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Durch eine sanfte Berührung auf meiner Wange werde ich geweckt und sobald ich meine Augen öffne, fällt mein Blick auf ein viel zu bekanntes Gesicht.
Für eine Millisekunde erstarre ich vor Angst, bevor ich mich genervt zurück in meine Kissen fallen lasse.

,,Kann ich nicht mal in Ruhe schlafen?'', frage ich ihn und setze mich auf.
,,Es tut mir leid, mein Schatz.
Aber deine Eltern sitzen schon mit dem Kleinen unten und frühstücken.
Geh zu ihnen, es etwas und ich lasse uns schon mal ein Bad ein.
Wünsch ihnen viel Spaß von mir, okay?'', sagt er liebevoll und verschwindet ins Badezimmer.

Verwirrt sehe ich ihm hinterher und steige dann aus dem Bett.
Was zur Hölle ist hier los?
Zögerlich folge ich den leisen Stimmen, die von unten nach oben dringen und komme in einer mir fremden Küche an.
Dort sitzen meine Mutter, mein Vater und ein kleiner Junge zusammen um einen runden Tisch.
Oh mein...
,,Mama!'', ruft der Junge sobald er mich sieht und rennt auf mich zu.
Meine Augen weiten sich vor Schock,aber sieht mich so erwartungsvoll an, dass ich einfach mitspielen muss.
,,Hi'', begrüße ich ihn vorsichtig und sehe alle ungläubig an.

,,Was ist hier los?'', frage ich und nehme den Jungen auf meinen Arm.
Wieso mache ich das?
Ich kenne ihn doch gar nicht.
,,Lupita, heute gehen wir mit ihm in den Park, damit du und Samuel einen freien Tag habt'', antwortet meine Mutter und umarmt mich.
,,Mamá, wie kannst du hier sein?
Und wo ist Rider?'', frage ich weiterhin verwirrt.
,,Deine Mutter hat ihren Termin abgesagt und dein Bruder ist doch in Kolumbien bei eurer Abuela.
Alles okay, mi amor?
Du siehst etwas blass aus", fragt mein Vater liebevoll und streckt seine Hand nach meinem Gesicht aus.

Angst schießt durch meinen Körper und ich mache panisch einen Schritt von ihm weg, weswegen der die Stirn runzelt.
,,Lupita, ist wirklich alles..."
,,Nein, nein...also ja.
Alles gut.
I-Ich bin nur müde", unterbreche ich meine Mutter stotternd.
Nicht hiervon ist echt, Lupe!
Lass dich nicht täuschen.
,,Baby, das Wasser wird kalt!'', ruft Samuel von oben, was mich aufschreckt.
,, Das ist unser Zeichen zu gehen"
Und jetzt bleibe ich alleine mit Samuel?!
,,Na dann wünschen wir euch viel Spaß'', murmele ich und gebe dem kleinen Jungen einen Kuss auf die Stirn, dann setzte ich ihn wieder auf dem Boden ab.
Galle steigt mir im Hals hoch und ich sehe meine Familie ein letztes Mal, bevor ich nach oben zum nächsten Badezimmer sprinte.

Leider ist es das, in dem sich auch Samuel befindet.
Und bevor ich flüchten kann, zieht er mich am Handgelenk an seine Brust und vergräbt seine Nase in meinem Haar.
Verängstigt kneife ich die Augen zusammen und versuche mein aufkommendes Zittern unter Kontrolle zu behalten.
,,Te ves hermosa'', flüstert mir Samuel von hinten ins Ohr, dann stellt er sich vor mich
(Du siehst wunderschön aus).
Seine strahlenden Augen sehen in meine tränenden und er lächelt mich beruhigend an, was bei mir das Gegenteil bewirkt.
,,Ich liebe dich'', haucht er und legt sanft seine Lippen auf meine.

Erschrocken reiße ich die Augen auf und erstarre.
Ich muss hier weg!
Als er sich wieder von mir löst, sehe ich ihn überfordert an und beginne langsam meinen Kopf zu schütteln.
,,D-Das ist nicht real'', flüstere ich und sehe auf die Wanne hinter ihm.
Sie ist mit Rosenblättern dekoriert und ein süßlicher Duft geht von ihr aus.
,,Ich weiß, dass ich in letzter Zeit oft arbeiten war, aber glaub mir, meine Zuneigung ist real'', sagt er und will meine Hand nehmen.

Überfordert trete ich einen Schritt zurück und wische mir die Tränen von den Wangen.
,,Nein, das hier...das ist nicht real.
Es kann nicht echt sein.
Mamá ist tot, wir haben kein Kind und Papá liebt mich nicht.
D-Du auch nicht.
Samuel, du hast unser Kind aus mir raus geprügelt und mich misshandelt!'', sage ich panisch und verwirrt zugleich.

the loneliness is my mate I - where it all beganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt