Kapitel 64

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*Finley POV*

„Leg dich hin." Ich hatte mich aufrecht im Bett hingesetzt und beobachtete Noah dabei wie er im Zimmer hin und her tigerte. Es war dunkel draußen, wäre es in meinem Zimmer auch, wenn da die kleine Lampe auf meinem Nachttisch nicht wäre die uns warmes Licht spendete.

Noah ignorierte mich. Wie auch sonst fast den ganzen Abend über. Als wir noch bei Jacob und Poppy waren hat er, nachdem er Jolie so angegangen war, nur noch im Sessel gehockt und vor sich hingestarrt. Ein Anblick der mich komplett fertig gemacht hatte.

Und egal was ich versucht hatte, oder auch egal was Jacob versucht hatte, Noah hatte nicht mit uns geredet, jeder Versuch ihn ins Gespräch mit einzubinden ist gescheitert. Auch als es darum ging das ja irgendwer zum Bestatter müsste und Jolie das auf keinen Fall alleine machen wollte hat er sich enthalten. Auch als ich gemeint hatte das er Gloria am besten kannte hatte er nur gemeint das er einfach nicht will.

Also würde ich mit Jolie gleich am Montag zum Bestatter gehen und nebenbei hoffte ich das Noah doch noch die Kraft finden würde damit er mitkommen konnte, wenn nicht dann war es eben so, aber ich hatte die Befürchtung das Noah das am Ende bereuen würde.

„Würdest du dich jetzt bitte hinlegen?" Meine Stimme kam forscher über meine Lippen als ich es beabsichtigt hatte, zwar bereute ich es daraufhin gleich, war aber auch teilweise froh darüber, denn endlich war Noah stehen geblieben und sah mich.

„Hör auf mich anzuschnauzen." Murrte er, seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt, aber das was er da machte sah schon fast schmerzhaft aus. Ich konnte sehen wie er all seine Arm Muskeln anspannte und sich die Knöchel an seiner Hand weiß verfärbten. „Das tue ich nicht. Jetzt komm bitte her." Darauf bedachte meine Stimme sanft und beruhigend klingend zu lassen, wank ich ihn zu mir.

Ich lag schon im Bett, nur in Boxershorts. Noah lag auch schon mal im Bett, aber dann war er aufgestanden. Und ich wusste einfach nicht was ich machen sollte. Zwar versuchte ich für ihn da zu sein, aber Noah blockte alles ab, was verständlich war. Ich wäre in dieser Situation sicher nicht anders.

Aber meinen Freund so zu sehen bereitete mir Unbehagen und Schmerzen.

Noah seufzte tief, entknotete seine Arme und kam dann zurück zum Bett und schlüpfte unter die Decke. Und meinen Blick hatte ich die ganze Zeit auf ihn gerichtet. Es könnte ja sein das wenn ich mal nicht hinsehe, das denn irgendwas passiert.

„Hör auf mich an zu sehen." Kam auch prompt Noahs Antwort im giftigen Tonfall. „Die ganze Zeit schaust du mich an und das nervt mich einfach nur." Fügte er noch mit an ehe er sich auf die Seite drehte, mit dem Rücken zu mir. Auch wenn ich wusste das Noah das im Endeffekt überhaupt nicht so meinte, konnte ich nicht verhindern das es mir für einen kurzen Moment trotzdem weh tat.

Ich schluckte hart und drehte mich ebenfalls auf die Seite, aber so dass ich auf Noahs Hinterkopf starrte. Vorher hatte ich aber die Lampe ausgemacht in der Hoffnung das Noah jetzt liegen bleiben würde. Jacob meinte dass ich vielleicht einen Arzt rufen sollte, aber war das wirklich die Lösung?

Noah trauerte und wie man trauerte war von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Und das hier schien nun mal Noahs Art zu sein, aber gab es da überhaupt eine bestimmte Art? War das hier Noah spezifisch? Bei Jolie hätte ich auch nie gedacht dass ich sie jemals so viel Tränen weinen sehen würde, weil Jolie immer stark rüber kam und taff. Aber der Verlust eines geliebten Menschen setzt normale Verhaltensweisen außer Kraft.

Kaum war etwas Ruhe eingekehrt hatte sich Noah ruckartig aufgesetzt. Sofort saß ich auch wieder gerade in meinem Bett und hatte die kleine Lampe angemacht. „Noah..." Hauchte ich. Das ich einfach so gar nichts machen konnte regte mich auf. Dafür konnte er ja nichts und ich auch nicht. Ich würde Noah ja auch einfach machen lassen, seiner Trauer freien Lauf lassen, aber dafür hatte ich viel zu viel Sorge dass er irgendeinen Blödsinn anstellt.

Was nicht der Fall sein musste, aber dafür hatte Noah an sich aber schon viel zu viel durchgemacht. Und er war trockener Alkoholiker, was ist wenn er einen Rückfall erleidet? Er hat damals schon viel mit Alkohol betäubt, was ist wenn er das jetzt auch machen möchte? Nicht das ich Noah so etwas von vornherein zu traue.

Das muss auch auf keinen Fall eintreffen, mir wäre es lieber wenn es nicht passiert. Aber um mich geht es nicht, es geht um Noah. Und darum das Noah das hier übersteht. Nur hoffe ich auch dass er weiß dass ich da bin. Und das er nicht alleine ist, auch wenn es sich so anfühlt.

Unruhig schob er seine Beine aus dem Bett und stellte sich hin. „Was ist?" Fragte ich vorsichtig nach. Seine ganze Haltung war angespannt. „Ich kann nicht schlafen. Ich glaube ... ich kann das nicht. Ich brauche ... ich .. das geht so nicht. Ich muss ..." Hastig ging er zur Tür und öffnete sie. Kurze Zeit später stand ich auch auf und wollte ihm gerade hinter her, aber er war selber stehen geblieben.

Jetzt machte er ein paar Schritte rückwärts. Vulkan hatte wohl vor der Tür gelegen und kam nun ins Zimmer herein getapst. Noah beobachtete ihn dabei wie Vulkan ins Bett hüpfte und sich hinsetzte. Vulkan sah sowohl mich als auch Noah erwartungsvoll an.

Als wir noch bei Poppy und Jacob waren hatte ich Noahs Mutter angerufen ob sie sich um Lillian kümmern könnte und ich hatte ihr auch erklärt was heute passiert sei. Sofort hatte sie zugestimmt. Aubrey hatte ich auch informiert, sie war ja schließlich Lillian Mutter, aber sie hatte nichts dagegen.

Als wir bei mir zu Hause angekommen waren hatte Noah sich sofort in meinem Zimmer verschanzt. Ich hatte mich um Aubrey und dann auch Vulkan gekümmert, der nur vor meiner Zimmertür gelauert und darauf gewartet hatte das Noah wohl endlich auskam. Was er nicht tat.

Jedes Mal wenn ich im Zimmer war hatte er auf dem Bett gesessen, hatte sich gerade ins Bett gesetzt oder war aufgestanden. Zwar wollte ich mich zu ihm setzen aber das hat er vehement abgelehnt und bedrängen wollte ich ihn natürlich auch nicht, also hatte ich ihn wieder alleine gelassen.

Vulkan saß nun bei mir im Bett und schabte mit seiner Pfote auf der Bettdecke herum und sah Noah dabei so an. „Er will wohl dass du dich hinlegst." Meinte ich dann und schloss die Tür wieder. „Meinst du?" Fragte Noah und sein Blick war auf Vulkan gerichtet. „Was weiß er schon .." Schob er mit an.

„Glaub mir, Vulkan weiß das schon." Langsam ging ich zu meiner Seite des Bettes und setzte mich rein. Während Noah zum Bett ging sah der die ganze Zeit Vulkan an, kurz bevor er sich hinsetzte machte Vulkan Platz und ging zum Fußende.

Noah machte seine Beine unter die Decke und zog sich die bis zum Kinn, jetzt schritt Vulkan wieder auf Noah zu, aber anstatt das er zwischen mir und Noah ging wo genug Platz war, ging er auf Noahs Seite nah am Bettrand. Dadurch musste Noah näher an mich heran rutschen.

Nun lagen Noah und ich auf meiner Seite und Vulkan hat fast komplett Noahs Seite alleine eingenommen.

„Und nun?" Fragte Noah mich, auch wenn er genervt klang sah ich trotzdem dass sich seine ganze Körperhaltung entspannte und auch sein Blick war nicht mehr ganz so anteilnahmslos. „Nun schlafen wir." Murmelte ich leise und kuschelte mich unter die Decke. Noah wirtschaftete noch etwas mit seiner ehe er sie von seinem Körper schubste und ich hören konnte wie sie zu Boden fiel.

Kurz darauf war Noah unter meine Decke geschlüpft.

Ich legte versuchshalber meinen Arm unter seine Schulter und er ließ es zu, er rutschte sogar ganz dicht an mich heran und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Vulkan sich an Noahs Rücken drängte, seine vier Beine von sich streckte und sich ziemlich breit machte.

Meine Lippen drückte ich auf Noahs Haaransatz. Er seufzte tief und legte seinen Arm um meine Brust.

„Warum nicht gleich so, mh?" Fragte ich leise und schnaubte amüsiert. „Vulkan ist viel überzeugender als du." Antwortete Noah im Flüsterton. „Na toll." Murrte ich und leckte mir über die trockenen Lippen. „Keine Sorge, ich liebe dich trotzdem ..." In seinem Ton Schwang etwas mit. Reue? Schuld?

„Noah.." Fing ich an, aber er unterbrach mich und sagte: „Es tut mir leid. Wie ich heute zu dir bin. Und ich-.." Jetzt unterbrach ich ihn. „Ist okay, ich weiß das du es nicht so meinst. Du trauerst, Noah. Versuch jetzt zu schlafen." Ich drückte wieder meine Lippen auf seinen Haaransatz. „Ich liebe dich auch." Murmelte ich. 

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