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Ich parkte irgendwo am Straßenrand und rannte wie wild zur Schule. Dort standen bereits einige Eltern und ich sah mich um. Gregor sah ich nicht. War er rein gegangen? „Entschuldigung...", tippte ich eine junge Frau an. „Aber ist hier ein Mann rein gegangen? Etwas größer als ich, breit, kurze schwarze Haare?" „Ja, der ist da vorhin reingegangen... hab mich noch gewundert, der sah aus als wolle er da drin einen umbringen. Ist wahrscheinlich wütend auf diesen alten Physiklehrer... wie der mit unseren Kinder umgeht!", bemerkte sie. „Ich danke Ihnen.", lächelte ich und ging rein. Dieser dreckige Mistkerl.

„Bitte nein! Papa! Lass ihn in Ruhe!", hörte ich panisches Schreien als ich durch die Gänge rannte. Man hörte vorne wohl nichts, da hunderte Schüler sich unterhaltend durch die Türen stürmten. „Schnauze! Zu dir komm ich noch! Und dir bringe ich bei mich zu respektieren! Ich bin dein Vater!", ich rannte so schnell ich konnte dem Weinen nach bis ich den richtigen Gang fand und die Augen aufriss. Gregor hatte Elias am Kragen gepackt. Der Junge hing wie tot nur noch von Gregor gehalten da, die Beine lagen auf dem Boden. Gregor über ihm, die Faust erhoben. Elias Gesicht war blutig geprügelt und Lina kauerte daneben auf dem Boden. Blut lief aus ihrer Nase und über ihr weißes Shirt. Gregor wollte Elias gerade noch eine verpassen als ich auf ihn zusprang. Er hatte mich nicht gesehen und ich riss ihn mit zu Boden. Ich pinnte ihn unter mir auf den Boden, setzte mich auf seine Brust und begann auf sein Gesicht einzuprügeln. Abwechselnd mit der Rechten und der Linken. Mit einem Brüllen riss uns Gregor herum und packte meinen Hals. Ich keuchte auf und ergriff seine Hände. „Du Hure! Nimmst mir meine Frau... meinen Sohn... meine Tochter! Die gehören mir! Ich geb dir, was du verdienst!", knurrte er und drückte fester zu. Ich riss die Augen weit auf, keuchte und versuchte irgendwie Luft in meine Lungen zu bekommen. Grinsend drückte er nur noch mit einer Hand zu und schlug mir mit der Freien ins Gesicht. Und noch eine. Der Schmerz... der Sauerstoffmangel machten mich wirr. Wie durch Watte bekam ich mit, dass die Kinder wohl an ihm rissen und sich dafür hier und da eine einfingen. Gregor grinste breit als er mir vermutlich die Nase brach und wieder mit beiden Händen zudrückte. Irgendwie schaffte ich es mein Bein unter seinem loszubekommen und trat ihm mit aller Kraft in den Schritt. Er keuchte auf. „Hey!", hörte wir. „Fuck...", hauchte Gregor, sprang auf und rannte los um durch einen Notausgang zu verschwinden. Keuchend lag ich da. Wie durch einen Schleier sah ich Lina über mir und spürte auch ein Tippen an meinem Arm, bevor jemand sie weg schob und sich über mich beugte. „Hallo? Hallo? Geht es Ihnen gut?", hörte ich und blinzelte einige Male, bis ich den Mann über mir sah. Wohl ein Lehrer. „Geht es Ihnen gut?", wollte er wissen. Vorsichtig setzte ich mich auf. „J... Ja... Elias? Elias alles klar bei dir?", wollte ich wissen. Er nickte. „Darf ich?", wollte der Mann wissen und ich nickte, als er vorsichtig meine Nase abtastet. „Sie haben Glück! Geprellt, nicht gebrochen.", erklärte er. „Wer sind Sie?", wollte ich wissen und stand taumelnd auf. „Thomas Steiner. Bin Sportlehrer und Leiter des Sanitätskurses. Wer war der Kerl?", wollte er wissen. „Unser Vater.", kam es von Elias. „WAS? Und Sie sind die Mutter?" „Nein..." „Noch nicht. Das ist die Verlobte unserer Mutter. Elena Reichau.", stellte mich Lina vor und versuchte mich leicht zu stützen. „Oh... nun und der Herr..." „Ist bald ein geschiedener Mann...", knurrte ich. „Er heißt Gregor Bauer... Nicht das erste Mal, dass er so ist.", brummte ich und nahm das Taschentuch, dass er mir reichte an. Auch Elias gab er eines. „Geht es Ihnen soweit gut? Soll ich einen Krankenwagen..." „Nein! Nein, bitte nicht..." „Die Polizei?" „Das würde ich zuvor gerne mit meiner Verlobten besprechen. Ich... verzeihen Sie, wenn ich nun gerne die Kinder heimbringen würde.", erklärte ich. „Natürlich aber... geht es ihnen soweit gut?", wollte er wissen. „Ja, vielen Dank. Ist schon gut... könnten wir... da raus?", wollte ich wissen und deutete auf den Notausgang. „Ich glaube wir sollten so aussehend nicht nach vor die Leute treten." „Ja... gehen Sie ruhig raus.", erklärte er. Ich nickte und sah Elias an. Sein Gesicht war geschwollen und er taumelte leicht. „Komm her, Großer.", erklärte ich und stützte den Jungen. „Er wollte Lina wegschleifen...", murmelte er. „Ich weiß. Das hast du gut gemacht.", ich gab ihm einen sanften Kuss auf den Scheitel und führte sie zu meinem Auto. Lina setzte sich hinten rein und Elias vorne. „Im Handschuhfach sind noch Taschentücher.", erklärte ich. „Danke.", der Junge nahm sich die Packung und ich fuhr heim.

„Wir sind wieder da!", rief ich und trat ein. „Oh Gott sei Dank ich dachte schon... OH MEIN GOTT!", keuchte sie panisch als sie uns sah. „Beruhige dich!", lächelte ich als sie uns ansah. Sie starrte uns alle drei an bis sie zum am schlimmsten Verletzten ging: Elias. „Oh Gott... was hat er..." „Schon gut, Mama.", lächelte er als sie ihn abtastete. „Er ist reingestürmt und wollte Lina packen. Da hab ich ihm den Arm weggerissen und er hat mich gepackt und... naja das Übliche eben... Als Lina ihn wegziehen wollte hat er ihr eine verpasst und sie ist zu Boden gegangen. Als ich schon fast ohnmächtig wurde ist Elena gekommen und hat ihn umgerissen. Sie hat ihm einige verpasst, Mama. Ich glaube, sie hat ihm die Nase gebrochen.", grinste er. Ich lächelte leicht. „Denk ich nicht. Aber mindestens geprellt.", lächelte ich. „Grins nicht so, Elena! Und du auch nicht, Elias! Das ist ernst! Wir fahren sofort ins Krankenhaus!", erklärte sie. „Oh nein...", sanft nahm ich sie in meine Arme. „Beruhige dich erst einmal. Lass die Kinder sich abwaschen und erst mal runter kommen. Das war stressig für sie.", erklärte ich. Sie nickte und schnaufte tief durch. Schnell wischte sie sich die Tränen aus den Augen. „Okay... Aber wenn was gebrochen ist... sagt ihr mir das sofort!", erklärte Nina. „Ja, Mama.", kam es von den Kindern und sie gingen rauf. „Sie nehmen das so leicht hin...", hauchte sie. „Tun sie nicht... sie wollen es dir nur nicht zeigen." „Ich dachte es mir... Komm in die Küche... du siehst furchtbar aus.", hauchte sie und zog mich mit sich in die Küche.

Zitternd und weinend wischte sie mir das Blut ab und schnitt Pflaster zurecht. „Wie schlimm ist es?", lächelte ich. Sie leckte sich traurig über die Lippen. „Ich glaube deine Nase ist geprellt... deine Lippe aufgeplatzt und unter deinem Auge hast du eine Platzwunde.", erklärte sie und verband die Stellen. Sie reichte mir ein Taschentuch und ich riss es auseinander um mir die Hälften in die Nasenlöcher zu stecken. „Du nimmst das so eiskalt hin...", bemerkte sie. „Ist nicht meine erste Prügelei. Gregor ist ein Schwächling gegen so manch andere, denen ich gegenüberstand. Und ich kam schon aus einigen Kneipen und sah nicht besser aus." „Ach und wer hat dich da versorgt?", grinste sie und schien endlich wieder ihr Lächeln wiedergefunden zu haben. „Nun... mit 16 noch meine Mutter... danach andere Damen... aber keine Angst, Liebling, jetzt darfst nur noch du mich versorgen.", lächelte ich. „Ach ich Glückliche darf deine Wunden versorgen?" „Ja.", grinste ich. Sie lächelte und lehnte sich an mich. „Dein Hals... hat er..." „Ja. Etwas... erst mit beiden Händen... dann hat er mir einige verpasst und als er mich weiter würgen wollte schritt Elias ein und dann kam ein Lehrer und hat ihn verscheucht. Der Mistkerl ist gerannt wie ein Feigling.", brummte ich. „Elena, geht es dir auch wirklich gut? Du könntest eine Gehirnerschütterung haben." „Ach was! Hatte ich schon. Ich leg mich etwas aufs Sofa und ruh mich aus... sieh lieber nach Elias, den hat es am schlimmsten erwischt. Dafür bringe ich diesen Mistkerl um...", knurrte ich. „Das tust du nicht! Dass ich dich diesmal 25 Jahre missen muss... Wir lassen uns scheiden und dann heirate ich dich. Und dann bekommt er eine einstweilige Verfügung und..." „Ssh... mach ein paar Fotos von den Kindern. Wir brauchen sie vor Gericht wenn du ihn anzeigen willst. Ich wusste nur nicht, ob du einverstanden wärst." „Natürlich bin ich! Elena, ich zeige diesen Mistkerl an!", versprach sie und wollte mich gerade küssen, entdeckte dann aber meine aufgeplatzte Lippe und hauchte mir so nur einen Kuss auf die Wange, bevor sie hoch zu ihren Kindern ging. Ich schnaufte tief durch und legte mich aufs Sofa. Dieser verdammte Mistkerl... hatte Lina und Elias überfallen... Dafür würde der Mistkerl mindestens doppelt so lange sitzen müssen wie ich!

Sechs Jahre die ich nie zurückbekommeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt