„guten Morgen mein Schatz, wie geht es euch?" fragt mich Roman und im Hintergrund höre ich Geräusche vom Auto, also muss er schon auf dem Weg zum Training sein. Ich erzähle ihm, dass wir schon lange wach sind und Ben heute Mittag von seinen Großeltern abgeholt wird und ich mich dann endlich um Alex sein Zimmer kümmern werde. Ich habe es mir feste vorgenommen, also möchte ich das auch heute unbedingt durchziehen, zumindest einen Anfang machen. Leider kann Ellen nicht kommen, daher bin ich auf mich selbst gestellt! Aber ich weiß das ich es auch alleine schaffen kann, auch wenn es mir schon davor graut und ich lieber jemanden bei mir hätte.
Roman erzählt mir, das er uns heute morgen vermisst hat und er sich ziemlich einsam fühlt in seiner ruhigen Wohnung, ohne mich und einem vergnügt quickenden Ben. Er hört sich trotz uns vermissens, sehr ausgeglichen und zufrieden an und das wiederum macht mich glücklich! Er hat dann immer so einen sanften Unterton und manche Wörter betont er irgendwie anders
wenn es ihm gut geht. Oft bemerke ich schon alleine an seiner Aussprache gewisser Wörter, wie es ihm geht und wenn er dann manchmal ein paar Wörter von seinem Schweitzerdeutsch mit einbaut und er hofft, dass ich weiß was er gerade gesagt hat, weiß ich, es geht ihm gut! Wenn es ihm nicht gut geht, spricht er sehr ungern über Gefühle, er möchte es nicht offenbaren, damit derjenige ihm gegenüber, sich nicht schlecht fühlt, weil er so eine gewisse schlechte Laune hat. Manchmal ist es irgendwie sehr merkwürdig wenn wir zusammen sind, auch wenn wir uns jahrelang nicht gesehen haben und wir uns beide verändert haben, gewisse Sachen verändern sich nie! Oft weiß ich genau was er möchte oder was er denkt, nicht weil wir wieder zusammen sind, sondern weil ich es einfach nicht vergessen und ihn wohl ziemlich verinnerlicht habe! Roman erzählt mir noch, dass er nicht weiß wie lange sein Training läuft, weil die Vorbereitungen für die Auslandstour laufen, die genau in einer Woche ist, wo wir Roman zehn Tage nicht sehen werden.Es klingelt an der Tür, es ist wieder soweit und mein kleiner Junge wird abgeholt! Immer wieder macht mich das traurig, es ist mein Kind was ich wieder für ein paar Stunden nicht sehen werde und wieder macht mir das Angst. Wir sind sonst nie getrennt, er ist immer bei mir und immer in meiner Nähe, die Auszeiten bei seinen Großeltern sind wichtig und ich weiß auch das sie allen gut tun . Seine Großeltern macht es glücklich, Ben tut die Zeit auch gut und ich glaube mir auch, nur habe ich Angst, alleine zu sein, zurückgelassen zu werden. Ich weiß es ist Quatsch, ich weiß es sind nur wenige Stunden, aber ich fühle mich einsam.
Für das was ich heute vor habe, ist es aber besser so, er muss das nicht miterleben, ich kann keine Ablenkung gebrauchen und werde es durchziehen. Ich winke Ben noch einmal zu, bevor er endgültig mit Oma und Opa aus der Tür verschwindet, er lächelt und freut sich, ich glaube er weiß das er viel Spaß haben wird.
Nachdem Ben weg ist, gehe ich direkt in Alex sein Zimmer, für einige Sekunden bleibe ich zuerst vor der Tür stehen und öffne sie dann langsam und schubse sie zurück. Die Tür geht auf und ich lass mein Blick durch sein Zimmer schweifen. Es ist genauso wie er es damals verlassen hat, bis jetzt ist es mir sehr schwer gefallen, nur ein Schritt hinein zu wagen. Die ersten Schritte sind nach der langen Zeit die vergangen ist, dennoch nicht einfach und ziemlich schwer, aber es ist okay, es muss gemacht werden! Ich setze mich an sein Schreibtisch, vorher nehme ich sein Pullover vom Stuhl, was über diesem hing und rieche ich dran. Ich habe erst die Hoffnung es könnte noch einwenig nach ihm riechen, aber nach all der langen Zeit ist alles verflogen. Es war einer meiner Lieblings Pullover von ihm, ich mochte es immer seine Pullover anzuziehen nach dem er sie getragen hat, ich fühlte mich immer sehr geborgen in Ihnen. Ich sehe seine Kaffeetasse auf dem Tisch, ein Schluck Kaffe ist noch drin, was ziemlich eingetrocknet ist. Mir fällt ein
das seine Lippen zu letzt dran waren und wenn ich meine Lippen an diese Tasse legen würde, wären unsere Lippen irgendwie vereint! Auf dem Schreibtisch ist eine angefangene Tafel Schokolade, die ist schon sehr hell angelaufen und wartet nur darauf weggeschmissenen zu werden. Sein Lieblingstift liegt neben dem Laptop und ein Stück Papier ist mit vielen kleinen Notizen bekritzelt. Ich muss lächeln, Alex musste schon immer sofort alles notieren, damit er nichts vergisst. Zwischen seinen Notizen steht in der Ecke Ben sein Name und irgendwas was ich nicht genau deuten kann, ein Wort was ausländisch klingt oder ohne Sinn. Ich schaue in seine Schubladen, finde einige Unterlagen, Bilder und Kleingeld. Der Karton von dem er noch am Tag seines Unfalls erwähnte, steht auf dem Boden, diesen hebe ich hoch und stell ihn auf sein Schreibtisch. Lauter Aufnahmen, Kassetten, Bilder, Unterlagen, ein Ordner und ein Kästchen befindet sich in ihm. Ich hole das Kästchen raus und möchte es gerade öffnen, als es plötzlich klingelt. Ungeöffnet stell ich das Kästchen wieder in den Karton und laufe zu Tür. Vielleicht ist es Ellen, die es sich anders überlegt hat und doch gekommen ist. Bevor ich aber zur Tür laufen kann, geht sie schon auf und Roman steht überraschend vor mir. Ich laufe sofort zu ihm, falle ihm erleichtert in die Arme und fange an ihn zu küssen. Nach dem Kuss stottere ich „du hier.... aber ich dachte du hast Training... ich dachte du hast keine Zeit" Roman nimmt meine Hände, streift drüber, sagt mir sanft „ich habe dich vermisst, mit jeder Phase meines Herzens, sodass die Sehnsucht durch alle Poren dringt und man aus seiner Haut möchte. Außerdem wollte ich nicht, dass du alleine bist, ich weiß das es dir schwer fällt!" sagt er ganz vorsichtig und ich stelle mich auf meine Fußspitzen um ihn noch einmal zu küssen. Ich drücke meinem Körper an seinen, ich brauche die Sicherheit die ich bei ihm spüre, er legt seine Arme um mich und hält mich fest. „Hast du schon angefangen?" fragt er mich und ich hebe mein Kopf hoch um ihn anzuschauen „ich wollte gerade seine Kiste auspacken" Roman nimmt meine Hand und wir gehen zu Alex seinem Zimmer. Er dreht sein Kopf zu mir „ich kann gerne hier stehen bleiben, dich so unterstützten oder ich kann mit in sein Zimmer und dir helfen. Ich mache nur das was du möchtest und womit du dich wohl fühlst!"Er soll mit reinkommen, er soll bei mir sein wenn ich sortiere, bestimmt geht es schneller und ich bleibe nicht bei jedem Stück in Erinnerungen gefangen. Ich ziehe ihn mit in das Zimmer rein, seine Blicke sind vorsichtig und voller Respekt, wir gehen wieder zum Schreibtisch und er starrt drauf. Mit meinem Finger streife ich über sein Schreibtisch und bleibe an dem Stück Papier mit den Notizen hängen, was auf den Boden fällt, Roman bückt sich um es hochzuheben. Er nimmt das Stück Papier und sagt plötzlich „mein Leben" ich schau ihn fragend an, weil ich nicht verstehe was er genau meint, mit einem Finger zeigt er mir auf Ben sein Namen auf dem Stück Papier, wo auch dieses mir unbekannte Wort steht,„meae, das ist lateinische und bedeutet mein Leben" ich muss lächeln, jetzt verstehe ich das. Alex wollte die ganze Zeit Ben seinen Namen tätowieren lassen und wusste nie genau was. Vielleicht war es das was er wollte oder doch nur eine Überlegung. Ich mach mich wieder an die Kiste wo ich vorhin schon war und hole das Kästchen raus, was ich eben gerade öffnen wollte. Für einen kurzen Moment vergesse ich das Atmen, mein Herz hört auf zu schlagen, mein Lippen sind trocken und die Zeit bleibt stehen. Ich greife rein, hole eine Sache nach der anderen raus, er hat Erinnerungen geschaffen und bewahrt, er hat mich gerade wieder verzaubert, so wie damals bei unserem ersten Treffen. Ich hole ein Bilderrahmen raus, in dem ist dieser eine Zettel, wo er mir seine Nummer aufschrieb und mich bat zu melden. Ich lese mir das geschriebene noch einmal durch
„Der Abend war heute eher ein Desaster für mich, bis ich dich alleine auf dem Hocker sitzen sah und deine Ausstrahlung mich fasziniert hat! Ich wollte dich in deiner Ruhe nicht stören, der kurze Moment wo ich einfach bei dir sitzen durfte, war das schönste an diesem Abend! Auch wenn das alles nach einer blöden anmache klingt, hättest du vielleicht mal in einem anderen ruhigeren Ort, Zeit gemeinsam die Stille zu genießen?Alex"
Ich weiß noch wie ich an diesem Abend, lange überlegte und zögerte, doch dann am Ende, die beste Entscheidung getroffen habe. Ich erkläre Roman was es mit diesem Zettel auf sich hat und das es so mit uns beiden anfing. In dem kleinen Kästchen waren viele solcher Erinnerungen, die Speisekarte von unserem ersten Date, die Eintrittskarten für alle Veranstaltung in denen wir waren, unsere Tickets vom ersten Urlaub, etwas Sand vom Strand, getrockneter Lavendel von unserem Frankreich Urlaub, kleine Zettel die wir uns schrieben, ein Kalenderblatt von Ben seiner Geburt, unsere Eheringe die wir schon längst hatten und ich sie schon lange verdrängt hatte. Mein ganzer Körper ist überströmt von Gänsehaut und ich könnte weinen. „Er hat dich geliebt, er hat dich wirklich sehr geliebt!" flüstert Roman, „ja das hat er und ich ihn! Alex war immer ein ganz besonderer Mann und Vater. Ich vermisse ihn oft und manchmal habe ich das Bedürfnis mit ihm zu sprechen und ich habe tausend Fragen an ihn und dann fällt mir ein, da ist noch jemand anderes mit dem ich reden kann und wenn ich mein Kopf auf seine Brust lege, höre ich sein Herzschlag, er ist lebendig und ich fühle mich dadurch auch lebendig, er lässt mein Herz schneller schlagen! Roman danke das du hier bist und danke das wir uns lieben!" er lächelt mich an und unsere Lippen berühren sich.....
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Hold my hand
FanfictionMan weiß nie wo sich unsere Wege hinführen, nicht wie weit wir gehen können! Man glaubt glücklich zu sein, dass nichts mehr schief gehen kann, aber manchmal ist nichts wie es aussieht! Manchmal verändert sich alles von einer auf die andere Sekunde...