Kapitel 60

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„Happy Birthday, Happy Birthday, Happy Birthday liebe Mama" mit einem Geburtstagslied werde ich geweckt. Tatsächlich habe ich ja heute Geburtstag, ich bin im ersten Moment etwas verwirrt, ich weiß die ganze Zeit garnicht, was für ein Datum wir haben, geschweige was für ein Wochentag, hier ticken die Uhren anders, ohne Zeiger, ohne Zahlen, ohne Daten. Ich öffne meine Augen, vor mir Ben noch verschlafen, Roman total strubbelig so wie ich es am liebsten haben, in einer Hand hat er Ben und in der anderen ein kleines Törtchen mit einer Kerze. „Auspusten" vordere er mich auf, was ich dann auch mache, direkt kommt die nächste Frage „hast du dir was gewünscht?", ich schau Roman an „eigentlich habe ich alles was ich mir wünsche" antworte ich ihm, aber dann schließe ich meine Augen und wünsche mir, nie wieder ohne sie zu sein. Ich nehme Ben zu mir, der schon ganz ungeduldig zu mir möchte, ich bekomme ein Geburtstagsküsschen mit viel Sabber von ihm, dann ist Roman dran, der genauso ungeduldig auf ein Kuss wartet. Er verdeckt mit seiner Hand, Ben sein Gesicht und küsst mich, immer und immer wieder „alles gute zum Geburtstag Tilla" flüstert er und Ben schnickt Romans Hand weg, weil er überhaupt nicht damit einverstanden ist, was Roman mit ihm macht. Roman schaut Ben an und sagt „Kuckuck" und schon lacht Ben weil es plötzlich ein Spiel für ihn wird. Roman bückt sich und holt ein Geschenk was auf dem Boden neben dem Bett liegt. Er fordert mich auf „auspacken" überrascht schau ich ihn an und etwas überfordert stottere ich „wie, wann und wo hast du es besorgt?" frag ich ihn mit großen Augen, Roman fängt laut an zu lachen „frag lieber nicht, du hast mich kaum alleine gelassen! Aber es war in Stockholm, wo Ben plötzlich so unruhig wurde und du mit ihm durch die Gegend gelaufen bist. Ich war für ein paar Minuten alleine und habe geschaut ob ich was finde. Es ist eine Kleinigkeit, nichts weltbewegendes, ich würde dir gerne mehr schenken, aber ich hoffe es gefällt dir trotzdem" sagt er etwas zurückhalten und spielt nervös mit seinen Fingern „es ist perfekt" antworte ich ihm. „Du hast es noch nicht einmal ausgepackt, wie kannst du das sagen?" sagt er und ich antworte ihm sofort „es kommt von Herzen, also ist es perfekt" bedanke ich mich mit einem Kuss bei ihm, vor Ben seinen ungewollten blicken. „Pack es aus" fordert er mich auf, mein Päckchen ist in Zeitungspapier eingepackt, was ich besonders süß finde, er hat natürlich kein Geschenkpapier gehabt, aber das ist auch ziemlich unwichtig. Ich öffne mein Päckchen langsam unter Beobachtung von Ben und Roman aus, zum Vorschein kommt ein Buch mit der Aufschrift „memories" ich öffne es und in der ersten Seite ist ein Bild von uns dreien, was wir an dem Konzert Abend gemacht hatten, es hing die ganze Zeit an der Wand bei all den anderen vielen Bildern. Jetzt hängt es nicht mehr da und mir ist es noch nicht einmal aufgefallen, das Bild war ein Symbol für den Neuanfang und nun ist es hier im Buch, ich schaue weiter und sehe nur leere Seiten. Ich schaue zu Roman und er beobachtet mich neugierig „ich dachte mir" fängt er an und holt noch einmal Luft bevor er weiter spricht „ich dachte mir das ist unser Buch für unsere Geschichten, ich wünsche mir das wir unsere Erinnerungen, Abendteuer und Erlebnis hier reinschreiben, die Seiten sollen gefüllt werden. Nicht nur gute Geschichten, sondern auch die Rückschläge, die nicht so guten Geschichten, das wir es uns durchlesen und draus lernen können! Verstehst du, unsere gemeinsame Zukunft soll hier verewigt werden! Und ich verspreche dir eins, wir werden es füllen! Ich verspreche dir auch, das wir egal was kommt wenn wir zuhause sind, es gemeinsam meistern werden, langsam und in deinem gewünschten Tackt, dass es von Anfang an richtig läuft." sagt er mit immer leiser werdender Stimme. Ich kann es nicht mehr bei seinen Worten aufhalten, meine Augen füllen sich, so gerührt bin ich und einzelne Tränen laufen meine Wangen hinab. „Hey, nicht weinen, das wollte ich jetzt nicht damit bewirken" sagt er etwas überfordert, ich drücke mich an ihn „es ist perfekt!" sag ich und küsse ihn, diesmal schaut Ben einfach zu und beschwert sich nicht über mein Gefühlsausbruch.

„Ben hat mich gebeten Frühstück vorzubereiten, während du noch mit ihm im Bett kuscheln darfst" sagt und lächelt Roman mich knuffig an. Ich drehe mich zu meinem Sohn „so, so hat er das!" Roman nickt, als müsste er mich noch davon überzeugen. Ich Kuschel also mit Ben auf dem Bett, während er schon sein Frühstück trinken darf, Roman bereitet gut gelaunt unser Frühstück vor.

Wir befinden uns seit gestern in Deutschland an der Ostsee und morgen Vormittag fahren wir nachhause. Es ist geplant das wir Roman nach Dortmund fahren und ich direkt weiter nachhause fahre. Aber diesen letzten Tag werden wir noch in vollen Zügen genießen, wer weiß wann wir als nächstes die Zeit finden werden ,wieder solch intensiv längere Tage füreinander haben werden. Ich muss erst einmal den Wohnwagen auf Vordermann bringen, obwohl wir schon damit angefangen haben, ich muss meine Pflicht als Tochter erfüllen und zu meinen Eltern fahren, ich muss die Pflicht erfüllen und Alex seine Familie besuchen, ich muss die Pflicht erfüllen und meine beste Freundin besuchen und ich möchte zu Alex an den Grab. Ich habe es vermisst ihm nah zu sein, ich habe es vermisst ihm von Ben seinen Fortschritten zu erzählen, ihm Ben zu zeigen und über sein Grab zu streichen. Natürlich ist Alex immer irgendwie in unserer Nähe, aber dort wo ich zusehen musste, wo er in ein Loch heruntergelassen wurde, genau dort fühl ich mich ihm besonders nah! Mich graut es schon davor die aufgestapelte Post zu öffnen, Fragen und Formulare auszufüllen, zu beantworten, die seit Alex seinem Tod nie enden wollen. Den Anrufbeantworter abzuhören, die von Menschen besprochen wurden, die es immer und immer wieder versucht haben mich zu erreichen. Mein Garten sieht bestimmt schlimm aus, eigentlich hätte ich mein Vater beauftragen müssen, das er ab und zu nach dem rechten schaut, Gisela mit ihren über achtzig Jahren, wird da nicht machen können und das hätte ich auch nicht gewollt.

Der ganze Tag ist wohl von meinen Jungs geplant worden, nach dem Frühstück ging es ans Meer eine Runde die Sonne und das salzige Wasser genießen. Die Perlen die sich noch vor drei Wochen an Roman sein Körper herunter glitten und ich meine Blicke kaum von ihm abwenden konnte und ich merkwürdige Gedanken hatte, was würde ich machen, wenn es mein Mann wäre, waren wieder da. Jetzt weiß ich was ich machen würde, ich würde mit meinem Finger dem Tropfen folgen, ich würde mich zu ihm hinunterbeugen ihn küssen und ihm sagen, das ich mich auf heute Nacht freue, wenn Ben endlich schläft und ich meine Zunge genauso gleiten lassen werde, wie diese salzigen Wassertropfen über sein Körper. Er würde mich mit diesem gierigen Blick anschauen und mir zuzwinkern wie er es gerade macht!

Am späten Mittag als es zurück zum Wohnwagen geht, verabschieden wir uns offiziell vom Meer und bedanke uns für die schöne Zeit nicht nur hier, sondern auch an den anderen Stränden wo wir gemeinsam waren. Ben hat lange auf dem Badetuch am Strand geschlafen, so das er topfit ist und Action möchte. Roman möchte für uns ein letztes Mal heute Abend grillen, für mein Geburtstagsgrillen müssen wir aber noch unbedingt einkaufen. Einkaufen ist nicht gerade die Action die Ben sich vorstellt, zu seinem Glück ist in dem Einkaufszentrum wo wir hinfahren ein Bällebad. Roman geht einkaufen und ich beschäftige Ben, als eine Weile vergeht und ich mich wundere
wo Roman bleibt, gehe ich mit Ben nach ihm schauen. Wir können beobachten, wie Roman von einigen Fans erkannt wurde und Fotos mit ihm gemacht werden. Da wird mir wieder bewusst, Roman ist eine bekannte Persönlichkeit, sein Leben ist nicht einfach ein normales Leben, er steht immer irgendwie im Focus anderer, was mich zum Nachdenken bringt. Er sieht mich mit Ben, schaut uns Entschuldigend an, ich geb ihm ein Zeichen, das wir schon zum Wohnwagen laufen. Zehn Minuten später kommt er endlich zu uns, er packt die Sachen in den Kühlschrank, setzt sich hin und schaut mich an

Roman: es tut mir leid das ihr warten musstet. Aber ich konnte nicht Nein sagen!

Tilla: es muss Dir nicht leid tun, es ist okay für mich!

Roman: warum schaust du so bedrückt?

Tilla: jeder kennt dich und wenn wir gemeinsam gesehen und erkannt werden, entstehen sofort Schlagzeilen. „Roman zurück zur Ex, die ihr Mann vor wenigen Monaten verloren hat! Hat sie sofort ein Ersatzvater für ihren Sohn gesucht?"  Wir wollen wir das schaffen? Sie wissen nicht wie es in Wirklichkeit ist und keiner weiß das du mich wieder zum Leben erweckt hast! Keiner weiß doch von unserem Neuversuch Bescheid! Ich kann es auch noch niemandem sagen, ich weiß nicht wie ich das machen soll? Es sollte doch langsam angehen.

Roman: es muss auch noch keiner wissen, das würde ich auch nicht verlangen von dir! Damit es alle verstehen können, ist es viel zu früh! Wir machen weiter wie bisher, wie vor dem Urlaub! Nur das ihr ab und zu mich besucht und so das es keiner mitbekommt. Würde es herauskommen, währen es genau die Schlagzeugen die du gesagt hast und das möchte ich weder Dir, Ben oder Alex seiner Familie antun. Wenn du das Gefühl hast, du möchtest es weiterhin mit mir versuchen, wenn es nicht mehr langsam anlaufen soll, wenn du es allen mitteilen möchtest, egal wie lange das auch dauern mag, genau dann können uns solche Schlagzeilen egal sein.

Ich beug mich zu ihm hinüber, küsse ihn, er strahlt mich an. „Jetzt suchen wir uns einen schönen Platz zum grillen und später wie vorhergesagt, die Erkundung mit deiner Zunge an meinem Körper!" sagt er freudestrahlend und schon neugierig auf das was kommen wird. Egal was kommt und wie es kommt, wir werden dafür zum richtigen Zeitpunkt gewappnet sein.....

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