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Ich schnaufte tief durch. Von allen Bitten die sie mir stellen konnte bat sie mich ausgerechnet darum... „Nina... das willst du nicht wissen. Du würdest mich in einem anderen Licht sehen. Es gibt sehr, sehr böse Menschen im Gefängnis. Darum sind sie dort. Ich musste auch viel Mist machen um da zurecht zu kommen...", ich strich mir das Haar aus dem Gesicht. „Bitte, Elena.", sie sah mich mit ihren blauen Augen an... vielleicht würde es mir gut tun. „Das Schlimmste? Fangen wir mal mit einem Schlimmen an. Das Schlimmste erspare ich dir vorerst. Also... ein übles Erlebnis war ziemlich in den ersten Monaten. Ich hatte es mir mit so einer richtigen Klischee-Knastbraut verscherzt. Keine Ahnung was ihr verdammtes Problem mit mir war. Sie wollte mich wohl zu ihrem Spielzeug machen und ich hatte was dagegen. Denise... sie war anfangs sogar meine Zimmergenossin. Hat sich aber recht schnell geklärt. Da ich eh eine verurteilte Mörderin war ließ ich die Nachricht in Umlauf bringen. Die meisten meiden einen Mörder. Denise hat mir die meisten Probleme gemacht. Das war... brutal. Ich habe mich ihr wie gesagt entzogen und ihr sogar einige verpasst... Du weißt, ich habe eine wilde Vergangenheit. Also hab ich ihr einige mitgegeben. Und das hat ihr gar nicht gefallen..."


07.05.2012

„Meine Mama hat da immer Muskat rein gemacht... und die Kartoffeln frisch gestampft! Meine Eltern wohnen auf dem Land, weißt du? Wenn die Kartoffeln frisch waren...", ich aß einfach den Schleim den sie Kartoffelpüree nannten, während Hannah so erzählte. Sie hatte ein Talent bildhaft und lebendig zu erzählen und ich hörte ihr zu, bis ich den Muskat und die frischen Kartoffeln schmeckte statt dem Was-auch-immer auf meinem Teller. „Die gibt... gab mir immer einen riesigen Sack Kartoffeln und so Zeug mit. Rettich, Karotten und so weiter. Ja... das hat alles so viel besser geschmeckt als das...", murmelte die Jüngere und ließ das weiße, leicht gelbliche Zeug ihren Löffel runter rinnen. „Ja... Sterneköche stehen wohl keine in der Küche...", bemerkte ich und seufzte leicht. „Hat man dir schon Arbeit zugeteilt?" „Ja. Anscheinend hat man bei mir sehr schnell agiert. Weil ich ja Erfahrung im Metallbau und so habe. Bin ja Ingenieur.", bemerkte ich. „Wie viel hast du eigentlich früher verdient? Mit so einem Job..." „Naja... ich hab mehr bekommen als ein normaler Ingenieur. Deutlich, kann ich behaupten. Weil ich einfach... ich weiß was ich kann und das kann ich gut... Naja... darum werde ich später gleich in die Werkstatt. Oder eher in die Wäscherei. Morgen in die Werkstatt. Heute die Arbeitskleidung besorgen.", erklärte ich. Sie nickte. „Ich bin in der Küche eingeteilt. Aber erst ab nächster Woche.", lächelte die Kleine. Ich nickte stumm und stocherte in dem Brei rum... die konnten es ja nennen wie sie wollten. Das war genauso sehr Kartoffelpüree wie es Schwarzwälder Kirschtorte war.

„Guten Tag.", lächelte ich als ich eintrat. Zwei zittrige Frauen standen in der Waschküche Eine hatte die Ärmel hochgekrempelt und die zerstochene Armbeuge entblößt. Die andere... bei der wusste ich nicht was die wohl genommen hatte. Vielleicht saß sie auch wegen was Anderem. Beide starrten mich an wie Rehe, wenn man sie an hupte. „Ähm... ich bin Elena Reichau. Und ich soll hier meine Arbeitskleidung abholen.", erklärte ich. „Oh... ja... ja klar. Den Kittel für die Werkstatt?" „Genau." „Komm mit.", die Heroinsüchtige führte mich an den Waschmaschinen vorbei in eine Kammer, in der eine Menge Körbe standen und allgemein Zeug wie Waschmittel in riesigen Mengen. „Sorry.", keuchte sie, huschte aus dem Raum und schloss sie. „Hey!", ich folgte ihr und versuchte die Tür aufzureißen. Keine Chance. „Hey! Hey! Was soll der scheiß?", rief ich und riss an der Tür. Das war doch ein Witz! „Kleine Nutte...", hörte ich hinter mir und schluckte schwer. Ich fuhr herum. Denise Nase zierte eine leichte Platzwunde. Und sie sah absolut nicht begeistert davon aus diese abbekommen zu haben. „Denise. Was um Himmels Willen willst du noch von mir? Hast du noch nicht genug?", wollte ich wissen und ließ die Knöcheln knacken. „Genug? Noch lange nicht. Du hast einen Löwen wütend gemacht!", grinste sie, packte mich und kam mir näher. Ich wich zurück. Zu meinem Pech direkt gegen die Tür. Fuck. „Komm her.", sie packte mich grob am Kragen und hob mich hoch. Ich sah sie panisch an, als sie mich gegen die Tür knallte. Kurz wurde mir schwarz vor Augen, als mein Hinterkopf gegen das Metall knallte. „Du hast großes Pech, meine Kleine. Ich hab keinen Bock mehr drauf dich zu ficken. Aber ich mach was anderes mit dir.", grinste sie und knallte mich erneut dagegen, bevor sie ausholte und zuschlug. Ich keuchte auf und versuchte meine Arme vor mein Gesicht zu kriegen doch immer wieder rasselten ihre Schläge auf mich runter. Mir wurde schwindlig. Als mein Blut floss kam ich zur Vernunft und trat ihr mit ganzer Kraft in den Schritt. Gut nicht dasselbe Ergebnis wie bei einem Mann doch ließ sie mich los. Ich wich zurück. Vorerst musste ich Platz gewinnen. Ich war mit dieser Bestie eingeschlossen. Und ich war ihr unterlegen im direkten Kampf. Also sah ich mich um. Leider auch Denise und zu meinem Pech erwischte sie ein loses, dünnes Heizrohr. Ich war am Arsch. Wer ließ das bitte in einem Gefängnis frei herum liegen? Hatten die das bei der Arbeit an der Heizung hier vergessen? „Komm her.", knurrte sie und holte aus, als sie auf mich zu rannte. Schnell griff ich in die Waschmittelkiste neben mir und warf ihr eine Handvoll ins Gesicht. Sie schrie schmerzhaft auf und ich packte die Stange in ihrer Hand. Mit einem Ruck riss ich daran doch sie... sie hielt sie einfach fester! Oh fuck... Ihre Augen waren zugekniffen als ihre linke Pranke mich packte und ihre rechte ausholte. „Fuck... das büßt du mir!", knurrte sie und schlug mir mit aller Kraft auf die Schulter. Ich schrie schmerzhaft auf. Mit einem Ruck stieß sie mich gegen die Wand und ich ging zu Boden. Sofort stand sie vor mir und trat auf mich ein. Ich rollte mich zusammen und versuchte das meiste irgendwie nicht ins Gesicht zu bekommen doch immer wieder trat sie mich. Als sie noch einige Male mit der Stange auf mich einschlug war ich fertig. „So... Verdammt. Ey! Macht wieder auf! Die Kleine hat genug.", rief sie und hielt sich die Augen. Die Tür ging auf und eines der Mädchen kam herein. Ich lag nur blutend auf dem Boden. „Ist sie..." „Noch nicht. Mal sehen wir ich morgen drauf bin. Ich darf vorstellen: Meine neue Trainingspuppe. Aber lass... sagen wir mal bis zum Feierabend keinen mehr hin. Sie blutet etwas aber das hält sie aus. Wirf die dreckige Wäsche auf sie und versteck sie. Sag einer halben Stunde vor Nachtruhe der Süßen in ihrer Zelle, wo sie liegt. Die wird dann schon was tun. Und du...", sie kam auf mich zu und wischte sich die Augen aus. „Das mit dem Waschmittel tat weh. Das wirst du mir büßen, Püppchen.", grinste sie und ging hinaus. Die Tür fiel hinter ihr zu und sie schlossen sie ab. „Jetzt bring mich zum Waschbecken! Ich seh einen Scheiß!", hörte ich noch, bevor ich ohnmächtig wurde.

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt