14.11.2011
Sie sah so wunderschön aus. Wie sie mit dem Ellenbogen an der Theke lehnte und den Kopf in die Hand stützte. Doch ihr Gesicht von Sorge geprägt. „Weißt du... allein würde ich gehen. Einfach weglaufen vor ihm.", erklärte sie. Ich nickte verständnisvoll. Mit der Zeit hatte ich sie lieben gelernt. Doch zeigte ich es ihr nicht. Ich... ich war einfach für sie da! Wo es doch sonst keiner war. Ich war froh, wenn ich überhaupt in ihrer Nähe sein durte. Verehrte sie im geheimen. „Aber die Kinder er... er... Gott... wenigstens schlägt er nie die Kinder.", seufzte sie. Ich legte meine Hand auf ihr Knie und tätschelte es sanft. „Weißt du... ich weiß es klingt schwer aber ich glaube es wäre besser für dich, wenn... wenn du sie vergisst. Nur für eine Nacht.", ich reichte ihr die Hand. „Komm mit mir. Vergiss deine Familie für eine Nacht. Sei einfach du selbst so, als wärst du nie Mutter geworden. So, als hättest du Gregor nie kennengelernt.", lächelte ich. „Elena ich... so egoistisch kann ich nicht sein." „Wieso egoistisch? Du arbeitest seit so vielen Jahren für diesen Bastard und nur für ihn! Du bist seine Sklavin und gehorchst ihm seit einer Ewigkeit! Wieso kannst du nicht für eine Nacht... für nur eine einzige Nacht Pause machen? Wieso wäre das egoistisch? Oder willst du dein ganzes restliches Leben so verbringen? Soll es so enden, Nina? Sei ehrlich.", forderte ich. Sie leckte sich nervös über die Lippen. „Verdammt nein! Das soll es nicht!", erklärte sie und nahm meine Hand. Lächelnd zog ich sie hoch und drückte dem Barmann die Zeche in die Hand bevor wir verschwanden, zu meinem Auto.
Ich bin mir nicht sicher wie es dazu kam. Doch plötzlich saßen wir, nach einem Rausch in der Bar auf meinem Sofa. „Sag mal Elena... wieso bist du so nett zu mir? All meine Freunde haben mich verlassen nachdem ich Gregor heiratete.", bemerkte sie. Ich schluckte. Nun kam der Moment der Wahrheit. „Nun...", ich stellte das Bier weg und drehte mich zu ihr. Ich fixierte ihre strahlend blauen Augen. Sie war so eine liebevolle Frau... „Ich kenne Gregor ja und dich und... ich weiß dass du ganz anders bist und... und ich... Ich muss gestehen...", ich atmete tief durch. "Ich habe mich in dich verliebt.", sprach ich es einfach aus, griff an ihren Hinterkopf, zog sie zu mir und legte meine Lippen auf ihre. Ich wollte sie wenigstens einmal geküsst haben bevor sie mir eine Abfuhr gab. Ein verdammtes Mal! Und Gott... es war noch besser als ich es mir erträumt hatte. Ihre zarten, samtweichen Lippen bewegten sich sanft. Sie erwiderte meinen Kuss! Sie lehnte sich weiter zu mir und setzte sich rittlings auf meinen Schoß. Das traf mich so unvorbereitet, dass mir ein kurzes Keuchen entkam. Sie grinste und nahm mein Gesicht in ihre Hände. Ich legte meine Hände an ihre Seiten und zog sie eng zu mir. Das war doch ein Traum! Es konnte nicht echt sein! Sanft löst sie sich. Ihre Lippen waren leicht geschwollen und ihre Augen glänzten. „Ich liebe dich, Elena. Verliebt wäre zu wenig gesagt.", gestand sie. Ich strahlte. „Ich liebe dich auch!", grinste ich. Mit dem Wort „Verliebt" wollte ich nur nicht mit der Tür ins Haus fallen und nun erwiderte sie meine Liebe! Wie viel Glück konnte man haben? Erneut lagen ihre Lippen auf meinen und sie knöpfte mein Hemd auf.
Jetzt (02.05.2018)
„Ihr hattet Sex.", stellte mein Therapeut fest, als ich eine Weile lang nichts sagte. „Ja. Der Beste den ich in meinem ganzen Leben hatte.", grinste ich. „Und für sie war es ebenso. Schätze ich mal... Jedenfalls war ich halb taub danach. Ich glaube so laut hat noch nie jemand meinen Namen geschrien und es klingt so schön, wenn sie ihn ausspricht." „Und habt ihr euch ausgesprochen danach?", wollte er wissen. „Ja! Wir haben geredet und geredet. Am Ende waren wir der festen Überzeugung uns weiter zu treffen. Weil es für uns beide unerträglich wäre den Kontakt abzubrechen. Wir trafen uns oft. Ich hielt sie im Arm. Ich küsste sie. Bei mir war sie ruhig und locker. Entspannt. Doch immer wieder, wenn ich sie nackt sah, entdeckte ich neue Blutergüsse... Ich fragte, sie weinte sich bei mir aus. Und dann eines Tages nahm ich all meinen Mut zusammen, nahm ihre Hände in meine und bat sie Gregor zu verlassen. Mit ihren Kindern zu mir zu ziehen! Ich hatte noch tausend Euro übrig und könnte damit zwei Kinderzimmer einrichten! Sie schüttelte erst den Kopf doch ich fragte sie, was ihr geschehen sollte. Sie wäre sicher bei mir! Ich würde sie beschützen! Verdammt... ich besaß eine Waffe!" „Und den dazugehörigen Schein. Eine...", er blätterte etwas in seinen Papieren. „Eine Taurus Pistole 111 Millennium G2. Ein Erbstück meines Vaters.", half ich ihm, der nun auch endlich das Papier gefunden hatte. „Korrekt." „Natürlich. Ich weiß doch welche Waffe ich trug. Jedenfalls zeigte ich sie ihr und meinte, wenn er sie verletzen wollte würde ich sie ihm zeigen und er würde sie gehen lassen. Sie willigte ein und wir planten ihre Rettung. Gregor ging zur Arbeit und brachte die Kinder in die Schule. Nina packte alles zusammen für sich und ihre Kinder und schrieb Gregor einen Brief in dem stand, sie würde ihn verlassen und die Kinder mitnehmen. Als Nina die Kinder abholte fuhr sie nicht nach Hause. Sie fuhr zu mir. Sie war frei.", lächelte ich. „Und die Kinder?", wollte er wissen. „Nun... waren verwirrt können Sie sich denken. Wie erklärt man einem sechs Jährigen und einer vier Jährigen wieso sie nicht mehr zu ihren Papa können? Nina nahm mir erst mal diese Aufgabe ab. Die Kinder waren mir gegenüber skeptisch. Nina brachte sie zu einer anderen Schule in einem größeren Dorf unweit meines Hauses. Ich fuhr sie oft hin. Der Vater erhielt Kontaktverbot. Alles schien perfekt. Ich und Nina waren zusammen. Die Kinder begannen mich zu mögen. Auch, wenn sie oft nach ihrem Vater fragten. Irgendwann erklärten wir es ihnen. Der Sohn war älter. Verstand es etwas. Die Kleine weinte oft. Nina nahm sie zu sich. Sie kroch auch manchmal zu mir und Nina ins Bett. Dann schlief ich freiwillig auf dem Sofa bis die Kleine meinte, ihr mache es nichts aus. Sie wolle auch mit mir kuscheln. Irgendwann akzeptierten mich die Kinder. Und nach einem viertel Jahr war ich absolut glücklich! Alles war perfekt. Hin und wieder bedrohte mich Gregor. Er hatte wind davon bekommen für wen ihn seine Frau verlassen hatte. Bedrohte mich. Meinte, er würde mich umbringen oder mir das Leben zur Hölle machen, wenn sie nicht bald zu ihm zurück käme. Ich lachte ihn aus. Meinte, sie gehöre nun zu mir! Doch eines Tages standen zwei Polizisten vor der Tür. Warfen mir vor bei dem Versuch Daten vom Computer meines Chefs zu stehlen diesen ermordet zu haben. Ich sagte nein! Ich habe die ganze Nacht neben Nina geschlafen. Sagte ich ihnen. Sie glaubten mir nicht... offensichtlich. Ich wurde verurteilt wegen Wirtschaftsspionage und Todschlag. Ich soll die Daten auf einen USB-Stick geladen haben und dann soll mein Chef reingekommen sein. Im Affekt soll ich ihm dann die Messingfigur, die immer auf seinem Schreibtisch stand, über den Schädel gezogen haben. Tot... ich wusste nicht mal dass er tot war! Und plötzlich war ich verurteilt und im Knast. Mein Leben vorbei.", seufzte ich. „Aha... sie glauben also nach wie vor, sie seien unschuldig.", meinte er. Ich seufzte. „Lassen wir das. Ich habe lange genug unschuldig gesessen. Übermorgen trete ich wieder mein Leben an!", erklärte ich. „Tust du das?", er sah mich fragend an und ich seufzte. Ich wusste genau, was er meinte. „Verdammt was soll ich denn tun? Mein Leben ist vorbei! Seit sechs Jahren bin ich tot! Für mich gibt es nichts mehr aber... ich muss es doch versuchen! Irgendwie...", seufzte ich. „Wird Nina auf dich warten?", wollte er wissen und ich leckte mir über die Lippen. „Nein. Sie hat nicht lange gewartet und das verüble ich ihr nicht. Ich sagte ihr, kurz bevor ich eingesperrt wurde, wo meine Kreditkarten sind und wo meine ganzen Kontodaten sind. Ich wollte, dass sie wenigstens mit dem Geld, dass ich noch hatte, ein gutes Leben führen konnte. Ich bekam in den ganzen sechs Jahren nur einmal Besuch. Es war nicht mal Nina. Es war Gregor. Ich war zwei Monate lang in Haft da kam er, machte sich erst mal über meine abgekämpfte Figur lustig und dann erklärte er mir mit einem bösen Grinsen, dass Nina wieder bei ihm sei. So viel ich von meinem Anwalt weiß, hat sie mein Konto nicht angefasst. Sie wusste wohl, dass sie ohne mich pleite war. Sie hat nie eine Ausbildung abschließen können. Gregor verbot es. Vor Gregor war sie am Gymnasium und kaum war sie fertig, war sie schwanger und verheiratet. Gregor brachte das Geld als Metaller heim. Sie ging zu ihm. Sie lebt heute noch bei ihm.", ich seufzte und ließ mich im Sessel zurückfallen so, dass ich drin lag. „Sie war 26 als ich sie kennenlernte. Ihre Kinder sechs und vier. Und heute ist sie 32. Ihre Kinder zwölf und zehn... Aber ich habe einen Plan.", erklärte ich. „Welchen?" „Ich werde mir Nina zurückholen! Mit Elias und Lina!", erklärte er. Er nickte. „Die Kinder von Nina?" „Ja! Und Gregor... der wird dafür büßen, was er mir angetan hat!", knurrte ich. „In wie fern büßen?", wollte er wissen. Ich seufzte. „Ich werde ihm kein Haar krümmen! Ich bin zwar ein verurteilter Todschläger, aber ich tue keiner Fliege was. Außer ich muss mich verteidigen aber da tue ich auch nicht mehr als nötig. Bis der Gegner mich in Frieden lässt. Ich rede von rechtlichen Schritten. Er hat mir ein Verbrechen angehängt, dass ich nicht begangen habe!", brummte ich. Er nickte. „Du glaubst also immer noch, du bist unschuldi..." „Die Stunde ist um.", bemerkte ich als ich auf die Uhr sah. Er nickte. „Gut..." „Verabschieden Sie mich übermorgen?", wollte ich wissen. „Aber natürlich. Wir sehen uns dann übermorgen, Elena.", lächelte er. „Bis übermorgen, Herr Meier."
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Sechs Jahre die ich nie zurückbekomme
RomanceMein Name ist Elena Reichau. Ich saß jetzt sechs Jahre im Gefängnis. Mir wurde vorgeworfen Wirtschaftsspionage betrieben zu haben und als mich mein damaliger Chef erwischte, soll ich ihn erschossen haben. Lächerlich. Ich bin aufbrausend und kann wüt...