*Noah POV*
4 Jahre später
„Was ist denn mit dir?", fragte ich die zierliche, kurzgewachsene Frau, die in einem engen, schwarzen Glitzerfummel vor mir stand. Ihre weißgefärbten Haare, wo schon ein dunkler Haaransatz rauskam, hatte sie sich in einem strengen Zog nach hinten gebunden. Ihr Make-Up an sich war dezent, bis auf die Augen, die dick, fett, schwarz umrandet waren. Wie ein Waschbär sah sie aus.
„Pass mal auf, wir können nicht alle wie die Penner in Jogging-Hose den lieben lange Tag vor uns hin gammeln. Kapiert? Einige wollen ihren jungen, knackigen Körper ausführen und richtig präsentieren!", erwiderte sei schnippisch und warf mir einen Todes-Blick zu. Das sah eher niedlich als bedrohlich aus. „Es tut mir leid, komm wieder runter. Warum bist du denn so zickig?", hakte ich nach. Ich hatte es mir auf der Couch unseres Wohnzimmers gemütlich gemacht. „Und mein Körper ist knackig unter dieser Jogging-Hose. Was meinst du wie viele Kerle ich schon rumbekomme habe genau mit diesem Outfit." Daraufhin sah sie mich ungläubig an und schüttelte dann den Kopf.
„Ich .. bin nicht zickig. Ich bin .. nervös!", meinte sie dann und wedelte sich mit der einen Hand Luft zu. Ich lachte auf. „Du hast mir immer noch nicht verraten wie die glückliche heißt für die du dich so aufgedonnert hast! Jetzt kannst du es mir ja anvertrauen, ich kann dir jetzt nichts mehr vermasseln", versuchte ich es. Gloria hatte sich die ganze Zeit geweigert mit den Namen des Mädels rauszurücken, egal wie oft ich auch nachgefragt hatte. Bis sie mir dann mit der Begründung kam das ich ihr schon etliche Dates mit meiner Art versaut hatte und sie deswegen stillschweigen bewahrte, als ob.
Sie atmete tief durch und sah mich dann entschuldigend an. „Okay, hör zu. Das Ding ist .. ich weiß es nicht. Es ist ein Blind-Date. Ich weiß nicht wie sie heißt oder wie sie aussieht." Sie wurde noch kleiner als sie es ohne hin schon war. Meine Brust bebte und ich musste aufpassen dass ich nicht in schallendes Gelächter ausbrach. „Warum hast du mir das nicht früher gesagt? War dir das peinlich?", neckte ich sie. Sie wurde rot.
„Natürlich war mir das peinlich", zischte sie und stöckelte ins Wohnzimmer und kam auf mich zu. Nicht wirklich auf mich, eher zu dem süßen Kerl der es sich auf meinem Schoß gemütlich gemacht hatte. Als sie bei uns war streckte sie Hand aus und vergrub sie in das Fell.
„Muss es nicht. Du wirst sie umhauen, egal wer sie ist", versuchte ich Gloria aufzubauen. Ich konnte nicht wirklich verstehen weswegen sie so nervös war und warum ihr das Ganze auch noch peinlich gewesen war. Ich hätte mich auf kein Blind-Date eingelassen, egal wie vielversprechend es auch klingen mag. Aber sie packte das schon. „Ich weiß das", sagte sie verschmitzt und streichelte weiter beruhigend Vulkan, unseren rehfarbenen American Pitbull Terrier. Der schien das mehr als nur zu genießen.
„Wie immer ganz bescheiden, das mag ich so an dir, Flo", presste ich amüsiert hervor und beobachtete sie genau, um ihre Reaktion darauf zu erhaschen. Sie ließ Vulkan los und verzog angewidert das Gesicht. „Ugh."
„Was denn, Flo?", fragte ich unschuldig nach. „Bist du Zwölf?", fauchte sie mich an und erhob sich murrend von der Couch. „Schön wär's", schnaubte ich und streichelte Vulkan sanft übers Fell. „Haha, wärst du zwölf dann dürfest du die ganzen verbotenen und geilen Dinge die du so gerne tust gar nicht machen", erinnerte sie mich und ging zur Tür.
„Genau!", meinte ich dann. Gloria schüttelte den Kopf und ging zur Haustür, die konnte man vom Sofa aus super beobachten. „Okay, Noah .. ich geh jetzt und werde viel Spaß haben. Und du denk dran: Geh mit Vulkan Gassi, fütter ihn, fütter dich und ..-"
„Mach's gut, Mutter!", rief ich ihr hinter her. „Und geh duschen!", rief sie zurück und grinste dann. „Au Revoir mein Kind! Warte nicht auf Mutti!" Sie warf mir einen Luftkuss zu, öffnete die Tür schwungvoll und schloss sie hinter sich wieder.
Nun waren Vulkan und ich alleine, also Zeit Gassi zu gehen, das tat ich meist immer wenn ich alleine war. Raus gehen, ja nicht in der Bude hocken. Das Gloria mich daran erinnerte war eigentlich total sinnlos und ein Tick ihrerseits. „Komm, los geht's. Gassi-Zeit." Sofort sprang Vulkan hechelnd von dem Sofa und rannte in den Flur. Frische Luft würde ihm gut tun und mir auch.
Ich legte hm die Leine an und zusammen verließen wir die Wohnung und gingen nach draußen.
Hoffentlich hatte Gloria wirklich einen schönen Abend und die Frau die sie treffen würde war es wert. Sie hatte schon einiges durchgemacht. Sei es mit der Liebe oder anderen Desastern. Nicht ohne Grund habe ich sie bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker kennengelernt.
Damals nachdem ich einfach abgehauen war, weit weg von all den Leuten die mich sowieso nicht um sich haben wollten, ging es mir dreckig, so verdammt dreckig. Hab irgendwo bei Typen gepennt, in vielen verschiedenen Städten und habe mehr als sonst getrunken, und was ich sonst nie gemacht habe: Ich bin alkoholisiert Auto gefahren und wurde erwischt, endlich mal. Auf Grund meiner Vorstrafen bekam ich eine Haftstrafe von einem Jahr, die ich brav absaß.
In der Zeit hatte ich wirklich viel nachgedacht und kam zu der Erkenntnis dass es so nicht weiter gehen konnte.
Das war also der Ansporn den ich gebraucht hatte. Ich machte meinen Schulabschluss nach, ging zu den Treffen zu denen ich vom Gericht verdonnert wurde und traf dort Gloria. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und sind nach kurzer Zeit zusammengezogen, in die Wohnung die ihr gehörte, eine verdammte Eigentumswohnung. Sie hatte sich die von dem riesen Vermögen gekauft das sie geerbt hatte. Klingt im ersten Moment gut, aber sie hätte dann doch lieber ihre Eltern wieder zurück.
Kurze Zeit später haben wir uns Vulkan zu gelegt. Er hatte so ein sanftes und aufgewecktes Gemüt, wollte viel raus und liebte das Spazieren gehen. Er war der perfekte Hund für mich
Vulkan und Gloria waren meine Anker. Aber es hatte lange gedauert bis ich Gloria wirklich richtig vertrauen konnte und ich mich in ihrer Nähe wie zu Hause fühlte. Dann gab es noch Zig, er war schwer in Ordnung. Und natürlich hatte ich Bekannte, oder Leute denen man Hallo sagte, mehr war das aber auch nicht. Zu den Leuten aus meiner Heimatstadt hatte ich gar keinen Kontakt mehr.
Weder zu Jacob, dem ich immer noch Geld schuldete. Er hatte es mir damals für den Führerschein gegeben und ich habe es einfach mitbekommen und verprasst, das meiste ging für Clubs und Alkohol drauf. Ich hatte es mir vorgenommen es ihm wieder zu geben, ich war schon fleißig am sparen, auch wenn ich nicht wusste wie ich ihm je wieder unter die Augen treten sollte.
Rosa hatte mich ein Mal im Gefängnis besucht und mir erzählt das sie von Jolie verprügelt worden war, das Jacob sie aus der WG geworfen hatte und Poppy jetzt dort wohnte. Dann hatte sie mir noch erzählt das Finley nicht mehr Kapitän der Fußballmannschaft war. Und er und Aubrey eine Tochter erwarteten.
Dann hat sie mir gebeichtet das sie Gefühle für mich hatte, für einen schwulen Jungen. Und wenn sie mich nicht haben konnte, dann durfte es Finley auch nicht, sie hatte sich sogar mit Aubrey zusammen getan gehabt, ob Fin das wohl wusste? Aber jetzt wäre sie wohl darüber hinweg und sie wolle die Schule abbrechen und zu dem älteren Typen ziehen der ihr für Sex teure Sachen kaufte. Sie meinte sie braucht keine Liebe, schöne Dinge würden das Loch schon füllen was ich in ihre Seele gerissen hatte.
Und seitdem habe ich sie nie wieder gesehen oder etwas von ihr gehört.
Ich wollte mein Leben so gerne ändern, aber es fühlte sich trotzdem immer noch alles wie Dunkelheit und Nichts an. Der Alkohol fehlte mir, das Betäuben der Gedanken und Schmerzen. Nichts half auf Dauer. Das Rauchen hat sich bei mir massiv gesteigert, seit dem ich nichts mehr trinke. Ab und zu habe ich One-Night-Stands, aber bis auf bloße körperliche Befriedung fühlte ich nichts. Und ich wollte so gerne mal etwas anderes fühlen.
Gott sei Dank hatte ich Gloria und Vulkan. Und für Zig war ich ab und an auch dankbar. Sie ließen mich wenigstens ein bisschen Liebe spüren, ein bisschen Geborgenheit. Ein bisschen Glück.
Aber sie waren nicht er.
Und ich wünschte sosehr das er bei mir wäre und nicht bei ihr.
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You are my Solution [manxman]
Romance• Band 1: You are my Problem • Band 2: You are my Solution Noah, Finley und Aubrey sind erwachsen geworden und mit ihnen auch die Probleme. Noah lebt in einer anderen Stadt, weit genug weg um nichts von den anderen mitzubekommen. Die Zeit würde s...