Kapitel 43

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Roman

Schneller als ich gedacht hätte, stehe ich vor Tilla ihrem Haus, ich bin schon gespannt was sie an hat und wieweit sie schon fertig ist. Ich steige aus, Klingel an der Tür und als ich Tilla mit Ben im Arm in einem Bademantel sehe, bin ich ziemlich überrascht und hoffe sie hat es sich nicht anders überlegt. Ich schaue sie skeptisch an während ich auf sie zugehe, Ben ist wie immer total glücklich mich zusehen und gluckst sofort los um mich zu begrüßen. Während Ben mir regelrecht in die Arme fällt und ich ihn an mich nehmen kann, frage ich Tilla „sag bloß du hast es dir anders überlegt?" sie schaut mich nachdenklich an, rettet ihr Gesicht von ihren Locken und bevor sie mir antworten kann, stoppe ich sie „lass mich raten, du weißt nicht was du anziehen sollst" sie zuckt mit ihren Schultern und ich muss lachen.

Roman: das ewige Problem der Frauen, sie wissen nicht was sie anziehen sollen!

Tilla: es ist auch nicht einfach! Ihr Männer braucht nur eine Jeans und Shirt anziehen und es sieht gut aus! Wir müssen soviel beachten und die Farben müssen zur Stimmung passen, die Schuhe zum Kleid, die Schminke zu den Schuhen, die Handtasche..

Roman: zu den Augen, ist schon klar, du siehst in allem gut aus! Geh und mach dich endlich fertig, während Ben und ich uns einen Plan für heute Abend machen.

Tilla bleibt wie angewurzelt in ihrem Bademantel vor mir stehen und schaut mich sekundenlang starr an, ich gebe ihr ein Zeichen mit meiner Hand, das sie verschwinden soll. „Hop, Hop, los jetzt, du hast nicht mehr lange Zeit!" erinnere ich sie, Tilla erwacht aus ihrer starre, lächelt mich an, dreht sich um und verschwindet in ihrem Schlafzimmer. Während ich Ben mit einem Keks versorge, obwohl es um diese Uhrzeit nicht gerade das Richtige ist und Tilla sich beschweren würde, hören Ben und ich wie sie vom Bad ins Schlafzimmer huscht und immer wieder abwechselnd in diese zwei Räume geht und dabei etwas murmelt oder sogar singt. Nach einer halben Stunde, gerade als wir rechtzeitig alle Spuren von dem Keks beseitigt haben, hören wir wie sie von weitem ruft „ich komme jetzt und ihr müsst mir ehrlich sagen wie es euch gefällt". Ben und ich kuscheln auf der Couch und ich rufe laut „okay" als ich sie schon mit ihren High Heels immer näher klacken höre, unsere Blicke sind auf die offene Tür gerichtet und plötzlich kommt sie um die Ecke, in ihrem wunderschönen Kleid und diesen unglaublich langen Beinen, ihre Haare noch lockiger als sonst und ihre Lippe so rot wie nie zuvor, ihr Duft betörend . Mir verschlägt es die Sprache, als hätte ich meine Zunge verschlungen, mit offenem Mund starre ich sie fassungslos an „so schlimm? Ist es übertrieben? Liegt es am Kleid? Zu kurz? Oder sogar der Lippenstift? Ich zieh mich besser um! Oder besser ich bleibe zuhause" sagt sie hektisch und unsicher. Ich sammle mich sofort „nein Tilla, du siehst atemberaubend aus! Einfach wunderschön!" Stottere ich und versuche die Fassung zu bewahren, erleichtert lächelt sie mich an, während sie mit ihren Fingern durch ihr Haar gleitet und ein leises „Dankeschön" zu hören ist.

Ben und ich begleiten Tilla vor die Tür, Ellen steht vor dem Haus um sie abzuholen, Tilla drückt mich ganz feste und bedankt sich noch einmal fürs aufpassen und Ben bekommt ein Kuss, dann dreht sie sich noch einmal um, bevor sie ein letzten Schritt nach draußen macht „kein Keks mehr für ihn! Ihr könnt nichts vor mir verstecken! Und Roman, er müsste Baden!" sage sie und verschwindet. Ich muss was, denke ich mir und schaue zu Ben, der wie immer seine ganze Hand versucht aufzuessen und dabei schelmisch grinst. „Dann lass uns mal baden gehen!" sag ich zu ihm und mache mich auf den Weg in sein Zimmer, um alles vorzubereiten. Ich lasse in seine kleine Wanne Wasser ein, während Ben auf dem Boden sitzt und mich dabei beobachtet, ob ich auch alles richtig mache. Danach hebe ich ihn hoch, setze mich mit ihm auf den Toilettendeckel und ziehe ihn ganz vorsichtig aus, in der ganzen Zeit habe ich natürlich dazugelernt und öffne seine Windel erst kurz bevor er in die Wanne kommt, dann pinkelt er halt in seine Wanne, aber nicht auf mich. Wie schon erwartet, kommt sofort ein Strahl rausgeschossen und ich habe eine bessere Idee und halte ihn über die große Wanne, wo er sich entledigen kann. Stolz auf mich und auf ihn das wir so clever waren und eine bessere Lösung gefunden haben, setzte ich ihn in sein wohl temperiertes Wasser rein. Ben planscht vergnügt und spielt mit dem Wasser, ganz trocken bleibe ich dabei natürlich nicht und bekomme seine Spritzer ab, was er durch das planschen ausübt. Nach zwanzig Minuten Badespass und etwas abkühlen des Wassers, wird es Zeit ihn rauszuholen, was nicht so einfach ist, weil Ben es liebt zu baden und er sich am Rand festhält um nicht raus zu müssen, nach einem kurzen Kampf und gut zureden schaffe ich ihn ohne weitere Vorkommnisse rauszuholen. Er wird abgetrocknet, eingecremt und fürs Bett fertig gemacht, Ben ist langsam müde und fängt an zu Gähnen. Ich  bereite mit ihm im Arm sein Fläschchen vor und bevor wir ins Wohnzimmer gehen, schaue ich im Kühlschrank nach, ob Tilla was kaltes zum trinken hat.  Zu meinem Glück steht da eine Flasche Bier drin, wobei ich kurz überlege ob ich die mir nehmen soll, weil Alkohol kurz vor einem Spiel nicht gerade optimal ist. Es ist nur ein Bier und ich weiß das diese Flasche nur für mich hier steht, Tilla hatte sie vor Wochen für mich besorgt, weil wir gegrillt haben und ich sie aber nicht getrunken habe. Ich nehme die Flasche heraus und gehe mit Ben auf die Couch, er bekommt sein Fläschchen und ich mein Bier. So muss es also sein, also ein Vater zu sein, der Sohn wird gebadet, sein Fläschchen wird vorbereitet und der Papa bekommt sein Bier und alle sind glücklich! Ben trinkt sein Fläschchen aus, trotz Müdigkeit versucht er seine Augen aufzulassen, ich leg ihn auf meine Brust und streichle seinen Rücken, seine Haare riechen frisch und kitzeln an meiner Nase. Ben erzählt mir was und ich höre ihm aufmerksam zu, bis seine Stimme immer leiser und seine Sprache immer wieder stockt, weil er kurz vorm einschlafen ist. Die Müdigkeit ist dann doch mächtiger und ich spüre wie seine Atembewegungen immer ruhiger werden. Ich genieße den langen Moment mit ihm auf mir, bis ich ihn irgendwann in sein Bettchen trage. Ganz Vorsicht lege ich ihn hinein und Decke ihn zu, ein letztes Mal bücke ich mich zu ihm hinunter und gebe ihm einen gute Nacht Kuss. Mit dem Babyphone gehe ich ganz leise aus seinem Zimmer, lasse die Tür einen Spalt auf und verschwinde ins Wohnzimmer. Auf einer Ecke der Couch hat Tilla mir Bettzeug hingelegt, also mache ich meinem Schlafplatz für heute Nacht fertig.

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