POV Elena
Die Tür schlug hinter ihr zu und ich fiel auf die Knie, als ich hemmungslos zu weinen begann. „Scheiße...", weinte ich und wischte mir die Tränen weg. Irgendwie schaffte ich es aufzustehen. Sie würde sicher bald zurückkommen! Sie brauchte doch Klamotten und sowas! Ich hatte sie nichts wegbringen sehen! Ich sprintete in das Kinderzimmer. „Scheiße!", brüllte ich und riss Schränke und Schubladen auf. Leer. Alles leer! Verdammte scheiße! Nein! Ich sprintete ins Schlafzimmer. Die Schranktüren waren noch offen. Meine Klamotten waren da. Aber ihre... nicht. Nicht eine Socke war mehr da. „Oh Gott nein, nein, nein, NEIN!", rief ich und zitterte am ganzen Leib. Weg. Sie war weg. Hatte alles mitgenommen. Verdammt...
Bier war nicht genug. Doch der Wodka taugte mir. Im Fernsehen lief irgendein Mist. Ich nickte immer wieder kurz weg und kaum war ich wieder halbwegs wach lief eine Musiksendung. Der Fernseher verhöhnte mich. „Say something I'm giving up on you!", sang der Sänger. Ich presste die Lippen aufeinander und trank. So eine Scheiße. Ich hatte alles versaut. ALLES! Nina hätte mir ihre bedingungslose Liebe gegeben. Sie hätte alles für mich getan. Wir könnten hier sitzen, sie in meinen Armen und wir hätten hier gelegen, bis die Sonne draußen aufgegangen wäre. Aber sie war weg. Nina, die Liebe meines Lebens, war weg. Weil ich zu weit gegangen war. Oh Wunder, Elena ging zu weit... es war so klar, dass ich es versauen würde. Ich versaute alles! Ich hatte mal so viel! Und hatte mir alles kaputt gemacht. Und jetzt... ich bezweifelte, dass mir Nina verzeihen könnte... nicht den ganzen Scheiß. Ich schluchzte und wischte mir die Tränen weg, ehe ich trank. „Scheiße...", wimmerte ich. Ich hatte alles versaut. Nina wäre während des ganzen Rechtsstreits bei mir geblieben. Ich hätte mich nur verhalten müssen... wie die erwachsene Frau, die ich war! Ich war 34 Jahre alt und baute immer noch so eine Scheiße! Und im Winter würde ich 35 werden... Und ich benahm mich wie ein aggressiver kleiner Teenager der mit den Hormonen nicht klar kam. Ich hatte die Kinder ignoriert. Hatte ignoriert, dass ich eine Verlobte hatte und ich auf die Kinder aufpassen musste! Und was machte ich? Nicht nur, dass ich sie in Gefahr gebracht hatte, auch gab ich ein beschissenes Beispiel ab! Ich war aus dem Knast. Hatte da gesessen wegen Totschlags! Und statt die Polizei und den Anwalt das regeln zu lassen hatte ich den ganzen Mist selbst machen müssen. Ich hatte Nina nicht verdient. Sie würde nicht wieder kommen. Sie würde bei ihrer Mutter leben. Dort ein Leben fern ab von mir und Gregor beginnen. Ich hatte mich rein auf einen Zweikampf mit Gregor eingelassen... und Nina... Nina ließ uns kämpfen. Aber sie ging. Wollte das nicht länger mit ansehen. Sie würde ihr Zeug regeln und ich meines... Sie ihres, ich meines... kein Wir mehr. Kein Unser. Nur noch sie und ich. Sie hatte Kinder. Sie würde sich nun von ihrem Mann trennen. Sie würde ein neues Leben beginnen. Sie würde das tun. Was ich tat war nicht ihr Problem. Ich... ich würde die Beweislage aufbringen und meine Haftentschädigung bekommen. Mit viel Glück 469.711 Euro... eine Menge Geld... aber wozu bräuchte ich es, wenn Nina nicht mehr da war? Scheiße, scheiße, scheiße!
Die Flasche war leer. Und ich betrunken. Aber der Alkohol zeigte nicht die gewünschte Wirkung. Bei Weitem nicht. Sonst konnte ich zumindest betäubt schlafen. Aber so... ich weinte nur. Konnte nirgends zur Ruhe finden. Das Schlafzimmer erinnerte mich an Nina. Die Küche an Nina. Das Wohnzimmer an Nina. Der Garten an Nina. Das Kinderzimmer an die Kinder. Die Kinder an Nina. Ich taumelte also durchs Haus und flehte um Ruhe. Immer wieder überlegte ich, ob ich Nina schreiben sollte. Erschöpft sank ich auf einen Hocker in der Küche und tippte eine Nachricht auf mein Handy.
Nina, ich leibe dch! das weist ud ocdh!
Mürrisch löschte ich die Nachricht. Nein... Betrunken tippen war nicht leicht.
Ic lieb dihc ndu die kunder! Bite! Tut mir SOOOoo elid!
Erneut löschte ich die Nachricht.
Du bst so hubsch
Nein. Damit durfte ich nicht anfangen. Mein besoffenes Hirn schlug schon wieder in die komplett falsche Richtung. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich. Ich wollte Nina wieder haben! Ich brauchte sie! Ich liebte sie! Und ich musste mich jetzt absolut konzentrieren.
Nina, ich verstehe, dass du den Freiraum brauchst. Ich liebe dich. Tue ich wirklich. Ich will dich wieder bei mir haben. Ich habe einen Fehler gemacht. Bitte. Ich will dich wieder bei mir haben. Ich will neben dir liegen. Komm bitte wieder zu mir zurück. Ich mache es wieder gut! Du weißt, wie gut ich Sachen wieder gut machen kann. Du hast es früher so sehr genossen. Wenn du allein kommst müssen wir auch nicht leise sein. Dann kannst du dich wieder wie früher an meinem Namen heiser schreien.
Ich legte mein Handy weg und trank die Flasche leer. So eine scheiße. Ich taumelte rauf ins Bad. Hier erinnerte mich nichts an Nina. Ich ließ mich in die Wanne fallen, umklammerte die Flasche und schloss die Augen. Ich war Hundemüde.
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Sechs Jahre die ich nie zurückbekomme
RomanceMein Name ist Elena Reichau. Ich saß jetzt sechs Jahre im Gefängnis. Mir wurde vorgeworfen Wirtschaftsspionage betrieben zu haben und als mich mein damaliger Chef erwischte, soll ich ihn erschossen haben. Lächerlich. Ich bin aufbrausend und kann wüt...