Kapitel 28

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*Finley POV*

Ich genoss seine Wärme, seine Nähe. Er fühlte sich so viel anders an und doch war es vertraut, so schmerzlich vertraut. Mich zerriss es innerlich, weshalb ich es so lange auskostete bis mein Körper und mein Verstand es auch mitbekam und mir einen Strich durch die Rechnung machen würde.

Ganz fest schmiegte ich mich an ihn, meine Arme hatte ich haltsuchend um ihn geschlungen und mein Gesicht verbarg ich in seiner Halskuhle. Noah schien das alles andere als falsch zu interpretieren und festigte seinen Griff ebenfalls. Das war gerade genau das was ich brauchte.

Eine Umarmung. Aber nicht nur irgendeine. Seine.

Und egal wie sehr ich es hasste mir einzugestehen, ich sehnte mich danach. Nach seinen Berührungen, danach das er für mich da ist, ganz einfach: Nach ihm. Aber wer genau war er? Damals war ich mir so sicher gewesen. Ich war mir so sicher das er .. der richtige war. Das er mein war. Mein Noah. Aber der Noah der mein war, war nicht echt. Oder?

Ist er jetzt echt? Welcher Noah ist er jetzt? Kenne ich ihn überhaupt?

Ich habe so viele Versionen von Noah kennengelernt, das ich nicht wusste wer hier gerade vor mir stand und wie ich damit umgehen sollte. Wie ich mich verhalten sollte und was genau angemessen war. Ohne wieder darunter leiden zu müssen.

Sollte ich ihn an mich ran lassen? Sollte ich es zulassen dass er wieder Teil meines Lebens wurde? Konnte ich ihm trauen? Oder spielte er wieder nur ein Spiel? War das nur eine Masche, eine weiterer Noah? Ich wusste es einfach nicht. Und wie sollte ich es auch wissen? Ich habe ihm bisher keine Chance gegeben.

Ich habe ihm keine Chance gegeben sich zu beweisen.

Aber wenn ich ehrlich war wollte ich das auch nicht.

Wenn ich ihn wieder zu nah an mich heran ließ, dann würde ich mich wieder in ihn verlieben, ihm vertrauen und dann würde sich am Ende doch wieder nur herausstellen das es alles nur gelogen war und ich würde wieder mit gebrochenem Herzen dastehen.

Ich glaube durchaus daran dass sich Menschen ändern können. Viele Menschen im meinem Umfeld haben das getan. Ich selber habe mich verändert, warum sollte Noah sich nicht auch verändert haben können? Aber ich habe keine Garantie. Nichts.

Aber nichts war eigentlich gelogen. Da gab es, wenn man genauer darüber nachdachte, einiges ...

Er gab sich alle Mühe sich bei mir zu entschuldigen. Und alles wieder gut zu machen. Und auch von Jolie und Jacob weiß ich das bei Noah jetzt so einiges anders läuft und sie auch viel Positives mitbekommen haben.

Er trinkt nicht mehr, was wirklich toll ist. Er hat einen Schulabschluss, worauf ich mega stolz bin. Er arbeitet, verdient sein eigenes Geld. Alles worauf Noah damals keinen Bock hatte, oder schon irgendwie mal Bock hatte, aber nicht das Durchhaltevermögen. Er hat einen Hund um den er sich kümmert.

Er hat für seine Taten gebüßt indem er im Gefängnis saß. Und auch wenn ich es anfänglich mehr als besorgniserregend fand, könnte es mir jetzt nicht egaler sein. Das gehörte nun mal dazu. Das gehörte zu seinem Weg.

Da kam einiges zusammen was mir bewies das Noah sich in eine gute Richtung geändert hatte.

Aber wie schon erwähnt: Ich hatte mich auch verändert.

Mein Leben war das reinste Chaos. Ich war das reinste Chaos.

Nichts lief nach Plan, alles war drunter und drüber.

Aubrey, meine Tochter, meine Eltern, Aubreys Eltern, Petra und alles was dazu gehörte. Das einzige was mir noch richtige, ehrliche Freude bereitete war meine Tochter. Und auch wenn ich Jolie und Jacob liebte und sie sich sehr bemühten so hatte ich jedes Mal das Gefühl das sie sich umsonst anstrengten.

Jedes Mal bekam ich ein schlechtes Gewissen weil ich es gar nicht richtig zu schätzen wusste.

Vielleicht sollte ich mir ja gar nicht so viel Sorgen um Noah machen, das er mich wieder verletzen könnte. Vielleicht war ich das eigentliche Problem? Vielleicht hatte ich auch einfach nur Angst davor? Vielleicht benutzte ich das alles nur Ausrede dafür, weil ich Angst hatte ich könnte ihm nicht das geben was er braucht?

Ob er jetzt wieder mit mir eine Beziehung will konnte ich nicht beurteilen, aber selbst wenn er nur mit mir befreundet sein will, so hätte ich doch Schwierigkeiten ihm das zu gewähren.

Er will Finley, den alten Finley. Aber der bin ich doch gar nicht mehr.

So wie er nicht mehr der alte Noah.

Wenn Noah mehr über mein neues Ich und mein Leben wüsste, dann wäre er sicher abgeschreckt und enttäuscht und würde überhaupt nichts mehr von mir wollen. Und das wäre noch viel schlimmer, als wenn er mich nur verarschen wollte.

Ich presste die Augen zusammen und konnte ein aufschluchzen nicht verhindern.

Das schien Noah gehört zu haben und sofort verfluchte ich mich für meine Schwäche.

Er spannte sich an und löste sich dann aus der Umarmung, blieb aber vor mir stehen. Musterte mich vorsichtig, eröffnete den Mund, als wolle er sprechen. Aber egal was er zu sagen hatte, ich wollte es nicht hören also schüttelte ich sofort den Kopf und brachte Abstand zwischen uns beide.

Ich atmete tief ein und aus und schluckte dann.

„Finley." Sprach Noah dann meinen Namen aus und kam wieder auf mich zu. Genervt rollte ich mit den Augen. „Lass es einfach, okay? Ist doch alles gut." Meine Stimme brach zum Ende hin, dann räusperte ich mich und presste meine Handflächen auf meine Augenlieder bis ich Sterne sah.

„Es ist anscheinend nichts gut." Beharrte er weiter.

„Das gefällt dir, mh? Dass ich hier total traurig bin und du mich jetzt trösten kannst. Um mir zu zeigen wie super du dich verändert hast." Murrte ich ihn an und merkte wie ich mir ins eigene Fleisch schnitt. Ich konnte gar nicht anders als so zu reagieren. Zwar wollte ich das gar nicht so, aber mein Mund und meine Abwehrmechanismen waren schneller. Die beiden waren ein teuflisches Duo.

Noah sah enttäuscht aus. Und verletzt. Hatte ich ja wieder super hinbekommen.

„Ist okay." Meinte er dann. „Von mir aus. Aber wenn du reden willst dann kannst du das gerne tun. Oder wenn du mal Hilfe brauchst versuche ich dir zu helfen. Oder wenn du einfach mal wieder eine Umarmung brauchst .." Er zuckte mit den Schultern, machte ein paar Schritte rückwärts und verließ dann die kleine Gartenhütte.

Als ich alleine in der Hütte stand kämpfte ich mit den Tränen. Den Kampf kannte ich schon, aber heute war er anders. Brutaler. Und sehr enttäuschend, weil ich verlor.

Kurz gab ich mich dem hin ehe ich tief Luft holte, mir über das Gesicht wischte. Dann wartete ich noch mal ein paar Sekunden ehe ich die Hüte verließ.

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Ein kurzes Kapitel. Ich weiß. ;-;

Aber es ist immerhin aus Finleys Sicht. xD :'3

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