Kapitel 5

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Am nächsten morgen beim Frühstück kommt mein Alex ganz langsam zu mir, drückt mir ein Kuss auf mein Kopf und gähnt sofort dabei. Es wurde gestern Abend noch sehr spät bis wir von Oberhausen zurück kamen und wie sollte es sein, ich hatte Hunger und wir waren noch bei einem Burgerladen wo ich direkt zwei Portionen  Pommes ein Fischburger und ein Milchshake verdrückte. Alex schaut mich immer sehr verwundert an, weil er nicht versteht wie ich soviel an einem Tag verdrücken kann. Alex dehnt und streckt sich vor dem Küchenfenster und schaut hinaus.

Tilla: ist mein Schatz noch müde?

Alex: so wie du heute Nacht gestrampelt und dich breit gemacht hast, konnte ich kaum schlafen! Ich glaube wir sollten unbedingt ein größeres Bett für unsere neue Wohnung kaufen!

Tilla: möchtest du mir sagen, ich bin fett?

Alex: nein, nein niemals, ich finde wir brauchen mehr Platz für uns und irgendwann für unser Sonnenschein!

Tilla: ich liebe mein Bett!

Ich schau ihn bedröppelt an, ich liebe es doch in einem nicht zu großen Bett zu schlafen, ich liebe es wenn man eng aneinander gekuschelt schlafen muss! Sobald ein größeres Bett da ist, entsteht automatisch eine Distanz im Bett und jeder findet es auf einmal schön, Platz zum schlafen zuhaben! Außerdem lag es nicht am Bett, es war der Traum der mich heute Nacht unruhig schlafen lies! Ich habe seit Ewigkeiten von Roman geträumt! Die Begegnung von gestern hat mich in meinem Unterbewusstsein sehr beschäftigt, es war doch merkwürdiger ihn wiederzusehen als ich gedacht habe! Natürlich kann ich das jetzt Alex nicht sagen, er würde es falsch verstehen.

Da ich seit Wochen sehr emotional bin und fast bei jedem bisschen anfange zu weinen, auch wenn es keinen Grund dafür gibt, schießen mir auch jetzt, Tränen in die Augen! Alex sieht mich verzweifelt an, kommt zu mir, nimmt mein Gesicht in seine Hände „nein, bloß nicht weinen! Wir kaufen kein neues Bett, es bleibt so wie es ist! Bloß jetzt nicht weinen!" sagt er hektisch. Ich schniefe ein paar mal und mit geknickten Lippen, presse ich ein „okay, kein Bett! Ich mag deine Nähe bei mir! Ich werde aufpassen das ich dich nicht beim schlafen störe", „nein mein Schatz, du musst nicht aufpassen, das war jetzt auch total übertrieben von mir, es tut mir leid!" sagt er und Küsst mich. Stimmt es war übertrieben, sonst kann es ihm nicht eng genug sein und nur weil er einmal unruhig geschlafen hat, müssen wir doch nicht gleich ein neues Bett kaufen! Alex und ich Frühstücken miteinander, draußen gießt es wie aus Eimern, das Wasser spiegelt meine heutige Stimmung!

Ich liege auf der Couch, Alex sitz vor meinen Füßen, währende er sie massiert, schaut er auf den Fernsehern und guckt sich Formel eins an. Ich verstehe diesen Sport einfach nich, da fahren Männer mit ihren Autos eine Runde nach der anderen und versuchen sich zu überholen!. Ich erkenne weder eine Spannung noch ein Sinn in diesem Sport, unter Sport verstehe ich ganz was anderes! Meine Gedanken sind eh ganz wo anders! Das ich gestern Roman gesehen habe und sein Blick wie er mein Bauch betrachtete, war für mich irgendwie unangenehm! Ich wollte nie so schnell ein Baby, das weiß er, jetzt muss er wohl denken das es an ihm lag und nicht das diese Schwangerschaft, auch wenn es sich dem Kind gegenüber nicht schön anhört, einfach ein Versehen, ein Unfall war! Mittlerweile freue ich mich darüber, aber es zu verstehen und zu akzeptieren hat eine Weile gedauert! Ich wollte ein Umbruch in meinem Leben und habe den größten Umbruch bekommen, den ich mir jemals vorgestellt hätte . Ich höre ein dumpfes „Tilla, Tilla..." erschrocken von meinen Gedanken gelöst, schaue ich mein Freund an.

Alex: Schatz wo sind deine Gedanken?

Tilla: ich habe an unser Baby gedacht!

Alex: wirklich? Ich hatte eher das Gefühl, du denkst über was anderes nach!.

Tilla: ich dachte nur das unser Baby eine wirklich große Überraschung ist und das ich mich wirklich drauf freue!

Alex: der Mann gestern, das war doch dein Exfreund?

Tilla: ja war er! Ich habe ihn seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen!

Alex: warum habt ihr euch damals getrennt?

Tilla: Zeitmangel, auseinandergelebt, unsere Vorstellungen von der Zukunft waren nicht einstimmig!

Alex: sich endliebt?

Till: das nicht unbedingt, aus Respekt dem anderen gegenüber, war es die Beste Entscheidung!

Alex: das hört sich merkwürdig an, man liebt sich, trennt sich trotzdem?

Till: Schatz das ist wirklich nicht so einfach zu erklären! Es ist halt so gekommen und das war es dann auch!

Alex: verstehe!

Alex schaut mich merkwürdig an und dann lächelt er und streichelt mein Bauch, was von unserem Kind belohnt wird und es sich mit Bewegungen zeigt.

Dieses endlieben kam später, man gewöhnt sich daran, dass dieser eine Mensch einfach nicht mehr ein Teil von einem ist! Es gibt Phasen der Trauer, des vermissens, man zweifelt an der Richtigkeit der getroffenen Entscheidung, aber man kämpft für sich selber, weil es einfach nicht mehr passte!

(Zwei Wochen später)

Ich habe ein Auftrag in Dortmund, das letzte mal war ich mit Ellen vor einem halben Jahr hier. Ich mag Dortmund und komme sehr gerne hierher zurück, ich hatte eine schöne Zeit hier, viele Erinnerungen die einen prägten! Nachdem ich den ganzen Vormittag beim Kunden verbracht habe und das Kantinenessen nicht so schmackhaft war, habe ich richtig Appetit auf Kuchen. Gegen Mittag beschließe ich meinem Arbeitstag zu beenden und in meinen alten Lieblings Café zugehen, um ein Riesen Stück Käsekuchen zu mir zunehmen. Der Herbst deutet sich langsam an, kein goldener Herbst ist sichtbar, sondern so ein richtig fieser regnerisch anhaltender Herbst. Es schifft in Kübeln, einen kurzen Moment überlege ich, ob ich es wirklich wagen sollte nass zu werden und auf den Kuchen zu verzichten. Aber bei dem Gedanken von Käsekuchen und heißer Schokolade zieht sich alles in meinem Mund zusammen. Da geht jetzt kein Weg dran vorbei, ich werde Käsekuchen zu mir nehmen, egal zu welchem Preis und wenn ich nass werde, ist es auch egal. Ich parke mein Auto so nah wie möglich, stülpe meinem Mantel über mein Kopf, Ich steige aus und sprinte so gut es mir möglich ist, Richtung Café. Ich konzentriere mich auf meine Füße und richte mein Blick eher auf den Boden, damit ich bloß nich ausrutsche auf dem Laub, ab und zu blicke ich Richtung Café, damit ich auch die richtige Richtung einschlage. Als ich vor der Tür stehe, kann ich förmlich den Kuchen schon schmecken und drücke die schwere Tür auf, die plötzlich viel zu leicht und viel zu schnell aufgeht, da ich dieses Café von früher kenne und weiß das man Kraft aufwenden muss um sie zu öffnen, bin ich verwundert! Ich falle fast schon rein, als ich eine Hand an meinem Arm spüre die mich festhält, sofort schaue ich durch mein Mantel nach oben. „Roman" kommt verblüfft aus meinem Mund, er lächelt mich an, während er mich noch festhält. Ich gehe in das Café rein, nimm mein Mantel von meinem Kopf und versuche mein jetzt ziemlich nasses  lockiges Haar, aus meinem Gesicht zu befreien. Roman steht immer noch vor mir und lächelt, als dank lächle ich zurück.

Roman: wir sehen uns über zwei Jahre nicht und plötzlich innerhalb von zwei Wochen, zweimal!.

Tilla: stimmt, irgendwie merkwürdig! Danke das du mir die Tür aufgemacht hast.

Roman: gerne, ich sah nur ein Mantel was in diese Richtung kam und ich dachte mir, ich mach mal lieber die Tür auf!

Tilla: wolltest du gehen?

Roman: ich bin auch gerade gekommen!

Tilla: ich hatte so Lust auf diesen Käsekuchen und musste unbedingt kommen.

Roman: den mochtest du schon immer!

Tilla: hast du Zeit und Lust auf Käsekuchen mit mir?

Roman: sehr gerne!

Roman blickt durch den Raum und entdeckt ganz hinten in der Ecke die letzten zwei freien Plätze, er nimmt mir mein Mantel ab, hängt ihn auf der Garderobe auf und wir gehen zu dem Platz. Die Bedienung kommt, fragt nach unseren Wünschen. Ich bestelle ein Käsekuchen und eine heisse Schokolade, Roman nimmt auch ein Stück Käsekuchen und ein Kaffee. Die Bedienung geht zurück und unsere Blicke mit Roman treffen sich plötzlich sehr intensiv ohne das einer wegschaut, keiner von uns sagt was. Bis er sein Blick zum Fenster wendet „was für ein Wetter" murmelt er und streift mit seiner Hand durch seine Haare...

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