Kapitel 8

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*Noah POV*

Das erste Mal seit langer Zeit schlief ich durch und das erste Mal hatte ich mich wirklich aufs schlafen gehen gefreut gehabt. Sonst war es immer ein Muss, ein notwendiges übel was man tun musste um nicht total übernächtigt zu sein und am Ende wohl oder übel draufging. Ich tat es, aber es war immer mit einem mulmigen Gefühl verbunden gewesen. Weil ich wusste das ich a) nicht durchschlafen konnte, b) mich nicht auf den nächsten Tag freute und c) das ich mich vor meinen nächtlichen Gedanken fürchtete, wenn ich nicht wieder einschlafen konnte.

Diese Nacht habe ich so verdammt gut geschlafen, das ich am liebsten länger liegen geblieben wäre, das ist aber nicht möglich da Vulkan raus musste. Also schälte ich mich schweren Herzens aus meiner Decke und schaltete mein Handywecker aus. Vulkan sprang schon ganz aufgeregt vor meinem Bett umher.

Da ich nachher eh duschen würde machte ich mir gar nicht groß die Mühe und zog einfach eine Jeans und eine Jacke über. Das musste reichen, das würde reichen.

Und dann gingen Vulkan und ich spazieren und wie immer rauchte ich meine Fünf Zigaretten währenddessen und obwohl ich mich gleich schlechter fühlte, konnte ich es nicht einfach nicht sein lassen. Aber irgendwann war es so weit, irgendwann würde ich diese Dinger nicht mehr anrühren. Bei dem Alkohol habe ich es schließlich auch geschafft.

Gut, aber da musste ich aufhören. Im Knast hatte ich nichts bekommen, obwohl es mir durch aus angeboten wurde. Aber geraucht habe ich da viel, so viel wie eben möglich war und seit dem konnte ich es auch nicht einschränken. Und ich hatte gehofft dass es sich durch den Hund ändern würde, aber ich war so viel draußen und an der frischen Luft, das ich noch mehr rauchte.

Beschissener Teufelskreis.

Plötzlich vibrierte mein Handy in der Tasche. Ich erwartete eine Nachricht von Gloria, aber es war eine von Jolie. Sie fragte ob ich mich heute Nachmittag wieder treffen wollen würde. Irritiert las ich mir die Nachricht noch drei Mal durch. Wir hatten uns doch erst gestern gesehen?

Da ich nicht nachfragen wollte wieso schrieb ich ihr das ich Zeit hätte und wir es gerne tun könnten. Daraufhin antwortete sie mir dass sie mich nach der Arbeit abholen würde und wir dann zu ihr fahren. Was? Warum? Das verwirrte mich jetzt komplett. Was hatte das zu bedeuten?

Wenn sie mich hätte fertig machen wollen dann hätte sie es auch bei mir machen können, aber sie macht sich extra die Mühe hier her zu fahren mich abzuholen und dann zu ihr zu fahren. Ich würde nachher Gloria mal fragen was es damit auf sich hatte, vielleicht wusste sie mehr. Schließlich lief es zwischen den beiden nicht ganz so schlecht. Obwohl ich schon Angst hatte das ich das etwas verhindert hätte, aber dem war nicht so.

Laut Gloria schrieben sie sehr viel und telefonierten auch oft. Das freute mich für die beiden.

Wenn ich daran dachte das Jolie mal was von Rosa wollte, das konnte ich damals schon nicht gut heißen, aber Gloria und Jolie war eine gute Kombination. Und das würde ich auch voll unterstützen.

„Sie hat dir wirklich nichts gesagt?" Hakte ich nach und stand bei Gloria in der Bürotür

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„Sie hat dir wirklich nichts gesagt?" Hakte ich nach und stand bei Gloria in der Bürotür. Es war kurz vor Feierabend und Jolie würde mich bald abholen und mir platzte bald die Halsschlagader und dann würde ich hier elendig verbluten. „Nein! Hat sie nicht." Wiederholte Gloria schon zum zehnten Mal, jedes Mal war ihre Stimme etwas genervter geworden.

„Ich dachte..." Fing ich an und Gloria schnalzte mit der Zunge und sah zu mir hoch. „Ich bin nicht Jolies zweite Gehirnhälfte okay? Wir verstehen uns gut und ihre Lippen schmecken ausgezeichnet, aber ich habe nicht jede Sekunde Kontakt mit ihr und sie wird mich sicher nicht über alles informieren was sie vorhat. Auch wenn es etwas mit dir zu tun hat. Sie muss auch nicht eine Erlaubnis bei mir einholen um etwas mit dir zu machen, ich bin nicht deine Erziehungsberechtigte. Okay?" Sie hatte den Kopf schief gelegt und klimperte mit den Wimpern.

„Okay." Ich stöhnte entnervt auf und rieb mir mit zitternden Fingern übers Gesicht. „Sie wird dich schon nicht umbringen, dafür macht sie es sich viel zu umständlich. Und da ich ja weiß wo sich dich mit hin nimmt.." Sie ließ den Satz in der Luft hängen. „Sie könnte auch lügen. Sie sagt mir sie fährt mit mir zu sich nach Hause und am Ende bin ich im Wald verscharrt." Merkte ich an und ich wusste selbst wie verrückt und paranoid ich gerade klang.

„Du traust ihr so etwas zu ja? Das sie dich in den Wald fährt, dich irgendwie tötet und dann ein Meter tiefes Loch gräbt um dich einzubuddeln?" Hakte sie nach und ihre Lippen waren zu einem Lächeln verzogen. Ich zuckte mit den Schultern. „Das Loch könnte doch schon vorgebuddelt sein?" Schlug ich vor. Als wenn es das ganze plausibler machte.

Gloria schnaubte belustigt und erhob sich dann von ihrem Stuhl und kam auf mich zu. „Okay, ich denke nicht dass das eintreffen würde. Hätte sie dir was antun wollen dann hätte sie es gestern schon getan und ich dachte ihr hättet euch einigermaßen ausgequatscht?" Fragte sie mich, ihre Stimme war sanft und beruhigend.

„Haben wir auch." Presste ich hervor. Mehr oder weniger stimmte das auch.

„Dann ist doch alles gut." Gloria stand jetzt vor mir und hatte jeweils eine Hand an meinen Oberarmen und drückte leicht zu. „Denk dran: Du bist Noah, du bist etwas wert, du bist gut. Niemand will dir etwas Böses. Und nachdem was du mir über Jolie erzählt hast hat sie dich am Ende vermisst und will Zeit mit dir verbringen." Als sie das so sagte klang das durchaus verständlich. Und vielleicht war es so, wieso auch nicht?

Jolie und ich haben uns damals gut verstanden, wir waren schon so etwas wie Freunde gewesen.

Ohne weiter darüber nachzudenken schlang ich meine Arme um Gloria und drückte sie fest an mich. Ein überraschter Laut entfuhr ihr ganz überwältigt erwiderte sie meine Umarmung. Das war das erste Mal das ich sie überhaupt umarmte. Hier mal ein Kuss auf die Wange und da mal ein Tätschler am Arm, aber nie habe ich sie umarmt. Ich bin nicht so sehr der Umarmer und Knuddel-Typ.

Aber ich musste schon zu geben das es sich verdammt gut anfühlte.

Atemlos lösten wir uns voneinander und sahen uns einfach breit lächelnd an. Bis ich Jolies Stimme hörte und sie durch den ganzen Laden schallte. „Ey, Noah. Ich hab jetzt auch nicht den ganzen Tag Zeit." Gloria und ich sahen zu ihr, als sie auf uns zu kam. Jolie und ich lächelten uns zur Begrüßung kurz an.

„kannst du weggucken, bitte?" Fragte mich dann Jolie. „Hä?" Fragte ich irritiert.

Jolie streckte ihre Hand aus und legte sie mir vor die Augen und im nächsten Moment hörte ich einen ausgiebigen Schmatzer. Dann nahm Jolie die Hand wieder weg. „Muss ich das verstehen?" Hakte ich nach und sah zwischen Jolie und Gloria hin und her. Gloria hielt sich die Hand vorm Mund und lachte und Jolie zuckte nur mit den Schultern.

„Das ist jetzt nur gerecht. Ich durfte dir und Finley auch nie beim rumknutschen zu schauen." Und damit drehte sie sich um und ging voran. Völlig perplex ging ich ihr hinterher, aber nicht ohne vorher Gloria einen Blick völliger Hilflosigkeit zuzuwerfen. Diesen kommentierte sie mit einem Daumen nach oben.

„Also, warum wolltest du dich heute mit mir treffen?" Hakte ich nachdem wir beide in ihr Auto eingestiegen sind und losfuhren. „Ach, nur so. Darf ich das nicht?" Fragte sie mich und ich hatte die Schultern hochgezogen. „Doch, na klar." Meinte ich sofort. Die Fahrt dauerte nicht lange.

Wir hatten uns die ganze Zeit angeschwiegen aber das hat mich weniger gestört. So konnte ich mir Szenarien überlegen warum sie mich jetzt zu sich nach Hause einlud.

„Wir sind da." Verkündete Jolie, als wir die Wohnung in dem Hochhaus in dem sie mich gelotst hatte, betraten. Okay? War hier noch jemand? Oh Gott, ein Auftragskiller. Oder noch schlimmer: Finley. Ich blieb stehen und meine Atmung beschleunigte sich. Das bemerkte Jolie und sie lächelte mir aufmunternd zu. „Alles gut." Besänftigte sie mich, umfasste mein Handgelenk und führte mich durch den breiten, hellen Flur. Vor uns ersteckte sich ein gigantisches Lichtdurchflutetes, modern eingerichtetes Wohnzimmer. Und auf der Couch saß Jacob.

Mit großen Augen sah ich zu Jolie und dann wieder zu Jacob der mittlerweile aufgestanden war. 

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