Kapitel 57

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Roman

„Gibt es wirklich keine Möglichkeit, nur eine Karte zu besorgen?" frag ich den Kassierer
„Keine Chance, aber wissen sie was, ich verrate ihnen mal mein Geheimtipp" sagt er, was mich natürlich sehr neugierig macht. Er schreibt mir eine Adresse auf und erklärt mir wie ich ungefähr hinkomme, weil das Navi mich nicht unbedingt direkt hinführen kann. Eigentlich ist die Idee viel besser als sie alleine hinzuschicken. Wir wären zusammen, sie würde was vom Konzert mitbekommen und irgendwie wäre die Stimmung romantisch, ich freu mich das ich sie überraschen kann und bin gespannt wie sie reagieren wird. Mein Plan steht, ich überrasche sie mit dem Konzert, wo sie nicht dabei ist, aber irgendwie schon. Einfach einen schönen Abend mit ihr verbringen, damit sie glücklich schlafengehen kann.

Wir gehen nach dem Einkauf gemeinsam was Essen, ich bin die ganze Zeit mit meinen Gedanken ganz wo anders, ich sehe sie schon vor mir, wie sie strahlt wenn sie mitbekommt wo wir sein werden. Als wir endlich dann dort ankommen, ist ihre Freude viel schöner als ich es mir vorstellen hätte können. Ihr ganzes Gesicht strahlt vor Glück und Freude, sie fällt mir um den Hals und mein einziger Gedanke ist, alles richtig gemacht. Zum Glück schläft Ben ziemlich zeitig ein, so das wir uns aufs Konzert vorbereiten können. Ich mache eine Flasche Wein auf, sie legt eine Decke auf den Boden und singt vor sich hin, ich vermute das ist ein Song von diesem James. Tilla zieht sich sogar um, sie meint zwar es ist weil es so warm ist, aber ich glaube eher, das sie sich für das Konzert vorbereitet. Sie sieht atemberaubend in ihrem weißen Rock aus, ihre braungebrannten Beine kommen noch besser zur Geltung. Als das Konzert endlich anfängt, sitzen wir nebeneinander auf der Decke, sie kann jedes Lied, jede einzelne Strophe mitsingen, ja ich möchte behaupten sie fühlt jedes einzelne Wort. Die Lieder von ihm sind eher langsam und ruhig, als endlich mal ein schnelleres Lied kommt, nutzte ich die Gunst der Stunde und vordere sie zum Tanzen auf. Wir tanzen, ich schwinge sie hin und her, wir haben einfach nur Spaß, sie fühlt sich gelassen und gelöst an! Irgendwann stehe ich hinter ihr, ihr Blick  auf die Bühne weit weg vor uns gerichtet, ihre Haut glänzt im Mondschein, ihre Haare bewegen sich leicht im Wind, ich fahre automatisch mit meinem Finger über ihr Schlüsselbein, ihre kleinen Härchen reagieren drauf und plötzlich dreht sie sich um. Sie schaut mich an, nicht wie sonst, nicht so wie die letzten Tage, eher magisch und verträumt. Sie stellt sich langsam auf ihre Fußspitzen um mir näher zu kommen, ich bin verzaubert von ihren braunen Augen, ich bin verliebt in ihr Duft, ich bin gierig nach dem Glanz ihrer Lippen und beuge mich ihr entgegen, bis unsere Lippen sich berühren. Jeder kennt es, weiß wie es sich anfühlt wenn man sich nichts sehnlicher wünscht und abwartet, Geduld zeigt und respektiert es nicht sofort zu bekommen. Der Moment in dem man die Belohnung für die Mühe des Wartens bekommt
ist so einzigartig und unvergesslich, dass es in einem explodiert vor Glück!

Ich liege auf dem Bett und betrachte wie liebevoll sie zu Ben ist, ich bewundre ihre Geduld und Einfühlsamkeit ihm gegenüber, ich spüre die bedingungslose Liebe zu ihrem Kind. Ich liebte sie vor Jahren ohne Zweifel, ich liebte ihre ganze Art mit Dingen umzugehen, ihre Leichtigkeit, ihr Strahlen und jetzt sehe ich sie beide vor mir und merke das es eine einfache Liebe war, dass was sie jetzt Ausstrahlt und das was aus ihr geworden ist, ist mehr als nur einfaches lieben, jetzt fühle ich das wertvollere lieben, ohne Grenzen! Sie merkt mein Blick und erwidert es, sie schaut nicht weg, sie provoziert mich sogar, ihr Blick hat an Steigerung gewonnen, mehr als vorher wo wir uns küssten. Sie steht langsam auf, stellt sich vor mich und lässt ihr Rock hinuntergleiten, dann drückt sie mich auf den Rücken und mir bleibt nichts anderes übrig als ihr zu gehorchen, aber am liebsten würde ich sie packen und einfach nur küssen.

Ich betrachte wie ihr Finger leicht über meine Brustkorb streift, als würde sie mich neu entdecken wollen, als wäre es das erste mal das sie mich berührt. Es ist ein leichter Hauch von Berührung was eine große Wirkung auf mich hat, meine Bauchmuskeln Zucken, dass zusammenreißen fällt mir immer schwerer. Weiß sie eigentlich wie wunderschön sie ist
wenn sie rote Wangen vor Lust hat und man fast ihren warmen Atem beim stöhnen sieht. Es ist nicht der Akt selber der einen befriedigt, es ist die Sinnlichkeit, ihr Geschmack, ihr betörender Duft und diese weiche Haut die mich verführt. Darf ich mich für immer in dich verewigen, darf ich dieses intensive Gefühl in mich hinein brennen. Jeder ihrer Berührung hinterlässt eine Flamme in mir, sie hinterlassen unsichtbare Spuren von Verbrennungen, die sich wie Narben verewigen. In meinem Kopf sind tausend Gedanken, schau mich an und schau was du aus mir gemacht hast! Ich habe mich nach dir gesehnt, nach deiner Liebe, nach deiner Nähe! Nach jedem verdammten Winkel deines Körpers und jetzt liege ich hier und du beherrschst mich! Wie gerne würde ich es ihr sagen, sie an ihren Schultern packen und zu mir ziehen, sie küssen bis unsere Lippen brennen. Was hindert mich daran, sie ist vor mir, verletzlich und bereit sich mit mir zu verschmelzen. Dieses wunderschöne Wesen vor mir, was ich schon so oft in dieser Situation gesehen habe, sie wirkt so anders, so befreit, so nahbar und doch so fern. Ich darf ihr BH ausziehen, sie berühren, sie zeigt mir was sie gerade braucht, welche Berührungen ihr gut tun und ich genieße einfach ihre Sinnlichkeit und nehme jedes Gefühl in mir auf. Sie beugt sich zu mir runter, ihre Lippen verewigen sich auf meinen, ich würde nie mehr was anderes machen wollen, schon alleine das küssen würde mir reichen, denn manchmal ist so ein intensiver Kuss noch intimer, befriedigender und nachhaltiger, als das was es noch dazu führt. Sie löst unseren Kuss was mir nicht gefällt, ich wollte doch ihre Lippen nie wieder loslassen, nach jedem weiteren Kuss habe ich Angst es könnte der letzte sein. Ihr Plan ist aber dann doch verlockender beides zu vereinbaren, sie holt ein Kondom heraus, was mich schon ziemlich verwundet. War es die ganze Zeit ihr Plan, warum hat sie Kondome besorgt, ist ihre Lust auf Sex so gross, dass sie auf den richtigen Moment gewartet hat? Oder bin ich es denn sie möchte und sie sich bis jetzt noch nicht im Klaren war, ob sie es auch wirklich möchte! Ist es Dankbarkeit für diesen Abend und passend zur Situation? Ich möchte diese Gedanken loswerden, ich möchte alle Zweifel streichen! Denn das was jetzt hier passiert, kann doch nur was gutes bedeutet, ich kenne Tilla, nichts passiert ohne Grund. Als sie langsam in mich gleitet und ich sie voll in mir spüre, ihre Hitze sich auf mir ausbreitet und ich ihren sinnlichen Rhythmus spüre, weiß ich es wird alles anders, besser!

Wir liegen beide etwas außer Atem nebeneinander, ich habe tausend Fragen, viele Ängste etwas falsch hineininterpretiert zu haben, kann und will es mir aber nicht vorstellen. Ich brauche aber Klarheit bevor ich jede Berührung, jeden Blick ab diesem Abend in Frage stelle oder sogar falsch deute. Meine Zweifel, mein merkwürdiges Gefühl verfliegt nach meiner Frage und Ihrer Antwort „Aber ich würde es gerne langsam angehen, herantasten, mich an den Gedanken gewöhnen das sich Gefühle entwickeln" „kannst du damit leben?" ich küsse sie und der Gedanke das es nicht das letzte mal war sie zu küssen, ist mehr Wert als der ganze Reichtum den ein Mensch Besitzern kann! Ich habe sie und ihren Sohn, der alles für mich bedeutet, ich habe viel mehr bekommen, als ich jemals erhofft hätte!

Mitten in der Nacht werde ich von kleinen Füßen getreten, ich drehe mich um und muss Lächeln, Ben liegt zwischen uns und schläft total ausgebreitet und mit leicht offenem Mund. Tilla liegt vorne, sie macht sich klein, Hauptsache die Jungs im Bett haben genug Platz. Ich rücke Ben näher an mich, der sich sofort an mich kuschelt als er meine Hand spürt und Tilla schieb ich an ihrem Hintern näher zu uns, die sofort ihre Finger in meinem Haar vergräbt. Ich glaube noch nie zuvor habe ich mich so geborgen gefühlt, in einem anderen Land, in einem Wohnwagen mit einer zu kleinen Dusche, in einem kleinen Bett wo es fast unerträglich warm ist mitten im Sommer, aber das ist dieser Luxus von dem ich sprach....

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