Und 864.", brummte ich. „Danke, Elena.", grinste er. „Verstehst du das nicht?" „Nicht ganz...", gestand er. „Okay. Wenn du willst setzen wir uns heute mal zusammen.", bemerkte ich. Er nickte. „Danke.", lächelte er und ich begann ihre Pausenbrote zu schmieren. Das wäre der Rest meines Lebens... zumindest die nächsten Jahre, wenn ich bei Nina blieb. Und verdammt... das wollte ich!

„Habt ihr alles? Pausenbrot?", wollte ich wissen. „Ja." „Wasser?" „Ja." „Schulsachen, Kopf?" „Ja.", bestätigten die Kinder und ich stoppte direkt vor der Schule, was mir ein aggressives Hupen von meinem Hintermann einbrachte. „Aussteigen! Hopp! Und ihr kommt erst raus, wenn ich vor der Schule stehe!", befahl ich. „Machen wir.", Elias sprang raus, Nina rutschte über die Bank und stieg ebenso auf der Seite aus, damit sie nicht auf der Straße stand. „Viel Spaß!", wünschte ich beiden und mit einem Knall flog die Tür zu. Ich wartete noch bis sie drin waren, ignorierte das Hupen hinter mir bevor ich weiter fuhr.

Nachdem ich beide Kästen Bier vor dem Haus abgestellt hatte, die Papiertüte mit den frischen Brezen und der Tüte des Metzgers abgestellt hatte klingelte ich erst mal. „Hä?", hörte ich in der Sprechanlage der Klingel. „Brezen und Weiße.", rief ich rein. Der Summer ertönte und ich öffnete die Tür. „KOMM RUNTER!", rief ich und wartete, bis er endlich runter kam. „Was?" „Tragen helfen.", bemerkte ich und hob einen Kasten Bier auf, worauf ich die Würste und die Brezen legte.

Tatsächlich hatte ich für den Suffkopf gekocht und so saßen wir bei Weißwürsten und Brezen um elf Uhr beim Essen. Er trank kein Bier was meine These unterstrich, dass er wohl kein Alkoholiker war sondern ein normaler Arbeiter. „Also... Gut. Das ist wirklich gut. Sogar der richtige Senf.", lächelte er. Ich grinste. „Nur den einen! Aber... weißt du jetzt was? Darf ich dich duzen?" „Klar ich dich ja auch. Also... ich... das geht nicht über die Polizei, oder? Weil dein Anwalt..." „Der ist nicht hier. Das hier läuft nicht über den Anwalt nur über zwei Leute beim Weißwurstfrühstück.", lächelte ich. „Alles klar... naja... also hör zu...", er beugte sich vor zu mir. „Es war vor fast sieben Jahren. Ich hab mich auch nur dran erinnert, weil es mir komisch vorkam und so. Also. Da haben zwei Männer geredet. Der eine blond und der andere dunkle Haare. Sie haben weiß Gott was geredet. Da sprang der Schwarzhaarige auf und hat gebrüllt, das zahlt er nicht. Der Blondi hat ihn dann beschwichtigt und er hat sich wieder gesetzt. Ich hab dann aus Langeweile etwas gelauscht. Sie sprachen davon den Chef des Dunkelhaarigen zu überfallen. Eher der Blonde sollte das. Wobei... ausrauben haben sie nicht gesagt. Überfallen sagten sie. Der Schwarzhaarige hat klar betont, dass es ihm um die Gewalt gegen den Chef ging!", erklärte er. Ich starrte ihn an. „Und... Und das wolltest du ihm nicht sagen?" „Deinem Anwalt? Nein. Wie gesagt ich hätte mich der Wirtin nicht nähern dürfen. Ich hatte damals massige Probleme. Noch heute sauf ich mir hier und da die Hucke voll... wie gestern.", brummte er. Ich nickte. „Interessant. Hast du einen Namen mitbekommen?" „Nein. Tut mir leid." „Okay... der Dunkelhaarige... wie sah der aus?" „Dunkelhaarig und dick. Der Blonde war kräftig gebaut." „Dick oder muskulös?" „Muskulös... also der Blonde." „Okay. Danke. Noch was? Namen?" „Nein. Das war ehrlich alles. Ich hab mir das heute schon den ganzen Tag durch den Kopf gehen lassen.", gestand er. „Vielen, vielen Dank! Das bringt mich um einiges weiter.", strahlte ich. „Freut mich. Ach und...", er piekte die Wurst an, tunkte sie in den süßen Senf und aß genüsslich. „Hast gut gekocht.", grinste er. „Ist ewig her, dass mich eine Frau bekocht hat. Daran könnt ich mich gewöhnen.", lächelte er. „Ja... meine Frau kocht aber deutlich besser als ich.", lächelte ich. „Oh...", brummte er. „Ja... sorry. Aber ich fühle mich geschmeichelt.", lächelte ich und aß weiter.

Voll gefressen fuhr ich zu einem Juwelier und betrat den schicken Laden. „Guten Tag.", strahlte die junge Frau an der Kasse. „Tag...", brummte ich und trat ein. Den Ehering von Nina hatte ich dabei. „Ähm... Kann ich Ihnen helfen?", wollte sie wissen. „Ja... ich... ich... ich brauche einen Ring... einen Ver... Verlobungsring...", gestand ich. „Ah! Für Ihren Freund?" „Meine Freundin. Ich... ich hab hier ihren Ehering von... von ihrem Ex... sie trägt ihn nicht mehr... also... ja.", ich sah sie hilfesuchend an und die junge Frau nahm mir den Ring ab. „Ah! Ja von dieser Größe haben wir einige Exemplare. Folgen Sie mir.", lächelte sie und führte mich zur Theke. Alles glitzerte und glänzte... und alles mit entsprechenden Preisschildern versehen. Aber gut. Für Nina war mir nichts zu teuer. „Also. Wie lange kennen Sie und Ihre Freundin sich schon?", lächelte die junge Frau und präsentierte mir die Schmuckstücke. „Ähm... schwer zu sagen... war sechs Jahre lang weg aber... ja sie ist die Frau fürs Leben. Das weiß ich.", erklärte ich und starrte die Ringe an. Stellte sie mir an Ninas zartem Finger vor bis ich den perfekten fand. „Der hier!", lächelte ich und sah auf den silbernen Ring. Silber mit zum Teil besetzten Rand mit hellem Edelstein und oben noch einem etwas größeren. „Der hier?", wollte sie wissen und hob ihn heraus. Im Licht glänzte er wunderschön. „Ja. Er ist perfekt.", lächelte ich. „Gut. Jetzt gleich mitnehmen?", wollte sie wissen. Ich nickte. Sie packte ihn in eine Schatulle klassisch aus schwarzem Samt und innen mit rotem Samt. Perfekt. „Macht 460 Euro.", lächelte das Mädchen und kontrollierte noch einmal die Größe. Ich brauchte nicht länger herum suchen. Der Ring entsprach genau meinen Vorstellungen. Ich nahm meine Karte und zahlte damit. Ich sackte den Ring ein, verabschiedete mich und ging. So... den Ring hatte ich... und wann sollte ich sie fragen? Heute Abend gleich? Oder morgen? Morgen Abend könnten wir schick essen gehen und dann... oder direkt zuhause und... nein... verdammt! Der schwerste Teil kam ja noch! Aber jetzt musste ich erst mal die Kinder abholen... und ganz nebenbei war meine Liebste ja noch an dieses Ekel gebunden!

Ich musste nicht lange vor der Schule warten, bis die Kinder rein sprangen. „Na? Wie war der ersten Schultag?", lächelte ich. „Scheiße.", brummte Elias. „Elias! Wortwahl!" „Ich fands schön! Meine Lehrerin hat mich gelobt!", lächelte Lina. „Sehr gut! Und du, Elias? Was war denn los?", wollte ich wissen. „Ach, so ein Dreckskerl hat behauptet, dass meine Mutter eine Schlampe ist...", brummte Elias. Ich schüttelte den Kopf. „Deine Mutter ist alles aber das sicher nicht. Und dann?" „Hab ich... hab ich ihm... vielleicht eine verpasst." „Du hast WAS?" „Ja... er hat mich so gestichelt und gesagt, dass Mama eine Schlampe ist und da hab ich ihn geschlagen... geohrfeigt.", gestand er. Ich seufzte. „Das war nicht gut! Und zuhause wird das Konsequenzen haben! Aber gut, dass du es mir gesagt hast! Hat es einer der Lehrer gesehen?" „Nein... und er wird nicht petzen... er ist meistens der Schläger darum...", murmelte der Junge. Ich seufzte. „Gut... ich rede später mit deiner Mutter.", brummte ich. „Elena? Warst du einkaufen?", grinste Lina. „Wo denn?", wollte ich gespielt unwissend wissen. Elias grinste sofort mit. „Vielleicht beim Juwelier.", grinste er. „Vielleicht.", lächelte ich. „OH MEIN GOTT! Ich will den Ring sehen!", forderte Lina. „Erst am Finger deiner Mutter! Aber das muss erst mal Zeit haben! Vorerst muss ich mich um einige gerichtliche Angelegenheiten kümmern.", bemerkte ich. „Maaan! Aber ich bekomm zur Hochzeit ein neues Kleid!", forderte Lina. Ich grinste. „Ja. Aber vorerst kein Wort zu eurer Mutter!", befahl ich. Schließlich sollte es ja eine Überraschung werden!

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt