Kapitel 48

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Ich bekomme die Schlüssel überreicht, nachdem Horst mir alles erklärt hat und mit mir alles durchgegangen ist. Ich freu mich total auf das Abenteuer mit Ben, nur wir zwei durch die Gegend fahren ohne großen Plan, da anhalten wonach es uns ist und wo uns unser Gefühl hinführt. Ich weiß noch überhaupt nicht wohin wir fahren werde, Polen, Österreich, Frankreich, Belgien, Dänemark, Nordsee oder sogar nach Finnland oder vielleicht überall hin, wir haben kein Zeitdruck, keine Verpflichtung und keine Termine die wir einhalten müssen, was hat mal Roman gesagt „du bist nur für euch verantwortlich" er hat recht und ich bin verantwortlich das es mir und uns gut geht, ich muss endlich zu mir kommen, um so zu werden wie ich es mir wünsche und glücklich werde, denn nur mit einer glücklichen Mama kann es Ben gut gehen. Ich habe aber auch eine scheiss Angst, ich bin keine längeren Strecken mehr gefahren nach Alex seinem Unfall, ich habe Angst davor und dann gleich mit einem Wohnwagen! Nehme ich mir vielleicht Zuviel vor und ich übertreibe? Aber wie soll ich das herausfinden, wenn ich es nicht einfach wage, ich kann fahren und eigentlich bin ich eine gute Fahrerin, dann fahre ich halt langsam und hinter mir bilden sich Schlangen, ich zieh das jetzt durch und lass mich drauf ein. Ich möchte sogar schon heute Abend  fahren, warum warten und eventuell es sich noch anders überlegen.

Ich fahre mit Ben einkaufen und besorg alles was ich mitnehmen möchte und brauche, Windel, Babynahrung und etwas für mich zum Essen, Getränke, Cremes und ganz viel Nervennahrung für Mutti, ein paar Kekse für meinen Kleinen. Ich bin ziemlich aufgeregt und hippelig als ich vor meinem Schrank stehe und nach Klamotten suche die ich mitnehmen möchte, Ben liegt auf dem Boden und beobachtet mich dabei „jetzt schau nicht so, es wird schön und nein wir flüchten nicht" sag ich ihm voller Überzeugung. Wie komme ich jetzt darauf das wir flüchten, wir gehen neue Wege und das gemeinsam! Ben verzieht seine Gesicht und runzelt mit seiner Stirn, ich hocke mich auf den Boden zu ihm und gebe ihm ein Stupser auf die Nase „wir hauen nicht ab, wir geben allen Bescheid"

Den Mittag verbringen wir damit das ich alles sauber mache, unsere Sachen einräume, die Kamera mitnehme und das Bett mit unserer Bettzeug fertig mache. Ich mache es uns richtig gemütlich, über unser Schlafbereich hänge ich eine Lichterkette, Ben seine Spieluhr und sein Kuscheltuch darf nicht vergessen werden, unser Familienfoto kommt mit und alles was Ben braucht zum glücklich werden. Horst hilft mir bei Ben seinem Kindersitz, das es ja richtig festgemacht wird und alles sicher ist. Meine Aufregung steigt immer mehr, ich muss nur noch allen Bescheid geben, das mache ich aber erst nachdem ich fertig mit allem bin, damit mich bloß keiner umstimmt und ich von meinem Plan abkomme.

Mittags lege ich mich mit Ben eine Stunde hin, damit ich nicht zu müde zum fahren bin, ich möchte unbedingt heute noch los. Es ist fünf Uhr, wir wollen bald los, aber wohin? Ich schreibe Buchstaben auf und Ben muss auf einen Buchstaben tippen und zu diesem Buchstaben suche ich ein Land aus, was in der Nähe ist, für den Anfang! Es dauert bis Ben endlich merkt was ich von ihm möchte, oder beziehungsweise ist es wahrscheinlich nur ein Zufall, weil er denkt ich mache nur ein Spaß mit ihm, aber er tippt auf L, ich überlege kurz, okay wir fahren nach Luxemburg, da wollte ich schon immer mal hin.

Ich rufe meine Mutter an und sag ihr das ich mit Ben wegfahre und sie sich keine Sorgen machen muss, ins Detail gehe ich nicht. Ich kenne meine Mutter und weiß genau, sie würde sich verrückt machen. Sie diskutiert eine Weile mit mir, bis sie merkt es hat keinen Sinn und ich verspreche ihr, das ich auf uns aufpassen werde  und zwischen drin uns melden würden, da ich ihr nicht beantworten kann wie lange wir weg sind, ist das Gespräch ziemlich bedrückend. Ellen ruf ich auch an, sie fragt nicht wie und wohin, sie sagt nur „du machst schon das Richtige" das ist es was ich hören möchte und was mir das Gefühl gibt, ich bin auf dem richtigen Weg
meine Gefühle einzuordnen. Alex seine Eltern und auch Damian haben Verständnis für mich und freuen sich für uns, sie werden uns vermissen, aber das Wiedersehen wird umso schöner. Jetzt bleibt nur noch Roman dem ich Bescheid geben möchte, aber er hat ein wichtiges Pokalspiel heute Abend, da kann ich nicht mit solch einer Nachricht um die Ecke kommen. Ich sag es ihm nach dem Spiel und in der Hoffnung er ist in Feierlaune und nimmt es gut auf. Es ist soweit, wir sind bereit, mit Ben im Arm kontrolliere ich in der Wohnung, ob alles aus ist, ob ich an alles gedacht habe, die Jalousien werden heruntergelassen, ich nehme meine Handtasche die Schlüssel und schließe die Tür hinter mir ab. Gisela habe ich ein Brief geschrieben, sie kommt morgen aus ihrer Kreuzfahrt zurück, sie soll sich keine Sorgen machen. Ben wird angeschnallt, Horst steht draußen und winkt uns zu, ich mache die Musik an und auf geht's in unser Abenteuer, nur wir zwei und mit viel Neugier starte ich den Motor.

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Roman

Heute ist ein wichtiger Tag, wir können uns die Belohnung für das ganze letzte Jahr holen und alle glücklich machen. Ich bin voll fokussiert und konzentrieret, während die deutsche Nationalhymne läuft, schaue ich auf die Tribüne wo meine Eltern sitzen und man sieht in ihren Blicken, wie stolz sie auf mich sind und ich hoffe nach diesem Spiel, werden sie noch einen Grund mehr haben! Es ist kein einfaches Spiel, man spürt den Druck und das Feuer in beiden Mannschaften es zu wollen und den Pokal mit nachhause zu nehmen. Manchmal ärgere ich mich über unsere Jungs, weil sie nachlassen und ich mich teilweise in Stich gelassen fühle. Die erste Halbzeit geht mit einem 0-0 in die Pause, das ist nie gut und auch ziemlich gefährlich. Ein blöder Fehler, ein Schuss der abprallt, Tore die von uns nicht geschossen werden, können uns das Genick brechen und wieder würden wir geknickt die Saison beenden. In der Halbzeitpause Feuer ich die Jungs ein letztes Mal an, wir wollen den Sieg und am besten ohne Verlängerung und noch besser ohne dieses mir verhasste Elfmeterschießen, wobei ich selten gut aussehe.

Mein Puls rast, immer wieder schaue ich auf die Anzeigetafel um die letzten verbleibenden Minuten zu sehen, immer wenn der Ball über unsere eigene Hälfte kommt, überkommt mich eine leichte Panik, was überhaupt nicht hilfreich ist, weil genau dann Fehler passieren, die unverzeihlich sind und nie vergessen werden.
Es steht 2-1 für uns, die anderen ballern mich zu mit Schüssen, es könnte ja ein Treffer entstehen, aber ihre Mühe ist vergeblich, der Schiri pfeift ab und ich lass mich erleichtert auf den Boden sinken.

Es ist tatsächlich geschafft, uns wurde der Pokal überreicht, jetzt heißt es nur noch auf zur großen Party danach. Ich gehe zu meinem Sachen um mein Handy zu holen, ich sehe ganz viele Nachrichten und eine ist von Tilla.

Hallo Roman, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Sieg, wir freuen uns wirklich sehr für dich, du hast es dir mehr als verdient! Feier dieses große Ereignis, Feier dich und die Mannschaft. Wir wollen Bilder sehen wie du es in vollen Zügen genießt.

Du hattest recht, mit allem! Mit allem was du mir die letzten Wochen gesagt hast! Vielleicht habe ich es dir nie richtig gesagt oder viel zu wenig, danke für alles was du für uns gemacht hast und machst, es nicht selbstverständlich. 
Ich weiß nicht was ich die letzten Monate ohne dich gemacht hätte, du bist einer der wenigen, dem ich glaube wenn er sagt, es  wird alles irgendwann gut. Ben und ich sind unterwegs um uns neu zu entdecken. Ich glaube jetzt ist der Moment gekommen, für Veränderungen, wonach ich seit Jahren strebe!

Flieg weg, mach dir keine Gedanken über uns und geh in dein wohlverdienten Urlaub. Lieber Roman, es wird Zeit für die nächsten Schritte...

Liebe Grüße und bis bald
Ben und Tilla 😘

Ich lese mir immer wieder Ihre Nachricht durch, sie ist mit sich im reinen, sie wirkt klar und ich denke sie macht genau das richtige.  Ich muss Lächeln bei dem Gedanken, das Ben bestimmt protestiert hat, weil Mama alles einfach gepackt und sie weggeflogen oder weggefahren sind und er eigentlich nur seine Ruhe haben möchte. „Hey Roman kommst du? Unser Captain dreht gerade vom Feinsten durch, ich glaube er hatte schon zu viel Bier intus!" ruft mich Jule vom weitem und setzt die Flasche an, um sie auf ex runter zukippen „ich komme gleich" schrei ich, damit er mich überhaupt irgendwie hört, bei dieser Lautstärke. Ich schau nochmal aufs Handy, tippe eine Nachricht um danach wie von ihr gewünscht zu feiern.

„Passt auf euch auf, Roman 😘"

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