Kapitel 45

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Durch ein lautes weinen werde ich aus dem Schlaf gerissen und schrecke auf, Ben schreit wie am Spies, ich schaue auf meine Seite wo Roman noch lag bevor ich eingeschlafen bin, aber er ist nicht da. Ich springe sofort auf, wickele mir die Decke um mein Körper und laufe sofort zu Ben, der immer lauter wird. Als ich endlich bei ihm bin, sehe ich meinen Sohn tränenüberströmt und schon richtig fertig, ich hebe ihn hoch und versuche ihn zu beruhigen, er hat sicher Hunger und ich habe nicht sofort mitbekommen das er aufgewacht ist, sonst kann ich mir sein verweintes Gesicht nicht anders erklären. Ich mache ihm ein Fläschchen und gehe mit ihm zurück auf die Couch um ihn dort zu füttern, kein Roman weit und breit, ist er tatsächlich gefahren oder sogar geflüchtet. Ich schaue mich um, kein Zettel mit einer Erklärung, keine Nachricht auf meinem Handy, er ist einfach weg! Es ist halb fünf, ich habe gerade mal zwei Stunden geschlafen und total wirr im Kopf! Ben trinkt sein Fläschchen leer und schläft wieder ein, ich leg ihn zu mir auf die Couch, in dem Zustand kann ich nicht in mein Bett, nicht mit dem Körper der gerade Sex hat, in das Bett von mir und Alex! Ich stehe auf nachdem ich Ben hingelegt habe, gehe kurz ins Bad, betrachte mich im Spiegel und mag mein Bild nicht ansehen. Ich sehe eine Frau vor mir, die es nicht aushalten konnte ohne Sex und ihren Verlobten der nicht mehr lebt, in dem Monat wo sie eigentlich heiraten sollten und das Schicksal es nicht mit Ihnen gut gemeint hat, ihn irgendwie vergessen hat, obwohl er erst wenige Monate auf eine grausame Art verstarb. Ich schäme mich und habe das Gefühl eine nicht mehr lebende Person betrogen zuhaben. Geknickt und voller Scham gehe ich mir was anziehen, um dann mich zu Ben zu kuscheln, „es tut mir so leid Ben" flüstere ich meinem Sohn zu, der gerade tief und feste schläft.

Ein paar Stunden konnte ich dann doch irgendwie noch schlafen, bis Ben mich weckt, diesmal aber so das er kräftig an meinen Haaren zieht um eigentlich mit Ihnen zu spielen. Ich begrüße meinen kleinen Spatz und gebe ihm ein Kuss auf sein Köpfchen, seine Haare riechen frisch und fallen ganz fein „er hat dich gebadet stimmt's?" frag ich ihn und ich bekomme natürlich keine Antwort von ihm „ich hoffe ich habe es nicht versaut Ben" warum sollte er sonst weggefahren sein, klar er musste nachhause, heute Vormittag geht ihr Flieger, aber konnte er nicht von hier aus sehr früh zurück, oder warum hat er mir nicht bescheid gegeben? Vielleicht ist es auch besser so, ich Ertrag mein Spiegelbild nicht, wie soll ich dann Roman anschauen und nicht an meinen Fehler denken.

Meine Mama ruft mich gegen Mittag an, um sich noch einmal bei mir zu entschuldigen und zu sagen wie leid es ihr tut, dass ich nicht weg konnte. Wie soll ich ihr erklären, das ich doch noch für Ben jemanden gefunden habe und das derjenige Roman war, von dem sie überhaupt nicht wusste, das wir uns wieder sehen. Wie soll ich ihr erklären, das ich mich scheisse fühle und heute schon drei mal geduscht habe, weil ich was von mir spülen wollte, was aber nicht einfach wegzuspülen ist. „Alles gut Mama, es ist überhaupt nicht schlimm. Dann halt nächstes Jahr" Lüge ich sie an und halte mein Gespräch kurz, weil ich die Umstände nicht ertrage.

Ich habe keine Sekunde an ihn gedacht, nicht daran das er jemals eine Rolle in meinem Leben gespielt hat! So gierig war ich nachdem was passierte! Ist das richtig? Natürlich ist es gut, das ich nicht an ihn denken musste, aber wie konnte ich mich so hingeben und ihn vergessen. Ich wollte mich lebendig fühlen und wie fühle ich mich jetzt, leer und verlogen!

Gegen Abend kommt Ellen uns kurzfristig besuchen, ich freu mich unheimlich, weil ich die Gelegenheit nutzten und meiner besten Freundin alles erzählen möchte. Ihre Meinung ist mir wichtig und ich muss wissen was sie darüber denkt, aber irgendwie habe ich auch Angst davor. Merkwürdigerweise ist Ellen eher mit ihrem Handy beschäftigt und bekommt dauernd Nachrichten, wo sie danach jedesmal strahlt. Mich verwundert es etwas, auch weil wenn sie bemerkt das ich es mitbekomme, sie es versucht nicht deutlich zu zeigen.

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