*Noah POV*
Den ganzen Tag über war die Spannung zwischen Gloria und mir spürbar gewesen. Bei jeder Begegnung, bei jedem kleinen Wortwechsel und bei jedem Blickkontakt. Nachdem sie den Alkohol weggekippt hatte, hatte sie wirklich nur noch das nötigste mit mir besprochen, was eben auf die Arbeit gehörte.
Sonst nichts. Warum ich mich an ihrer Schachtel vergriffen hatte wollte sie nicht mehr wissen und das war mir nur recht so. Wenn sie ihre Fehler nicht einsehen konnte, so würde ich das in ihrer Gegenwart nicht auch tun. Sie hatte es durchgezogen, aber ich merkte ihr an das sie mir die Aktion doch übel nahm. Denn ich hatte ihr etwas weggenommen: Die Kontrolle. Und damit schien sie überhaupt nicht klar zu kommen.
Ich hoffte sie würde mir den Gefallen tun und sich keinen Alkohol mehr besorgen um ihn in unserer Wohnung zu verstecken. Wenn ich dann zur Flasche griff konnte ich ihr zwar keinen Vorwurf machen, aber sie hätte mich damit doch sehr im Stich gelassen. Und dabei sprach sie sonst immer so viel von gegenseitigem Unterstützen.
Und dabei wollte ich mich doch von niemandem abhängig machen, nie wieder. Und trotzdem beging ich den Fehler wieder. Ohne großartig etwas dagegen zu tun. Zum einen war da Glorias Stärke von der ich mich abhängig machte und von Finley, dessen Ablehnung mir so aufs Gemüt drückte das ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste.
„Hey." Begrüßte mich Zig, es war kurz vor Feierabend und ich saß im Pausenraum und wartete auf Gloria. Zig trug schon seine Alltagskleidung und wollte wohl nach Hause. Mit ihm hatte ich seit der Party immer noch nicht darüber gesprochen was eigentlich schief gelaufen war. „Hey." Meinte ich dann.
„Ist bei dir und Gloria alles gut?" Hakte er nach, er hatte die Hände in die Taschen seiner Jeans geschoben und näherte sich mir vorsichtig. Ich zuckte mit den Schultern und starrte wieder auf mein Handy das ich in meiner angespannten Hand hielt. „Ich weiß dass du nicht gerne mit mir sprichst, aber es könnte dir helfen?" Seine Stimme war etwas zu hoch, er war sichtlich nervös.
„Ich spreche .. gerne mit dir." Murmelte ich dann und starrte immer noch auf das schwarze Display. „Nur wenn du mir einen Spruch reindrücken willst. Oder über irgendwas von der Arbeit. Oder, oder. Aber .. ich dachte wir sind Freunde? Da redet man auch über nicht so angenehme Sachen, auch wenn es schwer ist." Er näherte sich weiter dem Tisch und setzte sich jetzt Schließlich neben mir.
„Seit der Hochzeitsfeier ist alles scheiße." Meinte ich dann, legte mein Handy auf die Tischplatte und sah Zig an. „Ich .. es tut mir leid, dich mitgeschleppt zu haben. Für dich war das sicher alles andere als schön. Zum einen weil ..." Ich stoppte und presste die Lippen aufeinander. „Weil Vihaan die ganze Zeit mit dir geflirtet hat? Oder weil dein Ex da war? Oder weil die Ex deines Ex die Treppe heruntergefallen ist?" Er zog die Schultern hoch, sein Pony fiel ihm in leichten Strähnen über die Stirn.
„Ich hatte schon bessere Partys gehabt, aber es ist doch nicht deine Schuld. Und ich wusste doch von vornherein worauf ich mich einlasse wenn ich mit dir weggehe." Er zuckte mit den Schultern und lächelte leicht. „Na danke auch." Murrte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Bitte." Meinte er dann und lehnte sich in dem Stuhl zurück.
„Du bist nicht sauer, oder?" Hakte ich nach. Er schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Auch wenn ich nicht so viel Zeit mit dir verbringen konnte wie ich es eigentlich gehofft hatte, so hatte ich doch meinen Spaß. Habe neue, nette Leute kennengelernt. Alles gut." Meinte er dann.
„Kann ich dich mal was fragen? Als ich dich eingeladen habe zu der Feier, was hast du gedacht? Was dachtest du würde das werden?" Fragte ich. Zig überlegte. „Du hast gesagt wir gehen als Freunde hin, das habe ich schon so verstanden. Aber ich würde lügen wenn ich jetzt behaupte ich hätte mir nicht etwas mehr als das erhofft. Und bevor du irgendetwas sagst: Mir war auch von vornherein klar das das nichts wird. Und besonders dann als ich gesehen habe was du deinem Ex für Blicke zugeworfen hattest." Erklärte er.
„Ich .. Gloria hatte mich gewarnt, dass ich es nicht tun sollte. Ich hatte dich nur eingeladen weil ich Finley zeigen wollte wie egal er mir wäre." Beichtete ich ihm. Dieser nickte. „Wow, das nenn ich Ehrlichkeit." Zig verzog keine Miene. „Tut mir leid." Entschuldigend sah ich ihn an. Er nickte wieder.
„Ich wusste eigentlich dass es ein Fehler war, weil ich mir schon dachte dass du dir Hoffnungen machen würdest wenn ich dich einlade, weshalb ich das eigentlich auch gar nicht wollte, auch wenn Gloria mir dazu geraten hat. Dann habe ich erfahren das Finley es ist egal ist was mit mir ist, dann habe ich dich doch gefragt und dann fand es Gloria überraschenderweise total blöd." Ich holte tief Luft und sah Zig an.
Dieser machte große Augen und fing dann an zu lachen. „Also: Du wusstest das ich mir Hoffnungen mache? Hältst du dich für so toll und unwiderstehlich?" Er hatte den Kopf schief gelegt. Ich stieß einen Laut der Frustration aus. Das brachte ihn nur noch mehr zum Lachen, dann beruhigte er sich und sah mich an.
„Es ist alles okay, wir sind Freunde. Das ist cool." Er lächelte mich an.
Ich nickte und schaute auf die Uhr, Gloria würde jeden Moment Feierabend haben und dann würden wir wieder nach Hause fahren. Und ich würde heute Abend wieder Finley anrufen. Hoffentlich würde er rangehen. Hoffentlich hatte er es sich nicht anders überlegt.
„Also: was ist jetzt die Sache zwischen dir und Gloria?" Fragte Zig. Ich holte tief Luft und presste hervor: „Sie .. ich weiß nicht ob ich das erzählen kann, schließlich bist du ihr angestellter." Ich kratzte mir den Hals. „Ich bin auch ihr Freund. Und ich bin dein Freund." Erklärte er mir. Ich schüttelte leicht den Kopf.
„Heute früh .." Begann ich. Wurde aber dadurch unterbrochen das sich das Geräusch von High-Heels dem Pausenraum näherten. Ich stand auf. Dann stand Gloria da und sah erst mich und dann Zig an. „Können wir?" Fragte ich sie und sie nickte steif.
„Bis morgen." Verabschiedete ich mich von Zog und klopfte ihm beim vorbei gehen auf die Schulter, ehe ich Gloria nach draußen und zu ihrem Wagen folgte. Im Auto selber saßen wir erst einmal. Ohne das Gloria sich anschnallte oder irgendwelche Anstalten machte was zu tun.
„Alles gut?" Hakte ich nach. Sie drehte den Kopf zu mir. „Wolltest du mit Zig darüber sprechen was heute Morgen passiert ist?" Ihre Stimme zitterte. „Ich.. weiß nicht. Vielleicht." Gestand ich. Sie schnaubte und sah dann auf das Lenkrad.
„Ich hoffe dass du ihm dann auch darüber informieren wolltest dass du gestern fast rückfällig geworden wärst. Dann kann er seine Meinung nämlich über uns beide ändern." Meinte sie. Ich schüttelte frustriert den Kopf. „Ich muss doch mit irgendjemanden darüber reden. Mit dir kann ich das nicht und ansonsten .. habe ich doch keinen. Ich könnte natürlich mit Jolie darüber sprechen, aber das wäre doch wohl noch schlimmer." Sagte ich.
„Ja, das wäre es." Sie schluckte hart. „Es tut mir leid, aber ich komm damit nicht klar. Damit das du an meiner Schachtel warst, damit das du mir irgendwelche Sachen vorwirfst und auch nicht damit das ich sie wegkippen musste." Jetzt sah sie mich wieder an.
„Aber so ist es doch besser. Das sie weg sind, meine ich." Versuchte ich es. „Ja, damit hast du recht. Ich weiß dass es besser ist, aber trotzdem fühlt es sich für mich nicht richtig an. Ich weiß dass das total bescheuert und verkorkst ist. Ich weiß doch auch nicht was ich machen soll." Meinte sie dann.
„Mit jemandem reden? Vielleicht mit mir? Oder mit Jolie? Du meinst doch immer dass man sich jemandem anvertrauen muss. Warum befolgst du dann nicht deine eigenen Ratschläge?" Fragte ich. Und mir war durchaus bewusst dass das zwei verschiedene Paar Schuhe waren.
Sie zuckte mit den Schultern. „Wie wäre es .. du und ich .. wenn wir zu einem Treffen gehen?" Ihre Stimm klang vorsichtig und gebrechlich. Ich schüttelte sofort den Kopf. „Nein, bestimmt nicht." Sagte ich. „Wenn du das möchtest dann ist das okay, aber ich brauch das nicht. Ich komm auch so klar. Trotzdem .. ist es schön das du dir darüber Gedanken machst." Ich knetete meine Knie.
Gloria startete den Wagen und fuhr los.
DU LIEST GERADE
You are my Solution [manxman]
Romance• Band 1: You are my Problem • Band 2: You are my Solution Noah, Finley und Aubrey sind erwachsen geworden und mit ihnen auch die Probleme. Noah lebt in einer anderen Stadt, weit genug weg um nichts von den anderen mitzubekommen. Die Zeit würde s...