81

1.4K 69 4
                                    

Ich hatte mit Emilia den ganzen Morgen ''gelernt'' und ich musste zugeben, dass sie die perfekte Schülerin ist. Sie war wie ein Schwamm, der jeden Tropfen Wasser aufsaugte. Man sah ihr an, dass sie sich wohl fühlte und ich wünschte, dass es jedem so gehen könnte. Sie hatte ihren Durst schon unter Kontrolle und wusste wie man Menschen manipuliert. Sie kennt all ihre Stärken und Schwächen, sie weiß von wem sie sich fernhalten sollte und sie hat kein Problem mit der Erschaffungsbindung. Ein mal ertappte ich mich dabei, wie ich einen Fehler bei ihr suchte. Keiner kann so perfekt sein...doch ich fand nichts, noch nicht.

Wir sind gerade dabei zu testen wie stark sie ist als mein Handy vibriert. ,,Entschuldige mich kurz'', murmele ich und nehme den Anruf an. ,,Wem soll ich jetzt wieder helfen?'', frage ich ohne nachgesehen zu haben wer mich überhaupt anruft. ,,Hallo Bestie'', ertönt eine Stimme, die ich schon lange nicht mehr gehört habe. ,,Bekah?'', frage ich ungläubig. ,,Die einzig wahre'', sagt sie stolz und ich muss etwas lächeln. ,,Hat Klaus...'' ,,...mir den Dolch aus dem Herz gezogen bevor ich verrotte? Nein. April hat mir den Gefallen getan und jetzt wo ich frei bin werde ich ein paar alte Freunde besuchen. Willst du mitkommen?'', unterbricht sie mich. Ich sehe zu Emilia und sie nickt. ,,Wann und wo?'', frage ich und ziehe die High Heels wieder an. ,,Nach der Trauerfeier. Bibliothek der Mystic Falls High. Bis dann'', sagt sie und legt auf. ,,War das die berühmte Rebekah Mikaelson?'', fragt Emilia neugierig. ,,Ja und du wirst dich von ihr fernhalten, von allen Mikaelsons. Bleib erstmal hier und studiere das Buch. Ruf mich an, wenn du alles weißt'', sage ich ernst und sie nickt. ,,Ich freue mich schon'', sagt sie lächelnd und ich schüttele den Kopf. ,,Bis dann'', verabschiede ich mich und verlasse ihr Haus. Draußen steige ich dann in mein Auto und fahre zur Schule.


Der Parkplatz ist voll und deswegen parke ich einfach in einer Seitenstraße, dann steige ich aus und laufe rüber zur Sporthalle. Als ich die Türen öffne kommt mir direkt die stickige Luft entgegen und ich fühle mich als würde ich mich gleich übergeben. ,,Dios mío'', murmele ich angewidert und quetsche mich in die volle Halle. Liz Forbes hält gerade eine Rede für Bürgermeisterin Lockwood und alle sehen gebannt nach vorne. Einige Tränen fließen und ich beginne mich schlecht zu fühlen. Sie alle denken Carol sei ertrunken, dabei hat Klaus sie vor meinen Augen ertränkt und ich konnte nichts tun. ,,Jetzt bitte ich die zwei diesjährigen Miss Mystic Falls Gewinnerinnen ein paar Worte zu sagen'' Plötzlich sind alle Blicke auf April und mich gerichtet. Jetzt fühle ich mich richtig unwohl. April macht sich direkt auf den Weg nach vorne und ich...ich stehe hier wie ein Idiot. ,,Na los...Carol hätte es so gewollt'', sagt eine weinende Frau neben mir. Ich will sterben... Ich nicke und laufe nach vorne. Jeder sieht zu uns runter und ich lasse meinen Blick durch die Menge schweifen.

Auf einmal entdecke ich Tyler neben Caroline. Sollte er nicht auf der Flucht sein? Er versucht nicht zu weinen, doch ich sehe seinen Schmerz. ,,Tyler es tut mir so leid'', flüstere ich damit es nur die Vampire und Hybride in diesem Raum hören können. ,,Du konntest nichts dafür'', antwortet Caroline, da Tyler wohl nicht konnte. ,,Penelope du bist dran'', flüstert April mir zu und ich sehe sie etwas verwirrt an. ,,Deine Rede'', erinnert sie mich und ich nicke. Wann hat sie bitte eine Rede gehalten?  Nervös stelle ich mich hinters Podium und richte das Mikrofon. Ich kotze gleich. Klaus hätte das sicher Spaß gemacht mich so zu sehen. 

,,Ich werde nicht wie die anderen erzählen was für ein guter Mensch Carol Lockwood war, denn ich kannte sie kaum'', beginne ich zu reden. Gemurmel geht durch die Reihen und ich versuche angestrengt nicht hinzuhören. ,,Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich jetzt tun oder sagen soll und deshalb werde ich ihnen erzählen was meine Mutter jetzt gesagt hätte. Sie hätte mir geraten jemanden zu finden mit dem ich gemeinsam trauern kann. Sie hätte mir geraten meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und das rate ich ihnen allen. Carol mag zwar nicht mehr bei uns sein, doch in unseren Herzen bleibt sie für immer bestehen...Sie würde wollen, dass wir ihren Traum von einem friedlichen Mystic Falls weiterführen. Sie würde wollen, dass Tyler weitermacht und glücklich wird'', rede ich weiter.

 Es ist plötzlich ganz still geworden und alle hören mir zu. Ab und zu nickt jemand oder wischt sich die Tränen weg. ,,Ich bin mir sicher, dass Carol jetzt bei ihrem Mann ist. Sie sind wieder zusammen und können nun endlich ihren Frieden finden...Hierzu fällt mir etwas ein was an der Beerdigung meiner Mutter gesagt wurde: La muerte debe ser tan hermosa. Para recostarse en la suave tierra marrón, con las hierbas ondeando por encima de la cabeza, y escuchar el silencio. No tener ayer, y no mañana. Olvidar el tiempo, olvidar la vida, estar en paz...Ich war noch ein Kind und habe nicht verstanden was das bedeuten solle, doch jetzt macht es Sinn. Es heißt so viel wie: Der Tod muss so schön sein. In der weichen braunen Erde zu liegen, mit den Kräutern über dem Kopf der Stille lauschen. Es gibt kein gestern und kein morgen. Nur dich und die Natur. Vergiss die Zeit, vergiss das Leben, sei in Frieden...Wir werden Carol nie vergessen'', beende ich meine Rede und trete weg vom Mikrofon. 

Langsam gehe ich zurück zur Menge und sehe wie Elena verwirrt nach draußen läuft. Es geht los. Unauffällig laufe ich aus der Halle und suche die Bibliothek. Es dauert etwas bis ich sie gefunden habe, doch am Ende erreichte ich sie. Mit einem Ruck öffne ich die schwere Tür und trete ein. Das Klacken der High Heels auf dem Boden ist deutlich zu hören. ,,Rebekah?'', rufe ich durch den Raum und gehe um die Ecke. Dort sitzen Elena und April an einem Tisch. Zwei Stühle sind noch frei. ,,Na endlich. Ich dachte schon deine Rede endet nie'', sagt sie direkt hinter mir und ich drehe mich um. Sofort ziehe ich sie in eine feste Umarmung und atme ihren Duft ein. Nach ca. 2 Minuten lösen wir uns wieder voneinander und ich gehe auf den Tisch zu. 

Erst jetzt sieht Elena auf und als sie mich sieht steht sie auf. ,,Hab ich gesagt, dass du dich bewegen darfst?'', fragt Rebekah und ich kann ihren Hass deutlich raus hören. Elena setzt sich wieder und sieht wieder zu Boden. Verwirrt sehe ich erst Elena, April und dann Rebekah an. ,,Was geht hier ab?'', frage ich und deute auf den braunhaarigen Vampir vor mir. ,,Ich denke wir sollten warten bis unsere anderen Gäste da sind'', sagt Rebekah und schließt kurz die Augen. ,,Da kommen sie ja. Ich schnappe mir Caroline und du nimmst Stefan'', sagt sie jetzt lächelnd. ,,Bitte tu Caroline nicht weh'', bitte ich sie. ,,Das kommt ganz auf sie an'', antwortet sie und verschwindet dann.


the loneliness is my mate I - where it all beganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt