Kapitel 18

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Weihnachten ist geschafft, unser erster Feiertage mit Ben, es war einfach nur schön. Alex hat uns ein Riesen Baum besorgt, was wir gemeinsam geschmückt haben, überall hingen Lichterketten,
in die ich mich verliebt habe und am liebsten niemals abhängen würde. Im Garten stehen noch die Rentiere, die im Dunkeln leuchten und dieses Jahr habe ich ganz viel Plätzchen mit Gisela gebacken. Unsere Gisela ist ein Engel, ohne sie wäre ich oft aufgeschmissen, sie hilft mir wo sie nur kann. Alex und meine Eltern sind voll Berufstätigkeit und können nicht immer so wie sie es eigentlich am liebsten täten. Manchmal bin ich total übermüdet und fertig, Gisela passt dann mal auf Ben auf und ich darf ein bis zwei Stunden schlafen. Alex ist leider auch oft weg und kann mir nicht  helfen, daher springt Gisela immer ein. An Heiligabend waren Alex, Ben und ich ganz alleine, unsere Eltern haben es nicht verstanden, sie wollten gerne das wir zu Ihnen kommen. Dies wollten wir aber nicht, Alex wollte unbedingt alleine diesen Tag genießen, er, Ben und ich, einfach nur unsere kleine Familie. Ich kann überhaupt nicht beschreiben wie mich dieser Tag geprägt hat und wie intensiv das Gefühl von Weihnachten für mich war. Wir waren im Gottesdienst mit unserem Sohn, Ben war total lieb und hat uns dauernd mit seinen Kulleraugen angestarrt, die Lieder und die Worte des Pfarrers haben mich sehr berührt. Ich möchte es genauso jedes Jahr erleben und genau das gleiche fühlen und mich dran erinnern wie dankbar wir einfach sein sollten, das wir uns haben. Die Entscheidung alleine zu feiern hat uns auch von einem Problem gelöst, bei wem hätten wir feiern sollen, egal bei welchem Elternteil wir an Heiligabend gefeiert hätten, wären die anderen Elternteile bestimmt enttäuscht gewesen. Gemeinsam bei einer Familie  wäre nicht gegangen und bei uns zuhause hätte ich den ganzen Stress und das wollte Alex vermeiden.

Heute ist Silvester, Alex und ich bleiben zuhause, wir haben niemanden eingeladen, unsere Eltern haben uns angeboten auf Ben aufzupassen. Das kommt aber für uns nicht in Frage, feiern können wir noch jedes Jahr, dieses Jahr ist eine besondere Ausnahme und eins haben Alex und ich schon oft gemacht und zwar gefeiert und das vermisst keiner von uns beiden. Ellen wollte gerne kommen und auf ihre jährliche Party verzichten, aber das wollte ich nicht! Alex und ich gehen den Tag langsam an, heute Abend gibt es was leckeres zum Essen und eigentlich ist der einzige Plan, die Zeit mit unserem Sohn zu genießen.

Alex werkelt in der Küche herum und zeigt seine Kunst des Kochens, er ist einfach ein wunderbarer Koch, manchmal zaubert er aus nur wenigen Zutaten Mahlzeiten, was mich immer wieder verblüfft. Ich sitze am Küchentisch mit Ben im Arm, Ben beobachtet seinen Papa und Alex erzählt ihm was während er schnippelt. Ben hört ihm aufmerksam zu und man sieht immer wieder wie er lächelt. Heute gibt es Ente und den schiebt Alex in den Backofen, dann kommt er zu uns, nimmt mir Ben aus den Armen, hält ihn in die Luft über sein Kopf und Ben bedankt sich, in dem er eine volle Ladung Milch auf Papa Kopf entledigt. Ich muss lachen, Alex schaut zu Ben und stellt fest „das heißt wohl wir beide gehen jetzt baden!"

Alex badet total gerne mit Ben, seine Spuckatake kam ihm wohl sehr gelegen, ein letztes Mal dieses Jahr Baden! Während ich Ben  ausziehe, kümmert sich Alex um die richtige Temperatur in der Wanne. Alex legt sich in die Wanne und ich reiche ihm unseren Ben, unser Sohn freut sich über das warme Wasser und über sein Papa. Während Papa und Sohn im Wasser entspannen, setzte ich mich neben die Wanne.

Tilla: Ich bin froh das wir dieses Jahr zuhause Silvester feiern und nicht weggehen.

Alex: ich finde es auch entspannter! Das andere kennen wir ja schon!

Tilla: Es ist doch immer das gleiche, alle trinken viel zu viel, viel zu laute Musik und der Gestank von verschwitzen und verklebten Menschen. Alle total übertrieben aufgebrezelt, kommen mit ihren Vorsätzen fürs neue Jahr um die Ecke! Dann taucht jedes Jahr ein Mann auf und fragt seine Freundin, ob sie ihn heiraten möchte, Standard eben!

Alex: Silvester ist doch ein schöner Anlass für ein Heiratsantrag, man fängt ein neues Jahr an, mit einem tollen Ereignis. Ich finde sowas schön!

Tilla: Ernsthaft Alex, es ist so vorhersehbar und die Frau kann nicht bei allen nein sagen! Außerdem kann man sich entweder was originelleres einfallen lassen oder spontan. Warum muss so ein Antrag immer mit viel Zuschauern oder Tamtam gemacht werden? Da würde es mir beim Sex oder beim Spazieren gehen mehr bedeuten!

Alex: Beim Sex kann sie vielleicht auch nicht klar denken, weil sie gerade beim Höhenflug ist!

Tilla: Besser als Silvester!

Alex: Aha

Tilla: Warte mal kurz, Alex schau mich an!
Hattest du etwa vor mich zu fragen?

Alex zuckt mit der Schulter und sagt nichts mehr, da habe ich wohl echt Mist gebaut und nicht weiter nachgedacht. Er druckst seit Tagen herum und irgendwie war mir bewusst, das sowas bestimmt bald kommen würde, weiter hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Jetzt tut es mir wirklich leid das ich einfach drauflos geplappert habe und ihn eventuell verschreckt habe, von seinem Vorhaben. Ich erwarte wirklich nichts großes, eine einfache Frage würde mir schon reichen, egal wie es auch sein wird, meine Antwort steht schon lange fest!

Der merkwürdige Moment von vorhin schwebt noch eine Weile in meinem Kopf, aber nun habe ich es gesagt und ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Alex war noch ziemlich lange ruhig danach, aber während wir zusammen aßen war es wieder wie immer! Nach dem Essen macht Alex unseren Kamin an, ich stille Ben auf der Couch und er schläft relativ schnell ein. Alex sitzt auf dem Boden vor dem Kamin, das Feuer spiegelt sich auf seinem Gesicht, ein paar Kerzen brennen und die Lichterketten am Fenster, es ist gerade total gemütlich und ich wünschte es könnte immer so sein. Ich lege Ben auf die Couch und setzte mich zu Alex auf den Boden, er schaut mich an und lächelt. Ich lehne mein Kopf auf seine Schulter, er aber legt sich auf den Boden vor den Kamin und zieht mich sanft mit hinunter. Eine Weile liegen wir da, ohne miteinander zu reden und genießen einfach unsere Nähe, während ich meine Finger ins seine Haare verwurzelt habe. Ich höre Alex atmen, ich spüre seine Finger auf meinem Arm, wie sie Kreise ziehen. Sein Blick ist geradeaus auf die Decke gerichtet und dann sehe ich wie sich seine Lippen öffnen, als würde er was sagen wollen und dann schließen sie sich wieder, nach einigen Minuten sagt er ganz sanft „Tilla" ich antworte ihm mit einem entspannten „hmmm". Ohne mit seinem Blick von der Decke zu weichen, flüstert er mit klarer und sicherer Stimme„weißt du warum ich dich liebe?" Ohne ihm überhaupt antworten zu können, sagt er weiter „es sind immer deine wundervollen Worte die so besonders für mich sind. Sie berühren mich immer auf eine ganz besondere Art und Weise! Sie lassen mein Herz schneller schlagen und beflügeln meine Phantasie! Sie gewähren mir Einblick in deine Seele und vermitteln mir das Gefühl angekommen zu sein!
Ich liebe deine Locken, dein grummeln am Morgen. Dein Lächeln beim stillen, Deine Zornesfalten wenn du dich ärgerst, ich liebe es wie du auf dein Stifte beißt wenn du überlegst. Ich liebe es wenn du ohne nachzudenken einfach redest, ich liebe deine Ehrlichkeit. Und vor allem bist du die beste Mama, die ich mir für mein Kind hätte wünschen können! Möchtest du mich heiraten Tilla?"

Ich kann nicht atmen bei jedem seiner Worte, ich kann ihn nicht ansehen, so starr vor Aufregung bin ich. Niemals hätte ich nach meiner Aussage von vorhin gedacht, das ausgerechnet heute sowas kommt. Man erwartet es irgendwann, aber wenn es soweit ist, ist man überfordert vor Glück. Ich hebe mein Kopf um ihn anschauen zu können und schaue ihm dann in die Augen, sie leuchten unsicher und voller Erwartung einer Antwort.

„Ich möchte ein Hochzeit mit Fingerfood und einer Hüpfburg für Erwachsene, ich möchte überall Lichterketten und eine Candybar, kein Feuerwerk sondern ein Lagerfeuer, eine richtige Band und kein Dj, eine Cocktailbar und Bier aus Flaschen. Ich werde ein langes, schlichtes Kleid tragen, mit weit offenem Rücken. Meine Haare werde ich zu einem Dutt binden und nur eine einzelne Locke heraushängen lassen, ich werde Gänseblümchen als Kranz tragen, ich möchte barfuß auf der Wiese tanzen. Ich werde mir nur für diesen einen Tag besondere Unterwäsche kaufen, die dich beim bloßen Anblick um den Verstand bringen wird! Ich möchte von dir geliebt werden bis die Sonnenstrahlen uns küssen, ich möchte anders sein, anders als alle anderen! Ich hätte soviel Pläne, aber eigentlich möchte ich Dir nur in die Augen schauen und ja sagen!"

Alex lächelt mich an, ich beuge mich zu ihm und unsere Lippen berühren sich um das ja zu versiegeln!

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